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e tiefgesunkene Maria Magdalena den Adel der Weiblichkeit wieder erlangt, selbst ein Schächer in seinem Frieden noch sterbend zum ewigen Leben athmet.

Allerdings kleidet sich die göttliche Offenbarung der Bibel, namentlich den untersten Stufen ihrer geschichtlichen Enthüllung, sehr häufig in die lichen Elemente einer noch kindlich gearteten Anschauungsweise. Die götten Heilswahrheiten sind überhaupt in der Bibel nicht in begrifflicher Form halten. Sie treten auf in der Gestalt der sinnlich anschaulichen Vorstelg; sie kleiden sich am liebsten in das farbenreiche Gewand des Gleichnisses r auch wohl des religiösen Mythus. Selbst auf den höheren Stufen ihrer rstellung streifen sie die symbolische und mythische Hülle noch nicht völlig Allein, abgesehen davon, daß auf keinem Gebiete so sehr, wie auf dem igiösen, gerade in dem Aenigmatischen, Parabolischen und Symlischen des Ausdrucks und der Darstellung und selbst in der mythischen akleidung der höheren Wahrheiten, die wirksamsten Reize für die Erweckung 3 frommen Sinnes und Gefühles liegen: so werden die in den früheren ›lischen Offenbarungsperioden noch überwiegend sinnlich gearteten, das reine ht noch mehr oder weniger getrübt durchlassenden Hüllen der göttlichen fenbarung von Stufe zu Stufe durchsichtiger, bis die göttliche Offenbarung dlich in der Erscheinung Christi als reines vollkräftiges Gotteswort rvorbricht. Fortan kleidet sie sich in diejenigen Elemente, die ihren geistigen ihalt nach seiner ganzen Reinheit und vollkräftigen Wirksamkeit hervor= ahlen lassen. Das sind die von allen Beimischungen der sündlichen Subtivität gereinigten, von allen Schranken eines nationalen Particularismus freiten, religiös-sittlichen Elemente des Neuen Testamentes; das sind vor len die, um die Idee des Reiches Gottes sich bewegenden Gedanken und hren Christi.

Und hinwiederum, was für einzigartige Jllustrationen gewinnen le diese göttlichen Reichswahrheiten durch jene ewig bedeutungsvollen Thatchen und Ereignisse, die sich als die vollkräftigsten Lebensäußerungen des beraus herrlichen Personlebens Christi verhalten, ja die in ihrem eben so nerschöpflich tiefen, wie religiös-sittlich vollendeten Heils- und Liebesgehalt e Menschwerdung der Liebe Gottes selber in sich verkörpern?

Von dieser Mittagshöhe des weltgeschichtlichen Sonnenganges der göttchen Offenbarung fällt dann aber auch auf die alttestamentlichen Vorstufen in helles Licht zurück. Und gleichermaßen enthalten die Worte und haten Christi auch erst den Schlüssel für das vollständige Verständniß des leuen Testamentes, insonderheit für die rechte Würdigung der Bestrebungen er Apostel und der von ihnen und ihren Nachfolgern vertretenen verschiedenrtigen Auffassungen des Geistes Christi. Die Erscheinung Christi bildet soit so recht den gottmenschlichen Brennpunkt in der Bibel. Alle die mannig

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faltigen, durch das ganze biblische Schriftthum vertheilten Strahlenbrechung der göttlichen Offenbarung: in ihm faffen sie sich erst vom höchsten Prin aus vollwesentlich und harmonisch zusammen. Und so treten sie als Fleisch und Blut gewordene Gotteswort ins Dasein und gewinnen die kr die Menschheit mit dem Blut des ewigen Lebens, mit den Säften des him lischen Weinstocks schöpferisch zeugend zu durchströmen und dieselbe zu Früc der himmlischen Liebe und Gerechtigkeit zu befähigen.

