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Prüfung zu legen und je nach dem helleren oder dunkleren Aufleuchten gött lichen Gehaltes den Werth ihrer Bücher zu bestimmen.

Wenn nun aber aus diesen Ursachen in weiten Kreisen eine Entfrem dung von der Schrift eingetreten ist, was können wir thun, ihr die gebührende Stellung und Autorität wieder zu verschaffen?

Meines Erachtens liegt uns ob, das Volk zum Verständnisse und zur Liebe der Schrift zu erziehen. Alle Volksbildung aber beginnt mit der Jugend; unser Streben muß darum meines Erachtens vorzüglich auf Einführung der Jugend in die Schrift, auf Erziehung derselben zu einem frommen und freien Verständnisse und Gebrauche der Schrift gerichtet sein. Zwar sagt man, die Jugend könne nur spät die heilige Schrift verstehen, und wenn wir sie zu frühe zu ihr führen, so würde nur die Lust und Liebe für spätern Gebrauch geschwächt. Aber die Schrift ist so reich, in ihrer Sprache so tiefsinnig und wieder so kindlich, in ihrer Geschichte so lebensvoll und anschaulich, daß der entwickeltste Geist sie nicht ausschöpft und das kindliche Gemüth die schönste Anregung und Nahrung empfängt; zur Liebe und Verehrung der Schrift frühe gemeckt, und in dem Stufengange der heiligen Schrift richtig geleitet, wird die Jugend mit reiseren Jahren nur zu innigerer Liebe, zu tieferer Verehrung der Schrift gelangen. Aber diese Anleitung muß eine richtige sein; es kann die Schrift der Jugend zu einem gleichgültigen todten Wortgetöne herabgewürdigt wer den; darum muß bei diesem Geschäfte das Gesetz beachtet werden, welches bei aller Erziehung in erster Linie steht, die Wahrheit, d. h. einmal, es muß aus dem Munde und Herzen des Lehrenden der Jugend selbst Liebe und Verehrung der Schrift entgegenleuchten, sie muß an ihm merken, daß ihm die Schrift „das Buch der Bücher“ ist, sodann muß die Jugend über die Schrift volle Wahrheit erhalten.

Ich meine dieß leztere zunächst in Bezug auf die ganze Art, wie die Schrift entstand, auf das, was die Wissenschaft über Zeit und Art ihrer Abfassung und Entstehung festgestellt hat, und es ist in dieser Hinsicht Vieles mit Sicherheit aufgeschloffen. Nur Wahrheit hierüber kann den Zweifeln begegnen, die früher oder später dabei dem Kinde doch entstehen würden; unsere Zeit ist so, daß die Ergebnisse der Wissenschaft sofort Gemeingut werden; es giebt keine Grenzsperre der Wahrheit mehr.

Ich meine es aber auch in Bezug auf die Form, in welcher die Gechichte und Lehre in der Schrift so oft gekleidet ist die Sage; es ist fdas Zaubergewand des Wunders, in welches die religiöse Sage der Vorzeit so tiefsinnige Gedanken gekleidet, mit welchen sie einzelne Thatsachen und Persönlichkeiten der Schrift liebend und verherrlichend umkleidet hat. Hier müssen wir meines Erachtens der Jugend Wahrheit geben. Diese Aufgabe ist nicht leicht; Manche glauben, es sei rathsamer, die Sagen und

