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der Leichtfüßige entrinnt nicht, und der Reiter zu Roß rettet sein Leben nicht. Und wer festes Mutes ist unter den Streitern, flieht nackt an jenem Tage, sagt Jahve. Das Stück (Am. 12-216), in dessen Zusammenhang uns diese Verse überliefert sind, ist voll von mythischen Vorstellungen und wird uns noch des Öfteren beschäftigen. Hier soll nur Folgendes hervorgehoben werden. Erstens bestätigt sich uns, was wir aus Jes. 212 ff. erschlossen haben: Die Anschauung vom Tage Jahves als einem gewaltigen Erdbeben ist alt, älter als Jesaja, älter als Amos, älter als die schriftstellernde Prophetie überhaupt. Amos schildert in den ersten beiden Kapiteln seines Buches mit grellen Farben einen furchtbaren Strafakt Jahves. Nur mit ganz leisen, kaum erkennbaren Zügen deutet er an, daß Jahve zur Ausführung seines Beschlusses einen menschlichen Helfer, den Assyrer, benutzt. Diese befremdende Tatsache, daß Amos von Jahve redet und den Assyrer meint, wird nicht einleuchtender durch die Behauptung: »Das liegt im Stil der prophetischen Rede und läßt sich bis auf den Koran herab verfolgen« (WELLHAUSEN). Denn es kommt nicht bloß darauf an, diesen Stil zu konstatieren, sondern ihn auch zu erklären. Verständlich aber wird

er nur durch die Annahme, daß die ältesten Propheten dies Helldunkel liebten, weil sie populäre eschatologische Ideen naturmythologischer Art verwandten und ihre nahe Erfüllung voraussagten. Indem Vorstellungen, die in früherer, vielleicht in prähistorischer, Zeit entstanden und ausgeprägt waren, auf die Gegenwart oder unmittelbar bevorstehende Zukunft bezogen wurden, mußten die Weissagungen notwendig in ein gewisses Helldunkel gehüllt werden, wenn anders sie mutatis mutandis passen sollten. Zweitens folgt aus diesem Amoszitat, was nicht oft genug betont werden kann, daß die Natur von Anfang an in den Bereich der Eschatologie hineingehört und, so weit wir wissen, nie davon ausgeschlossen war.

Der Gottesschrecken kehrt in den Schilderungen vom Tage Jahves häufig wieder, aber er ist später typisch geworden und von Naturerscheinungen völlig losgelöst. So heißt es z. B. Zeph. 117: Da mache ich den Menschen bange, daß sie umhergehen wie die Blinden, oder Zach. 124: Jenes Tages, sagt Jahve, schlage ich das Roß mit Scheuen und den Reiter mit Ver

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wirrung, nur dem Hause Judas öffne ich das Auge1, aber jedes Ro der Heiden schlage ich mit Blindheit. Wenn ferner die Exulanten den Untergang Jerusalems erfahren, werden sie so schreckensstarr sein, daß sie die Zeichen der Trauer vergessen (Ez 2419-24). Alle natürlichen Verhältnisse werden umgekehrt: Der Sohn verachtet den Vater, die Tochter erhebt sich wider die Mutter, die Schwieger wider die Mutter, und des Menschen Feinde sind seine Hausgenossen (Mch. 76). Jenes Tages wird eine gewaltige Verwirrung von Jahve aus über sie kommen, sodaß sie Hand an einander legen und die Hand des einen sich wider die des anderen erhebt (Zach. 1413). Einer fällt durch das Schwert des anderen (Hag. 222). Da wird gewaltige Erregung (excessus mentis) über die Erdenbewohner fallen, daß sie Kriege wider einander planen (IV Esra 1330, vgl. 51, I Bar. 253). Siehe, Tage kommen, da wird.... der Allmächtige über die Erde und ihre Bewohner und über ihre Regenten Geistesverwirrung und herzlähmenden Schreck herbeiführen. Und sie werden einander hassen und sich gegenseitig zum Krieg anreizen u. s. w. (I Bar. 702. 6). Kurz, »es geht alles drunter und drüber, man kommt aus dem Entsetzen nicht hinaus« (VOLZ S. 181, wo mehr Material).

§ 5. Die Offenbarung Jahves im Sturm. HERMANN GUNKEL: Schöpfung und Chaos. Göttingen 1895.

