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Intellektuelle Grenzlinien zwischen Mann und Frau.

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n die Beantwortung von Fragen aus dem Bewußtseinsleben können wir nur mit einer gewissen Resignation herantreten. Zu gewaltig ist das Thatsachenmaterial in Vergangenheit und Gegenwart, das Rückschlüsse gewähren oder auch irreleiten kann; zu schwer kontrollierbar sind die geistigen Vorgänge selbst, zu zahlreich die Fehlerquellen. Die Schwierigkeiten verdoppeln sich, wenn wir, wie bei der Frage nach den intellektuellen Grenzlinien zwischen Mann und Frau, nur eins der Vergleichsobjekte aus eigener Erfahrung, das andere nur mittelbar kennen. Der Betrachtende muß einem der beiden Geschlechter angehören; der Boden naiven Empfindens, das nur sich selbst als Norm sezt, muß schon verlassen und eine höhere Warte gewonnen sein, um auch dem andren gerecht zu werden.

Diese Schwierigkeit tritt deutlich hervor, wenn wir untersuchen, welche Urteile sich über unsren Gegenstand im naiven Volksbewußtsein finden. Volksbewußtsein ist bis heute Männerbewußtsein. Das ergiebt sich schon daraus, daß nie der Mann, stets das Weib als Gegenstand der Betrachtung gesezt ist. Der Mann ist sich der Mensch par excellence. Er ist Träger der Kultur; er giebt das Normalmaß, an dem die Frau gemessen wird, über das sie nach seiner Schäßung sittlich zuweilen hinausragt dann wird sie als Engel gepriesen hinter dem sie häufiger aber zurückbleibt, dann wird sie als Teufel geschmäht. Im ganzen ist sie Urquell des Bösen; ihr schiebt der Mann den Verlust des Paradieses zu.

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Auch speziell über ihren Intellekt enthält das männliche Bewußtsein nicht viel Schmeichelhaftes: Lange Haare, kurzer Verstand;" Frauenrat und Rübensaat gerät

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alle sieben Jahre," das ist die Quintessenz der Anschauungen; nur in List und Trug wird dem weiblichen Intellekt die Überlegenheit zuerkannt. Wenn daher der heilige Augustin meint: „Das Weib kann weder lehren, noch Zeugnis ablegen, noch ein Urteil sprechen, viel weniger befehlen," oder wenn, ein seltsamer Anachronismus, das Konzil zu Macon noch 1693 ernsthaft die Frage untersucht, ob Frauen Menschen sind, so sehen wir darin nur den Niederschlag des öffentlichen, des Männerbewußtseins.

Nicht viel ergiebiger ist die Ausbeute für unsren Gegenstand, wenn wir uns bei den großen Denkern umsehen. Auch für sie ist der Mann die Norm; eben deswegen haben sie keine Veranlassung, seine Eigenart zu analysieren. So weit sie sich um die Frau überhaupt kümmern, scheint die Auffassung des Aristoteles maßgebend zu sein, der die Frau für einen unentwickelten Mann erklärt. Für die Kulturarbeit ist sie damit gestrichen; der entwickelte Mann kann sie selbstverständlich besser verrichten als der unentwickelte.

Es kann natürlich nicht Aufgabe dieser Skizze sein, im einzelnen die geschichtliche Entwicklung zu verfolgen, welche die Auffassung vom Weibe, speziell die des weiblichen. Intellekts im männlichen Bewußtsein durchmacht. Der feine geistige Genuß, den der Verkehr mit den hochgebildeten Frauen des Mittelalters, besonders der Renaissancezeit, den höheren Kreisen bot, hat einen dauernden Niederschlag im Massenbewußtsein nicht gefunden. Dagegen ist auch an ihm der Einfluß nicht spurlos vorübergegangen, den die Frau, der Sklaverei enthoben, als stillwaltende Macht im Innern des Hauses zu üben beginnt. Der Mann wird sich einer spezifischen Wirkung bewußt, die er so zu üben nicht vermöchte. Die Thatsache der geistigen Differenzierung, der nicht nur gradweisen, sondern fundamentalen Verschiedenheit der geistigen Eigenart der Geschlechter tritt auf die Schwelle des Bewußtseins. Das führt zu einem verhängnisvollen Schluß. Die durch den damaligen Kulturstandpunkt noch gebotene thatsächliche Trennung der Thätigkeitskreise beider Geschlechter und die damit zusammenhängende geringe intellektuelle Entwicklung der Frau werden als unmittelbare Sazung der Natur betrachtet, die das Weib in engster Fühlung mit sich erhalten wolle. Bei den nicht hinwegzuleugnenden „Ausnahmenaturen“ späht man mißtrauisch nach der Einbuße, die diese Fühlung durch die Pflege des Intellekts in wissenschaftlicher Zucht erlitten haben müsse; ein leiser Makel heftet sich an die Abwendung von ihrer speziellen Aufgabe.”

