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Schemata in umgekehrter Reihenfolge ordnet, als es gewöhnlich geschieht. Es war von Anfang an Stil, den Anbruch einer neuen, herrlicheren Zeit so zu schildern, als komme das Paradies, das Götterland wieder. Dieser Stil läßt sich überall da konstatieren, wo die prophetischen Worte aus den realen Zeitverhältnissen nicht verständlich sind. Er hat sich gewiß nicht im Handumdrehen ausgebildet. Wenn wir ihn bei Deuterojesaja finden, so können wir ihn dort nur erklären im Anschluß an ältere Vorbilder. Zu seiner Zeit muß es bereits Lieder gegeben haben, die von einer Wiederholung der paradiesischen Zeit sangen. Im letzten Grunde geht dieser Stil zurück auf eine klare eschatologische Hoffnung, die von der Wiederkehr des Paradieses selbst redete (GUNKEL). Sie ist im Alten Testamente nirgends deutlich ausgesprochen. Da sie mythisch ist, muß sie aus alter Zeit stammen und, wenn nicht im vorprophetischen Volke, so außerhalb Israels postuliert werden. Die Erwartungen der Propheten auf ein fruchtbareres künftiges Palästina sind der letzte blasse Abglanz des eschatologischen Paradieses. Nur einige Spuren, die man vergebens zu beseitigen sich bemüht, verraten das uralte mythische Kolorit.

Das bei Deuterojesaja vorausgesetzte Schema: Israel muß wieder in die Wüste und darauf wird diese Wüste in ein Paradies verwandelt, ist originell nur insofern, als der Verfasser bestimmt an die syro-arabische Wüste denkt. Wie sehr er von der Tradition abhängig ist, kann man aus Hosea lernen, der zwar nicht genau dieselbe, aber doch eine verwandte Anschauung ausspricht, die nur aus demselben Schema erklärt werden kann: Darum will ich sie locken und in die Wüste führen und ihr zu Herzen reden, und ich weise ihr von dort aus ihre Weinberge an und mache das Tal Akor zur Pforte der Hoffnung; da wird sie fügsam wie in ihrer Jugend und wie zur Zeit, da sie aus Ägyptenland zog (Hos. 216f.). Israel soll also wieder zurück in die Wüste, soll wieder als Nomade umherschweifen und in Zelten wohnen (Hos. 1210), wie einst vor der Eroberung Kanaans. Von dort aus verheißt ihm Jahve die Weinberge Palästinas, und es kehrt heim durch die Hoffnungspforte, das Tal Akor, wie damals, als es über Jericho seinen Einzug hielt (NOWACK). Wollen wir diese Erwartung auf eine Formel bringen, so können wir sagen: Die Vorzeit Israels wiederholt sich.

Dieser merkwürdige Gedanke ist aus den damaligen Zeitverhältnissen nicht erklärlich. Hosea konnte eine Vernichtung, eine Dezimierung, eine Deportation seines Volkes durch die Assyrer und Ägypter fürchten. Wir würden es verstehen, wenn Palästina in eine Wüste und diese Wüste nachher in ein Fruchtland verwandelt wird. Aber wie in aller Welt sollte er auf die Idee verfallen, Israel werde wieder in die Wüste gehen? NOWACK gibt als die Meinung des Propheten an: »Jahve erzieht sie zur Einfachheit, die einst das aus der Wüste kommende Israel kennzeichnete<<. Aber abgesehen davon, daß das Nomadenideal der Rekabiter durchaus nicht von der Prophetie rezipiert war, wer wird jenen Gedanken in eine so wunderliche Form kleiden? Zu einer allegorischen Auslegung haben wir kein Recht; wir müssen die Worte so nehmen, wie sie lauten.