Man kann indessen des vollwesentlichen Gehalts der Bibel nur unter Bedingung mächtig werden, wenn man das Bibelwort nicht blos aus d Focus der individuellen Persönlichkeit, sondern aus dem Gesammtverständni der christlichen Gemeinschaft zu verstehen sucht. Die Bibel ist das rel giöse Menschheitsbuch, das religiös-sittliche Erbauungsbuch der Völle Der unter ihren Buchstaben verhüllte Schaß wird nur durch die vereint Kräfte aller denkenden Geister gehoben. Man kann sich auch den erbe Lichen Gehalt derselben nur in Wechselwirkung mit der Gemeine, und zwe mit dieser auch nur unter der Bedigung unverkümmert aneignen, daß de selbe, als einzelne Localgemeine ein Mikrokosmos der Universalgemeine daß also die Kirche die ihrer Idee entsprechende locale, nationale und human Organisation erlangt. Die Bibel in fruchtbarer Weise gemeindearti erbaulich zu machen, ist die Aufgabe des kirchlichen Kultus.

Durch den Kultus soll sich die, in der Bibel beurkundete Offenbaru zu einer gemeindeartig wirksamen Lebensmacht aufschließen. Erst dadur wird sie zum heilskräftigen Gotteswort im vollen Sinne; erst als Volfs stimme im tiefsten Sinne wird sie zur allwirksamen Gottesstimm Vermag doch der einzelne Mensch für sich allein sich nicht einmal des geistign Inhalts eines schönen Kunstwerks nach dessen voller Kraft und Bedeutung zu bemächtigen. Das Kunstwerk, zumal das dramatische, verlangt öffent liche Darstellung. Wie sollte nicht noch vielmehr das mächtigste und le deutsamste Drama der ganzen Weltgeschichte, das Drama des intimsten V kehrs der Gottheit und Menschheit, zu einer öffentlichen, volksthümlich Darstellung und Betrachtung auffordern!

Damit aber der Kultus immer mehr zu einer wirklich erbauliche Darstellung des in der Bibel verkörperten Gotteswortes werde, muß die E bauung stets Hand in Hand gehen mit der rechten Schriftforschung. Di aber kann nur durch die volle und ungehemmte Ausübung der historischen Kritik gedeihen.

Der Kern und Stern der Schrift ist Christus. Diesen Kern enthe aber auch die Bibel selbst schon nicht ohne mancherlei denselben beengent Schranken und vergängliche Hüllen.

Ihn davon frei zu machen, und so das in der Schrift enthaltene vo wesentliche Gotteswort, das die Norm des christlichen Glaubens und Denken

=ildet, nach seiner ganzen, ungetrübten Kraft in das Bewußtsein der Gegen vart hineinstrahlen zu lassen, ist die Aufgabe der biblischen Kritik. Diese ielt daher nicht auf Unterwühlung, sondern auf feste Begründung des Anehens der heiligen Schrift, auf wahrheitsgemäße, sowohl historische als reliziöse Würdigung der in ihr enthaltenen, göttlichen Offenbarung, hinaus.

Allerdings kann die historische Kritik sich nicht verbergen und darf auch nicht verschweigen, daß selbst die neutestamentlichen Schriftsteller, und zwar ohne Ausnahme, die in ihrer Mitte zu Stande gekommene vollendete Offenbarung nicht ohne mancherlei vergängliche Beimischungen überliefert, daß fie das Bild Christi subjectiv gefärbt, die von ihm verrichteten Heilungen zumeist als magische Wunder dargestellt, seine Worte. nicht selten mißverstanden und namentlich das Verhältniß des Göttlichen und Menschlichen, des Uebernatürlichen und Natürlichen im Geschmacke ihrer Zeit aufgefaßt haben. Selbst die Reflexionen, welche der Apostel Paulus an die Thatsache des Todes und der Auferstehung Jesu knüpft, sammt den damit zusammenhängenden Erwartungen der Wiederkunft Christi zum Gericht, sind sehr subjectiv geartet. Obgleich denselben die tiefsten Erahnungen der religiös-fittlichen Wahrheiten des Christenthums zu Grunde liegen, so tragen sie doch eine, irgendwie durch jüdische Thcologie bestimmte Färbung.