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Diesen Schluß sehen wir mehr oder minder noch heute in Kraft. Er ging als Ariom in die willkürliche, spekulierende Wissenschaft über, die man bisher als Psychologie bezeichnete. Die natürliche Bestimmung der Frau," die der Mann aus ihren früheren Entwicklungsepochen konstruiert und als Hemmschuh ihr anhängt, beginnt zum Schlagwort zu werden; der Philosoph Erdmann (Halle) mahnt die Frau an „die simple Wahrheit,“ daß es am Ende besser sei, „mit einem Kuß die Welt zu regieren als mit Dissertationen ihr zu dienen."

So finden wir bis jezt wenig Ausbeute für unser Thema. Für die Zergliederung des männlichen Intellekts liegt freilich ein Riesenmaterial in Gestalt der bis dahin von ihm geleisteten Kulturarbeit in Schrift und That vor. Auf den Gedanken, daran die Eigenart seines Intellekts zu prüfen, kann der Mann nicht kommen, da das Vergleichsobjekt fehlt. Denn ob zwar dieser Fülle seiner Geistesschöpfungen eine Anzahl weiblicher Leistungen gegenübersteht, so wäre doch mit wenigen Namen die Zahl derer bezeichnet, die den vollen Stempel weiblicher Eigenart tragen. Noch ist Nachahmung des Mannes selbstverständlich; die Norm, die er geseht, wird vom geistig noch unselb

ständigen Weibe acceptiert; er selbst mißt auch Ausnahmefällen gegenüber nur nach diesem Maß. Der feine Nachempfinder Herder sieht in diesem Verfahren, wie er sich einmal ausdrückt, mindestens ein Unbenehmen."

Erst die neueste Zeit beginnt ein brauchbares Material für unsere Untersuchungen zu liefern. Schon das darf als Vorarbeit gelten, daß man die psychischen Probleme auf die entsprechende erakte physiologische Formel zu bringen sucht. Wenn dabei auch manche Absurdität mit unterläuft und die materialistische Erklärungsweise psychischer Probleme wieder einen ihrer kurzlebigen Triumphe zu feiern scheint,') so ist doch gerade in Bezug auf die Kontrolle der psychischen Verschiedenheiten durch die genaue Aufzeichnung der physiologischen Begleiterscheinungen viel gewonnen. Die physiologische Thatsache, daß der Mann Mann ist bis in seinen Daumen, das Weib Weib bis in die kleine Zehe, wird zum Angelpunkt auch für die psychische Beurteilung.

Die eigentliche Arbeit auf dem Gebiet der wirklichen, auf Thatsachen gegründeten Psychologie selbst befindet sich bekanntlich noch auf den allerersten Entwicklungsstufen. Sie besteht in der Anwendung exakter Methoden, um den Inhalt und den Verlauf unseres geistigen Lebens, die man bisher nach ungefähren Eindrücken abschäßte, genau zu kontrollieren. Diese Methoden hat man nicht ohne Erfolg auch zur Feststellung der psychischen Verschiedenheiten der Geschlechter angewendet. Einer der ersten Arbeiter auf diesem schwierigen Gebiet ist der amerikanische Professor Jastrow.2) Bei einem seiner grundlegenden Experimente bildeten männliche und weibliche Universitätsstudenten die Versuchspersonen. Untersuchungsgegenstände waren: die Gemeinsamkeit der Ideen und Denkgewohnheiten, die Natur der gewöhnlichen Associationstypen und die Zeitverhältnisse bei allen diesen Vorgängen. 50 Studenten (25 männliche und 25 weibliche) wurden aufgefordert, 100 unzusammenhängende Wörter, so schnell sie könnten, hintereinander aufzuschreiben und sich die dazu gebrauchte Zeit zu merken. Von den so erhaltenen Wörtern kamen fast 3000 mehrfach vor; ein Beweis, wie groß die Gemeinsamkeit unsrer Ideen ist. Während aber bei den männlichen Studenten 1375 Wörter nur einmal vorkamen, fanden sich solcher nur einmal vorkommender Wörter bei den weiblichen Studenten nur 1123; die Gemeinsamkeit der Ideen stellte sich also bei den Frauen als größer heraus. Bei der Einteilung aller Wörter in Rubriken fand sich, daß bei Männern bestimmte Wortklassen häufiger sind als bei Frauen, nämlich Bezeichnungen aus dem Tierreich, Eigennamen, Zeitwörter, Eigenschaftswörter, andere Redeteile, Gerätschaften und Werkzeuge, Pflanzennamen, abstrakte Begriffe, meteorologische und astronomische Benennungen, Beschäftigungen und Berufe, Fuhrwerke, geographische und landschaftliche Bezeichnungen. Bei den Frauen dagegen kamen häufiger vor: Namen für Kleidungsstücke, Stoffe, Wohnungseinrichtung, Nahrungsmittel, Gebäude und Baumaterial, Bezeichnungen aus dem Mineralreich, Schreibwaren, Erziehungswesen, Kunst, Amüsement, Verwandtschaft. Beide Geschlechter brachten gleich häufig Namen für Körperteile, Ausdrücke aus dem Handelsleben und vermischte Wörter. Die meisten von den Männern gebrauchten Wörter bezogen sich auf das Tierreich (254 zu 178), die meisten von den Frauen gebrauchten auf Kleidung und Kleiderstoffe (224 zu 129). Größer als der Unterschied bei irgendwelcher anderen Wort

