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Eäßen nebeneinander. Zum Ersten: Unbedingte Autorität für den mer lichen Geist hat nur die wahre Vernunft mit ihren unzweifelh Wahrheiten. Und vor diesem Richterstuhle hat sich auch die Bibel aus wiesen.

Zum Zweiten: Die wahre Vernunfterkenntniß hat sich aber nur d mählich, hat sich nur im Kampf mit der ungebildeten und falsch gå deten, durch die Macht der Sünde beherrschten Vernunft entwickelt. Befreiung der Menschheit von dieser Herrschaft des sündlichen Verderbe sowie der immer völligere Sieg der wahren Vernunft sind auf relig fittlichem Gebiete, d. h. `in Dingen, die das ewige Seelenheil angehen, allem durch göttliche Offenbarung mit bedingt.

Zum Dritten: Die Geschichte der göttlichen Offenbarung und die vel wesentliche Erfüllung derselben finden wir allein in der Bibel. Und so h lich, so befriedigend leuchtet die göttliche Offenbarungsfülle für die forsche Vernunft aus der Bibel hervor, daß wir im Namen der Vernunft selber u gedrungen fühlen, die Bibel als die alleinige Autorität und Richtschnur religiösen Glaubenssachen anzuerkennen.

In eine nähere Erörterung der beiden ersten Säße darf ich hier m eingehen, um noch etwas länger bei der Entwicklung des dritten Sapes ve weilen zu können.

Ich hebe in Betreff des ersten Saßes nur hervor, daß Jedermann, we chen Standpunkt er auch vertritt, auch in Glaubenssachen immer wieder gewisse, schlechthin durch innere und äußere Erfahrung für ihn feststehen Wahrheiten, d. i. eben an seine Vernunft appellirt. Auch würde ja s menschliche Geist, ohne die unbedingte Autorität der Vernunft, ohne die zw fellose Annahme gewisser, dem Selbstbewußtsein immanenter Erkenntnißpri cipien keinen zuverlässigen Probirstein besigen, durch den er gewiß werd könnte, ob die Bibel die wirkliche Wahrheit enthalte oder nicht, ob der Kon nicht etwa göttlicher sei als die Bibel. Was aber das Zeugniß des heilig Geistes betrifft, auf das sich der orthodoxe Supranaturalismus und mit il der moderne Pietismus beruft, so liefert die Erfahrung den Beweis, d das, was man heiligen Geist nennt, jedesmal auf unklare, subjective Gefüh und Phantasiegebilde hinausläuft und sich als falsche Einbildung oder Selb täuschung ausweist, so oft es sich nicht durch klare und gewisse Vernunj kenntniß bewähren läßt.

Dieser erste Sag findet nun aber seine nähere Bestimmung in dem ten, welcher auf die Schranken- und Schattenseiten der Vernunft hinwe Denn obwohl in der Vernunft der Inbegriff alles dessen liegt, was d Menschen erst zum Menschen, d. i. zum persönlichen Geist und eben dan der Erkenntniß der absoluten Wahrheit, so wie überhaupt der Theilnah am Göttlichen fähig macht, so ist die Vernunft doch menschlicherseits nur

erdendes Princip, das in jedem einzelnen Menschen ursprünglich nur it teimartig vorhanden ist, so daß daher die dem menschlichen Geiste imma enten Wahrheiten demselben, nur sehr allmählich und auf jedem Erkenntnißandpunkte mehr oder weniger verhüllt und getrübt zum Bewußtsein gekomten sind. Dazu kommt, daß die Entwicklung der Menschheit durch die Sünde eht. Wie man auch über den Ursprung der Sünde denken möge, es giebt un einmal eine furchtbare Macht des sündlichen Verderbens in der Menscheit, welcher zu widerstehen die subjective Vernunft auf keinem Standpunkt ihig gewesen ist, da die Sünde auch die Culturentwicklung der Menschheit nmer wider in ihren Dienst gezogen hat. Zwar giebt es eine absolute Verunft. Aber jedes Zeitalter und jeder Standpunkt reflectirt dieselbe selbst in einen edelsten Repräsentanten in subjectiv beschränkter Weise. Um sich immer nehr zur vollkommenen Vernunft zu entwickeln, hat die subject Vernunft, ls individuelles Selbstbewußtsein, sich durch die Erfahrung