mdergeschichten der Bibel aus dem religiösen Jugendunterrichte ganz wegaffen (f. Reformblätter der bernischen Kirche p. 209); allein einmal ist Zusammenhang mit der Bibel unlöslich, sodann würden fie der Jugend anderem Wege begegnen; daher empfehlen Andere, dem Kinde die Wunderchichte zwar zu geben, fie aber unberührt liegen zu lassen und mit um so ößerer Wärme die sittlich-religiöse Wahrheit derselben zu erschließen; aber unberührt liegen Gebliebene würde früher oder später dem Kinde dennoch aufdrängen und dann dem reifenden Bewußtsein die nöthige Vermittlung ingeln. Darum erachte ich nach der ganzen Lage der Zeit es für geboten, Jugend auch hierin Wahrheit zu geben. Ich kenne die Bedeutung des hunderbaren für das kindliche Gemüth; es liegt eine erbauliche Kraft darin, bringt ihm das Unendliche in ansprechendem Bilde; ja eine innere Sehncht, eine geheime Ahnung verbindet das Kind mit solchen Erzählungen; nd nicht vorzeitig soll dieß Wesen des Kindes gestört werden durch Moalisiren und kalte Verständigkeit; aber ebenso bestimmt scheint mir geboten, aß in dem reiferen Kindesalter, insbesondere in dem abschließenden Conrmationsunterrichte das Kind zum vollen Verständnisse dieser Erzählungen eleitet werde; da muß es das Wesen der Sage und deren Verhältniß zu en wirklichen Thatsachen erkennen und in solchen Erzählungen heilige und nhaltsvolle Denkmäler des Volksglaubens, des religiösen Volksgemüths vertehen und lieben lernen. So nur wird dem Lehrer, der auf dem Boden er heutigen Weltanschauung steht, die volle Freudigkeit des Unterrichts ge= ichert, so nur die' Bibel der heranwachsenden Jugend in ihrer ganzen Fülle und Schönheit erschlossen und der Bibel selbst gerettet, was ihr allerwege gebührt. Denn nicht dem „Buchstaben der Bibel“, wie der Referent in These 10 so schön sagt, sondern „dem Geiste derselben gebührt Autorität.“

Ueberhaupt wird unser Religionsunterricht besser berathen sein, wenn statt des übermäßigen Memorirstoffes an Liedern und Katechismussäßen das Kind mehr und mehr mit der Schrift vertraut wird. Das Evangelium von Christo ist etwas geschichtlich Gewordenes; auf demselben Wege wird seine Hoheit dem Kinde sich am sichersten erschließen: nirgends sonst bieten sich dem kindlichen Verstande so erhabene Wahrheiten, nirgends sonst seinem Gemüthe so liebliche Bilder göttlicher Führung, nirgends sonst so anschauliche Gestalten ewigen oder Gott entfremdeten Lebens. Für eine solche allseitigere Einführung der Jugend in die Schrift aber scheint mir unerläßlich, der Jugend nicht die ganze Bibel in die Hand zu geben; es können, um von anderem zu schweigen, z. B. die Propheten, die in erfahrener Hand eine so fruchtbare Quelle religiöser Erziehung bilden, ohne Anstoß zu erregen, mit Kindern in der unverhüllten Sprache der Bibel nicht gelesen werden, es ist darum dem Kinde ein biblisches Lesebuch in die Hand zu geben, welches mit Tact und religiösem Sinne gearbeitet, das Wesentliche der Schrift

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enthüllend, dem Kinde durch steten Gebrauch bekannt, lieb und theuer wir und ihm so die Bibel nahe bringt, bis es reif genug ist, ihre ganze, unver hüllte Sprache zu hören.

Erziehen wir aber so die Jugend zu einem frommen und freien Gebrauc der heiligen Schrift, so wird diese im Leben des Volkes neu aufersteher und wieder das heilige Gottes- und Volksbuch werden, zu dem es heute und immerdar berufen ist, jenes Buch, wovon auch ein Göthe so schön geredet hat denn nicht etwa nur ein Volksbuch hat er sie genannt, sondern „das Buá der Völker, weil sie die Geschichte Eines Volkes zum Symbol aller übrigen aufstellt; und je höher die Jahrhunderte an Bildung steigen, desto mehr wird die Bibel als Fundament wie als Werkzeug der Erziehung, freilich nicht von naseweisen, sondern von währhaft weisen Menschen genügt werden.“ Aber derselbe Göthe, der erklärt, daß über die sittliche Größe der Schrift und des Christenthums keine Cultur je hinauskomme, hat auch gesagt: wenn man de gegen von mir verlangt, daß ich mich vor dem Daumenknochen Petri bücken soll, so bedanke ich mich. Erziehen wir unsere Jugend zu einem frommen und freien Gebrauche der Bibel, zur Verehrung derselben nicht nach dem Buchstaben, sondern nach dem Geiste.

