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(Mch. 34. Zeph. 319. Jer. 311. 3315. 504. Ez. 712. Jo. 41) jene Zeit steht. Wohl aber bedarf es der Erklärung, wie dem Jahve ein Tag oder mehrere Tage gehören können. Faßt man die Redensart nach ihrem Wortlaut auf, so bleibt nur eine genaue Parallele, nämlich die der Wochentage. Wie wir einen Tag der Venus, einen Tag des Merkur oder im Babylonischen einen Tag der Zegova (Epiphan. haer. 16, 2) d. h. der Ištar1 haben, so könnten die Juden im Anschluß daran von einem Tage Jahves geredet haben. Aber diese Behauptung läßt sich nicht einmal wahrscheinlich machen, geschweige denn beweisen.

Eine zweite Möglichkeit ist die, ai in übertragenem Sinne zu deuten. Die verbreitetste Erklärung versteht unter dem Tage Jahves den Schlachttag, die Schlacht Jahves. Das arabische jaum wird häufig so verwandt, und im Hebräischen begegnet uns derselbe Sprachgebrauch Jes. 93 17 die Midianiterschlacht. Aber der Tatbestand sprengt diese zu enge Definition und verlangt eine Erweiterung. Dasselbe gilt von einer anderen Ableitung, die man aus dem babylonischen ûmu d. h. Sturmtag, Sturm Jahves versuchen könnte. Nach den Schilderungen, die innerhalb der prophetischen Schriften selbst vom Tage Jahves gegeben werden und die in den vorangehenden Paragraphen zusammengestellt sind, ist dieser nicht nur ein Tag der Schlacht oder des Sturmes, sondern auch des Erdbebens, des Feuers, der Überflutung, des Gewitters, der Finsternis, der Seuchen, der wilden Tiere, des Schreckens und des Rausches. Mit welchem Rechte will man alle diese Dinge leugnen oder wenigstens in den Hintergrund drängen zu gunsten jener wenigen Stellen, die von einem Kampfe oder einem Sturme Jahves an seinem Tage reden? Mehr Wahrscheinlichkeit hat die Bedeutung Festtag Jahves wie es Festtage der Baale (by Hos. 215) gab. Für die Volksanschauung war die eschatologische Zeit jedenfalls eine göttliche Festzeit (vgl. o. S. 141). Aber auch diese Auffassung wird durch die Fülle der andersartigen Dinge gesprengt. So gut man im Deutschen den Ausdruck »Tag« benutzen und daran das hervorstechende Merkmal einer bestimmten Zeitspanne

1. Vgl. Šeru'a KAT3 S. 429 Anm. 1.

2. Vgl. JASTROW: Rel. Bd. I. S. 305 Anm. 4. DELITZSCH: Assyrisches Handwörterbuch S. 33.

knüpfen kann, so gut konnte der Hebräer dasselbe tun und hat es getan. Denn, wie wir gesehen haben, gibt es einen Tag des Schreckens, Tag des Erdbebens, Tag der Finsternis u. s. w. Um all den Schilderungen gerecht zu werden, die von dem Tage Jahves gegeben werden, müssen wir eine sehr allgemeine Fassung wählen und ihn definieren als den Tag, an dem Jahve sich irgendwie offenbart, an dem er irgendwie handelt, der durch ihn irgendwie charakterisiert wird.

Es existierten ursprünglich wohl viele Tage Jahves. Aber es ist nicht unwichtig zu betonen, daß dieser Sprachgebrauch gänzlich verschwunden ist. Keine einzige Großtat Jahves in der Vergangenheit oder damaligen Gegenwart hat den uns bekannten Schriftstellern Anlaß gegeben, von einem Tage Jahves zu sprechen. Überall, wo dieser Ausdruck begegnet, bezieht er sich auf die Zukunft, d. h. er ist bereits in vorprophetischer Zeit zum eschatologischen Terminus geworden. Wie ist diese keineswegs selbstverständliche Tatsache zu erklären? Doch wohl nur so, daß die in Zukunft erwartete Offenbarung Jahves völlig unvergleichbar war mit allen denen, die in der Gegenwart oder Vergangenheit je geschehen waren. Was bedeuteten die Wunder der Natur, die Jahve bisher verrichtet, was besagten die Schrecken, mit denen er seine Feinde bisher entsetzt hatte, gegenüber der einen, allgewaltigen Katastrophe, die Jahves schrecklich-herrliche Majestät erst in ungeahntem Glanz enthüllen sollte? Vor diesem zukünftigen Tage Jahves verblaßten alle die anderen.

