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etwas ungenügend erscheinen. Und wer sich des lebhaften Interesses erinnert, das die gesamte freie Theologie diesen beiden Bänden entgegenbrachte, wird nicht ohne Verwunderung den pompösen Eingang des Eck'schen Straußbuches lesen: In demselben Jahre 1874, in dem der Verfasser des Lebens Jesu die Augen schloß, erschienen der zweite und dritte Band von Albrecht Ritschl's epochemachendem Werke über die christliche Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung. Für die Theologen war damit das Schicksal von Strauß' lettem Buche Der alte und der neue Glaube" entschieden. Sie hatten nur zwei Jahre Zeit, sich mit dem Inhalt dieses Bekenntnisses auseinanderzusetzen. Der herrische Geist des großen Göttinger Charakterkopfes zwang fie, Freund und Feind, ohne Widerrede in seine Bahnen. Eine stroßende Fülle religiöser und fittlicher Kraft barg er in schwerem wissenschaftlichen Panzer. . . . Ueber dem Kampf um Ritschl's Buch und Ritschl's Schule war von Strauß fortan unter Theologen kaum noch die Rede."

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Eine Würdigung des großen Meisters der Tübinger Schule aber, zu dessen Füßen Strauß ja schon in Blaubeuren gesessen hatte, sucht man bei Eck vergebens. Nicht einmal Ferd. Chr. Baur's Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts wird beachtet, die doch hier ebenso wegen ihres unbefangenen Urteils über das Strauß'sche Leben Jeju, wie wegen der ungerechten Verurteilung der Schleiermacher'schen Theologie zu berück sichtigen war, die sich besonders S. 188 und 205 in ihren scharfen Ausdrücken (von Schleiermacher's Meisterschaft in der Kunst, den dogmatischen Formalismus auf echt diplomatische Weise zu handhaben“, von seiner „zweideutigen Haltung“, ja sogar „absichtlichen Täuschung“ in der Glaubenslehre) so nahe mit den „offenkundigen moralischen Verdächtigungen“ Schleiermacher's durch Strauß berührt, die Eck gelegentlich (S. 236) mit erfreulicher Entschiedenheit zurückweist.

Ed's Uebersicht über die Strauß'sche Darstellung der christlichen Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft (S. 103-123) ist vorzüglich. Zur notwendigen Ergänzung der angefügten kurzen Bemerkungen verweijen wir auf den Eingang des leßten und Haupt-Abschnittes (,,Der philosophisch-dogmatische Prozeß") in dem feinen Buche von Karl Schwarz Zur Geschichte der neuesten Theologie.

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neue Lebensziele" überschrieben, Ziellosigkeit dieses Lebens nachdurch den kirchlichen Fanatis

Das folgende Kapitel der Eck'schen Schrift, beschäftigt sich wesentlich damit, die innere Halt und zuweisen und sie dem doch auch nach Ed's Urteil mus aus der Theologie verdrängten Manne zum schweren sittlichen Vorwurf zu machen. Frei von solcher Ueberhebung hat ein Theologe, der als „Marcuslöwe" und als ,,Protestantenvereinler" einst doppelt schnöde von Strauß behandelt worden war, Heinrich Holzmann, im 15. (Schluß-) Bande der Weber'schen Weltgeschichte 1880 geurteilt: ,,Kann man mindestens zweifelhaft darüber sein, inwiefern Strauß grade dazu geeignet war, der Kirche zu dienen, so bleibt es doch eine höchst beklagenswerte Thatsache, daß ein so eminentes Lehrtalent auf keinem deutschen Lehrstuhle der Philosophie, Literaturgeschichte oder Aesthetik eine Stelle finden konnte. Er selbst ist dadurch begreiflicherweise in steigende Verbitterung hineingeraten und diese Verbitterung hat sich an dem Stande, welcher sich um die Aechtung seiner Person vorzugsweise bemüht hatte, und an der ganzen Kirche schwer gerächt. Denn und nun citiert Holzmann ein Wort Hausrath's ihrem Verhalten gegen Strauß verdankt die Theologie nicht zum wenigsten das fittliche Mißtrauen, die Geringschätzung, die Unpopularität, unter der ihr Studium heute leidet."

