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Übersicht geht so viel mit Klarheit hervor, daß Jahve Zebaoth zu gewissen Zeiten als das Attribut des israelitischen Kriegsgottes galt.

Der Name selbst ist für uns vollkommen unerklärlich und war es wohl schon damals. Der Plural ngay wird ausschließlich für die Kriegsscharen Israels gebraucht. Die für uns am nächsten liegende Annahme, Jahve Zebaoth sei von hier aus zu verstehen, wird dadurch illusorisch gemacht, daß die älteren Schriftsteller, wie gezeigt ist, diese Deutung nicht kennen. >> Es wäre auch wunderlich, das Heer Israels einfach die Heere zu nennen, noch dazu im Plural und mit Auslassung des Artikels<< (WELLHAUSEN). Deshalb ist in neuerer Zeit meist die andere Möglichkeit bevorzugt: Der Titel Jahve Zebaoth beziehe sich ursprünglich auf das Himmelsheer. Dagegen erhebt sich auf der anderen Seite die mit Recht betonte Schwierigkeit, daß die Sterne stets way, niemals say heißen.

Da Jahve Zebaoth im Pentateuch, Josua und Richterbuche fehlt1, so hat WELLHAUSEN eine dritte Hypothese aufgestellt und vermutet, dies Attribut sei eine Neuschöpfung des Amos und bedeute den Gott der ganzen Welt, den Gott der kosmischen Kräfte (vgl. Gen. 21). Aber erstens ist fraglich, ob na dies wirklich besagen kann. Zweitens läßt sich nicht sicher behaupten, daß der Prophet diesen Sinn mit Jahve Zebaoth verbunden habe. WELLHAUSEN hat allerdings den Schein für sich. Denn wenn man alles das zusammenfassen und auf eine einheitliche Formel bringen will, was Amos und seine Nachfolger im Anschluß an Jahve Zebaoth ausführen, so muß man schon einen so weiten Begriff wie den des Schöpfergottes wählen, um alles darin unterbringen zu können. Dennoch liegt es mindestens ebenso nahe, wenn nicht viel näher, zu glauben, Amos habe den ursprünglichen Sinn von Jahve Zebaoth überhaupt nicht

1. Lidzbarski: Ephemeris für sem. Epigraphik I, S. 258 Anm. 1 vermutet, daß das κύριος παντοκράτωρ, womit die LXX den Ausdruck teilweise wiedergeben, auf i 7 und dieses im letzten Grunde auf das assyrische sar kiššati »Herr der Welt« zurückgehe. Aber narтоzoάtwo kann auf Jahve einfach deshalb übertragen sein, weil es das höchste und ehrenvollste Beiwort war, das die griechischen Übersetzer zu vergeben hatten. »Jahve Zebaoth« haben jedenfalls auch sie nicht mehr zu deuten gewußt.

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mehr gekannt, für ihn sei dies Epitheton weiter nichts als ein besonders feierlicher, weil altehrwürdiger Titel für Jahve gewesen. Denn von einer Neuschöpfung kann schlechterdings keine Rede sein. Erstens hat man beim Propheten nicht die Empfindung, >> daß man es mit einem bisher unbekannten, jetzt erst von Amos geprägten Ausdruck zu tun hat< (NowACK zu Am. 313). Er erklärt ihn und pointiert ihn nirgends, er verwendet ihn in keiner polemischen Antithese, sondern setzt ihn als so geläufig voraus wie etwa Jesus den des »Reiches Gottes«. Zweitens werden derartige Formeln überhaupt nicht von Einzelnen erfunden, und mag man diese noch so genial einschätzen, sondern durch die Menge geschaffen und von den Einzelnen nur der Tradition entnommen. Oder von welchem Begriff wollte man behaupten, daß Jesus ihn erstmalig geprägt und zum terminus technicus erhoben habe? Drittens bliebe auf diese Weise die in den Samuelisbüchern vorliegende Verbindung des Namens Jahve Zebaoth mit der Lade absolut rätselhaft. Denn daß eine derartige Verengerung der Idee nach der Zeit des Amos vor sich gegangen sei, wird man mit keinen Mitteln wahrscheinlich machen können.

