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rechneten, ist begreiflich, während die Propheten dem populären Glauben schroff entgegentraten. Nur manchmal machten sie dem Volke Zugeständnisse und bewiesen damit, daß auch sie Menschen waren, die nun einmal von den herrschenden Zeitströmungen sich nie ganz lösen können. Wenn man darauf aufmerksam macht, daß Jahve nach Gen. 821f. Jes. 549 geschworen habe, keine Sintflut wiederkehren zu lassen, so ist das keine Widerlegung unserer Ausführungen, sondern zeigt nur, daß die Theorien eben in verschiedenen Schichten des Volkes und zu verschiedenen Zeiten verschieden waren. Ein Dogma darüber existierte nicht.

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In diesen Gedankenkreis gehören endlich noch eine Reihe prophetischer Stellen, aus denen sich um ihres bildlichen Charakters willen mit Sicherheit nichts folgern läßt. Jes. 85ff.: Weil dies Volk die sanft fließenden Wasser Siloahs verachtet... darum siehe, läßt der Herr die Wasser des Euphratstromes steigen der wird eindringen in Juda, überschwemmen und überfluten. Das Wort von den sanft fließenden Wassern Siloahs verstehen wir nicht mehr - trotz der Kommentatoren, da es wohl eine Anspielung auf irgend ein verlorenes Gedicht oder an eine uns unbekannte populäre Idee ist. Das Bild von dem überschwemmenden Euphrat kann möglicherweise der Phantasie des Propheten entsprungen sein, indem er Assur mit dem Euphrat vertauschte. Wahrscheinlicher ist mir die andere, ebenfalls vorhandene Möglichkeit, daß dem Propheten eine Theorie vorlag über eine eschatologische Flut mythischer Art, die von ihm auf den Euphrat umgedeutet wurde. Ähnlich ist der Sachverhalt in Jer. 472: Siehe, Wasser fluten heran vom Norden und werden zu einem reißenden Strom und überschwemmen die Erde und was sie füllt, die Städte und die darin wohnen, da schreien die Menschen und heulen alle Bewohner der Erde. Wie aus dem nächsten Verse hervorgeht, ist das Wasser aus dem Norden ein Symbol für den Feind aus dem Norden. Beides steht unvermittelt und unausgeglichen neben einander. V. 2 ist eine Weissagung auf dem Gebiet der Natur, V. 3 eine Weissagung auf dem Gebiet des Völkerlebens. Genau so ist es in dem eschatologischen Psalm 46, wo zunächst ein Erdbeben, dann eine Wasserflut geschildert wird: Drum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Erde weicht und Berge

ins Meer sinken, wenn seine Wasser brausen und toben, Berge erbeben vor seinem Übermut. Erst aus V. 7 erfährt man, daß auch dieser Aufruhr der Elemente nur ein Bild ist für das Wüten der Völker und das Wanken der Reiche. Ohne Bild werden in der späten Apokalypse Jes. 24 18 die Himmelsfenster erwähnt, aus denen bei der Sintflut die Wasser strömen (Gen. 711. 82): Denn die Gitter von der Höhe her sind geöffnet, und es erbeben die Grundfesten der Erde. In den Pseudepigraphen (VOLZ S. 105) und im Neuen Testamente (Mt. 2437. Lk. 1726) wird der eschatologische Weltuntergang häufig mit der Sintflut verglichen und diese ihrerseits als Weltuntergang dargestellt. Man beginnt, die verschiedenen Theorien vom Ende zu systematisieren und miteinander auszugleichen. In der Vergangenheit ging die Welt durch Wasser zu Grunde, in Zukunft wird sie durch Feuer zerstört werden (Vita Adae 49. Jos. Ant. I 70. II Pt. 3 6f.). In älterer Zeit hatte man nicht das Bedürfnis zu schematisieren, sondern ließ die Ideen bunt, wie es sich grade traf, durcheinanderwirbeln und nebeneinander bestehen.

Wie zu anderen Naturerscheinungen: zum Regen, Hagel, Sturm, Vulkan, so gehört auch zum Gewitter die dunkle Wolke, die, das Licht der Gestirne verfinsternd und den Himmel in undurchdringliche Nacht hüllend, die folgende Katastrophe im Voraus ankündigt. Darum offenbart sich Jahve auch in der Finsternis, in dem Element, das dem Lichte grade entgegengesetzt ist. Bei der Sinaitheophanie heißt es ausdrücklich, daß sich die Gottheit in dem schweren Gewölk befand, welches über dem Berge hing (Ex. 2021). Gewöhnlich wird die Wolke als das Gefährt Jahves (1) gedacht (Jes. 191. Ps. 1810f. 1043). Weil Jahve am Ende der Tage sich auch in dieser Weise manifestiert, so ist die Rede von einem Tag der Finsternis und des Dunkels, einem Tag der Wolken und des Gewölks (Joel 22. Zeph. 115. Ez. 3412). Das Licht des Himmels ist dann verschwunden (Jer. 423). Und verhüllen werde ich den Himmel .... und in Schwarz kleiden seine Sterne, die Sonne will ich mit Wolken verhüllen, und der Mond soll sein Licht nicht leuchten lassen. Alle Leuchten des Lichtes am Himmel werde ich in Schwarz kleiden und Finsternis bringen. (Ez. 32 7ff.).