ten zu lassen. Die Erfahrung ist aber nicht blos sinnlicher, sondern auch v' csinnlicher, geitiger Natur; entsteht also nicht blos aus Eindrücken, die as der Außenwelt tammen, sondern seßt sich auch Einwirkungen voraus, ie von der Innenvelt, von einem übersinnlichen Wesensgebiete ausgehen. Und diesem überinnlichen oder geistigen Erfahrungsumkreise gehört auch die Religion an. Ja die Religion bildet thatsächlich so recht das Allerheiligste desselben. Ohne tiefe religiöse Erfahrung kann daher Niemand, weder ein Volk noch eine einzelne Persönlichkeit, im wahren und bollen Sinne vernünftig und von Der Uebermacht des sündlichen Verderbens frei werden.

Nun beruht die Religion aber, als Erfahrung, wie jede anderweitige Erfahrung, sowohl in ihrem Entstehen, wie in ihrer Fortentwicklung, auf dem Zusammenwirken zweier Factoren, auf der Einwirkung eines objectiven Princips einerseits und auf der dieser Einwirkung entsprechenden subjectiven Aneignung und Vergegenständlichung des empfangenen Eindrucks andererseits. Den objectiven Factor in der religiösen Erfahrung bildet aber ganz unzweifelhaft die Selbstbezeugung, die Selbstmittheilung des unendlichen, des göttlichen Geistes, immanent im endlichen, im menschlichen Geiste, und darin besteht der göttliche Offenbarungscharakter der Religion. Die Religion beruht daher ihrer wirklichen Wahrheit nach auf göttlicher Offenbarung. Diese nun, insofern sie als die That des über Raum und Zeit erhabenen, unendlichen Gottesgeistes gedacht werden muß, ist zwar schlechthin allgemeiner Natur, ist daher von Anfang an in der Menschheit wirksam gewesen, ist aber von lezterer nur sehr allmählich persönlich erfahren worden.

So wichtig nun aber auch gerade der Begriff der Offenbarung für die tiefere Begründung der Autorität der Bibel ist, und so unzweifelhaft sich, nach meiner festen Ueberzeugung, für das religiöse Bewußtsein die objective Nealität, die thatsächliche Wirklichkeit einer übernatürlichen, auf die

absolute Persönlichkeit Gottes zurückweisenden Ursächlichkeit im Wesen der Offe barung herausstellt, so kann ich doch darauf, der kurz zugemessenen Zeit we gen, hier nicht weiter eingehen. Nur im Vorübergehen will ich bemerker daß hier die Wurzel für das ewige Recht des Supranaturalismus liegt, day der Supranaturalismus dieß sein ewiges Recht aber allerdings vielfach u verkehrter Weise zur Geltung gebracht hat.

Allein, eben so verkehrt handeln Diejenigen, welche sich gegen de supranaturalistische Moment im Wesen der Religion verhärten. Mit die fer Verkennung des übernatürlichen Ideengehalts im Wesen der Religion sezt sofort jener gemeine Pantheismus an, der mit seiner Leugnung der Ide der ewigen Persönlichkeit consequent zum Naturalismus und Materialismus führt und daher die Bibel nothwendig schlechthin verwirft.

Ich wende mich jezt zum dritten und legten Saße, welcher besagt, daß als das geschichtliche Urkundenbuch der göttlichen Offenbarung sich die Bibel verhält, und daß ihr daher als solcher auf religiösem Gebiete die höchst. Autorität von der Vernunft selber zugestanden werden muß. Ich gehe dabei, im Anschluß an die ersten Nummern meiner zehnten These, vom Begriff de göttlichen Worts aus, dessen Repräsentant für das christliche Bewußtsein eben das Bibelwort ist.

