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so besonders angemessenen Weise geleitet hat, in einer Art, von der wünschen müssen, daß sie Nachahmung finde, auch in anderen Versam lungen, insofern als unter dieser Leitung in der Arbeit unsers Vereins web nach unserm Gewissen erkannt werden kann ein Stück christlicher Arbeit Diese Versammlung hat Einheit im Geist neben Freiheit in der Form gezeig Wir gehen auseinader mit dem Bewußtsein, daß keine unserer Thesen As spruch darauf macht, ein Bekenntniß zu sein oder ein Symbol, wohl aber e Zeugniß der Gemeinschaft und des Geistes, der uns verbindet. Ich meine wir haben bisher nur eine These gefunden, an deren Bewährung Nieman von uns zweifelt, welche auch der Ausdruck einer Einheit geworden ist, diese eine These heißt: Bluntschli! sprechen wir ihm unsern Dank aus! (Bravo. Die Versammlung erhebt sich einmüthig von ihren Sigen.

Präsident Geh.-Rath Dr. Bluntschli: Obwohl gerührt über dieser Dank, fühle ich doch, daß er nur halb verdient ist. Deßwegen kann ich nid: mit demselben freudigen Herzen einstimmen, mit welchem sie Ihrerseits durc den Mund unseres geehrten Herrn Vicepräsidenten ihn mir dargebracht haber

Ich möchte aber, bevor wir auseinandergehen, theils noch an eine Pflicht erinnern, theils an die Aussichten der nächsten Zukunft und auf die Wei noch ein ernstes Wort an Sie richten. Zuerst die Pflicht. Wir sind in dieser edeln und freien Stadt aufgenommen worden als Freunde, als of wir hier unsere Heimath hätten. Wiederholt ist es von Vielen unter und ausgesprochen: sie haben sich sofort in dem soliden Kreise der Bremer Fa milien heimisch gefühlt. Gestatten Sie mir, im Namen des Protestanten vereins, diesen Bremer Familien unsere Hochachtung und unsern Dank zu bezeugen.

Aber nun noch ein Wort über die Kämpfe, welche uns möglicher, wahrs scheinlicher Weise bevorstehen. Es erwarten uns innere Kämpfe, die schon angekündigt sind, und äußere werden wahrscheinlich folgen.

Innerhalb der deutschen protestantischen Kirche giebt es Leute, nicht ohne Einfluß, nicht ohne eine gewisse Macht, welche ihre Stellung ihnen gewährt, die nicht übel Lust haben, uns die Thür zu weisen, und uns zu verbanner aus der Gemeinschaft der bestehenden geschichtlichen protestantischen Kirche Sie täuschen sich; wir erachten uns als legitime Kinder und Söhne dieses protestantischen Hauses, und wir werden uns nicht verdrängen lassen, sondern unsern Plaz behalten. Wir sind der Meinung, daß der echt protestantische Gein in uns lebendig ist, lebendiger noch als in Denen, welche ihn zur bloßen Form machen, und diese Form ausbeuten zur Herrschaft über die Gewissen. In dessen, das ist zuleßt ein Familienstreit, und ich habe mich gefreut, gestern bei unserm Festmahl auch des guten Humors erwähnt zu hören, der in Berlin neben jenem nicht gerade lobenswerthen Eifer existirt, und demselben gelegentlich ein Schnippchen schlägt. Die Gefahr ist auch so ungeheuer nicht,

es ist unmöglich, daß der Protestantismus sich nicht seiner eigenen Gee erinnere, wenn es drauf und dran kommt. Wir haben fruchtbare Motive ns, die man auch an hoher und höchster Stelle in Berlin wohl zu gen verstehen wird. Der preußische Staat und die Kirche dort find und mächtig geworden in der Welt, kraft und mit Hülfe des freien, tantischen Geistes, und wenn es ihnen gelingt, ihre höchsten Ziele zu jen, so können sie es doch wiederum nicht anders, als mit Hülfe der tantischen Freiheit. Wir find also auf diesem Felde uns des Erfolges mmen sicher. Alle Diejenigen, welche da meinen, es werde ihnen gelindie Welt wieder zurück zu treiben, ich will nicht sagen, in die Finsterniß Mittelalters, aber doch in die Dämmerung des fiebzehnten Jahrhun, täuschen sich, es wird ihnen nimmermehr gelingen.

