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Es ist die göttliche Stimme in deinem Busen. Aber wie oft wird diese göttliche Stimme in dem Geräusche und in den mannichfachen Lagen und Versuchungen des Lebens übertåubt! Ich gebe dir deshalb in das große Weltleben, wo so viele Jünglinge, die dort ihr Glück suchten, ihr Unglück fanden, einen Führer mit, der dich, wenn du dein ganzes Leben in den Gehorsam seiner Forderungen hingiehst, gewiß zu dem schönen Biele führen wird, das ich auch heute für dich von Gott erbitte. Mit einer Thrane im Auge überreichte jezt Treumund seinem Sohne noch ein kostbares Souvenir, welches dieser mit kindlichem Danke annahm. Es ift, sprach er mit feierlichem Ernste :

„Franklins Tagebuch."

Die darinnen vorgeschriebene Lebensordnung befolgte einer der merkwürdigsten und vortrefflichften Männer des 18ten Jahrhunderts; ein Mann, dessen Lebenslauf in jeder Hinsicht zur Zierde der Menschheit gereicht, und der denkenden Nachwelt die Anwendung der biblishen Worte liefert: „Nun erfahre ich mit der Wahrheit, daß Gott die Person nicht ansiehet; sondern in allerlei Volk, wer ihn fürchtet und recht thut, der ist ihm angenehm."

Der Tag deiner Abreise aus dem ålterlichen Hause rückt mit jedem Morgen nåher; deine treue sorgsame Mutter wird, so wie ich, mit inniger Theilnahme und mit frommen Wünschen für dein ferneres Wohl stets an dich denken. Gedenke auch du unserer oft in kindlicher Liebe! Und wenn ich

dann, der ich bisher dein treuer Führer zu deiner Wohlfahrt hienieden war, fern, vielleicht durch Länder und Meere getrennt, sehr fern von dir seyn werde: so laß den großen Mann, der sich unsterbliche Verdienste um die Menschheit erwor= ben hat, und der in diesem Büchlein zu deinem Herzen spricht, dein våterlicher Führer seyn! Du wirst dir dadurch die reinsten Freuden des Lebens bereiten, und so manchen Kummer, manche bittere Reue und Klage dir ersparen. Hierzu führt dich zunächst eine vernünftige Selbstliebe.

Ich möchte solche als erste Stufe der Tugend bezeichnen, in so fern sie zur Begründung unserer Wohlfahrt Anregung giebt. Und wie entsprechend ist dieses den vielfachen Wünschen der Menschen, zu deren Erreichung sie oft só thỏ= richte Mittel anwenden, den Wünschen nach Glück und Reichthum. Aber um so seltener werden diese Wünsche befriedigt, je öfter der Mensch nur von Außen her ein Glück sucht, welches ihm so nahe, ja in ihm selbst liegt. Da= her manche vergebliche. seit undenklichen Zeiten sich immer wieder erneuende Klage über Geldmangel, drückende Abgaben und schlechte Beiten.

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,,Schränkt euren thörichten Lurus ein!" sprach Franklin schon vor beinahe 100 Jahren, so dürft ihr nicht über schwere Zeiten, drückende Abgaben, so wie über großen Aufwand im Hause Elagen." Und er hat wohl recht, wenn er be hauptet unsere Faulheit nimmt uns zweimal mehr ab, als die Obrigkeit, unsere Eitelkeit dreimal, und unsere Thorheit viermal mehr."

Bei allem unserem Streben nach irdischen Gütern würden wir erstaunen, wenn uns Jemand einmal die bedeutende Summe und das nichtige Resultat aller unserer (sowohl für körperliche als geistige Wohlfahrt) unnüßen Geldausgaben und Zeitverschwendungen vorlegen könnte! Das, zuverläßigste Mittel reich zu werden besteht in der Beobachtung der weisen Lehre Franklin's: „Verschwende weder Zeit noch Geld." Bekämpfe deine. Trägheit und deine lüsternen Bünsche. Durch Arbeitsamkeit und eine geregelte. Lebensordnung wirst du Geld erwerben und am leichtesten die Klippe unnüßer Geldausgaben vermeiden, welche Müssiggang und Eitelkeit auf so mannigfache Weise in Anspruch nimmt. Die Fürcht Gottes ist auch hier der Weisheit Anfang: denn ohne seinen Segen werden alle unsere Bestrebun gen nicht den beabsichtigten Erfolg für uns ha= ben. Dieß ermuntere dich um so mehr, im Größten wie im Kleinsten auf die Stimme deines Gewissens sorgsam zu hören: dann erst wirst du dir Selbstachtung nicht versagen können.

