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Die maffabäische Erhebung.

luftig gegangen. Dies war ja der Weg, den alle großen und fleinen Reiche des Orients in den letzten Jahrhunderten vor Christo gehen mußten. Und gerade eines der allerkleinsten, das jüdische, sah im Widerstand gegen die fremden Einflüsse seinen Lebensberuf, dem es mit um so größerer Begeisterung und Opferfreudigleit oblag, je gewaltsamer man ihm fremdländische Art in sein Heiligtum eintragen wollte. Unvergeßlich wird die Familie der Mattabäer bleiben, die sich gegen Antiochus Epiphanes zur Verteidigung der heiligsten Nationalgüter erhob und nach gewonnenem Siege bald zur politischen Macht emporwuchs. Allein nicht sowohl die neue politische Entfaltung des Volkes, die sich an die makkabäische Erhebung anschloß, als vielmehr die von hier aus fortlaufenden geistigen Richtungen sind für unseren Zweck von Intereffe. Es mußte ja notwendig eine solche Kampf- und Entscheidungszeit zu einer Zuspißung und Schärfung auch der geistigen Waffen mitwirken, und diese Verschärfung gegensäglicher Prinzipien giebt sich insbesondere in der Bildung von Parteien einen greifbaren Ausdruck. Es sind die vielbekannten und auch vielverkannten Parteien der Pharisäer und der Sadduzäer, die, aus der geschichtlichen Entwickelung des Volkes Gottes erwachsen, den weiteren Gang desselben bis in die neutestamentliche Periode wesentlich bestimmen. Und insbesondere die pharisäische Richtung ist es, welche für die von uns zu betrachtenden Verhältnisse die geistigen Grundlagen geliefert hat. Führt man auch den Ursprung der Pharisäer bis in die Wiederherstellungszeit Israels unter Esra zurück, so beginnt doch ihre eigentliche Bedeutung erst unter der volkstümlichen Leitung makkabäischer Fürsten. Schon zur Zeit des Judas Makkabäus finden wir seine gesetzestreuen Mitkämpfer als die Frommen (Chasîdîm) bezeichnet, welche ihren Bestrebungen nach mit den Pharisäern geistig verwandt oder gar ihre Vorläufer zu nennen sind. Ja auch die Makkabäer selbst dürfen wir in der ersten Zeit als pharisäisch gesinnt betrachten: erhoben sie sich doch zur Verteidigung des nationalen und religiösen Schages, den man seit Esra's Zeiten vorzüglich im Gesetz zu sehen gewohnt war.

Der Pharisäismus als Hüter der Messiashoffnung.

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„Wer um das Gesetz eifert und den Bund halten will, der ziehe mit mir aus der Stadt!" so lautete der Aufruf des Matthias. Und noch sterbend gab er seinen Söhnen das Vermächtnis: „Lieben Söhne, seid Zeloten, eifert um das Gesetz und wagt euer Leben für den Bund unsrer Väter." Und so sehr wir die Verirrungen beklagen müssen, die aus einer einseitigen Betonung des Gesetzes späterhin erwuchsen, so müssen wir doch das Prinzip jener Freiheitskämpfer, als berechtigt erkennen, welche den gegen jüdische Opfer und Beschneidung wütenden Syrern das geoffenbarte Gesetz als einen Damm wider den hellenischen Einfluß entgegenseßten. Der Gang nun dieser gesegestreuen Richtung in Israel, die wir in edlem Sinne als eine pharisäische bezeichnen, war bis zu dem Zeitpunkte, auf welchen wir jetzt zustreben, ein sehr wechselvoller. Gar bald sagte sich die matkabäische Königsfamilie los von ihren alten pharisäischen Volks- und Gesinnungsgenossen, um den aristokratischen Sadduzäern näher zu treten. Und als endlich gar an die kurze Freiheitszeit unter den einheimischen Herrschern die erneute Knechtschaft unter den Römern sich anschloß, da schien vollends der pharisäischen Partei aller politischer Boden hoffnungslos entzogen. Und doch war es ihre religiöse Begeisterung, die sie auch jezt im nationalen Unglück nicht verzagen ließ. Der innerliche Wert des Pharisäismus bei allen seinen Schwächen wird dadurch geschichtlich gerechtfertigt, daß aus seiner Mitte die messianische Hoffnung des Volkes neue Belebung empfing. Man kann diesen messianischen Volksgedanken als den geistigen Ertrag der Matkabäerzeit betrachten, der als ein dauerndes Zeichen für Israels hohen Beruf, je heftiger das Volk Gottes den Druck von außen empfand, desto siegreicher seiner thatsächlichen Vollendung im Messias entgegenreiste. Ich weise nur flüchtig hin auf die literarischen Erzeugnisse, die aus diesem messianischen Zeitgedanken geflossen sind, wie das sogenannte Psalterium Salomonis nach Jerusalems Fall unter Pompejus der historische Stoff, den wir zu entfalten uns vorgenommen, weist uns in das Volksleben und die Kämpfe selbst hinein. Das Volk aber kann unmöglich bei XXII. (1885.)