In der Beschreibung des Tages Jahves, der über das Land der Ägypter hereinbrechen soll, sagt Ezechiel: Und machen werde ich die Ströme zur Trocknis (Ez. 3012). Jer. 5136 wird dasselbe gegen Babel geweissagt: Darum also spricht Jahve: siehe ich führe deine Sache und räche deine Rache und lasse austrocknen ihr Meer und lasse versiegen ihren Quell. Das ist nicht uneigentlich zu verstehen von dem Vertilgen der Lebenskraft Babels, wie Giesebrecht will, so wenig das Folgende uneigentlich gemeint ist: Und es soll Babel zu Steinhaufen werden, eine Wohnung der Schakale, ein Entsetzen und Gespött, ohne Bewohner. Es ist auch nicht daran zu erinnern, daß Ägyptens und Babyloniens Fruchtbarkeit in ganz besonderem Maße ab

.את עיניו und ולבית יהודה Lies .1 ידו ברעהו Lies .2

hängig ist von der Reichlichkeit des Wassers und der Existenz der Kanäle und daß die Propheten mit Rücksicht darauf die Idee vom Austrocknen des »Meeres« erdichtet hätten; denn diese Einzelheit findet sich ebenso in den Drohungen gegen Israel. In der Jahvetheophanie des Buches Nahum wird durch die geographischen Namen ausdrücklich auf Palästina hingewiesen: Er schilt das Meer und legt es trocken und macht alle Ströme wasserlos. Basan und der Karmel vergeht, und die Blüte des Libanon wird welk (14). Auf diese Weise also kann man nicht zu einer einleuchtenden Erklärung des Tatbestandes gelangen.

Man muß vielmehr vom Ost- oder Südostwind ausgehen, dem furchtbarsten Winde, der Palästina heimsucht. Im Winter angenehm und willkommen, wird er im Sommer zum entsetzlichen Širokko. »Er trocknet die Schleimhaut der Luftwege aus und verursacht Entzündungen, erzeugt die größte Müdigkeit, Kopfweh, Beklemmung der Brust, beschleunigten Puls, Durst, selbst wirkliches Fieber. Er trocknet die Möbel aus, daß sie krachen, krümmt die Bücherdecken und die in Rahmen hängenden Bilder und versengt förmlich ganze Felder von jungem Getreide ... Da er auch sehr heftig auftreten kann und Wirbelwinde verursacht, die Menschen und Tiere umwerfen, dabei feinen Staub und Sand durch die Luft treibt, so ist es begreiflich, daß er von jeher als der verderbliche Wind gegolten hat< (Guthe, Bibelwörterbuch s. v. Wetter). Wir erwarten a priori, daß er, der in Palästina eine so hervorragende Rolle spielt, in besonderem Sinne als der Wind Jahves galt, und diese Erwartung täuscht uns nicht.

Der (Süd)ostwind ist das Element, in dem die Gottheit webt, und darum heißt er direkt

19 23 .Jer) סעֲרַת יהוה oder allgemeiner

DR (Hos. 1315) 30 23). In Sturm ist der Staub seiner

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und Wetter ist sein Weg, und Gewölk Füße (Nah. 13). Fressendes Feuer geht vor ihm her und rings um ihn stürmt es gewaltig (Ps. 503). Jahve wird über ihnen erscheinen, seine Pfeile schießen hervor wie Blitze, und der Herr Jahve stößt in die Posaune und fährt dahin in den Stürmen des Süds (Zach. 914). Im Orkan, der Berge zerreißt und Felsen zerschmettert, hofft Elia den Gott zu schauen (I Reg. 1911), im Orkan holt Jahve denselben Propheten zum Himmel empor (II Reg. 21) und im Orkan antwortet er dem Hiob (Job 381. 406),

wie dieser schon vorher gefürchtet hatte: Wenn ich ihn riefe und er gäbe mir Antwort, so würde ichs doch nicht glauben, daß er mich anhören werde, vielmehr im Sturmwind würde er mich zermalmen (Job 916f.). Die Art, wie Jahve mit dem Wind verbunden wurde, war verschieden. Bald ward er als ein Windgott vorgestellt, der den Sturm durch die Nase bläst (Ex. 158. 10. Jes. 5919. Ps. 1816). Wenn Els Odem (b) die Wasser anhaucht, so gefrieren sie (Job 3710). Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, wenn Jahves Odem (1) sie anbläst (Jes. 407. 24). Bald wird er als ein grimmiger, »wutschnaubender<« Held gedacht, vor dessen Scheltrede sich das Wasser ängstlich verkriecht (Nah. 14. Ps. 1816. 1069). Bald ist der Wind der Wagen Jahves, auf dem er einherfährt. Als Elia und Elisa sich unterredeten, kam plötzlich ein feuriger Wagen und feurige Rosse, die trennten beide von einander, und also fuhr Elia im Wetter gen Himmel (II Reg. 211). Siehe, wie Wolken zieht er heran und dem Sturm gleichen seine Wagen, schneller als Adler sind seine Rosse (Jer. 413). Denn siehe Jahve will im Feuer kommen und wie der Wirbelwind sind seine Wagen, heimzuzahlen in Hitze seinen Zorn und sein Dräuen in Feuerflammen (Jes. 66 15).