Eine zweite Ursache vieler vergeblichen Klagen über Welt und Menschen findest du in der Bestätigung einer köstlichen Wahrheit, welche als Sprichwort in aller Menschen Munde ist, dessen Sinn aber wie so vieles Gute in der Welt -nur von Wenigen beachtet wird.

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Viele Menschen, welche dieses Sprichwort, gleichsam als Wahlspruch in ihren Anforderungen gegen Andere, stets auf der Zunge haben, glauben dessen Wahrheit durch ihr Betragen verlåugnen zu dürfen; doch weder Selbstgefälligkeit nocy

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Eigendünkel wenden das strenge Urtheil ihres eigenen Gewissens von ihnen ab. Dieses spricht dann laut und vernehmlich Selbstverachtung über sie aus, der sie in ewigen Klagen, über die Welt und die Menschen, vergebens zu entgehen trachten. Die verdiente Verachtung ihrer Zeitgenossen folgt ihnen auf dem Fuße und ereilt sie früh oder spät, doch sicher und gewiß, die Wahrheit des Sprichwortes an ihnen furchtbar bestätigend: „Ehrlich währt am långsten."

Es wäre lächerlich, wollte man diesen Wahlspruch nur auf die Vermeidung des groben Diebstahls beziehen. Ich verstehe vielmehr hierbei das gerade, offene, ehrliche Benehmen in gesellschaft= lichen Verhältnissen, entfernt von jener Falschheit, von jener håmischen, tückischen, und arglistigen Heuchelei, welche uns im Umgange mit vielen Menschen die Warnung einflößt: daß zu viel Vertrauen auf Andere, Manchen unglücklich macht, und in der Welt Mißtrauen weniger täuscht, als Butrauen.

Wenn du daher, um dir eine glückliche Unabhängigkeit zu sichern, Macht, Ansehen und Reichthum als Güter der Erde achtest, so habe auch den Muth, sie zu verachten, in so fern du sie nicht durch rechtliche Mittel zu erwerben-vermagst. Das höhere Streben deiner Selbstachtung sey Tugend und innerer Friede deiner Seele. Dann wirst du im Glücke nicht stolz und übermüthig, im Unglücke nicht verzagt seyn; dein ruhiges Bewußtseyn wird dich über das Schicksal erheben, dir mitten in den Stürmen des Lebens den Him mel in der Brust bewahren. Hierzu bietet dir eine

strenge Selbstprüfung hülfreich die Hand! - Doch hiervon bei einer anderen Gelegenheit (f. pag. 70 ff.).

Unbemerkbar schnell war Beiden die Morgen= | dämmerung, welche dieser Familie von jeher zu frommen Betrachtungen geweihet war, entflohen; in majestätischer Pracht und Herrlichkeit lag das liebliche Thal vor ihren Blicken, und die Strahlen der aufgegangenen Sonne verbreiteten allmählig neues Leben und neue Thätigkeit. - Treumund aber vereinigte sich mit seinen Hausgenossen zu gemein schaftlichem Gebete vor dem Herrn der Schöpfung in nachstehenden Worten des frommen Dichters:

Du hast Deine Säulen Dir aufgebau't,
Und Deinen Tempel gegründet.
Wohin mein gläubiges Auge schau't,
Dich, Herr und Vater! es findet.
Deine ewig herrliche Gottesmacht

Verkündet der Morgenrdthe Pracht,

Erzählen die tausend Gestirne der Nacht.

und alles Leben liegt vor Dir,

und alles Leben fleht zu Dir:

Vater unser, der Du bist im Himmel!

und liebevoll Dein Auge schau't,

Was Deiner Ullmacht Wink begonnen;
Und milder Segen niederthau't,

und fröhlich wandeln alle Sonnen.

Herr, Herr! das Herz, das Dich erkennt,

Genest vom Kummer und vom Grame,

Es jauchzet die Lippe, die,,Vater“ Dich nennt:
Geheiliget werde Dein Name!

Der Du die ewige Liebe bist,
und dessen Gnade kein Mensch ermißt:
Wie felig ist Dein Thron!

Dort schwingt der Friede Palmen,
Es singt die Freude Psalmen,
Die Freiheit tönt in Jubelton:

Herr, Herr! in Deinem ew'gen Reich

Ist alles recht, ist alles gleich:

Zu uns komme Dein Reich!

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