Das Schluß Kapitel trägt den befremdlichen Titel „Der alte und der neue Glaube. 1864; 1872" und beginnt thatsächlich mit den Arbeiten vom Ende der 50er Jahre. Diese aber lassen sich ebensowenig wie das Leben Jesu für das deutsche Volk" (von 1864) unter das Zeichen seines leßten Bekenntnisses von 1872 Der alte und der neue Glaube“ stellen. Eck selbst schreibt ja S. 243: „Bis unmittelbar an die Zeit der abschließenden Arbeit am alten und neuen Glauben begegnet uns nichts von dieser Gleichgültigkeit gegen den Gegenjaß einer materialistischen und idealistischen Weltanschauung." Wenn er freilich fortfährt: sie stellt etwas ganz neues in Strauß' Gedanken dar", so können wir das auf Grund seiner privaten Selbstbekenntnisse nicht zu= geben. Vor uns liegt im Original der Dankbrief, den Strauß am 21. Januar 1869 von Darmstadt aus an Emanuel Biedermann schrieb, der ihm Ende 1868 seine Dogmatik geschickt hatte mit rückhaltloser Anerkennung des geistigen Anteils, den Strauß daran habe von der ersten Conception bis zur legten Ausführung" (nach dem uns gleichfalls vorliegenden Briefconcept Biedermann's). Dieser Straußzbrief zeigt in überraschender Weise den alten Hegel'schen Idealisten, freilich vom linken Flügel, der in seiner Glaubenslehre (II. S. 339) scharf unterscheidet zwischen der Amputation, wodurch sich der Materialismus des Jenseits entledigte, und der Resorption, mittelst welcher das spekulative Diesseits sich das Jenseits einverleibt und zugleich den von „den Sirenenstimmen des Materialismus" schon halb Bethörten. Der Brief, der im Eingange einen der bei Strauß nicht seltenen verächtlichen Seitenblicke auf den „Feuilletonstil der Herren C. Schwarz') und Konsorten" zeigt, lautet im wesentlichen wie folgt:

Mich interessierte neben der Einleitung und dem allgemeinen Standpunkt vorzüglich Ihre Kritik und Rekonstruktion, und vorher schon Ihre Entwicklung der neutestamentlichen Christologie. Ich habe allenthalben Ihre Sorgfalt im Zusammentragen und Zusammenstellen, die Klarheit Ihrer Gruppierung, die Schärfe und doch Billigkeit Ihres Urteils bewundert. Mehr wie einmal habe ich Ihnen gegen mich selbst unbedenklich recht gegeben. Von der Offenheit und dem so seltenen Wahrheitsmute gar nicht zu reden. Ich nenne als Beispiel nur die Art, wie Sie von der Unsterblichkeitsfrage handeln, die mir ganz besonders wohlgethan hat. Daß das verneinende Wort der Kritik nicht das letzte Wort der Wissenschaft ist, daß es darüber hinaus wieder zu einem Positiven höherer Ordnung kommen muß, darin bin ich mit Ihnen einverstanden. Auch hat mir die Art, wie Sie letzteres gewinnen und formulieren, nicht selten vollkommen genuggethan. Ich nenne beispielsweise die Lehre von der Vorsehung, wo ich mich mit Ihrer Ausführung durchaus einverstanden weiß. Ueberhaupt hat mein Einverständnis, wenn ich recht sehe, nur an meinem Verständnis seine Grenze. Ich war, wie Sie ja wissen, und, irre ich mich nicht, selbst einmal irgendwo ausgesprochen haben, von jeher ein Bildermann, und diese Schwachheit hat sich mit dem Alter nicht, wie man denken könnte, verloren, im Gegenteil. Wo mich die innere Anschauung verläßt, da gehen mir auch die Gedanken aus. Nun gibt es aber ohne Zweifel Gebiete, wo nichts mehr, selbst

1) Dieser Vorwurf, der sich angesichts des Straußbuches von 1872 recht eigentümlich ausnimmt, wird auch heut noch gern von Theologen gegen das glänzend geschriebene Schwarzsche Buch zur Geschichte der neuesten Theologie erhoben. Sie übersehen die ausdrückliche Erklärung des Verfassers, weshalb er so wenig Citate und literarische Nachweisungen gegeben hat, und sie wissen gewöhnlich gar nicht, daß seine Vorarbeiten, die an Gründlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen, in den ersten Jahrgängen der Protestantischen Kirchenzeitung erschienen sind.