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1. Vgl. die Sammlung der Anschauungen bei KöBERLE S. 131.

Ganz ähnlich lautet Jes. 503: Ich kleide die Himmel in Schwärze und Sacktuch mache ich zu ihrer Hülle; Jes. 1310: Denn die Sterne des Himmels und ihre . . . hellen nicht ihr Licht, verfinstert ist die Sonne in ihrem Aufgang, und der Mond läßt sein Licht nicht mehr erglänzen; Joel 415: Sonne und Mond haben sich verfinstert und die Sterne ihren Glanz verloren. Noch ausführlicher ist Joel 3sf.: Und ich will Zeichen im Himmel und auf Erden geben, Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln und der Mond in Blut. Dazu bemerkt SCHIAPARELLI (Die Astronomie im Alten Testament, übersetzt von WILLY LUDTKE. Gießen 1904): >> Diese Stellen scheinen auf wirklich beobachtete Dinge hinzudeuten. Die totalen Mondfinsternisse waren stets zu jeder Zeit und an jedem Ort häufig genug: der in Blut verwandelte Mond bezieht sich sicher auf jene rötliche dunkle Farbe, die man oft bei solchen Finsternissen beobachtet« (S. 37).

Auch diese Anschauung läßt sich bei dem ältesten Propheten nachweisen und stammt im letzten Grunde aus der vorprophetischen Eschatologie: Jenes Tages, spricht der Herr Jahve, laß ich die Sonne am Mittag untergehen und mache es der Erde finster am lichten Tage (Am. 89). WELLHAUSEN erklärt: »Die Wirkung jenes schrecklichen Tages auf die Menschen wird sein wie die einer Sonnenfinsternis. Amos hat eine totale Sonnenfinsternis erlebt am 9. Februar 784 (J. D. MICHAELIS).< Aber dieser Hinweis auf ein zeitgenössisches Ereignis, das übrigens nach SCHIAPARELLI (S. 38) richtiger am 15. Juni 763 stattfand, kann uns über die Schwierigkeit der vorgetragenen Exegese nicht hinweghelfen. Die Worte enthalten keinen Vergleich und reden nicht von einer Wirkung auf die Menschen, sondern konstatieren ganz einfach, daß dann an jenem Tage eine Sonnenfinsternis eintreten werde. Mit einem Feldzug der Assyrer reimt sich das freilich ebenso schlecht wie der im selben Zusammenhang erwähnte Širokko. Darum können diese Vorstellungen nicht dem Geist des Amos entsprungen, sondern müssen aus der Volksanschauung vom Tage Jahves entnommen sein. Wir lernen daraus vor allem, daß sie von alters her auch kosmologische Ideen enthielt und durchaus nicht auf das Land Palästina beschränkt war, wie die heutige Wissenschaft mit Unrecht behauptet.

§ 10. Jahve als Kriegsgott.

E. KAUTZSCH: Die ursprüngliche Bedeutung des Namens as m (ZATW VI 17 ff. 250). Gießen 1886. JULIUS WELLHAUSEN: Die kleinen Propheten3. Berlin 1898. S. 77. Israelitisch-jüdische Geschichte3. Berlin 1897. S. 25 f. HERMANN GUNKEL: Genesis2. Göttingen 1902. S. 314. M. TH. HOUTSMA:, manba, oinb (ZATW XXII 329 ff.). Gießen 1902. EDUARD MEYER: Über einige semitische Götter (ZDMG XXXI 719) 1877. W. MAX MÜLLER: Asien und Europa. Leipzig 1893. S. 311 ff. EBERHARD SCHRADER (WINCKLER-ZIMMERN): Keilinschriften und Altes Testaments. Berlin 1903. S. 224. 478. W. SPIEGELBERG: Eine Ršp (5) stele (ZA XIII 120 vgl. 328) 1898.