Zum göttlichen Worte wird der religiös sittliche, im menschlichen Geil fich immanent bezeugende Offenbarungsinhalt erst dadurch, daß er in das, zum Gottesbewußtsein aufgeschloffene Selbstbewußtsein tritt, daß er von demselben in wahrheitsgemäßer Weise vergegenständlicht und ausge sprochen wird. Der wesentliche Inhalt dieser im menschlichen Selbstbewußt sein als Gottes Wort ertönenden göttlichen Offenbarung ist uns erst im Christenthum vollständig erschlossen worden. Derselbe besteht im Allgemeinen in der Aussage des frommen Bewußtseins, daß es ein Reich Gottes giebt, dem die Zukunft gehört, ein Reich der göttlichen Sohnschaft, worin Denen, die Goit lieben, die im Gefühle der erlangten Gnade und Erlösung, sich der erziehenden und erlösenden Liebe Gottes zu Organen ergeben, alle Dinge zum Besten dienen. Der Inhalt des Wortes Gottes besteht weiter in der Erfah rung, daß in diesem Gottesreich für die echten Söhne Gottes schon mitten im zeitlichen Leben das ewige Leben anhebt; ein Gott erfülltes Person leben, das auch im Tode des Leibes nicht erlöschen kann, das vielmehr für die, von der Macht der Sünde erlöste Persönlichkeit, aus dem Tode zur Auferstehung im Lande der cwigen Herrlichkeit hindurchbricht.

Jeder wahrhaft fromme Mensch kann diese Erfahrung in sich selber machen. Je tiefer er in sich selbst einkehrt, je zarter und reiner sich, zugleich mit dem Gewissen, sein religiöses Gefühl entwickelt, desto klarer tritt ihm für sein Nachdenken der göttliche Offenbarungsinhalt vor die innere An schauung; desto völliger wird die Religion mit ihren heilskräftigen Offen

arungswahrheiten zu des frommen Menschen eigenem, persönlichem rlebniß, oder mit anderen Worten, desto vernehmlicher und völliger estaltet sich die, im Herzen und Gewissen aller Menschen wirksame Selbstzeugung oder Offenbarung des göttlichen Geistes in seinem aufgeschlosse= en Innern zum wirklichen Worte Gottes, zu einer Sprache des göttchen Geistes im Menschengeiste, von deren heiligen Himmelstönen berührt, We Saiten der begeisterten Seele gottinnig wiederklingen.

Allein obgleich der göttliche Geist die Menschheit von Anfang an offenarungskräftig durchwirkt hat: so haben doch nur wenige hervorragende Geister n wenigen Völkern und namentlich in dem Gottesvolke Israel jenen heiligen hügel erklommen, wo die göttliche Offenbarung, durch immer völligere Vernittelung mit den sittlichen Elementen der Menschheit, sich zum lauteren Gottesworte zu erschließen sucht. Indessen auch sie behaupteten jene reineren Höhen nur zeitweilig: auch in ihnen gestaltete sich das Wort Gottes irgendvie getrübt.

Nur im allmählichen Processe der Menschheitsgeschichte hat die göttliche Offenbarung nach und nach alle Momente ihres Vollwesens herausgesezt; ind nur Einer hat diese Totalität, hat das Wort, das von Anfang das Licht ind Leben der Menschen war, als solches in sich verkörpert; nur in Jesu son Nazareth ist das Wort Fleisch geworden.

Aber auch Jesus Christus konnte der in ihm zum pollen Durchbruch trebenden göttlichen Wahrheitsfülle nur dadurch in echt menschlicher, d. i. n religiös-sittlicher Weise mächtig werden, daß er die bereits in den Erfahrungen seines Volks geschichtlich entwickelten, im Alten Testament beurundeten, durch dasselbe an ihn herangetretenen Wahrheitsmomente in aller Weise bildend auf sein Herz und Bewußtsein einwirken ließ.

Aus diesen Thatsachen ergiebt sich nun der, für die Würdigung der Bedeutung der Bibel höchst wichtige Erkenntnißsaß, daß das volle Verständniß and die allseitige persönliche Aneigung der, in jedem Herzen und Gewissen präsenten göttlichen Offenbarung nur durch die Erkenntniß und Reproduction ihrer bereits geschichtlich gewordenen, durch Tradition verkörperten Wahrheitsmomente bedingt ist. Eine gesicherte, positive Verkörperung konnte der geschichtlich herausgebildete, in die Ueberlieferung eingegangene, religiöse Erfahrungsinhalt aber nur in schriftlichen Urkunden gewinnen.

