ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

will ich von euch entfernen

Das

Züge entlehnt hat: Und den und will ihn in ein dürres und ödes Land stoßen, seinen Vortrab in das östliche Meer und seinen Nachtrab in das westliche Meer, und Gestank soll aufsteigen. Das östliche Meer deutet man gewöhnlich auf das Tote, das westliche auf das Mittelländische Meer (aber vgl. § 20). Unter den Heuschrecken versteht der Prophet jedenfalls den eschatologischen Feind. Wort ist in diesem Zusammenhange durchaus unübersetzbar. Es heißt eigentlich Das Nördliche, ist hier aber zum rätselhaften Terminus technicus geworden, da der Begriff des > Nördlichen<«< im Bewußtsein des Propheten keine Rolle mehr spielt; denn sonst hätte er diesen Ausdruck nicht wählen können, um damit die von Süden, also aus der entgegengesetzten Richtung kom-menden Heuschrecken zu bezeichnen. Wir können uns die Entwicklung der Phrase klar machen an dem deutschen Frauenzimmer, dessen zweiter Bestandteil jede Bedeutung in der Sprache verloren hat. Mit der Geschichte des 1 werden wir uns noch beschäftigen müssen; es genügt hier zu konstatieren, daß es für Joel der apokalyptische »Feind der Endzeit« ist (vgl. § 17).

Joel ist nicht mehr Prophet, sondern Apokalyptiker, wie aus dem Stil seines Buches geschlossen werden muß. Betrachtet man nur die beiden ersten Kapitel, so ist nicht wie bei den älteren Propheten eine Anschauung klar und lebendig durchgeführt, sondern es sind verschiedene Ideen so mit einander kombiniert und laufen so ineinander über, daß ein eigentümliches Schillern entsteht. Will man diese Kapitel erklären, so muß man drei eschatologische Vorstellungen von einander scheiden, die hier mit einander verbunden sind. Erstens: Jahve wird kommen. Vor ihm her frißt das Feuer, hinter ihm her loht die Flamme (23); Erde und Himmel erbeben; Sonne, Mond und Sterne werden finster (210). Feuer verzehrt die Auen der Trift, die Flamme entzündet alle Bäume des Feldes, und alle Wasserbecken trocknen aus (119f.). Neben dieser mythischen Beschreibung des Širokko steht zweitens, daß Jahve an der Spitze eines gewaltigen Heeres von Heuschrecken einherzieht, die alle Weinstöcke, Feigen- und Ölbäume kahl fressen (c. 1) und selbst in die Städte dringen (c. 2). Da der glühendheiße Südostwind und die Heuschreckenplage in natura mit einander verbunden sein können, so mögen sie auch in dieser Dichtung von Hause

[ocr errors]

aus zusammengehören, obwohl diese Annahme bei einem Apokalyptiker nicht unbedingt notwendig ist. Denn drittens soll der »nördliche Feind« erscheinen, auf den Bergen lagern, vernichtet werden und unbeerdigt liegen bleiben. Die oberflächliche Verknüpfung dieser drei eschatologischen Anschauungen zu einem >wenig einheitlichen Ganzen ist ein Zeichen der Apokalyptik. Das Bild wird noch bunter, wenn man c. 3 und 4 hinzunimmt, wozu wir an dieser Stelle keinen Anlaß haben.

Die erste und dritte Idee begegnen uns anderswo gesondert; sie stammen durch Vermittlung der älteren Prophetie aus dem Volksglauben. Wer wollte meinen, ein Prophet oder gar ein Apokalyptiker wie Joel habe die zweite Auffassung von dem Tage Jahves als einem Tage der Heuschrecken zum ersten Male ausgesprochen? Die Apokalyptik arbeitet mit überliefertem Gute, lautet ein allgemein gültiger Satz. Da die eben erwähnte Vorstellung bei den älteren Propheten nicht nachweisbar ist, so muß sie füglich der Volkstradition entlehnt sein. Und erlebte Joel wirklich eine furchtbare Heuschreckenplage, wie die Kommentatoren mit Recht behaupten, so konnte er niemals auf die Idee verfallen, der Tag Jahves sei nahe (115), wenn nicht schon vorher dieser Tag mit einer solchen Plage als identisch galt oder mit ihr wenigstens aufs engste verbunden war. Wenn bei uns die Cholera ausbricht, glaubt doch niemand, daß das Ende der Welt da sei. Nur bei Kriegen, Kometen und anderen Dingen, die wir als » Vorzeichen« aus der Bibel kennen, wird heute noch hin und wieder einer solchen Vermutung Ausdruck verliehen. Auch für Joel sind die Heuschrecken nur »Vorboten«. Für ihn war der Tag Jahves schon Dogma geworden; mit dem Eintreten der Plage war nur ein Teil der eschatologischen Erwartung erfüllt, eine große Reihe von Einzelheiten standen noch aus und mußten noch in die Erscheinung treten.

