für die Mission der Kirche an Israel,
in vierteljährlichen Heften herausgegeben
Professor Franz Deliksch.
Zweiundzwanzigster Jahrgang erstes Heft
Organ des evangelisch - lutherischen Centralvereins für die Mission unter
Erlangen.
Verlag von Andreas Deichert. 1885.
HARVARD UNIVERSITY LIBRARY
Druck von C. Th. Jacob in Erlangen,
Lockruf der Liebe.
Kehret euch zu Mir, spricht Gott, So will Ich mich zu euch tehren, Und es soll der Völker Spott über euch nicht länger währen.
Israel, vernimm sie doch, Deines Bundesgottes Stimme, Daß Er nicht ein härter Joch Auf dich leg' in Seinem Grimme.
Nimm boch den Meffias an, Der vorlängst dir ist erschienen; Sag', wie mag bein eitler Wahn Dir zu deinem Heile dienen?
Jesus Christus bat für dich, Als er an dem Kreuzesholze
Litt der Schlange Fersenstich, Und du bleibst bei deinem Stolze,
Der so lange schon verschmäht Solche Liebe, solche Treue!
Wann kehrst du dich zum Gebet, Zum Gebet in tiefer Reue?
Siche, deiner Väter Land
Ift zur Strafe dir genommen; Doch ruht Gottes schwere Hand Auf dir nur zu deinem Frommen,
Daß bu möchtest in bich gehn, Dein Gewissen nicht ertöten;
Nach dem Worte der Propheten.
O versäume nicht das Heut', Forsche, suche, bete, flehe, Daß die teure Gnadenzeit
Für dich nicht umsonst vergehe!
Troßt der Hoffnung.
Es ist nicht wahr, daß es nicht lohnt, Für Israel zu beten!
Der HErr, der es bisher verschont, Wird nicht sein Volk zertreten. Er frönt es, wenn erfüllt die Zeit, Mit Gnade und mit Herrlichkeit.
Er ist getreu und hält den Bund, Ob ihn sein Volk gebrochen, Und fest steht was Prophetenmund Verheißen und versprochen.
Es kommt der Tag, wo Israel Lobfinget bem Immanuel.
Dann brausen durch des HErren Haus
Der Väter heil'ge Lieder,
Und Leben geht von Toten aus,
Was dürr war, grünet wieder,
Und Sem mit Japhet im Verein
Wird sich dem HErrn zum Opfer weihn.
Ist auch nur klein noch deren Zahl,
Die mit uns Christum loben,
Weil in ihr Herz ein heller Schein Des Aufgangs fiel von oben,
So steht doch unsre Hoffnung fest, Daß Gott von Israel nicht läßt.
Selicha für den Neujahrstag.
Verfaßt von Salomo ben-Juda ibn Gabirol (gest. 1071 in Valencia), ins Deutsche übertragen von Diakonus W. Wend.
Mich drückt des Kummers Last zu Boden nieder, der Tag ist nah, der meinen Troß wird richten: wie soll ich vor den Herrn und Richter treten? * Ach! selbst zur Klage find' ich keine Worte,
wenn ich der Schuld, die auf mir liegt, gedenke, vor Scham und Schande muß ich schier verzagen. Belastet von der Schmach verborgner Sünden, hinschwinden nichtig meines Lebens Tage, fern ist der Friede mir, dem schuldbelad❜nen. 1 Gleich Feuersglut durchwogt die Angst mein Herze, dem Schuldbuch gleicht es, aufgeschlagen liegt es vor dem, der naht, um Rechenschaft zu fordern. Die Finsternis umschlingt mich rings mit Banden; nicht ahnt es meine Seele, daß sie ferne von dem, bei dem allein der Heimat Ruhe. Heran wird kommen meiner Tage Ende
ich werde wach; es weicht, was Traum gewesen, es heißt: geh hin zum Ort, der dir bestimmt ist! Unmeßbar groß ward meiner Sünden Menge,
es wuchs die Schuld empor wie Meeresfluten was sag' ich Dem, der mich in's Dasein sandte? T So sprech ich: Übermut hat mich bethöret, die Sünde, die mich plaget, war die Herrin, die über mich von Mutterleib regierte. Hört! spricht der Narr, befangen in Bethörung, ich bin ein Baum, gepflanzt an frischer Quelle und sich, man trägt den Thoren hin zu Grabe. Trug, Täuschung sind es, die sein Herze füllen, er schreitet ohne Halt mit schwankem Fuße, bald da bald dorthin führen seine Wege.
Jn's Land des Schweigens stürzt er gleich dem Steine, und nichts von allem, was er hier besessen, begleitet ihn zum Hause der Bestürzung.
Kann seine Kraft ihn stützen? Nein, verlassen von ihr, trägt ihn davon der Hauch der Seele, und Feuersgluten geben ihm Vernichtung.
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