Allein der in der Erscheinung Christi ins Dasein getretene, vollwesentliche Heilsinhalt der göttlichen Offenbarung_reflectirt sich doch in den verschiedenen, im Neuen Testamente hervortretenden subjectiven Auffassungsweisen der Apostel und Evangelisten, wenn auch mit verschiedenen Strahlenbrechungen, in solcher vollkräftigen Weise, daß es der historischen Kritik, wenn dieselbe anders nicht des religiösen Tiefblicks, wie bei manchen einzelnen Kritikern und kritischen Schulen, ermangelt, durch gründliche Versenkung in die heilige Schrift möglich wird, das reine, gotterfüllte Lebensbild Jesu Christi und der in ihm vollendeten göttlichen Offenbarung, immer vollständiger zur heilskräftigen Wirkung in das Bewußtsein der Gegenwart zu heben.

Selbst die sagenhaft ausgeschmückten Wundergeschichten, ja auch die mythischen Erzählungen des Neuen Testaments, legen Zeugniß ab von der Größe und Herrlichkeit Christi und athmen Duft des Lebens zum Leben. Die unaussprechlich schönen Gemälde unserer Evangelien über die Kindheitsgeschichte des Sohnes Gottes, über seine jungfräuliche Geburt, über die an seiner Wiege aus himmlischen Regionen ertönenden Friedensklänge, über seine leibliche Auferstehung und Himmelfahrt: was find sie anders, als der schönste und ergreifendste Ausdruck für das durch die Erscheinung Christi geweckte Bewußtsein, daß der in die Wiege des Menschenherzens zum Werden eingebettete, feimartige Gottessohn, gleichwie er in Jesu von Nazareth nur durch das höchste Geisteswunder der Geschichte siegreich in die Erscheinung getreten und zum vollendeten Menschen werden konnte, noch immer aus dem

heiligen Geiste, nicht aber aus Fleisch und Blut gezeugt werden muß daß noch immer, wo er geboren wird, Engel Gottes niedersteigen, Himmel kräfte entbunden werden, unter deren Einwirkung die Nacht von Licht er glänzt, das Herz von Freudenklängen erfüllt und selbst der Hirt des Feldes der beseligendsten Betheiligung an der erhabensten Menschheitsangelegenhei gewürdigt wird. Endlich jene wunderbaren Scenen der Auferstehung un Himmelfahrt, was sind sie anders als der Wiederhall der tiefsten Einwirkung der verklärten Persönlichkeit Christi auf das Gemüthsleben seiner Jünger, als syn bəlisch bedeutsame, in die Sphäre der sinnlichen Anschauung hina getragene Reflexe jener heilskräftig hervorbrechenden, über alle Zweifel et habenen religiös-sittlichen Erfahrungen, welche die ersten Christengemeinden in Betreff der todverklärenden Macht und der Raum und Zeit überwindenden Herrlichkeit des Geistes und der Person Christi zu machen gewürdigt wurden? Als solche Spiegelbilder ticfinnerlicher, auf objective, auf thatsächliche Manifestationen des verklärten Personlebens Christi zurückweisender Erlebnisse werden sie für die Christenheit stets ihre ewige Wahrheit und tief erbauliche Be deutung behalten. Nie wird der fromme Glaube schönere und angemessenere Symbole für den Inhalt der christlichen Hoffnung aufzustellen vermögen, als sie. Es ist die Geschichte und der Gestaltungsproceß des in uns selber wer denden, ringenden, über Sünde, Tod und Teufel triumphirenden Gottes- und Menschensohnes, der sich in den christlichen Festevangelien sinnlich anschaulicht vor uns hinstellt. Und gipfelt nicht der Christenglaube in der beseligenden Hoffnung, daß der Sohn Gottes in uns, daß unser eigenes, gotiähnliches Selbst, als unvergängliche Persönlichkeit, ebenfalls auferstehen, ebenfalls gen Himmel fahren, d. i. beim Sinken der irdischen Hülle siegreich über Grab und Verwesung triumphiren werde, um befreit von den Fesseln der körperlichen Schwere, um hinausgehoben über die materie en Echranken des Nau mes und der Zeit, eine Bahn der Entwickelung einzuschlagen, die in die Tiefen der Unendlichkeit führt?

