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dieß genügt, um jede Prüfung der darin enthaltenen Wahrheit oder Irrthümer zu rechtfertigen, denn die Menschen irren, und wenn Einige, wie Sokrates, Konfuzius, Christus und Andere Wahrheiten lehrten, die Jahrtausende hindurch Wahrheiten blieben, so beweiset das nicht, daß diese Wahrheiten nicht noch der Vervollkommnung fähig wären.

Die Geschichte liefert uns eine Menge merkwürdiger Beispiele, über die verschiedene Auslegung der im neuen Testament enthaltenen Grundzüge des Christenthums. Oft erhoben sich darüber Streitigkeiten und blutige Kriege, deren Ausgang über Sein oder Nichtsein ganzer Völker entschied. Millionen Menschen würgten sich im blinden Fanatismus ab, ohne zu wissen warum. Jedes der verflossenen 18 Jahrhunderte hatte seine religiösen Schlachtopfer, seine blutdürstigen fanatischen Tyrannen aufzuweisen. Immer wurde über den Sinn der Christuslehre gestritten, und noch heute wird sie nicht begriffen, noch heute theilen sich die Bekenner dieser Lehre in mehr als 100 im Glauben von einander verschiedene Sekten, und jeder einzelne Bekenner der verschiedenen Sekten hat in Bezug auf die Praxis seines Glaubens wieder eine besondere Ansicht, je nach seiner Bildung und seinen Interesseu.

Es giebt heute Apostel, die ihrer Sekte gleichsam sagen: da habt ihr die Bibel, leset darin und glaubet Alles, nach dem Buchstaben. Mit diesem Vorsatz wollen wir sie nicht in die Hand nehmen, sondern wir wollen prüfen, was darin steht, und mit Allem, was diese Prüfung besteht, unser Wissen bereichern; alles Uebrige, dessen Aechtheit wir weder beweisen, noch bestreiten können, worüber wir also nichts Bestimmtes wissen, wollen wir glauben.

Nun glaube ich, daß in den vier Evangelien nichts absichtlich von der Wahrheit entstellt ist; dieß leuchtet wenigstens aus der Freimüthigkeit hervor, mit welcher die Apostel einzelne Schwächen ihres Meisters, so wie ihre eigenen sehen ließen, und sich nicht bemühten, sie der Nachwelt zu verdecken.

Diese Männer waren sonach über die Vorurtheile ihrer und zum Theil auch unserer Zeit in dieser Beziehung erhaben, und nur Rousseau kann ihnen in neuerer Zeit darin zur Seite ge

stellt werden. Rousseau, der in seiner „Beichte“ uns bekennt, daß er einst ein silberdurchwirktes Band gestohlen, und als man es in seinem Koffer gefunden, vor der Herrschaft der Magd ins Gesicht behauptet habe, sie habe es ihm gegeben.

Meine Aufgabe ist nun nicht die, die Irrthümer und Widersprüche der Geschichtschreiber aufzusuchen und ans Licht zu ziehen, deren es, wie Strauß bewiesen hat, nicht wenig giebt, was auch bei einem Werk, wie die Bibel, das von mehreren Schriftstellern zusammengetragen, was zu ganz von den unsern verschiedenen Zeiten geschrieben wurde und so manchen Verfolgungen und manchem Zufall ausgesetzt war, nicht zu verwundern ist, sondern ich will alles darin enthaltene Wesentliche, Bestimmte und Mögliche worauf sich unser Christenthum stüßt, für wahr annehmen, und daraus das Prinzip des Christenthums, sowie die von den Stiftern desselben angewandten und vorgeschlagenen Mittel, die Verwirklichung dieses Prinzips zu erreichen und anschaulich zu machen, zu erklären mich bemühen.

