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Naturvölker wird ihm sogar göttliche Verehrung zu teil. »>Bei den Karaiben ist Loguo der erste Mensch, welcher von seiner himmlischen Wohnung herabstieg, die Erde schuf und dann wieder in den Himmel zurückkehrte. . . .. In Tahiti hatten die zu Göttern erhobenen Gestorbenen und der erste Mensch dieselben Namen, nämlich Tii oder Tiki1. ... Sowohl bei den Mingos als den Leni-Lenape ist der erste Mensch ein Gegenstand göttlicher Verehrung. . . . Ja sogar wird abwechselnd bald der Herr des Lebens bald der erste Mensch als derjenige angerufen, der da Gewalt hat über die Geister . . . Nach dem Mythus der Indianer oben am Lorenzstrom und Missisippi hat sich der erste Mensch in den Himmel erhoben und donnert dort. Die Mönitarris verehren den Herrn des Lebens als den Menschen, der nie stirbt und als den ersten Menschen. . . Bei den Hundsrippindianern ist der erste Mensch Schöpfer der Menschen, der Sonne und des Mondes<<". >> Unter den Söhnen des Kutka, des Schöpfers ist Haetsch der erste Mensch, der auf Erden wohnte und starb und nach dem Tode als Beherrscher der Unterwelt zum Hades hinabging«3.

So haben wir eine Reihe von Parallelen, die uns lehren, wie aus demselben religiösen Grundmotiv eine Vergötterung des Urmenschen hervorging. Die Religion, die die Eschatologie beeinflußt hat, könnte erzählt haben, wie der göttliche Urmensch, von einer Gottesmutter geboren, in seiner Kindheit mit göttlichen Speisen ernährt, schon als Knabe zum König des Paradieses eingesetzt sei und in der goldenen Urzeit ein gerechtes Regiment über die Menschen geführt habe. Mit denselben Farben, mit denen das Bild des ersten Königs am Anfang der Welt gemalt ist, wurden dann auch die folgenden Königsgemälde bis hinab zu dem des eschatologischen Messias gezeichnet. Wir haben Spuren im babylonischen Hofstil gefunden, die sich nahe mit denen des israelitisch eschatologischen Stiles berühren. Aber da wir den Mythus der Berufung des Urkönigs nicht kennen, so läßt sich auch nicht mit annähernder Sicherheit Babylonien als das Ursprungsland des Messias be

1. J. G. MÜLLER: Am. Urrel. S. 135.

2. MÜLLER S. 133.

3. TYLOR: Die Anfänge der Kultur I S. 312 f.

4. Anders wird die Gestalt des Messias erklärt von CURTISS:

Ursemitische Religion S. 147 f.

zeichnen. Wir müssen uns fürs erste mit einem Ignoramus begnügen. Mit Gewißheit läßt sich natürlich nicht sagen, daß die bisher bloßgelegte Wurzel die einzige war, die sich im Laufe der Zeit ausgewachsen hat und zu einem stattlichen Baume geworden ist. Die wenigen Trümmer, die uns als letzter Überrest des alten Mythus in der israelitischen Eschatologie begegnen, sind nicht ausreichend, um den ursprünglichen Bau zu rekonstruieren. Vielleicht erzählte der Mythus weiter, der Urkönig sei ein Mensch gewordener Gott gewesen und nach seinem Tode sei er wieder wie nach den oben zitierten Parallelen — in den Himmel zurückgekehrt und wohne nun in der Sonne und regiere die Welt als Sonnengott. Vielleicht war es auch anders. Hier ist der Phantasie unbeschränkter Spielraum gewährt. Jedenfalls lehren uns, worauf es hier allein ankommt, die beigebrachten Parallelen der Naturvölker, daß der erste Mensch und die Gottheit ursprünglich einmal identische Doppelgänger gewesen sein können, und darum scheinen mir weitere Wurzeln der Messiasvorstellung nicht unbedingt notwendig.

§ 27. Die Thronbesteigung Jahves.

Der Messias und Jahve wechseln in der israelitischen Eschatologie ab. Das ist begreiflich einmal deshalb, weil der Messias im letzten Grunde eine göttliche Gestalt, ein Gottkönig, ist und dadurch in die Sphäre der Gottheit erhoben wird. Das wird noch begreiflicher, wenn wir eine zweite parallele Reihe beachten. Fast überall, wo uns Jahve in der Heilseschatologie begegnet, wird er in einer ganz bestimmten Weise dargestellt. Wir können die Schilderungen, die von ihm gegeben, und die Funktionen, die ihm beigelegt werden, zurückführen auf den Begriff des eschatologischen Königs. Auffällig ist die Tatsache, wie selten die hierher gehörigen Anschauungen bei den älteren Propheten begegnen. Wir lernen sie fast nur aus den Psalmen und den späteren Apokalypsen kennen, die aber gewiß ältere Traditionen benutzt haben1.

