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Wenn die Israeliten in die Unterwelt durchbrechen, so holt er sie zwar mit seiner Hand herauf (Am. 92). Aber es wird nicht geschildert, wie er oben im Himmel auf seinem Throne sitzt und in aller Gemächlichkeit seinen unheimlich langen Arm ausstreckt und bis in die Šeol hinabgreift. Das Bild ist auch hier wie sonst nur fragmentarisch. Er streckt seine Hand aus der Höhe und errettet den Ertrinkenden aus großen Wassern (Ps. 14411) und hilft seinen Geliebten mit seiner Rechten (Ps. 607). Wahrlich, Jahves Hand ist nicht zu kurz (Num. 1123. Jes. 502. 591). Ebenso groß und stark wie seine rechte Hand ist sein Arm, ohne daß dies weiter ausgemalt würde. Über die Größe deines Armes erstarren sie wie Stein (Ex. 1516). Gemäß der Größe deines Armes mache frei1 die dem Tod Geweihten (Ps. 7911). Du hast..... durch deinen starken Arm deine Feinde zerstreut (Ps. 8911). Entblößt hat Jahve seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, und sehen werden alle Enden der Erde die Rettung unseres Gottes (Jes. 5210). Und gleich darauf heißt es: Der Arm Jahves, wem ward er offenbar (Jes. 531). DUHм denkt schon zu anschaulich, wenn er exegesiert: »Wer hat in der Höhe den für gewöhnliche Augen unsichtbaren Gottesarm erblickt?« Charakteristisch für den Sprachgebrauch ist eben, daß der Arm Jahves nicht viel mehr als ein Synonym für die Kraft Jahves ist. Mitunter scheint der Arm von der Person losgelöst und tritt als selbständiges Wesen auf: Als Jahve von Edom heimkehrte, das Gewand mit Blut bespritzt wie ein Keltertreter von rotem Beerensaft, da sagt er: Die Kelter trat ich allein und von den Völkern war niemand mit mir . . . Und ich schaute, doch da war kein Helfer, und ich erstaunte, da war kein Unterstützer, da half mir mein Arm, und mein Grimm unterstützte mich (Jes. 631ff. vgl. 5916. Ps. 981). Der Verfasser will ohne Zweifel sagen, daß Jahve sich selbst zu helfen wußte: Sein Arm war stark genug, um jeder Unterstützung entbehren zu können. Der Israelit kann so unanschaulich denken, daß er den Arm ohne die Person sieht: Rege dich, rege dich, waffne dich mit Kraft, Arm Jahves (Jes. 519)! Siehe, Jahve kommt mit Stärke und mit sieghaftem Arme (Jes. 4010). Aber man darf den

1. Lies mit Trg. Peš.

Arm so wenig personifiziert auffassen wie die Stärke. Da er nicht nur neben die Götter, sondern auch neben die Menschen tritt, so ist dieser für unsere Sprache ungewöhnliche Ausdruck dem Israeliten nicht auffällig gewesen. In dem Königshochzeitsliede (Ps. 455) heißt es: Furchtbare Taten lehre dich deine Rechte. GUNKEL erklärt diese Worte zu plastisch: »Der rechte Arm, der das Schwert führt, wird hier nach höchst altertümlicher, poetischer Vorstellung wie ein dämonisches Wesen gedacht, das die schaurigen Streiche führt aus eigener Gewalt. Der Krieger selbst mag seinem Arme zuschauen und von ihm kämpfen lernen«<. Die Rechte ist hier weiter nichts als die Kraft.

Dieselben Glieder zeichnen nicht nur den Kriegs-, sondern auch den Schöpfergott aus: Meine Hand hat die Erde gegründet, meine Rechte den Himmel ausgespannt (Jes. 4813). Ich habe die Erde gemacht, den Menschen, das Vieh, das auf der Oberfläche der Erde, durch meine große Kraft und meinen ausgereckten Arm (Jer. 275). Du brachtest sie, pflanztest sie ein auf den Berg deines Erbes, in die Stätte, die du zur Wohnung dir bereitet, Jahve, in das Heiligtum, Herr, das deine Hände gegründet (Ex. 1517 vgl. Ps. 7854). Und wenn Gott den Menschen aus Erde vom Ackerboden (Gen. 27) und alle Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels (Gen. 219) bildete, so wird er seine Hände benutzt haben, so gut wie der Töpfer, der den Lehm knetet. Um die Tätigkeit des Menschen auszudrücken, stellt der Maler ihn mit ausgestrecktem Arme dar. Dasselbe Bild, auf die Gottheit übertragen, bedeutet im letzten Grunde nicht nur den bei der Schöpfung, sondern überhaupt den arbeitenden, handelnden, wirkenden Gott, vornehmlich im Affekte, um das Grandiose seines Tuns verständlich zu machen: Darum entbrannte der Zorn Jahves wider sein Volk, und er reckte seine Hand wider es aus und schlug es .. Bei alledem wandte sich sein Zorn nicht und seine Hand blieb ausgereckt (Jes. 525). Und ich selbst will mit euch kämpfen, mit ausgereckter Hand und starkem Arm und im Zorn und im Grimm und in gewaltiger Wut (Jer. 215). Ich will meine Hand wider sie ausrecken und das Land zur Wüste und zur Wüstenei machen (Ez. 614. 149. 13 u. a.). Bemerkenswert ist, daß Jahve in alter

Zeit fast ausschließlich seine Hand zum Unheil und zur Strafe

braucht. Der Zauberer, der ein Volk oder eine Stadt verderben will, ahmt symbolisch das Tun der Gottheit nach. Indem er seinen Stab emporhebt (Ex. 179ff.) oder seine Lanze ausreckt (Jos. 818. 26), glaubt er durch magischen Konnex, Jahve zum Handeln zu zwingen. Der Kontakt ist unterbrochen in dem Augenblick, wo er den Stab sinken läßt (Ex. 1711).

Die Hand spielt endlich eine Rolle beim Wirken des Naturgottes. Wenn Jahve die Berge schlägt, daß sie rauchen (Ps. 10432. 1445), so bedient er sich dabei seines Armes oder seiner Hand (vgl. Jes. 525). Wie er im allgemeinen seine Hand schwingt (Jes. 1916. Zach. 213), so schleudert er im besonderen als Gewittergott mit seinem Arm die Blitzspeere, wie wir aus Jes. 3030 erschlossen haben. Gleich dem Sturm, der niederschlägt zur Erde mit der Hand (Jes. 282), trocknet Jahve die Meereszunge Ägyptens aus und schwingt seine Hand wider den Strom in seinem Glutwind (Jes. 1115) Als Schläge Jahves, von seiner Hand herrührend, gelten Krankheiten und Plagen (2, 3), Blindheit und Pest, vor allem der Aussatz. Der Aussätzige ist nar' on der von Gott Geschlagene (Ps. 7314. Jes. 534). Aber auch vom Ekstatiker sagt man: Die Hand Jahves war auf ihm (Ez. 13. 314. 22. 371. II Reg. 315) oder die Hand Gottes fiel auf ihn (Ez. 81) oder die Hand Jahves packte (pin) den Propheten (Jes. 811. Ez. 314). Die krankhaft bis zum Wahnsinn fast gesteigerte Gefühlserregung, die den Ekstatiker ergreift, gilt als eine Wirkung der auf ihm lastenden Hand Jahves. Wie vom Schlage getroffen, in seiner Willenskraft gelähmt, steht er unter dem hypnotischen Banne der Gottheit. Man muß sich hüten, mit diesen Stellen etwa Ez. 115 zu kombinieren: der Geist Jahves fiel auf ihn, als ob durch die Handauflegung Jahves der Geist übertragen würde. Mag das auch die spätere Anschauung sein, ursprünglich brauchte man kein Medium. Es genügt, daß Jahve den Menschen anfaßt, um ihn in Ekstase

1. V. 19 ist das Ausrecken der Lanze umgedeutet.

2. Ethnographische Parallelen bei LASCH Arch. f. Rel. V 242: >Wann die Eingebornen (auf Samoa) ein Erdbeben spüren, rufen sie: Dank, daß Mafuie nur einen Arm hat! Hätte er zwei, so würde er die Erde in Stücke brechen<.

zu versetzen, genau so wie die Berge rauchen müssen, wenn Jahve sie anrührt1.

Auf neuerdings bekannt gewordenen babylonischen Siegelzylindern ist ein Arm mit einer siebenfingrigen Hand dargestellt, die angebetet wird. Die sieben Planeten scheinen hier als Finger an der Hand des höchsten Himmelsgottes gedacht, wie sie in analoger Weise Zach. 4 als seine Augen gelten. NIELSEN (S. 154f.) nimmt einen Zusammenhang dieses Kultsymbols mit der Hand Jahves an. Er beruft sich dafür auf den Sprachgebrauch, den er sehr oberflächlich und ungenügend anführt. Hätte er ihn systematisch beobachtet, wie es oben versucht ist, so würde ihn die Vielseitigkeit am Ende stutzig gemacht haben. Wäre die Hand Jahves wirklich ein bestimmtes Kultsymbol gewesen, das man real vor Augen hatte oder wenigstens unter besonderen Umständen sehen konnte, so wäre schwerlich solch ein vielseitiger Sprachgebrauch möglich gewesen; er wäre beschränkter geblieben in engerem Anschluß an das feststehende Kultsymbol. NIELSEN verweist ferner auf Ex. 1716, den kleinen Vers, der die oben erwähnte zauberhafte Besiegung der Amalekiter durch Moses Arm abschließt, und der von ihm übersetzt wird: Es ist eine Hand am Thron Jahves. Aber daß

Thron heiße, ist trotz EWALD und DILLMANN wenig wahrscheinlich. Da der Vers an den Altar Jahve ist mein Banner anknüpft, so ist statt des unverständlichen das verständliche da zu lesen, wie fast alle Neueren tun: Hand (gelegt) an das Banner Jahves. Ob dies Lied, dessen Übersetzung und Bedeutung fraglich bleiben muß, etwas mit dem Altar Jahves zu

1. GUNKEL macht mich auf eine Parallele bei GOETHE aufmerksam: Dich hat die Hand der Venus berührt. Venezianische Epigramme No. 101 (Jubiläums-Ausgabe Bd. I S. 226). Vgl. auch die griechischen Parallelen Arch. f. Rel. Wiss. VII S. 103 ff.

2. Vgl. THEO. G. PINCHES: Collection of Sir Henry Peek. Inscribed Babylonian tablets. Part. III S. 64. 66 und NIELSEN: Die altarabische Mondreligion S. 155.

3. Vgl. das Standbild des Janus, dessen Finger die Zahl 365 darstellen. WISSOWA: Religion und Kultus der Römer S. 93. REITZENSTEIN: Poimandres S. 275. Beachtenswert ist, wie wenig diese Vorstellung durch den Augenschein begründet ist.

4. GUNKEL (nach mündlicher Mitteilung) vermutet, daß dies Lied gesungen wurde, während das Banner Jahves dem Heere Israels voranzog.

tun hat, mag man mit Recht bezweifeln; jedenfalls aber ist diese Stütze viel zu schwach, um die Last der von NIELSEN geübten Beweisführung zu tragen. Allen diesen Bildern liegt überhaupt kein kultisches Symbol zu Grunde, sondern es genügt, an das eigentümlich fragmentarische Denken bei primitiven Völkern zu erinnern, die nicht das Bedürfnis haben, das Einzelne zu einer Gesamtanschauung, oder in diesem speziellen Falle: die Einzelglieder zu einer Gesamtpersönlichkeit zusammenzufassen1.

Etwas anders ist es mit dem Antlitz Jahves. Hier hat NIELSEN (S. 179) ebenfalls fremde Einflüsse vermutet. Zwei Dinge sind in der Tat auffällig und bedürfen der Aufklärung. Erstens die Redensarten: Jahve lasse leuchten sein Angesicht oder Jahve erhebe das Licht seines Angesichtes (Num. 625. Ps. 47. 3117. 672. 804. 8. 20. 119135. Dan. 917). Diese Phrasen werden ausschließlich von Jahve gebraucht. Das Licht des Angesichtes, das Ps. 444 neben der Rechte und dem Arm Jahves steht, wird Prov. 1615 auch dem Könige beigelegt und ist wahrscheinlich erst von Jahve auf ihn übertragen. Man behauptet gewöhnlich, die zitierte Redensart bilde einen Gegensatz zu der anderen: das Antlitz verbergen (Dtn. 3117f. Ps. 1011. 132. 2225. 279. 308. 8815. 10429). Aber zu dieser gehört als oppositionell: hinschauen oder das Auge auf jemanden richten oder sich hinwenden (Ps. 2516. 8616. 119132). Die Hauptsache, warum das Antlitz grade leuchten muß, um gnädig zu sein, wird daraus nicht erklärt. Wenn ferner Ex. 3429ff. erzählt wird, daß das Antlitz des Mose strahlte infolge seines Redens mit Gott, so vermuten die Exegeten mit Recht, die dóğa ɛov sei auf ihn übergegangen. Sie sollten weiter vermuten, daß Mose nach diesen Versen mit Jahve von Angesicht zu Angesicht verkehrt habe, da der göttliche Lichtglanz vom

1. »Solche kurz abgebrochene Gedankenreihen, die jederzeit auf bereite Annahme rechnen können, scheinen eben der mythischen Zeit eigen zu sein.<< »Das Auftreten unentwickelter und unverbundener Gedankenanfänge ist geradezu eine Eigentümlichkeit der mythischen Zeit.<< E. H. BERGER: Mythische Kosmographie der Griechen. Leipzig 1904. S. 15. 23.

2. Job. 2924 ist verderbt (DUHм). Auch im Babylonischen ist Ähnliches nachweisbar.

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