Freilich nimmt auch immer wieder cine Wolke den Verlauf dieser Himmelsbahn und das Bild derer, die sie hinanziehen, vor unsern irdischen Augen weg. Es sind eben nur Dämmerstrahlen der Ahnung, nicht aber sichere Schauungen und klare Offenbarungen, welche die gottgewirkte, der menschlichen Seele unauslöschlich eingegrabene Idee des Jenseits in unserem hoffenden Herzen weckt. Aber Eins giebt es, was wir nicht blos erahnen, was wir mit Hülfe der Bibel persönlich zu erfahren vermögen: das ist die in ihr so allseitig beurkundete Thatsache, daß es einen Geist aus Gott giebt, der zu Gott führt; daß dieser echte Pfingstgeist aber nur im priesterlichen Gemeindeleben seine Schwingen entfaltet, daß seine Erkennungszeichen die von ihm gewirkten Flammen der Wahrheit und Liebe sind, und daß er sich immer wieder durch eine Sprache bekundet, die Jedermann zu Herzen geht, weil sie

Ursprache der echten Menschheit, weil sie eben die Sprache der göttlichen hrheit und Liebe ist.

Möge es dem deutschen Protestantenverein gelingen, mit Hülfe der in ter Weise gebrauchten Bibel eine neue Ausgießung dieses echten Pfingsttes über unser Volk herbeizuführen. Das walte Gott.

IX. Diskussion über die Autorität der Bibel.

Präsident Dr. Bluntschli spricht nach Beendigung des Vortrags zuerst n Referenten seinen Dank aus für den so gründlichen, an philosophischen d theologischen Deductionen reichen Vortrag, in dem zu gleicher Zeit das istliche Gefühl einen lebendigen Schwung genommen hat, und läßt hierauf te kurze Pause der Verhandlungen eintreten.

Pfarrer Dr. Manchot bemerkt, daß ihm soeben von Berlin 400 Exemplare 3 Berichts über die Verhandlungen der Kreis-Synode der Friedrichserderschen Diöcese, sowie eine Anzahl Exemplare des Liskoschen Berichts gegangen seien, welcher diese Verhandlungen veranlaßte. Dieselben stehen r ́ Versammlung zu Gebote, soweit der Vorrath reicht.

Nach der Pause:

Der Präsident. Zunächst habe ich noch anzuzeigen, daß der weitere usschuß den engern Ausschuß wieder gewählt und ferner ergänzt hat, und var an Stelle der beiden ausfallenden Herren Professor Ewald und Hofimmerrath Friße: für den erstern Senator Dr. H. Schläger aus Hannover, ir den zweiten Kaufmann Walter Simons aus Elberfeld. Präsident und Viceräsident sind statutenmäßig Mitglieder des engeren Ausschusses, der weitere usschuß hat also in dieser Beziehung keine weitere Wahl zu treffen.

Defan Dr. Zittel aus Heidelberg: Bevor ich die Diskussion über die orgelegten Thesen beginne, erlauben Sie mir zuerst noch eines Mannes zu edenken, der aus unserer Mitte geschieden ist. Es ist das Mitglied des geren Ausschusses, Friße aus Höchst bei Frankfurt a. M. Derselbe ist tir schon von früher her als ein Mann bekannt, welcher an unserer Eache, auch ehe dieser Vercin bestand, den lebhaftesten Antheil genommen at und zwar aus einem innersten Drange seines Herzens. Er ist nie Theoge gewesen, er war im Nassauischen Saatsdienst. Ihm aber war die teligion eine solche Herzensangelegenheit, daß er überall, an alle dem, was ch auf diesem Gebiet ereignete, den innigsten und lebhaftesten Antheil ahm. Er selbst hat sich über manche Gegenstände seines Glaubens in einer ignen Weise, die zwar gar nicht theologisch klang, aber um so mehr an's

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