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Überlieferung übernommen und umgedeutet. Wie jeder Vergleich hinkt, so ist auch diese Umdeutung nur halb gelungen, und darum kann das benutzte mythische Motiv nicht von Hosea selbst erdichtet sein, wie denn überhaupt in historischer Zeit weder Mythen noch mythische Vorstellungen entstehen.

Tatsächlich können wir dieselbe Idee schon bei Amos nachweisen. Das Buch dieses Propheten beginnt mit einer interessanten Formel, die wegen ihrer Inkonzinnität nicht von ihm selbst herstammen kann, sondern wohl aus älteren Liedern entlehnt sein muß: Jahve brüllt von Zion her und donnert aus Jerusalem, da trauern die Auen der Hirten und des Karmels Haupt verdorrt (Am. 12). WELLHAUSEN bemerkt dazu: »Als Judäer läßt Amos, vielleicht nach älterem Muster, den Jahve von Zion aus donnern, ohne damit sagen zu wollen, daß er dort und nirgends anders wohne. Denn er erkennt kein Vorzugsrecht Judas vor Israel an. — Das Gewitter, das von Zion ausgeht, ist ein uneigentliches; es hat die paradoxe Wirkung, daß Kraut und Bäume welken und verdorren«. Um den Satz des Amos zu verstehen, muß man zunächst erkennen, daß in ihm verschiedene Anschauungen zusammengeflossen sind. Der Vordersatz enthält die beiden mit einander verbundenen Aussagen, die leicht wieder von einander zu lösen sind: Erstens, Jahve wohnt in Zion und in Jerusalem; zweitens, Jahve brüllt und donnert im Gewitter. Durch die Vereinigung dieser beiden Vorstellungen entsteht eine Inkonzinnität; denn ein Gewitter erhebt sich nicht aus Jerusalem. Zum Nachsatz hat ferner in der ursprünglichen Konzeption ein anderer Vordersatz gehört, der verloren gegangen ist. Die Auen der Hirten trauern und des Karmels Haupt verdorrt, wenn der Širokko weht, oder richtiger, da die Formel wie die beiden anderen religiös gewesen sein muß, wenn Jahve im Širokko einherfährt. Dieser Ausdruck wurde durch den anderen, zusammengesetzten, verdrängt: wenn Jahve von Zion her brüllt und aus Jerusalem donnert. Diese Vertauschung der Glieder war nur möglich, falls die Sätze nicht mehr lebendig, sondern durch den Gebrauch bereits erstarrt waren, und falls sie alle drei in das Gebiet des religiösen Sprachschatzes gehörten, also auch der Ostwind als eine Manifestation Jahves galt. Amos kann nicht der Schöpfer

dieser Vorstellungen gewesen sein, er muß überkommenes Gut benutzt haben1.

Wir haben das mythische Motiv vom Jahvesamûm, das uns zuerst bei Hosea, mit einer Schilderung der Assyrernot verquickt, begegnet war, jetzt auch in einer selbständigen, religiösen Formel des Amos nachgewiesen, die ihrem Charakter nach in der vorprophetischen Zeit entstanden sein muß. Nicht ohne Grund hat Amos sie seinem Buche vorangestellt. Sie ist gewissermaßen das Motto für die ersten beiden Kapitel, in denen der Tag Jahves mit mythischen Farben gemalt ist. Es ist bereits gezeigt worden, daß 213ff. die Vorstellung eines mit dem Gottesschrecken verbundenen eschatologischen Erdbebens voraussetzt. Jetzt sei noch darauf aufmerksam gemacht, wie Jahve selbst Feuer an die Paläste legt beim Hurrah am Tage der Schlacht, im Wetter am Tage des Sturms (o ingye 114). Der Tag Jahves führt gradezu seinen Namen nach dem dann stattfindenden Orkan oder Širokko, der uns auch sonst entgegentritt, grade in den Drohreden der beiden ältesten Propheten, sodaß wir mit Sicherheit behaupten können, er habe eine Rolle gespielt in der populären Anschauung vom Tage Jahves.