Das mythische Motiv vom Jahveorkan ist, aus der Gegenwart entlehnt, in die eschatologische Dichtung aufgenommen und begegnet uns zunächst in bildlicher Redeweise. Ps. 8314 betet der Sänger um Vernichtung seiner Feinde: Mein Gott, mach sie wie Wirbelstaub, wie Stoppeln vor dem Winde! Wie das Feuer, das den Wald anzündet, und wie die Flamme, die an den Bergen züngelt, so verfolge du sie mit deinem Wetter und schrecke du sie mit deiner Windsbraut! Jeremia läßt Jahve von den Israeliten sagen: Darum will ich sie zerstreuen wie Spreu, zerstiebend vor dem Wind der Wüste (Jer. 1324). Wie ein Ostwind will ich sie verscheuchen vor dem Feind (Jer. 1817). Obwohl diese Worte, so wie sie vorliegen, in der Form des Vergleiches gehalten sind und so aufgefaßt werden müssen, geht doch aus einer ganz ähnlichen Stelle hervor, daß diese Redensarten ursprünglich nicht bildlich, sondern eigentlich gemeint waren: Siehe, der Sturmwind Jahves bricht hervor und Windsbraut wälzt sich daher, auf das Haupt der Frevler wirbelt sie herab (Jer. 2319 3023). Erst ein späterer Glos

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sator hat zu der die Erklärung: Grimm gefügt und damit den anfänglichen Sinn etwas umgebogen. Allein stärkere Stützen als dies stehen uns für unsere Behauptung zu Gebote.

Hos. 1314f. läßt der Prophet Jahve die rätselhaften Worte sprechen: Soll ich sie (die Israeliten) aus der Hölle Hand befreien, vom Tode sie loskaufen? Her mit deinen Seuchen, Tod! Her mit deiner Pestilenz, Hölle! Mitleid ist vor meinen Augen verborgen Ein Ostwind Jahves wird kommen, aus der Wüste sich erhebend, der wird seinen Born austrocknen, seine Quelle versiegen machen. Das ist eine seltsame, frappieren de Rede, über die man sich nicht genug wundern kann. Wie kommt denn Hosea dazu, Hölle, Tod und den Ostwind Jahves zu zitieren, da er doch die Assyrer meint? Nach den Anschauungen des Propheten müßte die Drohung etwa lauten: Soll ich sie aus der Assyrer Hand befreien, vom Kriege sie loskaufen? Her mit deinen Seuchen, Krieg, her mit deiner Pestilenz! Mitleid ist vor meinen Augen verborgen. Wie der Ostwind Jahves, der Quellen und Borne vertrocknet, brause heran, Assyrer, alles versengend und verheerend! Das hat Hosea zweifellos auch sagen wollen, aber seine Ausdrucksweise ist auffällig und bedarf der Erklärung.

So wie seine Worte lauten, enthalten sie ein mythisches Motiv. Jahve tritt hier auf als ein grausamer, unbarmherziger, vernichtender Gott. Als seine Diener ruft er herbei den Tod mit seinem Heer von Seuchen, die Šeol mit ihren Fieberscharen, während er selbst im Ostwind daherfährt. Wie furchtbar und entsetzlich müssen diese Horden wüten, wenn sie auf die Erde losgelassen werden! Die Bäche werden wasserleer, fruchtbares Ackerland wandelt sich in öde Wüstenei, Menschen und Tiere siechen vor Fieberdurst dahin und selbst die Fische im Wasser müssen zu Grunde gehen. Das ist eine in sich verständliche Rede. Wir sehen, wie die im Zusammenhang der prophetischen Schrift anstößigen Worte Jahves alles Sonderbare verlieren, sobald sie ohne Beziehung auf die Assyrer aus sich selbst erklärt werden. Vor allem begreift man dann, wie der Prophet von dem Ostwind Jahves eine mythische Schilderung, nicht einen poetischen Vergleich geben kann. Und ebenso begreiflich ist es jetzt, daß die Assyrer als Tod und Hölle bezeichnet werden. Denn Hosea hat hier eine mythische Idee aus der

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