1. »Wir können in der gesamten Eschatologie zwei Strömungen unterscheiden; beide sprechen von einem kommenden Reiche und einem kommenden Könige; während aber die eine den König David oder

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Jahve ist König geworden, so beginnen eine Reihe von Psalmen, die ihrem Inhalte nach eschatologischer Art sind (Ps. 931. 971. 991, vgl. 479. 953. 9610. 986). Das ist die in Israel stehende Formel, mit der jeder neue König begrüßt wird: Wenn ihr Posaunenschall hört, dann sagt: Absalom ist König geworden in Hebron (II Sam. 1510). Wie wir aus dieser und anderen Stellen ersehen (I Reg. 134. 39. II Reg. 913), stößt das Volk dabei in die Posaune, klatscht in die Hände (II Reg. 1112), jauchzt dem Gesalbten den Glückwunsch zu (I Sam. 10 24. II Sam. 1616) und vollführt einen großen Lärm, daß schier die Erde birst (I Reg. 140. 45), bis der König in feierlicher Prozession zum Thron geleitet ist (I Reg. 135). Dementsprechend klatschen beim Regierungsantritt Jahves die Völker in die Hände und jauchzen ihm zu mit Jubelruf (Ps. 472); unter dem Schall der Posaunen hält er seinen Einzug in den Himmel1 und steigt hinauf auf seinen Thron (Ps. 479). Gleich dem Könige ist er in ein Prunkgewand gehüllt: Sein Kleid ist Pracht und Hoheit, sein Kleid ist Licht (Ps. 931. 1041).

Was bedeutet die Thronbesteigung Jahves? Sie dient zunächst zum Ausdruck der Tatsache, daß Jahve das Weltregiment ergriffen hat. Gott ward König über die Heiden, Davids Sohn nennt, ist in der anderen Jahve selbst der Herrscher der Zukunft; überall wo von Gottes Reich gesprochen wird, fehlt der menschliche König; denn ein Messias hat in Gottes Reich keine Stätte<< (GUNKEL: Psalmen S. 162). Vgl. zu diesem ganzen Abschnitt das soeben zitierte Buch GUNKELS.

1. Wie Jahve in das himmlische Haus einzieht, so tut er es auch beim irdischen Tempel; nur ist er dort persönlich, hier in seinem Palladium zugegen. Immer aber erfolgt dieser Einzug, wie es begreiflich ist, nach Art eines Königs. So heißt es Ps. 247: Erhebt, ihr Tore, die Häupter, ja erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Ehren einziehe. Übrigens gibt es hierzu, nebenbei bemerkt, eine interessante Parallele in dem altindischen Märchen: Nala und Damayantî (Reclam No. 2116), wo von dem halbgöttlichen Helden erzählt wird: > Kommt er an eine niedere Pforte, so braucht er sich niemals zu bücken; denn kaum hat sie den Mann erblickt, so erhebt sie sich in dem Augenblicke, wo er sich stoßen mußte, in zuvorkommender Weise (S. 104). Die Voraussetzung ist auch hier wie Ps. 247, daß die Pforten nicht, wie bei uns, von innen nach außen, sondern von unten nach oben geöffnet werden.