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Pharisäismus und Zelotismus im Bunde.

nationalen und religiösen Jdealen bewundernd stehen bleiben, in die der religiöse Dichter sich versenkt: mit eigner Hand will es diese Ideale in die Wirklichkeit hineinzwingen; und was nur eine Gabe göttlicher Liebe sein kann, das fordert es mit menschlicher Leidenschaft ungestüm heraus.

Treten wir nun von dem gewonnenen Standpunkte aus in die Zeit selbst herein, in welcher der pharisäische Geseßeseifer, gepaart mit dem Fanatismus des jüdischen Volkes, tiefgreifende Bewegungen in Israel erzeugte.

Es war die Zeit, in welcher die Römer eben wieder einen. neuen Sieg über das jüdische Volk, über die heilige Stadt erfochten hatten. Herodes der Große, der als ein Jdumäer und Freund der Römer nie ein Freund der strengen Juden werden konnte, hatte im Jahre 4 v. Chr. ein schreckliches Ende genommen. Auch fein Sohn Archelaus vermochte sich als Ethnarch von Judäa so wenig die Liebe seines Volkes zu erwerben, daß er auf eine Deputation der jüdischen Aristokratie hin vom Kaiser im Jahre 6 verbannt ward. Aber das Schlimmere stand nun bevor, als Judäa unter den syrischen Legaten Quirinius gestellt wurde und den Coponius als römischen Prokurator erhielt. Man mochte vielleicht viel Gutes von diesem neuen Regimente erwarten, nachdem des Herodes und des Archelaus Herrschaft so lästig empfunden worden war; aber schon der erste kaiserliche Befehl, mit dem die römischen Beamten ihr Amt antraten, war hinreichend, um einen blutigen Aufstand des Volkes zu erzeugen. Er lautete auf Vornahme eines Census zur Regelung der römischen Steuern. Von der schwierigen kritischen Frage, in welchem Verhältnis diese berühmte Schatzung des Quirinius zu den Luk. 2 berichteten Vorgängen steht, können wir hier mit um so größerem Rechte fernbleiben, als für den Aufstand des Judas von Gamala auf den wir abzielen eben nur die historisch unzweifelhafte Schutzung des Jahres 6 auf 7 n. Chr. von Belang ist. Es ist Josephus, der uns im 18. Buch seiner Antiquitäten ein lebendiges Bild jener Geschichten hinterlassen hat. Das Volk, obwohl über die Ab

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Die Explosion in Folge des Census.