Wie die im vorigen Paragraphen besprochenen Bilder für die Schrecken des Gewitters beweisen, sah man in dem Gewittergott zugleich einen Kriegsgott. Seine Pfeile und Speere sind die Blitze, seine Posaune ist der Donner, sein Bogen der Regenbogen, der erst nach vollendeter Schlacht sichtbar wird, sein Wagen und sein Pferd sind Sturm und Wolke (vgl. namentlich Hab. 38ff.). Jahve ist in seiner Eigenschaft als Kriegsgott aber auch losgelöst von jeder Naturerscheinung. Mit den Heeren Israels zieht er hinaus ins Feld (Ps. 44 10. 6012. 10812). Gewaltig und stark, ein Held im Streit (Ps. 248), ergreift er Schild und Tartsche, um zu kämpfen mit denen, die wider Israel sich erheben (Ps. 351f.). Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde (Ps. 6822); Jahve ist ein Kriegsheld, Jahve ist sein Name (Ex. 153). Jahve zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann weckt er den Eifer; Kriegslärm und Geschrei erhebt er, zeigt sich als Helden wider seine Feinde (Jes. 4218). So erscheint er in der eschatologischen Zeit beim Hurrah am Tage der Schlacht (Am. 114), beim Hurrah und Hall der Drommete (Am. 22), darum heißt jener Tag überhaupt ein Tag der Drommete und des Kriegsgeschreis über die festen Städte und die hohen Zinnen (Zeph. 116). Besonders beachtenswert ist, wie aus allen Zitaten die wenig plastisch - anschauliche Art der Personschilderung hervorgeht, wie sehr die Israeliten an dichterischer Phantasie zurückbleiben etwa hinter einem Homer. Selbst da, wo einmal der Versuch gemacht wird, die Rüstung Jahves zu beschreiben, ist die unkonkrete Art nicht zu verkennen: Und er zog Gerechtigkeit an wie einen Panzer, und der Helm des Heiles war auf seinem Haupte, und er zog an die Kleider der Rache und hüllte sich wie in einen Mantel in Eifer (Jes. 5917

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vgl. I Thess. 58. Eph. 614ff.).

Entfernt man die allegorische Deutung, die als späte Neuerung zu begreifen ist, so ist von poetischer Gestaltungskraft fast nichts zu spüren.

Als Kriegsgott führt Jahve das Epitheton Jahve der Heerscharen ( ), das zu gleicher Zeit dem Gott der Lade zukommt. Sobald die Israeliten bei Eben Ha-ezer von den Philistern besiegt sind, holen sie die Lade Jahves der Heerscharen, der über den Keruben thront, aus Šilo, damit er in ihre Mitte komme und sie aus der Gewalt ihrer Bedränger errette (I Sam. 43f.). Diese Anschauung wird bestätigt durch II Sam. 11111: Die Lade befindet sich beim israelitischen Lager. und durch Num. 1035ff. Denn beim Aufbruch der Lade betet man: Steh auf, Jahve, damit zerstieben deine Feinde und deine Widersacher fliehen vor deinem Angesicht. Die Lade galt also damals zweifellos als ein heiliges Gerät des Kriegsgottes (KAUTZSCH). Was sie ursprünglich bedeutet haben mag, kann hier auf sich beruhen, nur so viel muß betont werden, daß sie von Hause aus mit dem Kriegsgott nichts zu tun hat. Nicht das Mindeste, weder der Kasten noch seine Ornamentik noch sein etwaiger Inhalt, weist darauf hin. Folglich ist die später? Auffassung für die ältere Zeit nicht maßgebend, die Anschauung muß gewechselt haben.

Ferner wird Jahve Zebaoth im Alten Testamente selbst von den Kriegsscharen Israels abgeleitet, allerdings nicht in den älteren Schriften, sondern nur an den relativ späten Stellen I Sam. 1745 und Ps. 2410 (vgl. V. 8), sodaß auch hier der Titel im Zusammenhang steht mit dem Kriegsgott. Endlich werden wohl schon die Israeliten, genau so wie die modernen Forscher, das Epitheton kombiniert haben mit dem o Nay, das nach I Reg. 22 19. Ps. 10321. 1482 mit den Engeln, nach Dtn. 419. Jes. 4026 mit den Sternen identisch ist. Wenn es Jdc. 50 heißt: Die Sterne kämpften vom Himmel her, so ist es sehr fraglich, ob hier die feste und technische Vorstellung von dem ' unausgesprochen im Hintergrunde liegt. Aus dieser

1. Warum die Lade von der Zeit Samuels an (I Sam. 71) bis auf die Davids (II Sam. 6) in Kirjath -Jearim bleibt, ist noch nicht genügend erklärt (trotz BUDDE). Offenbar ist sie, wie die Berichte lehren, dort zu Hause. Warum ist grade Kirjath-Jearim an die Stelle des zerstörten Šilo getreten?

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