1) Ich erinnere nur an die William Jamessche Auffassung: „wir weinen nicht, weil wir traurig sind, sondern wir sind traurig, weil wir weinen."

2) Havelock Ellis, Mann und Weib. S. 170 ff. (Leipzig, Georg Wiegand.)

klasse ist der in Bezug auf die Bezeichnung der Nahrungsmittel; während bei den Männern nur 53 Wörter dieser Kategorie vorkommen, finden wir bei den Frauen 179. In Bezug auf die Zeit, die das Erperiment in Anspruch nahm, ließ sich kein wesentlicher Unterschied der Geschlechter feststellen.

Wir können offenbar einen unanfechtbaren Schluß auf die ursprüngliche geistige Konstitution der Geschlechter aus dieser Untersuchung noch nicht ziehen. Eine Fehlerquelle liegt zu sehr auf der Hand: der Einfluß der Erziehung und der socialen Ber: hältnisse. Wenn Frauen mit Kleidung und Nahrung unaufhörlich zu thun haben, wenn die durch Überlieferung geheiligten Mängel ihrer eigenen Kleidung sie zu steter Beachtung zwingen, so ist es natürlich, daß die bezüglichen Wortklassen ihrem Gedächtnis sich aufdrängen. Rechnen wir die Vererbung hinzu, so bildet das einen schwerwiegenden Faktor. Wir erfahren also wohl, wie die Vorstellungswelt bei Männern und Frauen der gleichen Bildungskreise unter den heutigen Verhältnissen beschaffen ist, nicht aber, wie sie unter andren Umständen beschaffen sein könnte. Wir wissen nicht, wie weit wir es mit künstlichen, d. h. zu beseitigenden, wie weit mit natürlichen Geschlechtsunterschieden zu thun haben.

Bei aller Vorsicht glaubt Professor Jastrow doch bei der Frau auf ein entschiedenes Interesse für ihre unmittelbare Umgebung, für das fertige Produkt, das Dekorative, Individuelle und Konkrete schließen zu dürfen, während sich beim Manne eine Vorliebe für das Entferntere, das im Werden Begriffene, das Nüßliche, Algemeine und Abstrakte geltend mache; Resultate, die zu sehr mit unsren eigenen Erfahrungen übereinstimmen, um sie zu vernachlässigen. Eine andere Reihe von Untersuchungen, die sich direkt auf das Formale der geistigen Vermögen, nicht auf den mehr oder weniger zufälligen Vorstellungsinhalt bezog, läßt ihn zu dem Schluß kommen, daß die Frauen den Männern in Sachen des Gedächtnisses entschieden überlegen sind; ferner, daß Männer Associationen durch Schall und vom Teil zum Ganzen bevorzugen, Frauen dagegen solche vom Ganzen zum Teil und vom Objekt zur Qualität; Schlüsse, die sich wiederum bei anderen Versuchspersonen nicht ganz zu bestätigen schienen.

Wenn wir es hier auch erst mit Anfängen zu thun haben, so ist es bei aller berechtigten Skepsis und Vorsicht doch klar, daß durch solche Erperimente bei sorgfältiger Beachtung der Fehlerquellen und bei gehöriger Ausdehnung ein wertvolles Material gewonnen werden kann, das uns einen Schluß auf die Eigenart des männlichen und weiblichen Intellekts erlaubt.

