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als Knecht Gottes bezeichnen konnte. Wir müssen von vorneherein mit der Möglichkeit rechnen, daß er vielleicht verschiedene Ebedgestalten kennt, die wir genau auseinanderhalten müssen. Diese Möglichkeit würde zur Gewißheit dann, wenn sich die Deutung des Ebed auf Israel nicht überall durchführen ließe.

Wenn der Ebed und Israel identisch sind, so kann jenem unmöglich eine Wirksamkeit an diesem zugeschrieben werden. Wie reimt sich mit diesem logisch-unanfechtbaren Schluß Jes. 495f.: Aber jetzt sprach Jahve zu mir, der mich von Mutterleib zu seinem Knecht geschaffen, um Jakob zu sich zurückzuführen und Israel zu sich zu sammeln1 so ward ich geehrt in den Augen Jahves und mein Gott ward meine Stärke, und er sprach » Zu gering ist es, dafür daß du mir Knecht bist, die Stämme Jakobs wieder herzustellen und die Bewahrten Israels wieder zurückzuführen, ich will dich vielmehr machen zum Licht der Heiden, damit meine Rettung sei bis ans Ende der Welt«. Liest man diese Worte so, wie sie lauten, wird niemand daran zweifeln, daß dem Ebed Jahve zwei Aufgaben zuerteilt werden: erstens als die geringere das Volk Israel aus dem Exil heimzuführen, zweitens als die größere das Licht der Heiden zu sein. >>Redet demnach«, so muß selbst GIESEBRECHT zugestehen (S. 43), »der Text seinem einfachsten Verständnis nach von einem Knecht Gottes, bei dessen Entstehung Jahve schon sein Absehen darauf gericht hatte, Israel aus dem Exil zurückzuführen und Jakob zu sich zu sammeln, dann ist der Knecht unweigerlich als Mittel und Werkzeug bei der Zurückführung gedacht«, also »enthält der Vers, wenn Israel der Knecht ist, eine Absurdität«. Der Ebed muß hier folglich von Israel getrennt und als Einzelperson aufgefaßt werden3.

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GIESEBRECHT entzieht sich dieser Schlußfolgerung, indem er mehrfach streicht. Nach ihm wird der ursprüngliche Text so rekonstruiert: Aber jetzt hat Jahve gesprochen, der von Geburt mich zum Knecht ihm schuf, und ich stehe hoch in Jahves Gunst, und mein Gott ward meine Stärke: »Zu gering ist es, aufzurichten Jakob und die Bewahrten Israels zurückzuführen, so mache ich dich zum Licht der Heiden, daß mein Heil gelange

וָאכבד Lies .2

1. So mit Recht das Qre. 3. Von einer Unterscheidung zwischen Israel xατà пνευμα und Israel xarà oάoxa kann natürlich im A.T. keine Rede sein.

zum Ende der Welt«. Als Gründe führt er an, daß man auf diese Weise »von zwei stilistischen Monstren befreit« werde (S. 44). Aber abgesehen davon, daß ein solcher Periodenbau in der hebräischen Sprache durchaus nicht »unerhört« ist (vgl. Gen. 11ff. 24ff.), bleibt auch bei seiner Fassung eine von ihm nicht beachtete Schwierigkeit bestehen. Warum sagt Jahve nicht, wenn der von ihm angeredete Ebed mit Jakob-Israel identisch ist: >>Zu gering ist es, dich zurückzuführen«, wie es ja auch im Folgenden heißt: »so mache ich dich zum Licht der Heiden«<? Trotz aller Korrekturen ist die Identifikation des Knechtes mit Israel hier nicht einleuchtend. Nach GIESEBRECHT ist es zweitens ursprünglich nicht der Ebed, sondern Jahve, der die Stämme Jakobs wieder aufrichtet1. » Während es nach dem ursprünglichen Texte möglich war, den Knecht als aktiven Restaurator Israels auszuschalten, will die Glosse, die ihn lediglich als Einzelpersönlichkeit auffassen kann, ihm auch seine, nach dem ursprünglichen Texte (wie es schien) nicht genügend gewahrte Rolle bei der Rückkehr Israels reservieren< (S. 39). Wenn das richtig wäre, so hätte GIESEBRECHT die Pflicht gehabt, irgend eine Möglichkeit zu zeigen, wie der Glossator zu seinem Mißverständnis kam. Da der Ebed mehrfach ausdrücklich mit dem Namen Israel angeredet wird, so sollte man es für ausgeschlossen halten, daß hinterher ein Leser ihn »lediglich als Einzelpersönlichkeit auffaßte«. Man wird vielmehr umgekehrt annehmen müssen, der Ebed Jahve sei hier von Hause aus individuell gewesen, aber bereits von Deuterojesaja teilweise auf Israel umgedeutet worden. Nur so erklärt sich der vorliegende Tatbestand, nach dem der Ebed bald mit Israel identisch sein muß bald nicht identisch sein kann. Gewaltsame Streichungen helfen uns nicht weiter.