Dr. med. Horn: Ich bitte zu den Thesen zurück zu gehen, um von einem andern Gesichtspunkte aus die achte These zu betrachten. Die selbe lautet: Als Rückschlag gegen diese Einseitigkeit machte sich sodann eine Denkungsweise geltend, die, indem sie lediglich die menschliche Seite am Wesen der Religion und des Christenthums anerkannte, mehr und mehr da zu fortging, den Begriff der göttlichen Offenbarung, und mit ihr auch die Autorität der heiligen Schrift völlig aufzuheben. Diese Stelle führte mich in der Erinnerung zurück in das Jahr 1852, wo hier der evangelische Kirchentag gehalten wurde, und Männer, wie Stahl, Hengstenberg und Andere, in der der Mehrheit bekannten Weise die Versammlung leiteten. Damals schon hatte ich Gelegenheit mit meinem verehrten Lehrer Herrn Pastor Nieter die Stellung der evangelischen Kirche der Gegenwart zu besprechen. Und da warf er so hin: Wenn ich nun einmal so ruhig urd einfach meine Ansichten dort vortrüge? Dachte dabei an die damals allerdings noch sonderbar er scheinende Möglichkeit, daß sich die verschiedensten Richtungen in einer Ge meinschaft offen gegen einander aussprechen. Die Zeit war damals nicht dazu angethan. Mir, bei meiner größeren Jugendlichkeit, machte es den Eindruck, als wäre es weniger muthig, daß mein verehrter Lehrer das nicht that, was er als Möglichkeit aussprach. Im Laufe der Zeit aber mußte ich mich vom Gegentheil überzeugen. Es war derselbe verehrte Lehrer, der mir einen Leitstern zeigte solcher Art. Er sagte von sich selber: Wenn ich in einem fremden Orte keinen Prediger meiner Richtung fände, so würde ich doch die Kirche besuchen. Da führte mich 1854 das Schicksal nach

delberg. Dort hörte ich Einen, der jezt unter uns weilt, damals von ganz peren Principien aus predigen, aber ich sah, daß die Einigkeit in dem i ihm damals schon gegen den Ultramontanismus geführten Kampfe stärker r, als das trennende Dogmatische. Später habe ich die Einzelheiten des griffes auf unsern verehrten Vereinspräsidenten in den Jahren 1855 und 56 in München, zum Glück für ihn besser als er selber, kennen gelernt. habe ich in den Jahren 1858 bis 1860 die Diaspora von Osterreich zum Elsaß kennen zu lernen Gelegenheit gehabt. Ueberall fand ich die ahrheit des Sazes, daß die Differenzen in der evangelischen Kirche nicht bedeutend find, daß sie gegen die Feinde als äußerste Rechte und äußerste ke in Betracht kommen könnten. Es sollen im Verein die verschiedensten htungen vertreten sein. Da halte ich es für meine Pflicht, diejenige chtung zu vertreten, welche hier als die menschliche bezeichnet wird. Ich be meine Gründe, um gerade nach dieser Richtung hin meine Meinung Verein zum Ausdruck zu bringen, natürlich eine Meinung, für die ich ein verantwortlich bin. Damit nicht ein Vortrag daraus werde, habe ich eine Ansicht schriftlich in zwei Thesenreihen niedergelegt. Ich will darüber ht weiter sprechen, auch keine Discussion darüber hervorrufen.

Redner verliest hierauf seine beiden Thesenreihen, welche die naturhistorische twicklung des Begriffs Offenbarung geben.

Kirchen-Rath Schenkel: Jch trage beinahe Bedenken Ihre Geduld ch länger auf die Probe zu stellen. Wenn die Frage, welche uns heute rliegt, nicht von so unendlicher Tragweite wäre, so würde ich sagen: ich weige; aber ich glaube allerdings, wir dürfen aus einer sehr begreiflichen enschlichen Bequemlichkeit nicht davor zurückweichen, diese Frage mit mög hster Gründlichkeit hier zu discutiren, damit unsre Gegner nicht sagen nnen: sie sind mit dem Fledermisch hinweggegangen über eine der größten cht nur theologischen, sondern kirchlichen Fragen der Gegenwart. Ich habe ich, abgesehen von der Stimme unseres geehrten Referenten, ganz beson= ers der Stimmen gefreut, welche aus voller Brust, von dem Herzen weg eredet haben. Ich will Ihnen sagen warum. Heute hat der mächtige rediger dieses Tages uns Theologen - er ist selber einer — einen Spiegel orgehalten, der nicht besonders schmeichelhaft war. Er hat unter anderm won geredet, daß die Wahrhaftigkeit nicht immer die Leidenschaft der Theo-= gen gewesen sei.

