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die im Feuer, Gewitter, Erdbeben, Vulkan erfolgt. Da verzweifeln alle Bilderdiener, die sich der Götzen rühmen; alle Götter sinken vor ihm in den Staub. »Wie abgeschliffen dem Psalmisten diese Bilder sind, sieht man deutlich daran, daß er mitten in die Schilderung der Feuererscheinung Jahves einen so ganz andersartigen Zug setzen kann wie den: Gerechtigkeit und Recht tragen seinen Thron« (GUNKEL) und daß er am Schluß dieser Naturkatastrophe einen so ganz andersartigen Satz hinzufügen kann wie den: Zion aber hört es mit Freuden und Judas Städte frohlocken über deine Gerichte, Jahve! Gericht bedeutet hier so viel wie Strafe. Hätte der Verfasser den Begriff des Gerichtes konkret und anschaulich aufgefaßt, so hätte er keine Naturkatastrophe ausmalen dürfen. Ein Richter kämpft nicht und streckt niemanden in den Staub, sondern er setzt sich auf den Thron, läßt Sessel für die Beirichter herzuschaffen, schlägt die Aktenbücher auf, führt den Prozeß, fällt das Urteil und übergibt den Schuldigen dem Henker. Ein solches wirklich lebendiges Bild einer Gerichtsszene Jahves findet sich zum ersten Male im Buche Daniel (79ff.). Im übrigen Alten Testament hingegen ist die Idee des Gerichtes bald mehr bald weniger fragmentarisch durchgeführt.

Während das Gericht über die Völker fast ganz unanschaulich bleibt, ist das Gericht über die Götter konkreter dargestellt. Die Szenen Deuterojesajas gehören nicht hierher, da sie sich nicht auf das eschatologische Gericht beziehen. Wohl aber darf auf Ps. 82 verwiesen werden, wo Jahve die Götter versammelt hat, ihnen ihre Sünden vorhält und ihre Strafe verkündigt: Einst habe ich gesagt, daß ihr Götter1 seid, Söhne des Höchsten ihr alle! Aber jetzt sollt ihr sterben wie Menschen, wie einer der Fürsten fallen. Faßt man diese Worte so auf, wie sie lauten, dann kann an dem Sinn kein Zweifel sein: Jahve widerruft hier ein früher von ihm gegebenes Dekret, in welchem er die Götter ausdrücklich als Götter anerkannt hatte. Sobald man sich nun aber die israelitische Religion vergegenwärtigt, wird man diese Auslegung für unmöglich erklären. Wie sollten die Götzen je mit Jahves Wissen und Willen als

1. Mit Recht betont GUNKEL, daß hier nur Götter heißen kann.

Götter eingesetzt und bestätigt sein? Von der Existenz einessolchen Jahvewortes wissen wir nichts, ja wir glauben mit Sicherheit sagen zu dürfen, daß es nie existiert hat. Und dennoch wird das hier, so deutlich wie nur möglich, behauptet. Diese Schwierigkeit löst sich am einfachsten bei Annahme einer fremden Tradition, die auch deshalb wahrscheinlich ist, weil wir hier ein singuläres und verlorenes Bruchstück haben, zu dem sich keine Parallele im ganzen Alten Testament aufweisen läßt1. Israel überhörte den negativen Auftakt dieser Worte und achtete allein auf die positive Fortsetzung, nach der die Götzen nichtig sind und wie Menschen gegenüber Jahve.

Merkwürdig ist nun, daß mit dem Gedanken der Thronbesteigung Jahves noch die Idee einer Himmelfahrt Jahves verknüpft scheint! Gott ist unter Jauchzen aufgefahren, Jahve unter Posaunenschall... Gott ward König über die Heiden, hat sich auf seinen heiligen Thron gesetzt (Ps. 476. 9). Über den Sinn des hier gebrauchten Verbums (5) hat man viel gestritten, hauptsächlich deshalb weil man sich die vorausgesetzte Situation nicht genügend klar gemacht hat. Der Dichter besingt den Augenblick, wo Jahve die Weltherrschaft antritt, also keine real-historische, sondern eine mythisch-eschatologische Situation, die er kraft seiner dichterischen Phantasie als gegenwärtig darstellt. Er versetzt sich in die Endzeit, schildert die einzelnen Akte der Krönungszeremonien und fordert zum Schluß die versammelten Völker auf, einen Hymnus anzustimmen auf Jahve, den neuen Weltenkönig. Da der Thron Jahves im Himmel steht, so kann das Hinauffahren nur nach dem Himmel erfolgen. Jahve hat den Thron im Himmel aufgestellt, und seine Herrschaft regiert das All (Ps. 10319). Dem Zusammenhang nach ist die Himmelfahrt Jahves ein Teil der Krönungs

1. Vgl. übrigens Ps. 58. Auf Dtn. 328 LXX kann man nicht hinweisen, weil wir dort die israelitische Umprägung haben, nach der nicht selbständige Götter, sondern Engel Jahves über die Heiden gesetzt sind. In Ps. 82 steht die heidnische Vorstellung (Götter), neben der israelitischen (Göttersöhne).