WELLHAUSEN hat noch eine vierte, wie ich meine, ganz andere Erklärung hinzugefügt: bezeichnet »vielleicht eigentlich die Heere der Dämonen«. Das soll doch wohl ein Preisgeben der im Vorhergehenden bekämpften Anschauung bedeuten, da er für dies Epitheton sicherlich keinem Amos die Verantwortung auferlegen kann? Da sich WELLHAUSEN nicht genauer darüber äußert, so weiß ich auch nicht, wie er zu seiner Auffassung kommt. Vielleicht hat er etwas Ähnliches im Auge wie GUNKEL, der bei Jahve Zebaoth nicht einseitig an das Heer des Himmels und das Sternenheer, sondern auch an meteorologische Erscheinungen wie Sturm, Regen, Gewitter denkt, die man von einem »wütenden Heere« mag abgeleitet haben. Manche Züge der Überlieferung werden allerdings durch diese Annahme am einleuchtendsten erklärt.

Sehen wir uns die oben gestreifte Erzählung I Sam. 4 noch etwas genauer an, so bleibt eine Tatsache sehr auffällig. Als die Philister den Jubel hören, mit dem die Lade Jahves der Heerscharen von den Israeliten empfangen wird, da sagen sie nicht, wie wir erwarten würden: dies ist die Gottheit, die alle

Feinde Israels, die Ägypter, Amoriter, Moabiter, Edomiter besiegt hat, sondern: Das ist dieselbe Gottheit, die die Ägypter mit allerlei Plagen und mit der Pest1 schlug (I Sam. 48). Und wirklich bringt ihnen nachher Jahve Zebaoth die Pest und die Mäuseplage (I Sam. 6, LXX 5), die durch homöopathische Magie vertrieben werden, indem man goldene Pestbeulen und goldene Mäuse als Weihgeschenke der Lade mitgibt. Auch die Art, wie die Leute von Beth-Šemeš, die die Lade ansahen (I Sam. 619), und wie Ussa, der mit der Hand nach der Lade gegriffen hatte (II Sam. 66 vgl. Chron.), von Jahve getötet werden, paßt nicht zu dem Symbol eines Kriegsgottes. Demnach ist Jahve Zebaoth hier kein Kriegsgott, die Lade nicht das Attribut eines Kriegsgottes, sondern eines Pestgottes. So bestätigt sich unser oben ausgesprochener Satz, daß die Lade ursprünglich ein Kriegssymbol nicht gewesen sein könne. Er muß jetzt noch erweitert und auf Jahve selbst ausgedehnt werden: Jahve ist von Hause aus kein eigentlicher Kriegsgott. Wo er als ein solcher aufgefaßt wird, handelt es sich um eine gewiß alte Umdeutung seines Wesens. Jahve ist Kriegsgott nur, sofern er die Pest und andere Landplagen sendet.

Das paßt vortrefflich zu der Art, wie Jahve überhaupt für Israel kämpft: Gegen den Heereszug der Ägypter beugt er sich in der Wolken- und Feuersäule herab und bringt dadurch Verwirrung hervor. Er läßt die Räder von ihren Wagen abspringen, sodaß sie nur mühsam vorwärts kommen (Ex. 1424f.), und treibt sie schließlich mitten ins Meer hinein, sodaß kein einziger von ihnen am Leben bleibt (Ex. 1427f.). Die aufrührerische Rotte Korah wird von der Erde verschlungen und fährt lebendig in die Unterwelt (Num. 1630ff.) oder wird vom Feuer Jahves verzehrt (Num. 1635). Bei der Eroberung Jerichos stürzen die Mauern zusammen (Jos. 620), während Jahve bei Gibeon die fünf südkanaanitischen Könige in Schrecken setzt, sodaß sie geschlagen werden; auf der Flucht läßt er gewaltige Hagelsteine fallen und Sonne und Mond stillstehen (Jos. 1011ff.). Sisera wird von Jahve verstört (Jdc. 415), indem die Sterne

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vom Himmel her kämpfen und der Bach Kison über seine Ufer tritt (Jdc. 520). Bei Mizpa donnert Jahve mit lautem Getöse und erzeugt dadurch Furcht bei den Philistern (I Sam. 710). Dieselben Gegner werden bei Michmas durch ein Erdbeben (I Sam. 1415), in der Ebene Rephaim durch einen Sturm tödlich erschreckt (II Sam. 524). Sanheribs Heer wird durch den Engel Jahves (d. h. durch die Pest?) des Nachts dezimiert, sodaß 185 000 Mann geschlagen werden (II Reg. 1935).