Als stärksten Gegengrund gegen die Überlieferung macht GIESEBRECHT geltend, daß dem Ebed allein an dieser Stelle eine Wirksamkeit an Israel zugeschrieben werde, während er sonst nur einen Beruf für die Heiden habe. Der Verfasser >>kann unmöglich seine Leser mit dunklen Andeutungen aus dem Hinterhalt überfallen, indem er ohne jede Vorbereitung in

1. Jahve kann jedoch nicht das Subjekt sein aus dem eben angeführten stilistischen Grunde.

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einem halb verloren hingeworfenen Nebensatz auf etwas bisher nicht dagewesenes verweist. Und was die Hauptsache ist — wo blieben in den späteren Aussagen dieses und der folgenden Ebedstücke die Ausführungen dieses Gedankens? Wird der Knecht noch einmal als derjenige geschildert, der Israel aus dem Exil zurückführt? Das geschieht nirgends« (S. 43). Aber diese beiden Argumenta e silentio sind nicht beweiskräftig. Wir hören auch nur einmal und niemals wieder von dem Ebed, der nicht schreit auf der Gasse, der das geknickte Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht löscht (422f.). Hat man darum ein Recht, die Verse zu streichen? Überdies ist die Gestalt des Knechtes Jahves voll von »dunklen Andeutungen «1. So heißt es 491ff. 504ff. in striktem Gegensatz zu der eben angeführten Stelle, der Ebed sei ein scharfer Pfeil, sein Mund wie ein schneidendes Schwert, er mache seine Stirn wie einen harten Kiesel. Der Verfasser gibt sich nicht die geringste Mühe, diese Gegensätze auszugleichen und seine Leser vor Mißverständnissen zu bewahren. Dies und manches Andere erklärt sich nur, wenn der Ebed Jahve damals eine bekannte Figur war, auf die Deuterojesaja nur anzuspielen brauchte.

Aber GIESEBRECHTS Behauptung, daß der Ebed Jahve nirgendwo sonst als derjenige auftrete, der Israel aus dem Exil zurückführe, ist falsch und beruht auf einer Exegese, die ich nicht als richtig zu unterschreiben vermag. Jes. 426 sagt Jahve zum Ebed: Ich bilde dich und mache dich zur und

.אור גוים 2um

Über den ungewöhnlichen Ausdruck Dyna sind eine Reihe von Auslegungen vorgetragen, die aufzuzählen unnütz ist. Der Sinn ist durch das parallele

18 gegeben. Wie dies nur bedeuten kann: Ich mache dich zu einem Licht (d. h. Lichtbringer, Erkenntnisvermittler) für die Heiden, so muß auch jenes übersetzt werden: Ich mache dich zu einem Bund (d. h. Bundbringer, Bundesvermittler) für das Volk3. Worin die Bundestätigkeit des Ebed besteht, wird V. 7 aus

1. GIESEBRECHT selbst nennt die Ebedstücke »rätselhaft und unzusammenhängend« (S. 204).

2. Ich verweise dafür auf GIESEBRECHT S. 167 ff. Seine eigene Deutung »Volksbund«, d. h. Volkseinheit, scheitert an dem Sprachgebrauch, da nicht unserm »Deutschen Bund<< entspricht.

3. BUDDE (S. 26) sagt freilich: »Unmöglich ist und bleibt die Er

geführt: um blinde Augen zu öffnen, aus dem Kerker Gefangene herauszuführen, aus dem Gefängnis, die in Finsternis sitzen. Ähnlich heißt es Jes. 49sf.: So spricht Jahve: »Zur Zeit der Huld erhöre ich dich und am Tage der Rettung helfe ich dir, und will dich schaffen und machen zum Bund für das Volk, auf. zurichten das Land und die verödeten Erbstücke auszuteilen, zu den Gefangenen zu sagen: Geht heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommt ans Licht!« Wir sehen also, wie nicht nur innerhalb (495f.), sondern auch außerhalb der sogenannten Ebed-Jahvelieder (426f. 498f.) der Knecht Jahves nicht mit Israel identisch sein kann, da es seine Aufgabe ist, das im exilischen Gefängnis schmachtende Volk zu befreien, es in die Heimat zurückzuführen und ihm dort seine Landteile anzuweisen. Diese drei Stellen zu streichen, ist unmöglich1.