2. von der Heimkehr der Bundeslade in den Tempel Jerusalems zu verstehen, ist nach der Situation des Psalmes unmöglich. Für das Besteigen des Thrones wird niemals, sondern stets av gebraucht. Das bloßen in den Himmel fahren z. B. auch Jdc. 621. 13 20.

Dies

zeremonien und entspricht der Prozession des irdischen Königs von der Wahlstätte zum Thron. Darauf führt auch, wie die oben zitierten Parallelen zeigen, daß die Himmelfahrt unter Jauchzen und Posaunenschall geschieht (vgl. I Reg. 139f.). Motiv der Himmelfahrt dürfte ursprünglich dem eschatologischen Mythus angehören, weil es mit der Idee der Weltherrschaft zusammenhängt. Später kann es sich losgelöst haben und selbständig geworden sein, sodaß es bei besonderen Gelegenheiten, an bestimmten Festtagen, in gewissen Liedern verwertet wurde. Jedenfalls haben wir hier, wie überall, nur ein Fragment, das in seinen ursprünglichen Zusammenhang einzureihen für uns sehr schwer ist. Wenn wir fragen, ob und warum Jahve vorher den Himmel verlassen hat, so erhalten wir keine Antwort.

Anderswo finden wir ein anderes Bruchstück, vielleicht desselben Baues, das speziell die Krönung Jahves in Zion besingt: Denn Jahve Zebaoth ward König auf dem Berge Zions und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit (Jes. 2423). Diese, wie es scheint, sehr späte Apokalypse, die von der eschatologischen Zeit handelt, ist für uns noch von besonderem Interesse deshalb, weil sich an die Krönung Jahves ursprünglich1 die einzige uns überlieferte Schilderung der heilseschatologischen Mahlzeit schloß, die dann von den Propheten nach unserer Vermutung ins Grausige verzerrt wurde (vgl. o. S. 134. 140): Und anrichten wird Jahve Zebaoth allen Völkern auf diesem Berge ein Gelage von Fettspeisen, ein Gelage von Hefenweinen, von markigen Fettspeisen, von geläuterten Hefenweinen (Jes. 256). In diesem Zusammenhange bedeutet das Gelage das Krönungsmahl, das der Wahlhandlung folgte: Da zog das ganze Volk zum Gilgal hin und machte dort Saul zum Könige vor Jahve im Gilgal. Und man schlachtete dort Heilsopfer vor Jahve und Saul, und alle Männer Israels waren dort überaus fröhlich (I Sam. 1115).

So haben wir einen bestimmten Komplex festumgrenzter, aber zusammenhangloser, bruchstückartiger Ideen kennen gelernt, die sich sämtlich um die Thronbesteigung Jahves gruppieren und ihn als den eschatologischen König darstellen. Der Sache

1. Jes. 251-5 sind Glosse (DUнм).

nach, nicht der Person nach, sind der hier geschilderte Jahve und der Messias ursprünglich, wie es scheint, Doppelgänger gewesen: Die Funktionen beider sind fast noch identisch. Der Messias wird mehr als ein zum Gott erhobener König, Jahve mehr als ein zum König erhobener Gott beschrieben. Es ist nun sehr wohl möglich, daß in der Eschatologie, die die israelitische Religion beeinflußt hat, eine Gestalt im Mittelpunkt stand, die beider Züge in sich vereinigte1. Bei der Wanderung nach Israel hat sich diese Gestalt verdoppelt und die eine, mehr göttliche, Seite ihres Wesens an Jahve, die andere, mehr menschliche, Seite ihres Wesens an den Messias abgegeben. Der eschatologische Heros, der ursprünglich reiche mythische Züge trug, die in der älteren Prophetie bis auf Jesaja und Micha noch durchschimmern, ist im Laufe der Zeit immer mehr zum irdischen Könige degradiert und hat rein nationalen Charakter gewonnen. Jahve jedoch war gegen diese Entwicklung gefeit, da er den göttlichen Typus nicht verlieren konnte. Darum dürfen wir der ursprünglichen eschatologischen Gestalt vielleicht die Dinge wieder zuschreiben, die in der jetzigen Überlieferung nicht mehr vom Messias, sondern nur noch von Jahve ausgesagt werden. Da aber möglicherweise auch heterogene Elemente in der Eschatologie vereinigt sein können, so müssen wir auch hier auf Sicherheit verzichten.

C. Der Ebed Jahve.

§ 28. Der Stil Deuterojesajas.

BERNHARD DUHм: Die Theologie der Propheten. Göttingen 1875. M. SCHIAN: Die Ebed-Jahve-Lieder. 1895. L. LAUE: Die Ebed-JahveLieder. Wittenberg 1898. ERNST SELLIN: Serubbabel. Leipzig 1898. G. FÜLLKRUG: Der Gottesknecht des Deuterojesaja. Göttingen 1899. ALFRED BERTHOLET: Zu Jesaja 53. Tübingen 1899. K. BUDDE: Die sogenannten Ebed-Jahve-Lieder. Gießen 1900. C. H. CORNILL: Die neueste Litteratur über Jes. 40-66 (Theol. Rundschau Bd. III S. 409 ff.). Tübingen 1900. ERNST SELLIN: Studien zur Entstehungsgeschichte der

1. Vgl. GUNKEL: Forschungen I S. 24f.

2. Dieser Prozeß ist in der Religionsgeschichte oft zu beobachten. Man vergleiche auf israelitischem Boden Jahve mit dem Engel Jahves oder Jahve mit Satan.

jüdischen Gemeinde. Leipzig 1901. FRIEDRICH GIESEBRECHT: Der Knecht Jahves des Deuterojesaja. Königsberg 1902. HERMANN GUNKEL: Forschungen. Heft I. S. 78f. Göttingen 1903.

Di

Der gegenwärtige Streit der Wissenschaft dreht sich um die Frage, ob der des Deuterojesaja (d. h. Jes. c. 40-55) eine individuelle Gestalt (wie der Messias, oder eine historische Persönlichkeit wie Serubbabel, Nehemia, Eleasar) oder eine E kollektivische (wie das Volk Israel) sei. Nun scheidet man jetzt meist nach dem Vorgange DUнмs die sogenannten Ebed-Jahvelieder (Jes. 421-4. 491-6. 504-9. 5213-5312) als eine besondere Größe aus Deuterojesaja aus, die von einigen einem anderen Autor zugeschrieben werden, während andere an der Identität des Verfassers festhalten. Da die Frage nach der Einheitlichkeit der Stücke nicht durch sprachliche noch durch zeitgeschichtliche, sondern allein durch biblisch-theologische Untersuchungen beantwortet werden kann, so dürfen wir sie hier bei Seite lassen und uns allein auf die religionsgeschichtlichen Probleme beschränken. Ehe wir speziell zum Ebed Jahve übergehen, müssen wir den Horizont etwas weiter spannen und uns den eigentümlichen Stil Deuterojesajas klar machen, den unsere Exegeten bisher nicht genügend beachtet haben.

In einem früheren Paragraphen wurde ausgeführt, Deuterojesaja müsse verstanden werden von seinem Zentralbewußtsein aus: Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden (§ 18). Diese Behauptung muß ergänzt werden durch den Hinweis auf eine andere Tatsache: Seine Worte bewegen sich bis zu einem gewissen Grade alle auf dem gleichen Niveau, mag er von Jahve oder vom Ebed, von Israel oder von Cyrus sprechen. Das macht es so außerordentlich schwer, in jedem Einzelfall zu entscheiden, wer gemeint sei. Nur so viel ist sicher, daß er eine feste Nomenklatur, scharf ausgeprägte, technische Formeln und bestimmte Ideen hat. Da er sie aber in stereotyper Weise auf alle seine Gestalten anwendet, so ruft er eben dadurch ein eigentümliches Schillern und eine unklare Verschwommenheit hervor, die merkwürdig absticht von der an sich vorhandenen Klarheit. Das erhellt besonders schön aus den Redewendungen, die er Jahve in den Mund legt gegenüber den angeredeten Personen. Jahve heißt Cyrus seinen Freund (37 4428), den er lieb hat (4814), dessen Rechte er gefaßt (451), den

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