Viel wichtiger aber als das ist meines Erachtens die Aussicht auf einen größeren Kampf, der uns bevorsteht. Auch da haben wir die ersten ichen eines Weltkampfes, der merkwürdiger Weise wer hätte es für ich gehalten! — erneuert wird. In der That, es ist in unserm Jahrhunin der zweiten Hälfte desselben, das völlig Unglaubliche geschehen, daß Weltanschauung, von der wir angenommen haben, sie sei mindestens seit n Jahrhundert gänzlich todt, neuerdings mit dem Anspruch auf erneuerte therrschaft hervorgetreten ist, und der ganzen gebildeten Welt, unserer tur, unserer Wissenschaft, allem unsern freien Leben den Fehdehandschuh geworfen hat.

Es geht eine große, mächtige über ganz Europa verzweigte Partei daraus, die mittelalterliche Weltansicht mit ihrer Hierarchie wieder auf den on zu erheben. Freilich, die Zeiten sind vorbei, in denen wir etwa einen en und dießmal europäischen dreißigjährigen Krieg zu erwarten hätten. ligionskriege sind, wie ich in meinem Vortrag bemerkt habe, ein Anachromus in der heutigen Zeit, es ist unmöglich, daß die katholische und proantische Welt neuerdings mit einander einen Kampf auf Leben und Tod zinnen, deßhalb, weil der Staat, ohne den dieser Kampf nicht geführt rden kann, sich über den Confessionalismus in Europa erhoben hat und sich ht mehr von der confessionellen Leidenschaft ins Schlepptau nehmen läßt. er es ist heute noch möglich, daß diese confessionelle Richtung, indem sie sich eine bedeutende Macht anschmiegt, ehrgeizigen Plänen weltlicher Herrscher ent, und, verbunden mit ihnen, dennoch die Massen ins Feld führt. Wir üffen es als möglich erachten, ich hoffe, daß es niemals wirklich werde, er wir müssen es als möglich erachten daß es noch einmal zu einem toßen, Europa erschütternden Weltkrieg zwischen dem germanischen und omanischen Staatsgeist kommen werde, ùnd dann wird ohne allen Zweifel uch der Gegensaß der Confeffionen bedeutend auf die Entwicklung dieses tampfes einwirken. Paris und Rom stehen in einer merkwürdigen Wechsel