Geehrte Versammlung, leider, leider hat er wahr geredet. Ich wüßte einen Punkt in der Theologie, in welchem die Theologen zurückhaltender egenüber der Gemeinde seit Jahrhunderten gewesen sind, als gerade die eilige Schrift und ihre Autorität. Auch viele berühmte Rationalisten, Nänner der glänzenden Aufklärungsperiode, haben der Gemeinde nicht offen esagt, wie es nach ihrer Ueberzeugung mit der Bibel stehe.

Zweierlei, scheint mir, muß in dieser großen Frage auseinandergehalte werden: 1) was die Bibel in Beziehung auf ihre Autorität uns nicht meh sein kann; ich glaube darüber hat die Wissenschaft gesprochen, die Ge meinde weiß es aber noch nicht 2) was die Bibel ihrer Autorität nad sein soll und bleiben muß, besonders für die protestantische Kirche.

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Die protestantischen Theologen haben im siebzehnten Jahrhundert die Bibe zu einem heiligen literarischen Petrefacten gemacht. Daß sie das nicht meh für uns sein kann, versteht sich von selbst. Aber seien wir billig. Wir mögen uns immerhin sehr gescheute Männer dünken, die Theologen be fiebzehnten Jahrhunderts waren aber sicher auch nicht weniger gescheut. Warum find sie auf die heute beinahe widersinnig erscheinende Idee gekommen, die Bibel als absolute göttliche Autorität hinzustellen? Ich will Ihnen meine Ansicht darüber mittheilen, die nicht von gestern her ist. Die protestantische Theologie ist im Princip in ihrer orthodor-kirchlichen Färbung wieder mehr katholisch als protestantisch geworden. Das laffen Sie sich von mir, einem bereits älteren Manne, auf Grund einer dreißigjährigen Erfahrung und vielen Nachdenkens sagen. Die katholische Kirche braucht einen Papst, fie bedeutet nichts ohne den Papst, sie braucht sogar einen weltlichen Papst. Die im Princip wieder katholisch Gewordenen unter den Protestanten brauchten aud einen Papft; den in Rom konnten sie nicht haben, den hatten die Ander schon. Da machten sie sich einen papiernen Papst; die Bibel ist der papierne Papst der katholisirenden protestantischen Theologie: das ist das Räthselwort Wir aber können weder einen papierenen noch einen consistorialen, wir können auch keinen summus episcopus als Papst brauchen, so lange wir Prote ftanten find.

Jezt noch ein Wort über die zweite Frage. -Daß die Bibel für uns nid mehr eine päpstliche d. h. eine infallible Autorität hat, das steht uns fest Es ist jedoch immer viel leichter zu sagen, was sie nicht sein soll, als zu sagen, was sie sein soll, und wenn ich es versuche, eine kurze und runde Antwort darau zu geben in der mir zugemessenen kurzen Zeit, dann fühle ich die Schwierigkeit einer solchen Wagniß sehr wohl. Vor allem kann die Bibel keine äußere Auto rität üben und beanspruchen, sofern sie ein menschlich gewordenes, geschichtlic entstandenes Schriftwerk ist. Darin stimme ich mit dem Herrn Präsidenten überein: sie ist literarisch genommen ein Buch, wie alle Bücher, und verfällt der literarischen Kritik; eine Autorität kann sie nur sein durch ihren Geist, so weit sie wirkt als die Wahrheit, und da will ich offen sagen, anknüpfend an ein Wor aus dem Munde des Herrn Präsidenten auf dem zweiten Protestantentag zu Neustadt, welches vielfach verdreht und verdächtigt worden ist, daß e nur eine absolute Autorität geben kann, den lebendigen Gott; denn ein menschlich gewordene Autorität kann niemals eine absolute sein. Nur ein innere Autorität, eine Autorität vermöge der wunderbaren Kraft ihrer ideale

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