Mit Recht ist die Allegorisierung der Heuschrecken Joels fast allgemein aufgegeben. Wahrscheinlich dürfen wir eine parallele Idee schon Jes. 718f. voraussetzen, einer kleinen, nur aus zwei Versen bestehenden Rede: Und geschehen wirds an jenem Tage, zischen wird Jahve der Fliege und der Biene, und kommen werden sie und sich niederlassen alle in die Täler der Klippen und in die Klüfte der Felsen und in alle Dornbüsche und auf alle Triften. Liest man diese Sätze so, wie sie hier zitiert sind,

dann wird niemand auf den Gedanken kommen, die genannten Tiere umzudeuten. Die kleine Dichtung ist in sich vollkommen durchsichtig und bedarf nach dem Vorangegangenen keiner weiteren Erläuterung, da sie in die volkstümlichen Vorstellungen vom Tage Jahves ausgezeichnet hineinpaßt. Jahve wird jenes Tages wie ein Bienenvater auch die kleinen lästigen Insekten herbeirufen, wie er mit dem Heer der Heuschrecken und den wütenden Bestien das Land erfüllt. Nach dem überlieferten Text freilich soll die Fliege auf Ägypten, die Biene auf Assur bezogen werden, und es ist durchaus wahrscheinlich, daß der Prophet dies oder etwas Ähnliches gemeint hat. Nur stellt man es sich gewöhnlich so vor, als sei er auf dies Bild verfallen, weil die Fliege für Ägypten, die Biene für Assur bezeichnend sei (DILLMANN-KITTEL). Diese Erklärung, deren Berechtigung nicht ganz geleugnet werden soll, ist aber doch nur teilweise zutreffend. Denn die Fliege ist auch in Palästina ein sehr lästiges Insekt, das zur wirklichen Plage werden kann. >>Im Rôr gibt es große, den Tieren gefährliche, blutsaugende Fliegen; sonst treten Schwärme kleiner schwarzer Fliegen auf, die in Mund und Nase kriechen« (NOWACK: Archaeol. I S. 86). Und wenn einmal sagenhafte Erzählungen existiert haben, nach denen die Kanaaniter durch Hornissen aus dem Lande vertrieben wurden, so dürfen wir uns auch die Bienen Palästinas nicht allzu harmlos denken, mögen hier auch noch andere uns unbekannte Faktoren mitgewirkt haben. Jesaja exemplifiziert keineswegs auf die charakteristischen Eigenschaften der Fliegen und Bienen, wie es doch nahe liegen sollte bei einem Schriftsteller, der angeblich zum ersten Male den Tag Jahves mit diesen Farben malt, sondern er begnügt sich mit der allgemeinen Aussage, daß durch die Insekten das ganze Land überschwemmt werden solle, was ebensogut von Heuschrecken wie von Bienen gilt. Die Konzeption dieser Dichtung erklärt sich am einfachsten unter der Annahme, der Prophet habe sich an ältere Muster angelehnt, die eine wirkliche Insektenplage - wie einst beim Exodus - so auch am Tage Jahves schilderten. Eben deshalb stellte er die Feinde unter dem Bilde von Insekten dar und bezeichnete sie in mystischem Halbdunkel nach den einigermaßen hervorstechenden Plagen ihres Landes.