Hierbei kann ich mich natürlich nur an die Lehre, an die Worte Christi selbst halten, so wie sie die Evangelisten niedergeschrieben haben, nicht an die seiner Nachfolger, welche, wie die Erfahrung lehrt, nur Verwirrung in diese Lehre gebracht haben. Nicht einmal die den Evangelien nachfolgenden Epistel und Sendschreiben habe ich, die darin enthaltenen Thatsachen ausgenommen, um die Lehre zu erklären, in Betracht gezogen; denn wenn diese etwas lehrten, so mußte es doch nothwendiger Weise mit den Worten und Handlungen ihres großen Meisters übereinstimmen, wo nicht, so war es ein Widerspruch. Ich habe mich also in Betreff der Apostelgeschichte in der Epistel nur an einige Thatsachen gehalten, die darin erwähnt werden.

Es ist wahr, ich habe lange nicht mehr der Andacht wegen. die Kirche besucht, habe lange nicht mehr gebetet, und werde wohl auch so bald nicht wieder beten, es sei denn, daß ich die Verwirklichung der christlichen Liebe, das Herannahen des Reichs Christi noch sähe. Verkenne deßhalb der Leser meine Absicht nicht: alles, was ich hierin erklärend sage, hat den Zweck, das Grund

prinzip Christi, die Lehre der Nächsten und der Feindesliebe, in Allem recht deutlich und Allen recht empfänglich zu machen, denen es noch nicht deutlich ist, die noch nicht empfänglich dafür sind. Ich bin ein enthusiastischer Anhänger dieser Lehre, wenn ich es auch in der Befolgung derselben noch nicht weit habe bringen können. Wer also in mißverstandenem religiösen Eifer der Erklärung dieses Evangeliums wegen in mir einen Feind sieht, der vergesse nicht, daß er als Christ eben darum verpflichtet sei, mich zu lieben. Daß dies übrigens in den jezigen Verhältnissen keine leichte Aufgabe ist, werde ich an mir selber gewahr.

Der Zimmermann und seine Brüder.

Merkwürdiger und fast unbegreiflicher Weise wird von den schönsten 18 Lebensjahren Jesu, von den seit seinem 12. bis zu seinem 30. verlebten, in den Evangelien gar nichts Näheres, keine einzige Handlung, kein Charakterzug, kurz gar weiter nichts erwähnt, als daß er mit seinem 30. Jahre ein Zimmer

mann war.

Er hatte also sehr wahrscheinlicher Weise das Zimmerhandwerk bei seinem Vater Joseph erlernt, und in demselben bis zu seinem 30. Jahre stille und unbemerkt gearbeitet. Erst zu dieser Zeit machte er sich seit seinem ersten Auftreten im Tempel wieder in der Oeffentlichkeit bemerkbar. Wir finden darüber Markus Kapitel 6, Verse 2 und 3 folgendes:

V. 2. Und als der Sabath kam, hob er an zu lehren in ihrer Schule,

und Viele, die es hörten, verwunderten sich seiner Lehre und sprachen: Woher kommt denn solches? Und weß Weisheit ist es, die ihm gegeben ist, und solche Thaten, die durch seine Hände geschehen?

V. 3. Ist er nicht der Zimmermann, Mariä Sohn, und der Bruder Jakobi und Joses und Judä und Simonis? Sind nicht auch seine Schwestern allhier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm.

Er war also ein Zimmermann, als er sein Lehramt antrat,

und zwar nicht das einzige Kind der Maria, denn diese hatte nach ihm noch 4 Söhne und 3 Töchter gehabt.

Joseph wußte bei seiner Verlobung mit der Maria von ihrer Schwangerschaft noch nichts; als er dieselbe entdeckte, gedachte er seine Verlobte heimlich zu verlassen. Math. 1, V. 19.

Er änderte jedoch seinen Vorsatz, beschloß aber, ihr vor der Geburt ihres ersten Sohnes nicht beizuwohnen. Math. 1, V. 25.