1. Der hier beobachtete religionsgeschichtlich wichtige Vorgang läßt sich auch sonst konstatieren. Professor EICHHORN hat mich auf Joh. 738 aufmerksam gemacht: Wer an mich glaubt, .... Ströme lebendigen Wassers werden aus seinem Leibe fließen. Vordersatz und Nachsatz passen nicht zu einander, beide stammen aus einer ganz verschiedenen Sphäre. Der erste ist christlichen Ursprungs, der zweite nicht. Er lehnt sich, wie ich glaube, an ein Kultbild an, aus dessen Leibe Ströme von Quellwasser flossen, etwa ähnlich den Abbildungen babylonischer Wassergottheiten, wo ein Wasserstrom von beiden Schultern ausgeht (vgl. z. B. JEREMIAS: Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients. Leipzig 1904. S. 38. Abb. 16). Die Formel muß, wenn man sie rekonstruieren will, ursprünglich etwa gelautet haben: »>Wer sich taufen läßt« oder »wer in den Jordan steigt, Ströme lebendigen Wassers werden aus seinem Leibe fließen« d. h. der wird mit dem Stromgott identisch und eben dadurch heilig und sündenfrei. Die mystische Einheit, in der Adorant und Gottheit sich verbinden, wird ausgedrückt durch das der Darstellung des Gottes entlehnte Bild. Später ist dann die in diesem Wasserkult übliche Phrase ins Christentum übergegangen und dort mit einer ganz andersartigen Idee verschmolzen worden, sodaß sie ihren alten Klang und Sinn vollkommen verloren hat.

Hos. 43 heißt es: Darum wird trauern das Land und alles, was darin wohnt, verwelken bis auf das Wild des Feldes und die Vögel des Himmels, und auch die Fische des Meeres werden hingerafft werden. Nach WELLHAUSEN freilich enthält dieser Vers eine »Aussage über schon Gegenwärtiges: die Natur seufzt sichtlich unter der Sünde der Menschen<<. Aber das wäre ein gar zu seltsamer Gedanke, daß die Fische an der Oberfläche schwimmen und die Tiere krepieren, weil die Menschen lügen, morden, stehlen und ehebrechen (42). Es werden vielmehr wie 1315 die Wirkungen genannt, die der Samûm am anrichtet: Unter seiner furchtbaren Hitze und Trockenheit leidet nicht nur das Land, werden nicht nur die Gräser versengt, sondern auch Menschen und Tiere, ja selbst die Fische des Meeres gehen zu Grunde.

Am. 813f. gibt eine andere, nicht minder lebendige Schilderung: Jenes Tages werden die schönen Mädchen und die jungen Männer vor Durst in Ohnmacht fallen, die da schwören beim Heiligtum von Bethel und sagen: so wahr dein Gott lebt, Dan! und so wahr dein < Gott > lebt, Beeršaba! und sie sinken hin und stehen nicht wieder auf. An diesen Versen, die mannigfachen Anstoß bereitet haben, ist das Eine klar, daß »jenes Tages ein gewaltiger, alles ausdörrender Širokko wehen wird, und daß infolge dessen die Borne und Quellen versiegen und die schönen Mädchen und jungen Männer vor Durst umfallen, schmählich im Stich gelassen von den Göttern, denen sie ihre Huldigungen darzubringen pflegten. Mit dem Kult ist es dann vorbei, wie die Sonne der Finsternis gewichen ist, die Feste in Trauer, die Lieder in Klage verwandelt sind und das Haupthaar zur Glatze geworden ist1 (89ff.). Das Austrocknen der Bäche und Brunnen ist eine Folge des Jahvesamûms, von dem jedermann wußte, daß sich seine versengende Kraft am 10 besonders furchtbar entfaltet, sodaß der Prophet nur darauf anzuspielen braucht. Warum er grade die schönen Mädchen und die jungen Männer nennt, verstehen wir nicht mehr2.

1. V. 11 f. streiche ich mit ОORT u. a.

2. Darum haben wir freilich noch keinen Grund, die Worte zu streichen und V. 14a mit LÖHR und MEINHOLD zu eliminieren. Wenn man genügend Phantasie besitzt, so kann man ja vermuten, daß die Götter von Dan und Beeršaba hier Quellnumina bedeuten und ursprüng