wirkung gegenwärtig, und wir müssen uns die Möglichkeit denken, daß Partei, welche die ganze Existenz der modernen Welt auf die Dauer m ertragen kann, noch einmal es versuche, den Ehrgeiz und die Herrschi mächtiger Völker und ihrer Fürsten anzuregen, aufzureizen und dahin zu m ben, einen Kampf zu entzünden, von dem sie wenigstens vorübergehe Einiges erwartet. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Ich ergreife de Gelegenheit, um Etwas zu berichtigen, was ich gestern vielleicht nicht i geschickt gesagt habe. Wenigstens kann ich dieses aus der Art schließen, w es gewirkt hat. Wenn ich die Kräfte überschaue, welche in Europa in dieje Falle fich mit einander messen müssen, so kann ich darüber nicht den alle geringsten Zweifel hegen: Die Hauptmacht, welche berufen ist, in diesem vit leicht kommenden Kampfe die Interessen unserer Cultur, des modernen Staat der protestantischen Freiheit zu vertreten, wird Norddeutschland sein, Norh deutschland unter der Führung Preußens. Es ist dieß die große wel geschichtliche Mission dieses Staats, welcher er sich nicht entziehen kami mögen auch vorübergehend mancherlei kurzsichtige Bedenken im Wege stcher Nicht ganz ebenso verhält es sich mit dem Süden und mit Desterreich. D Gedanke daran war es, welcher mir gestern das Wort entlockt hat: vielleic kommt die Zeit, wo ihr unsere Hülfe braucht, und wir wollen uns dann al Freunde bewähren. Nichts lag mir ferner, als geringschäßig zu denken ode zu sprechen von einem Volk, das mit uns stammverwandt ist, mit desse Schicksal das unsrige so lange aufs engste verbunden war. Ich habe fi meinen Theil die lebhafteste Befriedigung gehabt, zu sehen, wie auch Desterreich in neuester Zeit eine liberale Grundanschauung der Dinge fi Bahn gebrochen, und die Herrschaft des Staats errungen hat. Selbstve ständlich betrachte ich insbesondere auch die Interessen der Protestanten i Desterreich als mit den unsrigen dauernd verflochten. Aber ich möchte d Herren aus Desterreich bitten, sich zu vergegenwärtigen, daß wir nicht ge hemmt, nicht genirt, nicht aufgehalten werden dürfen in der Ausbildung de großen deutschen Macht, deren Europa bedarf, wenn es seine Freiheit und Größ in der Stunde der Gefahr behalten soll. Ich meinerseits wünsche auf das leb hafteste, daß auch dann, wenn diese Gefahr ernster und näher herantrin diejenigen Männer, welche dann die österreichische Politik leiten, in demselbe Geiste handeln mögen, wie die gegenwärtige Geseßgebung Oesterreichs ihn be kundet. Aber ich wäre sicherer in meinem Siegesgefühl, wenn ich dense gewiß wäre, daß nicht dann möglicherweise mindestens der Gedanke der New tralität die Beihülfe Desterreichs in unserm Kampf verhindern werde. Min destens, sage ich, denn ich kann mir schlimmere Möglichkeiten denken, wenn i mir eine mehrhundertjährige Geschichte mit der Autorität, welche darin lieg der Gewalt, welche sie über die Gemüther übt, vergegenwärtige. Der Kamp wenn es dazu kommt, der äußere, der Schlachtenkampf, ist meines Erachten

Schmach und ein entfeßliches Unglück für Europa. Umgekehrt, wenn Kampf vermieden wird, so ist das eine große Ehre für die heutige schheit. Ich meine, wir haben daran zu arbeiten, an der Aufgabe, daß gstens die geistige Seite in dem Kampfe vorher ins Reine komme. Da n wir uns ohne Weiteres siegreich, sobald wir nur unsere Pflicht thun. ich kann mir auch nicht verhehlen, daß in den liberalen Kreisen Deutsch3 viel zu wenig Wachsamkeit in diesen, das religiöse Leben der Nation genden Dingen geübt wird. Ohne Wachsamkeit, und wenn man nicht Gegner auf seinen 'Wegen überschaut und controlirt, ist der Sieg doch zu erreichen. Denn wir haben es nicht mit einem kleinen, sondern einem gewaltigen, mächtigen Gegner zu thun, der im Stillen Alles rwühlt und Tausende von Verbindungen hat, die ihm gelegentlich nüßwerden. Wir vertrauen zu viel der Macht der Wahrheit. Ja, die rheit ist die größte Macht in der Weltgeschichte, aber nur dann, wenn nerkannt und demgemäß auch im Leben gewirkt wird, nicht dann, wenn die Wahrheit als etwas Abgeschlossenes, gleichsam wie ein im Buch teinertes betrachtet, und dieses Buch als ein Kopfkissen benußt, worauf bequem ausruhen kann. Wenn der Protestantenverein mit dazu dient, Geister in Deutschland wach zu erhalten, damit sie jeder Gefahr mit rauen und Sicherheit begegnen können, dann hat er meines Erachtens is sehr Wesentliches. geleistet.