Fassen wir das Resultat dieser Übersicht zusammen, so ergibt sich: Jahve war kein wirklicher Kriegsgott. Er kämpfte für Israel mit Sturm, Hagel, Gewitter, Erdbeben, Feuer und Pest, oder mit anderen Worten: Jahve ist Kriegsgott nur, sofern er Naturgott ist. Durchgehends sind Naturerscheinungen sein >>Heer<< und seine » Waffen«. Da aber für diese göttlichen Schrecken niemals der Ausdruck n gebraucht wird1, so ist es trotzdem unmöglich, die Entstehung des Namens Jahve Zebaoth von hier aus zu erklären. Er bleibt für uns so rätselhaft wie zuvor. Die wahrscheinlichste Annahme ist daher, daß dies Epitheton von einem anderen Gotte auf Jahve übertragen wurde. So ist es am leichtesten begreiflich, daß der ursprüngliche Sinn verloren gehen konnte und daß der Titel Jahve Zebaoth von den älteren Schriftstellern gemieden wurde, entweder weil man ihn nicht kannte oder weil man noch um seine heidnische Herkunft wußte.

Das wird bestätigt durch eine andere ebenso merkwürdige Beobachtung. Da Jahve als Kriegsgott gilt und da das Schwert Jahves ein in Israel geläufiges, in der Eschatologie viel verwendetes Mythologem ist, so sollte man erwarten, daß Jahve in den mythisch gefärbten älteren Berichten nach Art eines Ares mit dem Schwerte dreinschlagen werde. Aber wie die oben gebotene Übersicht lehrt, ist das durchaus nicht der Fall. Nur ein einziges Mal wird ein Schwert erwähnt. Als Josua sich bei Jericho befand, schaute er einst auf und sah einen Mann mit gezücktem Schwerte vor sich stehen. Gefragt, wer er sei, antwortete jener: Ich bin der Anführer des Kriegsheeres Jahves (1 NY - Jos. 514). Diese Erzählung, die die Einleitung

1. Besonders lehrreich ist Joel. Dort werden mythische Heuschrecken als das »>Heer Jahves« bezeichnet (Jo. 211), aber der Ausdruck s fehlt.

zu der folgenden Geschichte von dem Fall der Mauern Jerichos bildet, ist offenbar verstümmelt. Man hat sie einer sehr späten Zeit zuweisen wollen (KUENEN) allein deshalb, weil der Ausdruck way in der älteren Literatur ungebräuchlich sei und die Vorstellung von einem Fürsten des himmlischen Heeres erst an Dan. 1012ff. seine Parallele habe. Diese Gründe sind nicht genügend. Wohin käme man, wenn man alles das für spät halten wollte, was nur einmal bezeugt ist? Überdies ist kein einziges Muster im ganzen Alten Testamente aufzutreiben, nach dem dieser Bericht gefertigt sein könnte1. Und endlich, wäre er spät, so wäre er nicht verstümmelt worden. Die durch und durch mythische Haltung und die ihm allein eigentümlichen Ideen bezeugen im Gegenteil sein hohes Alter. Beachtenswert ist, daß auch hier nicht Jahve selbst, sondern der Oberste des Heeres Jahves das Schwert führt. Doch darf kühnlich von Jahve Zebaoth dasselbe behauptet werden wie von seinem Feldherren; denn der Kriegsgott und das Schwert gehören notwendig zusammen.

שר צבא יהוה Man kann vermuten, daß der מלאך wie der יהוה צבאות erst ein künstliches Substitut sei für .selbst יהוה für יהוה

Es ist gewiß kein Zufall, daß das Schwert Jahves in den historischen Büchern nur ein einziges Mal und noch dazu in einem verstümmelten Abschnitt begegnet. Wenn Jahve ursprünglich der Gott des »Sinai« war, der in einer nur von Beduinen durchschweiften Gegend lag, so ist das Attribut eines Schwertes ihm kaum von Hause aus eigen gewesen; denn die Hauptwaffe der Nomaden ist der Speer, und der Gott trägt natürlich dieselbe Kriegsrüstung wie seine Verehrer. »Das Schwert ist wahrscheinlich erst auf dem Boden Palästinas eine von den Israeliten viel gebrauchte Waffe geworden<< (NOWACK: Archäologie I 362). Ist das richtig, so muß dies Mythologem von einem fremden Gott auf Jahve übertragen sein, ebenso wie wir es von dem Prädikat Jahve Zebaoth gefordert haben.

Überschaut man die eschatologischen Stellen, in denen das

1. Mit der Erzählung der Erscheinung Jahves im brennenden Busch, auf die STADE ZATW VI 133 verweist, hat er nicht das Mindeste zu tun. Eher könnte man an I Chr. 21 16 erinnern, wo der Engel Jahves, der mit gezücktem Schwert zwischen Himmel und Erde steht, charakteristischer Weise kein Kriegs-, sondern ein Pestengel ist.

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