Sofern Jahve der Gott der verderblichen Naturerscheinungen,

des Krieges und der Seuchen ist, spielt er auch die Rolle des Totengottes. Sein Wirken muß sich daher, wie sich von selbst versteht, überall im Massenmorde und im gewaltsamen Tode offenbaren. Das Prädikat eines Totengottes kommt ihm somit nur in abgeleiteter, in sekundärer Beziehung zu. Eigentlicher Totengott wäre er dann, wenn er seinen Wohnsitz in der Šeol hätte, wenn er antike Epitheta führte, die mit dem allgemeinen Todeslos zusammenhängen, wenn in mythischen Bildern beschrieben würde, wie er alle Menschen aus dem Leben abruft. In späterer Zeit finden sich freilich einige Redewendungen, die zweifellos lehren, daß man, wie alles, so auch den Tod von Jahve selbst ableitete. Wenn Gott den Odem einzieht, so vergehen die Geschöpfe (Ps. 10429. Job. 3414ff.). Gott macht den Menschen zum Staube und spricht: Kehrt wieder (scil. zum Staube), ihr Menschenkinder (Ps. 903). Die ältere Zeit weiß davon nichts. Wenn es I Sam. 26 heißt: Jahve tötet und macht lebendig, er stößt in das Totenreich hinab und führt herauf, so ist das nur ein hyperbolischer Ausdruck für den krankenheilenden Gott (vgl. Ps. 304 und KAT3 S. 639), ein Ausdruck, der vielleicht im Anschluß an alte Mythen geprägt ist. Mag Jahves Arm später auch in die Unterwelt reichen (Am. 92), mag Šeol die Untergebene Jahves sein (Hos. 1314), ursprünglich haben Jahve und die Šeol nichts mit einander zu tun (BEER). Denn Jahve thront im Himmel, während die Šeol tief drunten in der Erde (Jes. 149. 15) oder unter den Wassern liegt (Job. 265). Die Patriarchen werden versammelt zu ihren Vätern (Gen. 2517. 3529. 4933), aber zu Gott entrückt werden nur Henoch und Elia (Gen. 524. II Reg. 2). Sein Bereich ist der Himmel, in der Šeol preist man ihn nicht (Ps. 66. 8812f. Jes. 3818f.). BEER macht darauf aufmerksam, daß unter den Werken Jahves niemals die Šeol aufgezählt werde. Man darf hinzufügen, daß kein Epitheton, kein Bild Jahve als Totengott darstellt. Das sanfte Entschlafen auf dem Strohlager, das Hinabsteigen zur Grube, das Leben in der Šeol geschieht ohne Jahve.

Die Šeol gehört ihrem Wesen nach, wie BEER mit Recht gezeigt hat hat, einem chthonischen Glauben an, während Jahve im Alten Testamente niemals als chthonischer Gott erscheint (gegen BEER). Man könnte zwar vermuten, weil Jahve von Hause aus der Gott des Sinai gewesen sei, müsse er chthonische

Natur gehabt haben, zumal wenn der Sinai wirklich ein Vulkan war. Aber mag das auch vermutet werden, nachweisen läßt sich das nicht, im Gegenteil! Nach Ex. 2021 wohnt Jahve nicht in dem Berge, sondern in der Wolke, die über dem Berge lagert, nach Ex. 1918 kommt Jahves Feuer nicht aus dem Berge, sondern fährt herab vom Himmel. Nach I Reg. 199 befand sich zwar eine Höhle am Horeb (Sinai), in der Elia über Nacht blieb. Aber um vor Jahve zu treten, wird ihm befohlen, aus der Höhle herauszugehen und auf den Berg zu steigen (I Reg. 1911). In derselben Weise muß es verstanden werden, wenn die Aramäer (I Reg. 2023ff.) den Jahve für einen Gott der Berge und nicht der Ebene halten. Endlich rekurriert BEER auf I Reg. 812, wo Jahve erklärt, im Dunkel wohnen zu wollen. Aber wie V. 10f. lehren, ist vom Verfasser nicht an das Dunkel der Höhle gedacht worden, da eine Wolke den Raum füllt. Ist Jahve also je ein chthonischer Gott gewesen, so hat er im Licht der Geschichte bereits seine alte Natur abgestreift und ist zum Himmelsgott geworden.

Seol wird nicht nur Hos. 1314, sondern auch anderswo personifiziert. Mehrfach finden sich Bilder, die von der Šeol als von einem unersättlichen Scheusal mit großem Rachen reden (Jes. 514. Hab. 25. Ps. 1417. Prov. 112. 2720. 3016). Es ist möglich, daß diese Bilder weiter nichts sind als poetische Personifikationen (so KÖBERLE S. 141), zumal von einem Kult der Šeol keine Spuren vorhanden sind, es ist aber auch möglich, daß diese Bilder das dichterische Überbleibsel einer mythischen Gestalt, einer kanaanitischen Hadesgöttin, sind, die entsprechend der babylonischen Ereškigal als löwenköpfiges oder drachenartiges Ungeheuer galt. Ebenso wenig läßt sich die Frage nach der Anschauung des Todes mit Sicherheit entscheiden. Während der Tod an der späten Stelle Koh. 912 mit einem Vogelsteller verglichen wird, ist er in den Psalmen öfter als Jäger1 mit Schlingen und Fallstricken direkt personifiziert (Ps. 186. 913. 1168). Er führt, wie wir gesehen haben, nicht nur das Epitheton

b, sondern hat sogar Söhne: Sein Erstgeborner ist der Aussatz (Job. 1813f.), und vielleicht waren einmal alle Seuchen

1. Auch Jahve wird als Jäger (Hos. 712. Ez. 323) oder Fischer (Ez. 294. Job. 4025) dargestellt, aber an keiner dieser Stellen verrichtet er die Funktionen des Totengottes.

Forschungen zur Rel. u. Lit. d. A. u. NT. 6.

7

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »