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Einleitung.

Arme Sünder und Sünderinnen! dieß Evangelium ist für euch; machet daraus ein Evangelium der Freiheit. Ihr alle, deren Glaube wankt und deren Wissen noch auf keiner festen Basis ruht, deren Hoffnungsanker auf dem Meer des Zweifels den Grund verliert, kommt und schöpft daraus neuen Muth und neue Hoffnung.

Wenn auch die Deutungen und Auslegungen der Pfaffen und Vorrechtler jeden Funken Liebe für das kirchliche Evangelium in eurer Brust ausgelöscht haben, so weiset doch dieses nicht verächtlich zurück; es ist von keinem Heiligen, keinem Pfaffen, feinem Frommen oder Tugendhaften, sondern von einem Sünder.

Wenn ihr in euren Zweifeln der Rechtfertigung, und in den Stürmen eurer Leidenschaften des Trostes und der Hoffnung bedürft, wenn ihr euch nach einem besseren Leben sehnt, und der Herr Pfarrer euch dazu keine befriedigenden Rathschläge giebt, wenn euch derselbe bei den Leiden, die euch zu Boden drücken, auf Demuth und Entsagung verweist, und die Befriedigung eurer Bedürfnisse und Begierden auf den Himmel vertröstet, so haltet ihm dieß Evangelium vor.

Wenn euch armen Sündern bei den Tempelreinigungsversuchen einige Münzen der umgeworfenen Wechslertische an den

Fingern hängen bleiben und sie euch deßwegen vor ihre Gerichtshöfe zur Rechenschaft ziehen, so haltet ihnen dieß Evangelium vor.

Wenn man, ohne Rücksicht auf eure von der Arbeit ge= härteten Hände zu nehmen, euch euer Glas Wein oder Branntwein mit bitteren Vorwürfen vergällt, so schlaget dieß Evangelium auf; ihr werdet darin einen finden, der die Freuden der Tafel auch nicht verschmähte, einen Freund der Zöllner und der Sünder, vor welchem wohl die Moral eurer Gegner verschrumpfen wird.

Mit verschwenderischen Händen hast du deine köstliche Salbe verschüttet, büßende Magdalena! Sünderin mit den schmachtenden Augen! Du ließest die frevelnden Hände des kleinen Liebesgottes in den Schönheitsknospen deines Frühlings wühlen und seztest ihm nur schwachen Widerstand entgegen. Du schwächtest die Leidenschaften, indem du ihnen Sieg auf Sieg gewährtest; Königin der Leidenschaften, du hast sie jetzt besiegt.

Laß andere immerhin sich mit dem Mantel der Scheinheiligkeit decken, und sich mit Frömmigkeit, Unschuld und Keuschheit brüsten, sie haben noch die Proben zu bestehen, in welchen du die Fähigkeit der Tugend gerettet hast, ohne die der Leidenschaft zu verlieren. Du hast viel arme Sünder gemacht, Magdalena! Wenn dich das Vorurtheil drob verachtet, so schlage ihnen dieß Evangelium auf und sprich: Wir haben viel geliebt, uns wird auch viel verziehen werden.

Kommet alle her, die ihr arbeitet, die ihr mühselig beladen, arm, verachtet, verspottet und unterdrückt seid; wenn ihr Freiheit und erechtigkeit für alle Menschen wollt, dann wird dies Evangelium euren Muth von Neuem stählen und eure Hoffnung frische Blüthen treiben.

Dann wird es die bleichen Wangen der Sorge wieder

färben und in das Auge des Kummers einen schönen Strahl der Hoffnung werfen.

Der Vorurtheile finstere Nebel wird es dann zerstreuen, und einen zündenden Strahl der Liebe in die verschlossenen Herzen werfen.

Die entmuthigten schwachen Herzen wird es stärken, und in das Hirn des Zweiflers die Macht der Ueberzeugung gießen.

Auf die Stirn des Verbrechers wird es den Kuß der Verzeihung drücken, und die finstern Mauern ihrer Kerker mit einem Schein der Hoffnung lichten.

Den Mammonszauber wird es dann vernichten, und dem Heer der Armen und der Sünder das Reich der Freiheit laut

verkünden.

Der Glauben wird es aus seinem Frrthum reißen, die Bahn der Hoffnung lichten, und der Liebe und der Freiheit Gluth in aller Sünder Herzen schütten. So geschehe es!

Glauben und Wissen.

So lange wir Kinder sind, glauben, denken und handeln wir wie die Kinder; erst wenn mit der Erfahrung unsere Ueberzeugung reift, wissen, denken und handeln wir wie Männer.

Ein Kind, das von seinen Lehrern lernen will, muß ihren Worten Glauben schenken, bis es durch wiederholtes Nachdenken und eigene Ueberzeugung und Erfahrung in den Stand gesezt wird, dieselben der Prüfung zu unterwerfen; thut es dieß nicht, so wird es eine zweite oft sehr verspätete Lehrzeit machen müssen, und dadurch eine schöne Zeit für dasselbe unbenüßt verloren gehen. Haben indessen die Schüler Lehrer, die selbst in den Grundsäßen, die sie lehren oder lehren müssen, der Wahrheit nicht sicher sind, die also selber nur glauben, nicht aber wissen, was sie lehren, so geht in diesem Falle durch den Unglauben der Schüler für lettere und für die wissenschaftliche Bildung derselben nicht mehr verloren, als durch ihren Glauben.

So lange unser Verstand noch nicht reif genug ist, eine Wahrheit zu erfassen, müssen wir, wenn dies zur Erfassung derselben nöthig ist, uns Anfangs mit dem Glauben an dieselbe beschränken; sobald aber durch wiederholte Belehrung unsere Erfahrung und Ueberzeugung gereift sind, verwandelt sich unser Glaube in Wissen.

Jede Wahrheit ist nämlich nicht so leicht faßlich, daß uns die Prüfung derselben gleich nach der ersten Erklärung möglich wäre. Oft, nachdem wir uns Jahre lang beslissen haben, dieselbe kennen zu lernen, sind wir erst nicht einmal im Stande, ein gründliches Urtheil darüber zu fällen. Nur mit Geduld und Ausdauer gelangt man zu der Möglichkeit, der Lösung schwieriger

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