2. Zur Erklärung dieser Vorstellung vgl. GUNKEL: Psalmen S. 172.

Wie die Völker so beherrscht Jahve

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Gott hat sich auf seinen heiligen Thron gesetzt (Ps. 479). Jahve ward König, die Völker mögen zittern! Er thront auf den Keruben, es bebe die Erde! Jahve ist groß in Zion und erhaben über alle Völker (Ps. 991). auch die Götter: Jahve ist ein großer Gott, ein König über alle Götter (Ps. 953). Da verzweifeln alle Bilderdiener, die sich der s Götzen rühmen; alle Götter sinken vor ihm in den Staub Denn du, Jahve, bist der Höchste über alle Welt, hocher haben über alle Götter (Ps. 977ff.). Nach GUNKEL ist die » Voraussetzung dieses Gedankens von Jahves zukünftiger Thronbesteigung, daß er gegenwärtig eigentlich noch nicht König der ganzen Welt ist; gegenwärtig ist sein Reich noch nicht gekommen« 1. Aber es ist sehr fraglich, ob man diesen Schluß ziehen darf. Die Israeliten, wenigstens der späteren Zeit, haben schwerlich je daran gezweifelt, daß Jahve schon jetzt auf seinem Throne sitzt und als Weltkönig das All regiert. Man braucht den von GUNKEL aufgestellten Satz nur ins Positive umzukehren, um seine Unwahrscheinlichkeit zu erkennen. Oder sollte man in Israel Jahve jemals als den Untergebenen eines anderen, höheren Gottes betrachtet haben? Freilich, die Worte besagen wirklich das, was GUNKEL aus ihnen herausliest. Trotzdem darf ihnen dieser Sinn nicht beigelegt werden, weil er in den Geist der israelitischen Religion nicht hineinpaßt. Diese Antithese löst sich in einer Synthese auf, sobald wir hier eine aus der Fremde stammende Tradition annehmen. Sie muß ausländischen Ursprungs sein, weil sie erstens den Polytheismus voraussetzt und weil sie zweitens erst den eschatologischen Gott als den Universalgott preist. Als diese Lieder nach Israel wanderten und auf Jahve übertragen wurden, da sang man sie nach, ohne sich um den ursprünglichen Sinn zu kümmern. Man legte in sie hinein, was man selbst empfand. Wir erleben es ja heute in ähnlicher Weise immer wieder. Auch unsere Gemeinde genießt die israelitischen Psalmen und fragt nicht viel nach der historischen Auffassung und nach der ursprünglichen Bedeutung der Worte, sondern schiebt ihnen unbefangen die eigene Stimmung und sogar die eigenen Gedanken unter. Wie sollte es damals anders gewesen sein? Vielleicht hat die Syna

1. S. 158.

goge eine alte Tradititon bewahrt, wenn sie Ps. 47 als » Neujahrslied bezeichnet. Nicht das Posaunenblasen (BAETHGEN), nicht der Universalismus (DUHM), sondern die Thronbesteigung Jahves, die am Anfang jedes neuen Jahres erfolgte, haben den Psalm zum Neujahrsliede gestempelt. Weil man in Babylonien oder sonstwo bei den Nachbarvölkern am Neujahrstage - und ebenso beim Anfang einer neuen Welt - die Thronbesteigung eines neuen Gottes feierte, so ward dies Beispiel in Israel nachgeahmt, weil es so zum Stil gehörte. Während anderswo natürlich verschiedene Götter nach einander den Thron bestiegen, so mußte man sich in Israel wohl oder übel mit dem einen Gott begnügen. Israel schob in seinem ausgeprägten Monotheismus untergeordnete Wesen wie Göttersöhne oder Engel (Dtn. 328 LXX) an die Stelle der Götter und faßte sie als Statthalter Jahves auf, die ihr Amt von ihm empfangen und ihm zurückgeben. Damit ist der ursprüngliche Sinn umgebogen und die Idee etwas verdunkelt.

Das Weltregiment Jahves bedeutet zugleich das Weltgericht: Sprecht unter den Heiden: Jahve ward König

.. Denn er kommt, die Erde zu richten; er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit und die Völker nach seiner Treue (Ps. 96 10. 13. 989). Von diesem Gericht Jahves ist oft und schon früh die Rede. So heißt es bereits Jes. 313f.: Da steht Jahve zu hadern und tritt auf, zu richten sein Volk1. Jahve kommt ins Gericht mit den Ältesten seines Volkes und seinen Oberen. Während hier und an einigen anderen Stellen das Bild des Gerichtes bis zu einem gewissen Grade anschaulich durchgeführt ist, so ist doch beachtenswert, wie verhältnismäßig selten dies in der Eschatologie geschieht. Die Bestrafung der Menschen am Ende der Welt wird gewöhnlich nicht durch ein Gericht, sondern durch eine Katastrophe oder einen Kampf vollzogen. Ein Gericht kann sich ja auch niemals über die leblose Natur erstrecken, deren Untergang eben beim Weltende vorausgesetzt ist. Das Bild des Gerichtes paßt nicht zu einer Naturkatastrophe und ist darum mit der Eschatologie nur inkonzinn verknüpft. Ein besonders schönes Beispiel ist Ps. 97: Hier wird zunächst eine Naturoffenbarung Jahves beschrieben,

1. Lies LXX.

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