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Anhang.

1. Allgemeine chriftliche Moral.

Was Du nicht willst, daß man Dir thue, das thue auch keinem Andern, wenn es ihm nicht angenehm ist und zum Guten dient.

Was Du willst, das man Dir thue, das thue auch Andern in denselben Verhältnissen, wenn es ihnen angenehm ist und Niemanden schadet.

Mit diesen Worten ist im praktischen Christenthum eine Nichtschnur gegeben. Aber jezt haben wir noch kein praktisches Christenthum, mithin kann jezt am wenigsten für uns eine Regel ohne Ausnahme gelten, jegt wo alles unchristlich geregelt ist.

Wir wünschen z. B. nicht gern, daß wir durch einen Bankerott betrogen werden, aber es ist in den heutigen Verhältnissen oft gegen unsere Macht zu verhindern, nicht durch einen Bankerott oder auf ähnliche Weise an Andern zu Betrügern zu werden. Wir wünschen z. B. daß man uns auf irgend eine Weise unterstüße, uns zur Theilnahme an irgend einer Sache einlade, uns vertheidige u. dgl., aber wir sind nicht fähig Andern dieselben Gefälligkeiten zu erweisen, weil die verschiedenen Verhältnisse es verhindern.

Oft, wenn selbst die gesellschaftlichen Verhältnisse in zwei oder mehreren Fällen ganz die gleichen sind, kann doch das Resultat ein verschiedenes sein, wenn die persönlichen Verhältnisse verschieden waren. Ein und derselbe Vorschlag einem Menschen gemacht, der trauriger, und einem der fröhlicher Gemüthsstimmung ist, bringt oft eine ganz entgegengesetzte Wirkung hervor. Diese Wirkung ist wieder verschieden nach den Erfahrungen die ein Mensch machte. Mißtrauisch und argwöhnisch wird der, welcher oft betrogen wurde, ein Lügner der, welchen die Wahrheit oft in Gefahr brachte. Ferner kommt es sogar auf die Person und auf die Lokalität, ja selbst auf die Redeform an, um ein Wort für Jemanden zum Guten oder

zum Bösen zu lenken. Ein Sultan hatte einen Traum gehabt und ließ einen Traumdeuter kommen. Du wirst alle Deine Verwandte sterben sehen, sagte dieser. Der Sultan ließ ihm 100 Prügel geben und einen andern Traumdeuter kommen. Allah sei gepriesen! Du wirst alle Deine Verwandte überleben, sagte dieser und erhielt 100 Goldstücke. Ein deutscher Minister hatte einem Fürsten ein mißfälliges Wort gesagt. Der Minister erhielt seine Entlassung. Ein Narr sagte darauf dem Fürsten dasselbe. Dies brachte ihn auf einen andern Gedanken, dem Narren geschah nichts Uebels und der Minister erhielt seine Stelle wieder.

Oft halten wir unsern Nebenmenschen in dem Verdacht einer üblen Handlung, den alle Umstände, selbst die geringsten Einzelheiten bestätigen, bis wir erst später einsehen, daß Alles nur Täuschung war und wir uns dann vor uns selbst schämen müssen. In den Akten der Juristen liegen unzählige schauderhafte Geheimnisse der Art begraben, die Niemand ans Licht zu ziehen wagt, um der Jurisprudenz nicht den nöthigen Respekt zu nehmen, alle die Fälle ungerechnet, in welchen die Wahrheit selbst in den Akten nicht an den Tag dringen konnte und durch den Tod verdeckt wurde. Wenn wir einem Freund in der Noth einen Schilling anbieten, so richten wir damit mehr Freude an, als wenn wir ihm leihen, wenn er es von uns verlangt. Wenn wir bei unserer Unterstützung es so einrichten, daß auch Andere erfahren was wir gethan haben, so kann unsere Unterstügung dem Freunde Gift werden, eben so, wenn wir genöthigt sind ihm das Geliehene zurückzufordern. Darum, was der Christ leiht, soll er als verschenkt betrachten und sich übrigens so viel als möglich hüten, von Gleichgesinnten zu leihen, im Gegentheile ihnen den Kummer aus den Augen lesen und Hülfe anbieten. Aber wenn uns der Freund das Geliehene abfordert, wenn er aus seiner Unterstützung kein Geheimniß machte, wenn er uns nicht unterstüßte, ist es darum gewiß, daß dieß Alles aus unedlen Absichten geschah? Können wir uns nicht irren? Müssen wir denn immer in den uns verdeckten Ursachen die übelsten vermuthen? Warum denn nicht lieber im Namen des Freundes Entschuldigungsgründe aufsuchen? Und wenn er nach seinem eigenen Gedächtnisse gefehlt hat, beweist das darum, daß unser Urtheil in allen Fällen richtig sei, in denen die äußern Verhältnisse dieselben sind?

Das menschliche Herz ist ein ungeheures Labyrinth voll an= ziehender und abstoßender Gefühle, die erst unter die Controlle des Verstandes kommen, wenn ihre erste Wirkung vorüber ist und schwer zu controlliren sind, weil sie immer unter einem andern Grad erscheinen und sich in ihren Ursachen und Wirkungen nie vollkommen gleich sind; wenigstens kann Niemand behaupten, daß sie es sind.

Aber demungeachtet müssen wir schon jetzt uns vornehmen. nach Regeln zu handeln, die den Zweck haben die Gesellschaft zum praktischen Christenthum zu leiten. Wir dürfen daher bei allen unsern Urtheilen über die Handlungen Anderer nicht vergessen, daß das Christenthum die Gemeinschaft der Güter, mit einem Worte, die Gemeinschaft der Freiheiten, Freuden und Leiden aller Individuen der Gesellschaft will und daß Alle, welche das nicht wollen, Feinde des Christenthums sind, gegen die alle guten Christen sich verbinden müssen. Man vergesse nicht, daß diese Feinde des wahren Christenthums uns alle möglichen Hindernisse in den Weg legen werden, die wir überwältigen müssen. Man vergesse nicht, daß diese Feinde uns gar nicht die Wahl lassen, sie als Brüder zu lieben, nicht als Brüder, nein, als Herren wollen sie von uns geliebt sein. Das aber ist gegen unser Princip. Werden wir sie als Feinde lieben? Ja! sobald wir sie überwunden haben, werden sie es so gut haben, werden eben so frei sein, als wir. Wir werden sie weder richten noch strafen; jest aber wollen wir nicht vergessen, daß sie unsere Gegner sind. Wenn wir dies gut aufgefaßt haben, werden wir in diesem Sinne folgende Eigenschaften kultiviren.

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Die Mäßigkeit sammt Allem, was in ihren Bereich gehört, als Keuschheit, Sparsamkeit u. dgl. Ein altes Sprichwort sagt: Geiz ist die Wurzel alles Uebels;" man könnte besser sagen: Unmäßigkeit ist die Wurzel alles Uebels, denn Stolz, Neid, Unmäßigkeit, Unkeuschheit haben nicht nothwendigerweise ihren Ursprung vom Geiz genommen, wohingegen die Unmäßigkeit, im weitesten Sinne des Wortes genommen, die Ursache jeder Störung der Harmonie der menschlichen Begierden und Fähigkeiten ist. Solche Störungen zeigen sich entweder in der Thätigkeit der Glieder, angeregt durch den krankhaften Zustand des Gemüths und Denkvermögens, oder blos durch den krankhaften Zustand der Körpertheile. In beiden Fällen beschränkt sich der Zustand entweder blos auf das

Individuum oder geht durch Ansteckung auf Andere über. Das nenne ich Krankheiten und verstehe darunter Alles, was man unter Sünde, Laster, Vergehen und Verbrechen versteht. Gesundheit ist die Harmonie aller Theile des Körpers, des Menschen sowohl als aller Individuen der Gesellschaft. Die Störung dieser Harmonie ist Krankheit: Mäßigkeit ist das Gesez, und die Constitution der Gesellschaft und des Individuums, ist der Barometer dieser Harmonie.

Es ist besser eine schlecht gepflasterte Landstraße, als gar feine; will man aber eine gut gepflasterte haben, so muß das alte Pflaster aufgerissen werden. Eben so ist die heutige gesellschaftliche Organisation vielleicht besser, als die des Mittelalters, aber eine noch bessere thut uns Noth. Eine fürchterliche Unordnung liegt dazwischen. Sollen wir darum vor der Reformation zurückschrecken und die Hände ruhig in den Schooß legen.