Eine Theorie, die israelitische Vorzeit werde wiederkehren, ist in sich unverständlich. Denn die Geschichte läßt sich nicht wiederholen. Anders ist es, wenn es sich ursprünglich um eine mythische Anschauung handelt, die hinterher durch geschichtliche Dinge beeinflußt und modifiziert ist. Alles wird verständlich, sobald wir zur Zeit Hoseas die von Deuterojesaja ausgesprochene eschatologische Vorstellung voraussetzen: Israel muß wieder in die Wüste, und darauf verwandelt sich die Wüste in das Paradies. Eine kleine Verschiebung trat dadurch ein, daß Hosea speziell an die ägyptische Wüste (im Süden Palästinas) dachte. Infolgedessen konnte er die eschatologische Zeit mit den Farben der mosaischen malen. In Wirklichkeit gab es also keine Theorie von der Wiederkehr der mosaischen Wüstenwanderung, sondern sie ist nur scheinbar vorhanden, weil Hosea die eschatologische Wüste mit der ägyptischen identifiziert hat. Damit war notwendig eine weitere Änderung gegeben: Jetzt wurde nicht mehr die Wüste zu einem Paradies gemacht, sondern man wanderte aus der Wüste nach Kanaan, in das Land der Verheißung, wo Korn, Most und Öl fortan im Überfluß sich finden. Dieselbe Theorie läßt sich endlich auch Ez. 2034ff. nachweisen: Und ich werde euch herausführen aus den Völkern und euch versammeln aus den Ländern, in die ihr zerstreut wurdet... und ich werde euch bringen zu der Wüste der Völker und werde dort mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht. Wie ich mit euren Vätern in der Wüste des Landes Ägypten gerechtet habe,

so werde ich mit euch rechten. Auch hier muß Israel wieder in die Wüste der Völker, die entweder identisch ist oder parallelisirt wird mit der ägyptischen Wüste. Die einen kehren heim, wie aus den folgenden Versen hervorgeht, ins gelobte Land, die anderen dürfen es nur von ferne schauen.

Nicht nur im Zusammenhang mit dieser Theorie, sondern auch sonst (vgl. Hab. 3. Jes. 1024ff. 1115f. 519f. I. Bar. 29. Mech. 50b zu Ex. 1625) hat die mosaische Vorzeit abgefärbt auf die eschatologische Urzeit. Diese Tatsache aber ist auf andere Weise zu erklären. Hier war der Anlaß, beide Zeiten mit einander zu verknüpfen, nicht durch die Wüste, sondern durch die Wunder gegeben. Weil die Wunder der Urzeit sich im kommenden Äon wiederholen werden, darum hat man die Farben zu dem Wundergemälde nicht nur dem Tiâmatmythus, sondern auch dem Durchzug durchs Schilfmeer und anderen Geschichten des Exodus entlehnt.

Die eschatologische Verwandlung der Wüste in ein Paradies setzt eine neue Erde voraus. Deutlich gesagt wird in den prophetischen Schriften das eine so wenig wie das andere. Wir können nur vermuten, daß der herausgehobene Stil, der auf die Paradiesvorstellungen anspielt, sich gebildet hat im Anschluß an eine klare, fest ausgeprägte Eschatologie. Ein solches Bruchstück könnte man in Jes. 6517. 6622 sehen, wo es zum ersten Male heißt: Siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Aber über solche und ähnliche Bruchstücke kommen wir im Alten Testamente nicht hinaus. Eine ausgeführte, scharf umrissene Eschatologie ist bei den Propheten nicht vorhanden; sie darf als vollständiges Ganze auch schwerlich im Volk behauptet werden, wohl aber mag sie in der Fremde existiert haben und allmählich eingewandert sein. Klar ausgesprochen ist die Wiederkehr des Paradieses erst IV. Esra 736. 852. Sib. III 769. I. Hen. 25. II. Hen. 65 10. I. Bar. 46. Test. Levi c. 18. Apk. Joh. 27. (Näheres bei VOLZ S. 344 ff. 377.)

Zum Götterlande gehört endlich nicht nur eine üppigere Vegetation, sondern auch eine hellere Beleuchtung und ein angenehmeres Klima, als es uns auf Erden beschieden ist: Dann wird es keine Hitze mehr geben und keine Kälte noch Frost, und es wird ein beständiger Tag sein, kein Wechsel von Tag

und Nacht1, und zur Zeit des Abends wird Licht sein (Zach. 146f.). Der Mond wird so hell scheinen wie die Sonne, und die Sonne noch siebenmal glänzender (Jes. 3026). Nicht wird dir ferner die Sonne dienen zum Licht, noch zur Helle der Mond dir leuchten, .. nicht wird ferner untergehen deine Sonne, noch dein Mond abnehmen; denn Jahve wird dir sein zum ewigen Licht (Jes. 6019f.). Der blasse Mond und das Glutlicht der Sonne wird erbleichen vor der Herrlichkeit Jahves (Jes. 2423). Und es wird keine Nacht mehr geben, und sie brauchen keine Leuchter und kein Sonnenlicht; denn Gott der Herr wird über sie leuchten lassen (Apk. Joh. 225 vgl. 2123f.). Auffällig ist, daß in den Pseudepigraphen nur ein einziges Mal (I Hen. 9116) von dem siderischen Lichtglanz der neuen Zeit geredet wird. Im Alten Testamente wird das Paradies zwar nicht als besonders strahlend geschildert, wohl aber führt es II Hen. 6510 das Beiwort hell.