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schätzung erbittert, gab anfangs, durch die geschickte überredung des Hohepriesters Joazar bewogen, den offnen Widerstand auf. Allein es fehlte nur noch an einem persönlichen Mittelpunkt, um den sich der unterdrückte Patriotismus und Eifer für die Religion zu offenem Aufstand schare. Jedoch nicht zunächst aus dem Herzen des judäischen Volkes heraus entzündete sich der Aufruhr, sondern aus einem entlegenen, von der Schaßung gar nicht betroffenen Landesteile erhoben sich die Kämpfer für die israelitische Freiheit. Wohl nicht ohne Grund fährt darum Josephus, die Nationalität des Aufrührers in den Vordergrund stellend, fort: „Ein Gaulanitischer Mann, Judas, aus der Stadt Gamala." Am bekanntesten aber ist er uns als „Judas der Galiläer," wie ihn die Apostelgeschichte, wie ihn auch Josephus an anderen Stellen nennt, sei es nun, daß man Gaulanitis im weiteren Sinn zu Galiläa rechnete, oder daß er diesen Namen um seines längeren Aufenthalts willen in Galiläa bekommen hat. Die lettere Ansicht *) gewinnt besonders dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß in den Augen des stolzen Judäers der Name Galiläer“ einen etwas verächtlichen Anstrich hatte; denn die Galiläer waren von weniger reinem jüdischen Geblüt, von minder orthodoxem Glauben, sodaß Nikodemus als er Jesus Joh. 7, 50 in Schuß nimmt, sich die Zurechtweisung der Pharisäer gefallen lassen muß: „Bist du auch ein Galiläer? Forsche und siehe, aus Galiläa stehet kein Prophet auf." Allein es sollte sich zeigen, daß des Judas Aufruf zum Abfall nicht bloß eine galiläische Laune war, sondern tief im Herzen des Volkes seinen Widerhall fand. Pharisäer waren es widerum, die den Gedanken der religiösen und nationalen Unabhängigkeit mit ihrem Leben vertraten. So lag es ja in ihrer geschichtlichen Entstehung und Entwicklung begründet, die wir vorhin uns vor Augen stellten, nur daß verschiedene Zeiten eine verschiedene Ausprägung ihres Prinzips mit sich brachten. Pharisäischen Sinn sahen wir in den

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*) Der Verf. zitirt hiezu Ernst Aug. Schulze in Exercitationes philologicae 1774 S. 112.

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Appell Juda's an das Volk.

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Makkabäern zu entscheidender That erwachsen. Pharisäische Denkweise begeisterte die Rabbinen Juda ben Zipori und Matthias ben Margaloth, während der tödlichen Krankheit des Herodes mit eigner Lebensgefahr den anstößigen Adler vom Tempelthor herabzureißen. Hatten es doch Pharisäer sogar gewagt, dem Herodes den Eid der Treue zu verweigern. Und nun von Haß gegen die immer wachsende Römergewalt erfüllt und - wie Hausrath es anschaulich schildert, „müde der versteckten Anspielungen und der spigen Wortgefechte in der Synagoge“ ließen auch jezt Pharisäer, mit einem gewissen Sadduk an der Spize, sich zu einem Bündnis mit dem Gaulaniten Judas herbei. Und weil sie den Makfabäern gleich zum Eifer für Gesetz und Theokratie aufriefen, so nannte man sie in bezeichnender Weise Zeloten oder Eiferer. Lernen wir doch die Prinzipien dieser Leute aus ihren eigenen Reden kennen! Versuchen wir den Volksaufruf des Judas und seiner Genossen uns nach Josephus Bericht anschaulich zu machen. „Nichts anders so riefen sie aus nichts anders als Knechtschaft bringt man über euch mit dieser Schatzung: se laßt euch doch ermutigen zum Ergreifen eurer Freiheit! Keinen Menschen laßt uns unseren Herrn nennen: Gott allein sei uns Herr und Führer. Seht, das Glück bietet sich dar zur Rettung unsers Eigentums; ja, ein noch viel köstlicheres Gut war euch verloren gegangen: so erwerbt euch nun Ruhm und Ehre hochherziger Denkart. Nur dann wird Gott uns helfen zum Gelingen, wenn auch wir mitthätig zur Vollführung unsers Planes wirken, und wenn wir, die wir im Herzen nach Großem trachten, auch zur Erringung dieses Ziels nicht Kampf und Mühe scheuen." So mag etwa Judas nach des Josephus Andeutungen gesprochen haben. Die Frage liegt nahe, ob nicht vielleicht der jüdische Geschichtsschreiber den Judas selbst und seine Tendenzen idealisirt habe und einer zügellosen Auflehnung wider die gesetzlichen Gewalten nur zur Verteidigung und Beschönigung theokratische Gedanken unterlege. Allein wie man auch zu der Glaubwürdigkeit des Josephus stehen mag, wir können unmöglich annehmen, daß er hier dem Judas

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