innerlich angeschaut werden kann, aber doch noch gedacht werden soll: und da versagt mir die Natur. Zu Ihrer Konstruktion des Gottesbegriffs kann ich nur sagen: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube". Zu dieser Unfähigkeit hat vielleicht noch beigetragen, daß ich gegen die Sirenenstimmen des Materialismus nicht so wie Sie durch den festen Rückhalt eines philosophischen Systems gesichert war. Als ungedungener Weinbergarbeiter, als unfreiwilliger Bummler, bin ich in allerhand Stricke gefallen. Der Materialismus wollte mir oft als der gleichberechtigte Bruder unseres Hegel'schen Idealismus, die Wahrheit nur durch Ineinsbildung beider erreichbar erscheinen. In dem Darwinismus ohnehin begrüßte ich den ersten wirklichen Befreier vom Schöpfungsbegriff. Ich werfe das nur so hin, damit Sie ungefähr wissen, in welcher Gegend der geistigen Meereskarte Sie den dienstlosen Veteranen zu suchen haben."

Darin hat Eck jedenfalls recht, daß der Materialismus, der in Straußens leztem Buche eine so bedenkliche Rolle spielt, weit nicht bis in die Wurzeln seines Denkens zurückreicht, sondern ein fremdartiges Reis darstellt, das erst spät genug dem ausgewachsenen Baume aufgepfropft wurde". Und schmählicher Verleumdung gegenüber ist es immer noch nötig, mit Eck zu betonen, daß „Strauß praktischem Materialismus jederzeit ferngestanden hat, daß sein Schild rein ist und auch die schärfste Prüfung keine begründeten Klagen in dieser Richtung zu Tage fördern wird" (S. 248). Selbstverständlich stimmen wir Eck auch bei, wenn er den unhaltbaren Standpunkt des alten und neuen Glaubens durch die Kritik des treuen Ludwigsburger Jugendfreundes Vischer, aus der Fichte's stolzer ethischer Idealismus ergreifend widerklingt, richten und verurteilen läßt. Dem Buche geschieht damit recht. Redet Eck aber weiter von einem, der den Gedanken der Pflicht, den großen erhabenen Namen, im Leben nicht zu bewähren, darum in seinem Denken nicht zu fassen vermochte“ (S. 276), so geschieht dem Menschen Strauß unrecht.

Das ganze Ec'sche Buch hat Strauß und seine Bedeutung für die protestantische Theologie nicht so gerecht gewürdigt, wie es einst Emanuel Biedermann in seiner Züricher Rectoratsrede von 1875 gethan hat. In dieser kurzen, dem jüngeren Theologengeschlecht augenscheinlich unbekannten Darstellung, die den ersten Jahrgang der Jenaer Jahrbücher für prot. Theologie" ziert (1875 S. 561-582), ist der große Kritiker nach seiner Stärke wie nach seiner verhängnisvollen Schranke wahr und klar beurteilt und die Bedeutung seiner Gesamtwirksamkeit für die freie Theologie der Gegenwart darin zusammengefaßt: sie trete nur getrost in sein Erbe ein; sie übernehme, was er geleistet, frei und frank; sie fahre nur fort, wissenschaftlich die Religion von aller mythologischen Zuthat zu scheiden; aber damit übernehme sie auch zugleich die Pflicht, die Schuld zu tilgen, die Strauß hinterlassen hat.

J. W.

An der Schwelle des 20. Jahrhunderts. Rückblicke auf das letzte Jahrhundert deutscher Kirchengeschichte. Von Reinhold Seeberg. Leipzig 1900, A. Deichert's Verlag (G. Böhme); 128 S.

Wie sich der innere Gang des deutschen Protestantismus während des 19. Jahrhunderts im Kopfe eines jüngeren, leidlich vorurteilsfreien lutherischen Theologen der Erlanger Schule malt, der unter dem Ministerium Bosse nach Berlin berufen, mit der Thatsache rechnet, daß die größte und in Deutschland maßgebende Landeskirche die Brotestantische Monatshefte. 4. Jahrg. Heft 4.

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Union hat", zeigt uns das frisch geschriebene Buch D. Seeberg's. Die römisch-katho lische Kirche und Theologie ist nur ganz kurz berücksichtigt. Der Verf. bemerkt aus drücklich, die Beurteilung der Erscheinungen sei überall mit Bewußtsein und geflissent lich unparteiisch gehalten". Wir müssen also annehmen, daß überall da, wo dem Verf. nachgewiesen werden kann, daß das nicht der Fall ist, die Kenntnis oder die Er kenntnis nicht zureichte. Vom Eingange an, wo wir hören, daß die dogmatischen Formeln, die die Meister der reinen Lehre" seit Melanchthon und Gerhard geschmiedet, im zweiten Drittel unseres Jahrhunderts fast auf der ganzen Linie den Rationalismus aus dem Felde geschlagen haben (S. 7) . 33 wird über die Niederlage des Rationalismus so berichtet: Hase führte zu Ende, was Hengstenberg begonnen" (statt Hengstenberg müßten natürlich die größeren Namen Herder und Schleiermacher genannt sein) -bis zum Schluß, wo die große Liebe" des ehemaligen Hofpredigers Stöcker gepriesen wird, fehlt es nicht an schiefen und anfechtbaren Urteilen. Wer unjere Meinung als parteibefangen ablehnen möchte, wolle die kleine Schrift des auch von Erlangen ausgegangenen Ernst Troeltsch über die historischen Grundlagen der Theologie unseres Jahrhunderts" (Karlsruhe 1895; 25 .) mit Reinhold Seeberg's Buch vergleichen. Aus den Schlußworten von Troeltsch möchten wir hier wenigstens eins dem Berliner Kirchen- und Dogmenhistoriker entgegenhalten, der für die verhängnisvollen Folgen der kirchlichen Reactionen in Preußen zu wenig Verständnis hat. Am Ende des Predigervereins-Vortrags von Troeltsch lesen wir nach dem resignierten Saße: „Wir müssen uns darein ergeben, die Schmerzen einer unvermeidlichen Krisis zu tragen": „Nur eins war vielleicht nicht innerlich nötig und ist ein Werk menschlicher Kurzsichtigkeit. Das ist die enge Verbindung der staatlichen Machtmittel und der theolo gischen Restauration" (insonderheit unter Friedrich Wilhelm IV.). Ausführlicheres über diese staatskirchliche Willkürherrschaft und ihre traurig verödenden Folgen findet man in Adolf Hausrath's Straußbuch und in Heinrich Holzmann's Schrift „Sonst und Jetzt in Kirche und Theologie" (Karlsruhe 1874; 78 .).

Aber es wäre ungerecht, wenn wir das ehrliche Streben D. Seeberg's nach Unparteilichkeit nicht anerkennen wollten. Er führt zwar die Tiraden des Hallischen Leo gegen den schalen Rationalismus“ an (S. 25). Aber er mahnt doch auch ernsthaft, über einzelnen Auswüchsen dieser Richtung „nie zu vergessen die persönliche Ehrenhaftigkeit, die unbestochene Lauterkeit und Wahrhaftigkeit in der Kritik überkommener und der Darstellung eigener Anschauungen, den sittlichen Ernst und die Einfalt der religiösen Stimmung, die in weiten Kreisen der Aufgeklärten herrschten" (S. 15). Er läßt sich, wie fast alle Theologen, bei Goethe den decidierten Nichtchristen" nicht entgehn, ohne zu bedenken, wem und aus welcher Veranlassung das Wort geschrieben ward. Aber er rühmt doch auch als das Wundersame und Einzigartige" in Goethe's Anlage und Bildung die schon früh gebrauchte Gabe, herauszuempfinden, was das Wesen der Dinge, auch das Wesen der Religion ist, und erst recht hat der Meister in der Reife der Weisheit des Alters Blicke in die Religion gethan, deren wunderbaren Tiefsinn erst unser Zeitalter ganz erfaßte" (S. 19). Christlich zwar möchte D. Seeberg auch die Weltanschauung des alten Goethe nicht nennen, darüber lohnt es sich wirk lich allmählich nicht mehr viel Worte zu machen" (vgl. dagegen D. Rudolf Ehlers 3u Goethe's Christentum", Prot. Monatshefte II. S. 203). Aber er will doch auch nicht außer acht lassen, wie fruchtbare, religiöse und sittliche Ideen Goethe ausgesprochen. hat, Ideen, die durch mancherlei Kanäle und auf allerhand Umwegen für ein tieferes Verständnis der Offenbarung Anregung geboten haben“ (S. 21).