§ 20. Die mythische Topographie.

Über das himmlische Jerusalem vgl. H. GUNKEL: Forschungen Heft I S. 48ff. und überhaupt Genesis2 S. 31 ff.

Wir haben bisher aus stilistischen Redewendungen und kleineren Bruchstücken, die das eschatologische Paradies beschreiben, einige allgemeine Charakteristika des künftigen Götterlandes kennen gelernt. Dort gibt es keine wilden und reißenden Tiere, keine sündigen und gebrechlichen Menschen, keine baumlose und wasserleere Wüste. Dazu kommen nun noch einige speziell topographische Angaben, die wir teilweise schon gestreift haben, die hier aber noch einmal im Zusammenhang besprochen werden müssen.

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Geschehen wird es in den künftigen Tagen: festgegründet wird sein der Tempelberg Jahves an der Spitze der Berge, sodaß er erhabener ist als die Hügel (Jes. 22 Mch 41). Das Haus Jahves der Heilszeit wird also auf dem höchsten Berge liegen. An diesem klaren Wortlaut ist nicht zu rütteln. Daß der Vers »natürlich nicht physisch, sondern politisch<< gemeint sei, ist nicht wahrscheinlich. Mit welchem Rechte wird er alle

1. Vgl. die Kommentare von WELLHAUSEN-NOWACK.

gorisiert? Oder ist die Allegorese »selbstverständlich« ? Allein wenn es Ez. 402 heißt, das neue Jerusalem werde auf dem höchsten Berge sich erheben, so wird dieser Satz von den meisten Exegeten wörtlich verstanden ebenso wie Zach. 1410: Das ganze Land wird sich zur Ebene wandeln von Geba bis Rimmon südlich von Jerusalem, dies aber wird hoch sein. Hätten die Ausleger Recht, so müßten Ezechiel und Zacharja Jes. 22 gröblich miẞdeutet und einen bildlich gemeinten Ausdruck wörtlich genommen haben. Das ist unmöglich. Entweder sind alle Stellen allegorisch aufzufassen, wofür nicht der geringste Anhaltspunkt vorhanden ist, oder alle wörtlich, solange sich ein irgendwie denkbarer Sinn mit ihnen verbinden läßt. Nun hat schon GUNKEL auf die treffende Parallele vom höchsten Gottesberg im Norden hingewiesen, auf dem nach Ps. 483 bereits das gegenwärtige Jerusalem liegt. Dorthin wird auch das künftige Zion verpflanzt, oder vielmehr umgekehrt: der Berg Zion wird zu dem höchsten Gottesberg gemacht (vgl. § 12). Diese Idee muß, wie wir gezeigt haben, ausländischen Ursprungs sein.

Zach. 1410 fügt einen neuen Zug hinzu: Die Umgebung Jerusalems wird in eine Ebene verwandelt. Es gibt keine anderen Berge neben dem Gottesberge. Dadurch wird seine einzigartige Höhe noch besonders markiert. Diese Einzelheit stimmt nicht zu Jes. 22 (= Mch. 41), wonach die anderen Berge nicht verschwinden, sondern bestehen bleiben. Solche Inkongruenzen darf man nicht verwischen oder ausgleichen. Denn dogmatische Übereinstimmung ist bei mythischen Vorstellungen nicht erforderlich. Die Idee, die wir aus Zach. kennen lernen, ist schwerlich schon Jes. 212ff. vorausgesetzt, wo durch Jahves Macht alles Ragende und Erhabene gestürzt wird: Neben Zedern, Eichen, Türmen, Mauern und Schiffen werden auch Berge und Hügel dem Erdboden gleichgemacht, damit Jahve allein hoch sei an seinem Tage. Da hier ein Erdbeben geschildert wird, so soll das Hinfallen der Berge und Hügel nur die Gewalt der Naturkatastrophe veranschaulichen. Von einer Theorie wie bei Zach, ist keine Rede. Es heißt ja auch, daß Jahve nicht der Berg Jahves! — erhaben bleibt.

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Wohl aber finden wir einen verwandten Gedanken bei Deuterojesaja. Er singt an vielen Stellen von der neuen Straße,

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