Daß eine solche Eigenart vorhanden ist, das sagt uns nicht nur die tägliche Erfahrung, diese Überzeugung bleibt uns auch als Restbestand aller physiologischen und psychologischen Untersuchungen. Nur hat man bisher diese Eigenart und die Grenzlinien zwischen dem männlichen und weiblichen Intellekt durch die einfache Scheidung des ganzen geistigen Gebiets in einen Teil, den die Frauen noch mit bewältigen können und einen höheren Teil, der den Männern vorbehalten blieb, bestimmen zu können geglaubt. Ihren sichtbaren Ausdruck fand diese Scheidung in den Bildungssystemen für beide Geschlechter; er schwankt je nach dem Kulturstandpunkt der Nationen. Gar mancher Frau ist dieser willkürlich gezogene Strich einmal mitten durchs Herz gegangen. George Eliot berichtet eigene Erfahrungen, wenn sie in der „Mühle am Floß die kluge kleine Maggie die Überzeugung aussprechen läßt, sie könne so gut Latein und Mathematik lernen wie ihr einfältiger Bruder Tom. Aber sie wird mit dem harten Bescheid zurückgewiesen, Mädchen könnten wohl ein wenig von allem

lernen, aber in nichts tief eindringen; eine „Wahrheit," die heute noch in demselben Grade gilt wie Buckles Bemerkung über die Abstumpfung des Denkvermögens der Frauen „durch das elende, verächtliche, abgeschmackte System, das man ihre Erziehung nennt, bei welchem wertvolle Dinge ihnen sorgfältig vorenthalten und geringfügige forgfältig beigebracht werden."

Es ist bisher der Beweis nicht erbracht, daß man auf diesem Wege zur Fest= stellung intellektueller Grenzlinien gelangen könne. Denn immer weiter ist die vermeinte Grenzlinie durch begabte Frauen hinausgerückt worden. Lange Zeit hat man geglaubt, die Pfähle dort aufpflanzen zu dürfen, wo das eigentliche Reich der Wissenschaft beginnt; man hat sie fest genug eingerammt, um der Frau gewaltsam das Schöpfen wenigstens aus den wohlgefaßten Quellen zu wehren. Für alle Kulturländer außer Deutschland ist dieser Zeitpunkt vorüber, und auch hier beginnt die festgewurzelte Überzeugung zu schwinden, daß die Frauen das wissenschaftliche Rüstzeug für die sogenannten gelehrten Berufe nicht erwerben können. So möchte ich mich der Absurdität nicht schuldig machen, Beweismaterial für eine Wahrheit heranzuziehen, die sich schon heute durch die Tausende in diesen Berufen thätiger Frauen auch dem blödesten Bewußtsein aufdrängen muß. Dühring hat recht, wenn er meint, daß der Zugang zu den höheren Berufen den Frauen nur noch durch eine Falstaffgarde verwehrt werde.

Wenn sich aber nicht hier, wo sie der männliche Geist mit einer gewissen Befriedigung vermutete, die Grenzlinie hinzieht, wo ist sie dann? Ist sie überhaupt durch die Natur gezogen? Ist etwa das, was man gemeiniglich dafür hält und was zu definieren so schwer fällt, nur ein künstliches Produkt von Erziehung und Vererbung, Anpassung und systematischer Ausbildung? Oder ist doch ein natürlicher Unterschied vorhanden?

Offenbar suchen wir ihn auf dem angedeuteten mechanischen Wege vergebens, der irgend ein Gebiet abtrennen will, nur weil die Frauen vielleicht seine höchsten Gipfel nicht erklimmen könnten, auf denen auch die Männer nur so vereinzelt sizen, wie die Einsiedler auf dem Montserrat. Stellen wir aber für die Beantwortung unserer Frage die physiologischen Thatsachen und die sowohl durch erakte psychologische Experimente, als durch tägliche Beobachtungen und Erfahrungen gewonnenen Überzeugungen zusammen, so ergeben sich uns folgende Gedankenreihen.

Unser Blick haftet zunächst auf zwei großen biologischen Thatsachen. Die eine ist: wenn man ein Wesen schaffen wollte, das in allem dem Mann möglichst ähnlich sein sollte, ohne ihn irgendwo ganz zu wiederholen, so könnte man kein andres schaffen als die Frau (und umgekehrt). Wie sich ihr Körper in gleicher Weise aufbaut, so nährt sich auch ihr Geist von den gleichen Elementen und arbeitet nach denselben Gesegen; zwei mal zwei ist vier so gut für die Frau, wie für den Mann, wenn man ihr auch häufig das Gegenteil einreden möchte. Die Arbeit nach wissenschaftlichen Methoden spielt sich bei beiden Geschlechtern gleich ab; man muß sie nur gelernt haben. Beide sind Menschen, beide mit den gleichen Seelenkräften ausgestattet; für beide ist das höchste Vermögen, von dem als Centrale die übrigen zu regieren sind, die Vernunft.

Die zweite Thatsache aber ist: obwohl die Geschlechter körperlich und geistig auf dem gleichen Boden stehen, zeigen sie doch neben der körperlichen auch eine durchgängige geistige Differenz, die nicht auf einer anatomisch nachweisbaren Verschiedenheit der Hirnstruktur beruht, sondern auf der Verschiedenheit der Interessen- und Gefühls

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