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Von Schleiermacher gibt uns Seeberg leider nur eine kurze Uebersicht der Glaubenslehre, während ihm der Erlanger Frank in seiner Geschichte und Kritik der neueren Theologie fast 80 Seiten widmet. Aber wärmer als dieser sein Lehrer redet Seeberg von der „einzigartigen Genialität“ Schleiermacher's: „er gehörte zu den ganz Großen, die Gedanken finden, die so beherrschend und umfassend sind, daß jede Richtung in ihnen Anregungen findet und daß jedem Zeitalter das Eindringen in sie neue Früchte bringt. Er wurde kein Schulhaupt, denn er war mehr, der Reformator der Theologie unseres Jahrhunderts" (S. 41). Den akademischen Theologen unmittelbar nach Schleier. macher, die sich zur Repristination bereit finden ließen, spricht Seeberg ein wohlverdientes Urteil: sie übersahen, daß der Dienst der Theologie nur dann für die Kirche von dauerndem Segen sein kann, wenn die Theologie ihre eigenen Wege in strenger wissenschaftlicher Methode und langsamer Arbeit geht. Die Theologie arbeitet nicht auf Bestellung, und wenn sie es doch thut, merkt man es der Qualität ihrer Arbeit stets an“ (S. 45). Mit Schleiermacher so urteilt Seeberg treffend kann man in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts nur einen Theologen an geistiger Bedeutung und geschichtlicher Wirkung vergleichen: Ferdinand Christian Baur. Auch ihm sucht er gerecht zu werden. Der Aufzählung seiner Hauptwerke, unter denen leider Baur's Paulus (1845, 2. Aufl. 1866/67) fehlt, gehen einige Säße voran, die das vielgehörte kleinmeisterliche Absprechen über Baur energisch zurechtweisen: „Die Fehler des großen Forschers waren die Schatten seiner Tugenden. Es ist demjenigen leicht, seine Fehler zu vermeiden, welchen die Natur (!) mit seinen Gaben nicht beschenkte. Baur strebte nach dem Verständnis des Waltens der Ideen und Kräfte in der Geschichte, nach der Formel für den Gesamtzusammenhang des geschichtlichen Werdens. Es fehlt solchen geistigen Führern bisweilen etwas an der Akribie und Technik der kleineren Geister. Aber die Kärrner sollen sich, weil sie Steine zu fahren verstehn, nicht über die Könige erheben, die dies Geschäft nicht ausüben“ (S. 49). Unsere Freude ward freilich stark herabgemindert, als wir später (S. 107) zum Großkönig der Gegenwart Theodor Zahn proklamiert fanden, der das letzte Wort Baur gegenüber gesprochen", der in seiner Einleitung ins Neue Testament mit staunenswerter, alles überschauender Gelehrsamkeit und mit glänzendem eregetischem Scharf- und Feinfinn aus dem neutestamentlichen Schrifttum selbst und den geschichtlichen Zuständen, die es bezeugt und voraussetzt, den Beweis für die Richtigkeit der geschichtlichen Bezeugung dieser Literatur oder für die Echtheit derselben geführt hat“. — Sehr begreiflich, daß in diesem Zusammenhange auch Adolf Harnack erscheint, wie er in Wort und That die „rück läufige Einsicht der letzten zwei Decennien" in neutestamentlichen Einleitungsfragen konstatiert, nicht ohne einer Arbeit wie der Einleitung von Holzmann einen gewissen übertriebenen Skepticismus vorzuwerfen"! Auch Holzmann's „Lehrbuch der neutestamentlichen Theologie" wird nur kurz und kühl erwähnt wie das ziemlich gleich betitelte, aber von fern nicht gleichwertige Werk von B. Weiß. Neben Cremer's „reichhaltigem" Wörterbuch stand für Wilibald Grimm's Lexicon graeco-latinum in libros N. T. feine Zeile zur Verfügung. — In der Auffassung des Alten Testaments zeigt sich wie üblich ein freierer Geist: die alte Hengstenberg-Keil'sche ist für immer" überwunden und ,,man muß bereit sein, nicht nur Resultate, die einem gefallen, sondern auch solche, die einem nicht gefallen, zu acceptieren“ (S. 109).

Während für die dogmatischen Werke von Schweizer und Biedermann, Lipsius und Pfleiderer nur eine Seite abfällt die dürftigen Andeutungen sind für unkundige Theologen und vollends für nichttheologische Leser ganz unzureichend

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