Geduld. Troß allen Unfällen, die wir erleben, nicht von der Richtung abweichen, die wir zur Verwirklichung des Christenthums eingeschlagen haben. Kluge Ausdauer sichert endlich Feldherren und Diplomaten den Sieg. Nicht verzagen, wenn wir nur ein kleines Häuschen bilden und die gewünschte Zukunft noch in weiter Ferne scheint, nicht den Muth verlieren, wenn Freund auf Freund unsere Sache wieder verläßt, wenn selbst die wenigen Uebrigen keinen Eifer zeigen, nicht den Muth verlieren, sage ich Dir, halte Du nur aus, so wirst Du sehen, daß in Kurzem die Sachen ganz anders stehen, wenn unsere Sache eine Wahrheit ist. Die größten Geduldsproben haben wir mit unsern eigenen Brüdern zu bestehen. Nehmen wir uns darum vor, so lange wir aufgeregten Gemüths sind, Niemanden zu antworten, Niemanden zu schreiben. Nehmen wir uns vor, jeden Aufgeregten als einen Kranken zu be= trachten, der nicht Herr seiner selbst ist: dann wird uns nichts von ihm beleidigen. Im nächsten Augenblicke wird er dann sein Be tragen im Stillen bereuen und wir uns des unsrigen freuen, selbst wenn wir verächtlich und entehrend von ihm behandelt werden. Sollen wir aber auch dieselbe Geduld gegen Die beweisen, welche uns ihrer Privilegien wegen an der Einführung des wahren Christenthums hindern? Nur so lange als es die Klugheit gebietet.

Treue gegen Freund und Feind, wenn es auf die Erfüllung freiwillig eingegangener Verpflichtungen ankommt. Zu unsern ge

gebenen Worten muß die Welt mehr Zutrauen haben, als zu den Versprechungen der Könige und Pfaffen, so pünklich wollen wir in der Vollziehung desselben sein. Einen Dieb wollen wir nicht meiden und verachten, wohl aber einen Mann, der sein Wort in böser Absicht bricht. Wollen wir aber darum in Allem treu sein? Nicht darin, worin man wider unsern Willen uns gezwungen hat, Treue zu geloben. Haben wir versprochen, so wollen wir Alles aufbieten, unser Wort zu halten, aber nachdem wir überzeugt sind, daß Niemand gut stehen kann für seine zukünftige Denkungsweise und Gemüthsstimmung, wollen wir uns vornehmen, nicht mehr auf Meinungen zu schwören, die durch unzählige, nicht zu bestimmende Verhältnisse verändert werden können.

Aufrichtigkeit unter uns in jedem Verhältnisse. Gegen die Feinde des Christenthums dürfen wir es in vielen Verhältnissen nicht sein, weil sie uns sonst in die Gefängnisse werfen, oder Geld= strafen auferlegen. Wenn es dient, um uns zu behüten vor Schaden, wollen wir davon eine Ausnahme machen, nie aber um Andern zu schaden.

Bescheidenheit. Diese Blume scheint in der Ferne, für die Erreichung unseres Zweckes so unwichtig und ist doch, bei Lichte betrachtet, von der größten Wichtigkeit. Das größte Hinderniß eines Unternehmens ist die Uneinigkeit seiner Mitglieder, und diese wird immer durch Neid und Ehrgeiz einflußreicher Männer herbeigeführt. Je weniger nun Jemand auf seine Vorzüge Werth legt, je mehr er sich den Andern unterordnet, desto mehr Anerkennung wird er finden, und wenn alle Uebrigen so handeln, desto mehr Einigkeit wird stattfinden. In diesem Sinne muß die Bescheidenheit praktizirt werden, hier sichert sie den Vortheil der Einheit des Ganzen, wo sie unser Recht gefährdet, brauchen wir sie nicht.

Wohlwollen wollen wir Jedem erzeigen, dem gegenüber wir dazu die Macht haben. Der Bedrücker kann seinem Bedrücker kein Wohlwollen erweisen. Dieser würde es wenigstens nicht dafür nehmen, sondern es gehorsam, willig, treu, ergeben, und dgl. nennen; diese Tugendspecies wollen wir in diesem Sinne aber nicht ermuthigen.

Barmherzigkeit gegen jeden Unglücklichen, ohne Unterschied. Das ist schön und christlich, aber nicht mehr für den

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