Mit dieser Auffassung lassen sich die überlieferten Tatsachen am besten reimen. Als die älteste oder mythische Stufe der Unheilseschatologie dürfen wir die Erwartung einer großen Weltkatastrophe bezeichnen 1. Wir sind aus inneren und äußeren Gründen gezwungen, sie für die älteste zu halten. Denn erstens kann aus der Weltkatastrophe wohl eine speziell palästinische werden, während das Umgekehrte in historischer Zeit undenkbar ist, da der Glaube an Weltkatastrophen nur in der mythischen d. h. prähistorischen Epoche entstanden sein kann. Zweitens schimmert der Charakter des Tages Jahves als einer Weltkatastrophe in den prophetischen Schriften nur

1. GUNKEL a. a. O. S. 21.

noch durch und ist so unkenntlich geworden, daß die heutigen Forscher (mit Ausnahme GUNKELS) ihn bisher fast gänzlich ignorieren konnten.

Stellen wir uns einmal auf den heute von der Wissenschaft behaupteten Standpunkt und prüfen wir das Fundament, auf das man gewöhnlich baut. Man meint, die Idee einer Weltkatastrophe sei zum ersten Male ausgesprochen von Zephanja. So sagt z. B. STADE (Bibl. Theologie S. 251): »Man sieht auch an Zephanjas Weissagung, wie sehr die Einfügung in das assyrische Weltreich den Blick erweitert hat: die universalistische Betrachtung des Tages Jahves, für die Folgezeit charakteristisch, tritt hier zum ersten Male auf«. Zephanja ist kein tiefer und originaler Denker, sondern gilt als der beste Typus eines Durchschnittspropheten. Will man wissen, wie wohl ungefähr die populäre Erwartung der Endzeit aussah, so muß man sich an die kleinen Geister halten, die der Masse näher stehen als die Ausnahmemenschen. In dieser Hinsicht ist Zephanja von großer Bedeutung für uns. Von vorneherein betont er, daß eine Weltkatastrophe drohe, von der die ganze Erde, alle Menschen, das Vieh, die Vögel und die Fische betroffen werden, ohne den Zweck anzugeben, den Jahve dabei befolgt. Jahve ist zornig, voller Grimm und Eifer, und darum gefällt es ihm, die Welt zu vernichten. Das Unheil erstreckt sich auf Juda, seine nächsten Nachbarn: die Philister, Moabiter und Ammoniter, und endlich auf Kuš und Assur. Eine ethische Motivierung wird nur dem Orakel gegen Juda beigefügt, während sie bei den fremden Völkern fast ganz fehlt.

Zephanja kann nicht zum ersten Male die Idee einer Weltkatastrophe ausgesprochen haben, weil er keine klare Anschauung damit verbindet. Er redet zwar von einer Vernichtung der Welt, hat aber ein anderes Bild vor Augen. Denn stellen wir die ganz konkrete Frage: Wodurch geht die Welt zu Grunde? so erhalten wir keine unzweideutige Antwort. Und doch ist die Idee des Weltunterganges, mag ihre Entstehung auch noch so schwierig und dunkel sein, dann wenn sie einmal vorhanden ist, eine ganz einfache Sache. Aus 118 könnte man auf einen Weltbrand schließen am Tage der Wut Jahves, wenn durch das Feuer seiner Eifersucht die ganze Erde verzehrt wird. Das wäre eine klare An

Forschungen zur Rel. u. Lit. d. A. u. NT. 6.

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schauung, mit der wir uns zufrieden geben könnten, falls wirklich Jahve der einzige Schauspieler auf der Bühne des Weltendramas wäre. Der Prophet nennt allerdings nur Jahve, das Unheil kommt nach dem Wortlaut seiner Verkündigung allein von Jahve. Aber an einer Stelle wird dieser einheitliche Gedanke von einem anderen durchkreuzt und dadurch das ganze Bild inkonkret und verschwommen gestaltet: ein Tag der Trompete und des Kriegsgeschreis gegen die festen Städte und die hohen Zinnen (116). Daß Zephanja von den Skythen weissagt, ist eine Behauptung der Kommentatoren, zu der der Text selbst keinen Anlaß bietet. Ob seine Predigt durch die Skythenhorden angeregt wurde, ist eine andere Frage, deren Berechtigung nicht geleugnet werden soll. Im übrigen aber erwartet er, soviel können wir mit Sicherheit ausmachen, trotz des gegenteiligen Scheines der Einleitungsworte keine Weltkatastrophe, die durch Jahve herbeigeführt wird, sondern einen Krieg, mit dem niemals die ganze Welt, sondern nur ein Teil überzogen werden kann. Grade die Inkonzinnität seiner Worte, die bald diese bald jene Anschauung voraussetzen, ist der beste Beweis dafür, daß die Idee der Weltkatastrophe nicht von ihm stammen kann. Er benutzt diesen Gedanken nur als Einkleidung für die mysteriöse Andeutung einer andersartigen Katastrophe.