Ist es nun zweifelsohne die Bibel allein, welche den gesammten geschichtlichen Proceß der religiösen Menschheitsentwickelung bis zu dessen gottmenschlicher Vollendung in der Persönlichkeit des Stifters der absoluten Religion urkundlich wiedergiebt, so erhellt, wie sie sich eben damit als das wesentliche Urkundenbuch der in der geschichtlichen Entwickelung der Neligion nach und nach verwirklichten göttlichen Offenbarung verhält. Damit springt nun auch sofort ihre einzigartige Bedeutung in die Augen.

Nur durch möglichst vollkommene Reproduction des in der Bibel abge spiegelten geschichtlichen Werdeprocesses der göttlichen Offenbarung werde wir in den Stand gefeßt, den im eigenen Herzen und Gewissen als Ausdruc der göttlichen Selbstbezeugung präsenten Offenbarungsgehalt uns vollständig und frei von den Trübungen der eigenen Subjectivität zum Bewußtsein | bringen, werden wir befähigt, denselben nicht blos begrifflich zu e fassen, sondern als geschichtliche Wirklichkeit selbst mit zu erleben und dadurc heilskräftig auf unser Inneres zurückwirken zu lassen.

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Und hier wende ich mich nun an Ihre eigene, christliche Erfahrung Kennen Sie irgend ein Buch der Gegenwart und Vergangenheit, welche geeignet wäre, Herz und Geist lebendig anfassend zum wirklichen Miterlebnij in die tiefsten, heiligsten Erlebnisse der Menschheit hineinzuführen, und den Menschen so das, im innersten Ich gegenwärtige, aber durch die eigene für dige Subjectivität getrübte heilige Gotteswort heilskräftig zu veranschaulichen? Ich für mein Theil kenne nur Ein solches Buch. Das ist das Buch der Bücher, das ist unsere Bibel! Sie allein zeigt sich dazu angethan, uns de im eigenen Innern unausgeseßt wirksame, aber nur selten rein vernommert und kräftiglich erfahrene Gottesoffenbarung, als das Licht unsers höheren Lebens zu enthüllen. Sie allein vergegenständlicht uns die göttliche Offenbarung in solcher Weise, daß wir ihr Walten und Wirken in uns selber nicht blos unbestimmt. fühlen, auch nicht blos in allgemeinen Begriffen er fassen, sondern daß wir durch sie vielmehr alle Winkel unseres Herzens, alle Situationen des Lebens hell durchleuchtet sehen; daß wir uns von der gött lichen Offenbarung lebendig erfaßt fühlen und so befähigt werden, sie selbi persönlich zu erfassen; sie zu erfahren als die allerconcreteste, religiös-fit liche Geistes- und Lebensmacht, als das lebendige Gotteswort. In der Bibel allein hat sich das ewige Wort der Wahrheit für alle denkbaren Fälle in Fleisch und Blut gekleidet; hat sich dasselbe mit allen wesentlichen Zuständen, Ereignissen und Aufgaben des innern und äußern Menschenlebens in Be ziehung geseßt. Nirgends erscheint das göttliche Heilsprincip so allseitig exempli ficirt, als in ihren ewig frisch wieder auflebenden Gestalten. Mit den Donnerschlägen des Sinai, wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert, wie ein Echwert, das die Seele durchbohrt: so tritt es uns entgegen in den bibli schen Gottesgerichten! Aber dann kommt es auch wieder in sanftem, lieblichem Säuseln, dann träufelt es auch wieder vom Thau des Hermons, und ergießt Balsam der Gnade in die blutenden Wunden des erschrecktes Gewissens; dann wird es auch ein Duft des Lebens zum Leben für Alle, die in Christo Jesu sind. Und immer wieder geht es ein in die verschiedensten individuellen Bedürfnisse; so wunderkräftig wirksam, daß sich, von ihm erfaßt, die fanatische Nachtgestalt einer Saulusseele in die liebedurchsonnte Lichtgestalt eines Paulus verklärt; daß durch seine Reinigungs- und Verjüngungskraft

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