Wir müssen uns nach alledem mit der Tatsache anfreunden, daß der Knecht Jahves bald eine kollektivische, bald eine individuelle Größe vorstellt. Es wäre falsch, wollte man das eine oder das andere leugnen. Man muß das Nebeneinander zu begreifen suchen. Es bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder wurde eine anfangs individuelle Gestalt schon von dem Verfasser dieser Kapitel durchgehends auf das Volk Israel umgedeutet. Diese Möglichkeit halte ich nicht für wahrscheinlich, weil der Ebed durchaus nicht überall mit Israel ausdrücklich angeredet wird und weil die Wirksamkeit, die dem Ebed an Israel zugeschrieben wird, so offenkundig ausgesprochen wird, daß damit eine Identifikation unmöglich ist. Darum ist die andere Möglichkeit zu

Peš) den Himmel und

klärung des als Bundesmittler«. Ist und bleibt auch die Erklärung
von () als »Lichtbringer« (für die Heiden) unmöglich?
1. Nach GUNKEL: Forschungen I S. 78 kommt noch eine vierte
Stelle hinzu: Ich legte meine Worte in deinen Mund und im Schatten
meiner Hand barg ich dich, um auszuspannen (♬
zu gründen die Erde und zu Zion zu sagen: »Mein Volk bist du« (5116).
Da die Ausdrücke teilweise an die Aussagen über den Ebed erinnern
(492), so könnte man ihn vielleicht für den Angeredeten halten. Aber
nach dem jetzigen Zusammenhang kann nur Israel gemeint sein. Will
man V. 16 aus sich allein verstehen, so kann das Subjekt der Infini-
tive nicht der Angeredete, sondern nur Jahve sein. Denn nur die
Gottheit sagt zu Zion: »Mein Volk bist du« (KITTEL). Wir werden also
besser tun, diese zweifelhafte Stelle unberücksichtigt zu lassen und uns
auf die sicheren zu beschränken.

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bevorzugen. Deuterojesaja kennt zwei Ebedgestalten: Das Volk Israel und den großen Ungenannten. Darüber daß beide einander angeähnelt sind, wird der sich nicht wundern, der den Stil Deuterojesajas beachtet hat (§ 28). Beide Gestalten gehen in einander über, das Individuum scheint teilweise umgedeutet auf Israel. Eine klare Scheidung, wie wir sie heute bei einem modernen Schriftsteller beanspruchen, dürfen wir bei Deuterojesaja nicht voraussetzen. Denn das ist ja grade die Eigentümlichkeit seines Stiles: Eine gewisse Unklarkeit und Verschwommenheit breitet sich über alle seine Gestalten und Reden aus.

§ 30. Das große Mysterium.

Wenn wir nun die Stücke bei Seite lassen, in denen der Ebed das Volk bedeutet, und uns im Folgenden nur mit der individuellen Gestalt1 beschäftigen, so müssen wir uns von vorneherein vor einem naheliegenden Fehler hüten: die an verschiedenen Stellen ausgesprochenen Anschauungen zu einem geschlossenen Ganzen zu verbinden. Ein solcher Versuch muß nicht nur mißlingen, sondern es ist sogar unstatthaft, ihn überhaupt zu wagen. Denn das Recht zu kombinieren ist deshalb verwehrt, weil der Verfasser selbst kein zusammenhängendes Bild entwirft. Wir dürfen den fragmentarischen Charakter nicht verwischen, der dem Ebed Jahve bei Deuterojesaja anhaftet.

Er tritt uns sofort in dem ersten Ebed-Jahvestück (421-7) entgegen. Dem Knecht werden hier, wie besonders aus E V. 6 erhellt, zwei Aufgaben zuerteilt: ein Bundesmittler für Israel und ein Lichtbringer für die Heiden zu sein. Aber zwischen diesen beiden Aufgaben ist keine organische Verbindung hergestellt, sie stehen lose neben einander: V. 1-4 schildern zunächst seine Wirksamkeit an den Heiden, V. 5-7 seine Wirksamkeit an Israel. Das ist, nach unserm Geschmack, sehr unschön. Dadurch daß zunächst von dem weltweiten und dann erst von dem kleinen israelitischen Arbeitsfeld die Rede ist, gewinnt das Stück einen unförmlichen Charakter. Der Ausdruck Bundesmittler für Israel wird deutlich erklärt: Der Ebed

1. Im Folgenden bedeutet Ebed immer das Individuum.

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