Aus allen diesen Belegstellen geht mit der größten Deutlichkeit hervor, wie verkehrt das Dogma ist, daß »die Hereinziehung der physischen Welt in das Gerichtsdrama ein Kennzeichen der späteren Eschatologie sei« (DUHм zu Jes. 344). Im Gegenteil, von Anfang an schon in den ältesten Büchern, aus denen uns der Tag Jahves bekannt ist, wird von einer Umwälzung in der Natur gesprochen. Man muß also, ob man will oder nicht, zugeben, daß die Natur von Hause aus auf die eschatologische Bühne gehört, und wenn man die auf das Sittliche und die Menschenwelt gerichteten Träger der Prophetie nicht als die Schöpfer dieser Dichtung begreifen kann, so wird man weiter zugestehen müssen, daß ihnen ein festausgeprägter Stoff überliefert sei, wie ja auch aus vielen anderen Anzeichen hervorgeht. Aber man wird vielleicht weiter gehen und sagen: es sei wohl denkbar, daß dem Tage Jahves eine Wirkung auf die Natur zugeschrieben wurde, allein ursprünglich sei nicht die ganze Erde, geschweige denn die Welt, sondern nur Palästina in den Bereich des Mythus gezogen worden. Erst später sei mit der Verwicklung Israels in die Wirren der Weltreiche und mit der durch die Geschichte verursachten Erweiterung des Horizontes die Bühne des eschatologischen Dramas vergrößert worden. Vor allem wird Deuterojesaja als der Schöpfer dieses Universalismus gefeiert und gepriesen. Diese Anschauung beruht in der Tat auf einem richtigen Gesamteindruck. In den älteren d. h. vorexilischen Dichtungen tritt der kosmische Hintergrund bei weitem nicht so deutlich hervor, wie in der Zeit nach der Verbannung, aber man würde doch fehlgehen, wollte man ihn ganz leugnen.

Die Offenbarung Jahves im Širokko erlebte Israel nicht einmal, sondern immer wieder, sobald furchtbare Ostwinde das Land heimsuchten. Dies Mythologem ist also spezifisch israelitisch, weil es aus dem Klima Palästinas erklärlich ist. Fremden Ursprung zu vermuten, liegt nicht der geringste Anlaß vor, ob

lich ausdrücklich als solche bezeichnet sein mögen. Zu Beeršaba würde WELLHAUSENS Konjektur gut passen, und 7 könnte Korrektur sein für den Baal der Jordanquelle, in deren Nähe Dan lag. Die schönen Mädchen und jungen Männer führten am Ende Reigentänze auf wie in dem mit Quellen versehenen Šilo (Jdc. 2121) oder sie sind als der Typus für die kräftigsten Leute gewählt (GUNKEL).

wohl es durchaus wahrscheinlich ist, daß auch die Kanaaniter in Rešeph oder Rašuph einen Gott des »Glutwindes« besaßen, und obwohl die Möglichkeit nicht geleugnet werden soll, daß Züge dieses Gottes auf Jahve übertragen worden sind. Wenn aber der antike Mensch in allen auffälligen Naturerscheinungen das Walten der Gottheit sah, so wird man die Offenbarung Jahves im Ostwinde dem Glauben des israelitischen Volkes nicht absprechen dürfen, mag dessen Phantasieleben auch noch so gering eingeschätzt werden. So kommt es, daß das Motiv vom Jahvesamûm äußerst beliebt war. Es findet sich nicht nur in religiösen Formeln, sondern ist ebenso in den Sinaigeschichten verwandt worden (Ex. 1421) wie es in dem eschatologischen Mythus immer und immer wiederkehrt; noch Mechilta 30b (zu Ex. 1421) weiß, daß die Rache Gottes an den Gottlosen durch einen Ostwind vollzogen wird (VoLz S. 281).

Beim Überblick über das sonst noch im Alten Testament vorhandene Material beginnen wir mit den Schilderungen, denen speziell der Širokko zu Grunde zu liegen scheint. Jes. 339: Es welkt1, hinwelkt die Erde, beschämt ist der Libanon, verdorrt, es wurde Saron wie die Steppe, und kahl steht Basan und der Karmel. Die hier aufgezählten Landschaften gehören teilweise nicht zu Israel, liegen aber doch in seinem Gesichtskreis. Jes. 4214f.: Stumm bin ich gewesen seit lange, bin still, halt an mich: wie die Gebärende will ich schreien, will schnauben und schnappen zumal, will ausdörren Berge und Hügel und all ihr Kraut austrocknen, will Ströme machen zu Inseln und Sümpfe austrocknen. Jes. 244ff.: Es trauert und vergeht die Erde, es welkt, vergeht die Welt, es welkt der Himmel wie die Erde2 Darum frißt ein Fluch die Erde und sind in Schuld, die auf ihr wohnen, darum brennen die Bewohner der Erde (im Fieber) und bleiben übrig wenig Menschen. Noch farbenreicher wird das Ausdörren des Himmels Jes. 344 gemalt: Und zusammenrollen werden sich wie ein Buch die Himmel und all ihr Heer abwelken, wie abwelkt das Laub vom Weinstock und wie das Abwelkende vom Feigenbaum. Wir erinnern uns, wie der Ostwind »die Bücherdecken krümmt«, und dürfen uns dementsprechend vorstellen, wie er dermaleinst, in grotesker

1. Lies bas.

2. Lies mit GUNKEL 78 DY DID.

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