Und nun gestatten Sie mir zum Schluß, nachdem ich Ihnen einige ahren vorgeführt habe, auch die Zuversicht in den endlichen Sieg erer Sache auszusprechen. Ich bin davon ganz erfüllt, bin davon wie meinem Leben überzeugt, daß die deutsche Nation nicht mehr zurückgengt wird in die frühere Zerrissenheit, und daß die Errungenschaften einer zen Zeit nicht mehr beseitigt werden können, daß die Deutsche Nation wächst unaufhaltsam ihrer großen Bestimmung entgegenreift. Es giebt nur eine andere Nation, die angelsächsische, auch von germanischem Stamm, he ihr vollkommen ebenbürtig ist. Ueber den endlichen Sieg des freien stes, welcher im Germanenthum lebt und alle die verschiedenen Nationen elben bewegt, kann kein Zweifel sein. Aber ich möchte nicht, daß wir unwürdige Söhne dieses großen Geistes uns erweisen. Ich möchte im entheil ob wir das Alles nun erleben oder nicht daß unser Volk selbst sage, wie auch sonst unsere Thätigkeit, so bescheiden sie im Uebri sein mag, beurtheilt werden möge: Diese Männer haben viel für das impft und gearbeitet, was das Wesen, die Größe, die Herrlichkeit unserer tion und der Menschheit erhöht.

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Damit schließe ich und wünsche Ihnen eine gesegnete Heimkehr.

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X. Schluß.

Damit fanden die geistig so reichen Verhandlungen ihren Abschlu Man wird aus der obigen Darstellung erkennen, in wie ruhiger und do lebendiger Bewegung die Verhandlungen verliefen. Der zweite Präfiden hat mit Recht bemerkt, die Freiheit der Form hat sich mit der Einheit in Geiste in natürlicher Weise verbunden. Man hat sich in erhobener Stimmun gefühlt durch die Einheit des protestantischen Geistes, welcher hier Norde und Süden, Männer der verschiedensten deutschen Länder, der verschiedenste protestantischen Confessionen und wissenschaftlichen Richtungen, Geistliche und Laien, mit einander geistig und gemüthlich vereinigte. Leßteres trat n mentlich auch bei den Vergnügungen hervor, deren sinnige Anordnung z Hebung der Feststimmung wesentlich beitrug. Am Mittwoch Abend fand da Festessen in der Schüßenhalle statt. Etwa 5 bis 600 Personen nahmen dara Theil; durch die zahlreiche Betheiligung der Bremer Familien nahm de Fest einen würdigen und gemüthvollen familiären Charakter an. Von de zahlreichen Toasten, welche die Stimmung belebten, nennen wir den Bluntschli auf den „dreijährigen Jungen“, den Protestantenverein, des Kaufmann Clausen von Bremen auf die Gäste, des Pfarrer Schellenberg auf Bremer des Pastor Kradolfer auf das frei sich entwickelnde deutsche Vaterland, de Pastor Manchot auf Berlin, „das kranke Herz Deutschlands“, Dr. Scher kels auf die Frauen Bremens, des Dr. Haase auf die standhafte Martin gemeinde, des Pastor Spiegel auf das neue Bremer Protestantenblatt u. 4 mehr. Am zweiten Festtag Abends fand eine Corsofahrt auf der Weic statt, welche es ermöglichte, daß die Männer aus den verschiedensten Lander in nähern persönlichen Verkehr mit einander traten, daß Bekanntschaften ge macht, Freundschaften geschlossen wurden, gegründet auf die gleiche protestan tische Gesinnung. Am Tage nach dem Feste endlich vereinigten sich no eine große Anzahl von Festgästen zu einer wundervollen, vom Wetter be günstigten, in fröhlicher Stimmung unternommenen Fahrt von Bremerhafe aus in die Nordsee. Hat das Meer die Gefühle des Unendlichen in un geweckt und zum Bewußtsein gebracht die Unendlichkeit des Zieles, nach de wir Alle streben, so hat auf der andern Seite der weite Blick in die Woge die Brust ausgespannt zum Gefühle der Freiheit und uns empfinden lasse wie nur der freie Mann einen freien muthigen Blick in die unendliche Aufgaben des Menschenlebens richten kann. Auf der Rückfahrt trennte ma

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