Ob dieß dem Evangelisten von Joseph oder von der Maria mitgetheilt wurde, wird nicht bemerkt; jedenfalls konnten es nur diese beiden veröffentlichen.

Obwohl nun unbestreitbar klar und deutlich in diesen Stellen gesagt wird, daß Maria ́ nicht dieß einzige Kind gehabt habe, sondern deren von Joseph noch mehrere gehabt hat, so lesen doch unter dem heutigen System des blinden Glaubens die meisten Christen über diese handgreiflich deutlichen Stellen hin, ohne zu wissen, was sie lesen. Ich kannte welche, die, obgleich fleißige Bibelleser, dennoch hitzig bestritten, daß in der Bibel stehe, Jesus habe Brüder gehabt, bis sie überwiesen wurden.

Eben so unerhört kommt es Vielen vor, daß Jesus ein Zimmermann gewesen sein soll, und einige Schriftsteller behaupten sogar, er habe in Griechenland studirt. Wir unsrerseits hingegen haben gar keinen Grund zu bezweifeln, daß er ein Zimmermann. gewesen sei. Von einem armen Zimmermann erzogen, hatte er also auch wahrscheinlich dessen Handwerk gelernt, wie aus obigen Stellen hervorgeht.

Dasselbe, oder doch wenigstens ein Beweis, daß er nach dem Wissen seiner Landsleute nicht studirt hatte, geht auch aus folgender Stelle hervor:

Joh. 7. V. 15.

Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernt hat? V. 16. Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern deß, der mich gesandt hat.

Er war nämlich nicht der erste und alleinige Verkünder und Verbreiter dieser Lehre, sondern dieselbe ging von einem weit ver

zweigten Männerbunde aus. In dieser geheimen Schule hatte Jesus diese Lehre studirt und dieselbe verbreitet, wie alle übrigen Mitglieder; aber Zimmermann war er deßwegen doch. Ich werde dies näher erklären in folgendem Kapitel.

Unglauben und Zweifel.

Der Glaube macht selig und das Wissen befriedigt. Wähle nun davon ein Jeder den Theil, der seinen geistigen Kräften und den Verhältnissen seines Lebens am wohlthätigsten zusagt.

Der Glaube, wenn er sich auf eine Wahrheit stüßt, die freilich nicht immer der Lernende, sondern vielmehr der Lehrende erkennen kann, erleichtert jenem das Wissen; stüßt indeß der Lehrende ihn absichtlich auf einen Irrthum oder eine Lüge, so befördert er die Unwissenheit.

Von dieser Seite muß der Begriff des Glaubens, der in den Evangelien so oft anempfohlen wird, aufgefaßt werden. Ze schwieriger der Begriff einer Lehre, einer Wissenschaft für die Lernenden ist, um so mehr ist der Glaube an die Wichtigkeit, Nüglichkeit und Nothwendigkeit derselben nöthig; wo aber das Wissen mit seiner allgewaltigen Kraft das Dunkel des Glaubens durchbricht, ist jede Bemühung, es in den Sphären desselben niederhalten zu wollen, ein Beweis, daß der Lehrende diesen Glauben nicht als Mittel anwandte, um die Lernenden leichter zur Entdeckung der Wahrheit zu führen, sondern als Mittel, sie zu versteckten Zwecken in 3rrthum und Unwissenheit zu erhalten. Pithagor theilte seine Schüler je nach ihren Fortschritten in mehrere Grade, in welchen sie in immer größere Geheimnisse eingeweiht wurden. Diesen war doch in den untersten Graden, wo sie mit den tiefsten Geheimnissen der Lehre noch unbekannt waren, der Glaube unentbehrlich, ebenso dem unwissenden Volke, das Jesus belehrte.

Die Stellung eines Mannes, der seinem Zeitalter eine andere kühne Richtung geben will, ist immer sehr schwierig. Je höher seine Ideen gehen, um so mehr Vorsicht muß er gebrauchen, nicht

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