Ebensowenig kann Zephanja der Erste gewesen sein, der die Vorstellung einer Weltkatastrophe von anderswoher übernommen hat. Denn wäre sie damals aus der Fremde entlehnt, so wäre sie eben konkret und hätte ihre Anschaulichkeit noch nicht eingebüßt. Fragen wir die älteren Propheten überhaupt, ob in Zukunft eine große Flut, ein Weltbrand oder ein Erdbeben oder was sonst kommen werde, so erhalten wir keine einheitliche klare Antwort, sondern ein buntes Stimmengeschwirr schallt uns entgegen. Der Tag Jahves wird auf alle mögliche Weise geschildert, aber er wird durch diese Fülle der Vorstellungen nicht anschaulicher, sondern unanschaulicher. Die Idee des Weltendes, wie sie von den Propheten der älteren Zeit vorgetragen wird, ist sehr kompliziert. Eine Reihe von Fäden laufen hier zusammen, die sich sehr weit nach rückwärts verfolgen lassen und die eben deshalb bis weit in die vorprophetische Zeit zurückreichen müssen. Man kann zwar viele Theorieen, Schemata, Termini technici aufzeigen, die be

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reits eine lange Geschichte hinter sich haben müssen, aber kein bestimmtes, konkretes Gemälde vom Weltende wie bei der Sintflut. Um dieses fragmentarischen Charakters willen muß die Unheilseschatologie älter sein als die Prophetie und aus der prähistorischen Epoche stammen, auch dann wenn sie etwa ausländischen Ursprungs sein sollte (vgl. darüber § 16). Der universale Charakter der Endkatastrophe tritt nun aber keineswegs, wie wir bislang den Gegnern zugestanden haben, erst bei Zephanja und Jeremia (vgl. namentlich 423ff., wo die künftige Vernichtung als ein Weltchaos, als ein tohu vabohu geschildert wird), auf, sondern ist bereits vorher nachweislich vorhanden, wie in früheren Paragraphen des Einzelnen genauer erörtert wurde. Es sei daran erinnert, wie schon bei Amos (89) nicht nur die Erde, sondern auch die Sonne, wie in Jesaja c. 2 nicht nur Palästina, sondern die ganze Erde, wie bei Hosea (43) nicht nur das Land und seine Bewohner, sondern auch das Wild des Feldes, die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres in Mitleidenschaft gezogen werden, wie Jes. 2814ff. eine Weltflut vorausgesetzt wird u. s. w. In diesem Zusammenhange sei endlich noch hingewiesen auf die Heidenorakel, die ebenfalls für den ursprünglich universalen Charakter der Unheilseschatologie sprechen und von Anfang an zum ständigen Repertoir der Prophetie gehören. Bereits Amos läßt einen festen prophetischen Stil erkennen (WELLHAUSEN), der sich nicht im Laufe der mündlichen Wirksamkeit dieses Mannes herausgebildet haben kann, dessen Prägung vielmehr längere Zeit gedauert haben muß. Es ist Sache des Stiles, neben Israel eine Reihe von Völkern aufzuzählen, die durch die Katastrophe betroffen werden. Welchen Sinn hätte das, wenn es sich um ein Unheil handelte, das nur Israel anginge? Die selbstverständliche Voraussetzung, die also schon von Amos geteilt wird, ist doch, daß eben eine Weltkatastrophe erwartet wird. Man nennt natürlich nicht alle Nationen der Erde, sondern begnügt sich mit denen, die bekannt waren und aus irgend einem Grunde die Aufmerksamkeit auf sich zogen, namentlich mit den Nachbarn und den jeweiligen Feinden. Daran war Israel besonders interessiert, weil es den Heiden von ganzem Herzen den Untergang wünschte, und in diese Orakel konnte es all den Haß hineinlegen, der es gegen seine Gegner beseelte.

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