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Eindringen des Judentums bis in die höchsten Kreise.

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Livia, und die Claudia After, die allem Anschein nach im Dienste des Kaisers Claudius war. Und war es doch auch Josephus, der während seines ganzen Aufenthaltes in Rom die Gunst des flavischen Kaiserhauses genießen und in einem von Vespasian früher selbst bewohnten Hause am Quirinalischen Hügel wohnen durfte.

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Größer als die Zahl der Profelyten in Rom mag die der Proselytinnen gewesen sein. Ein Proselyt, Namens Fuscus Aristius, war Freund des Horaz; unter den Proselytinnen aber begegnen uns Namen, welche auf Angehörige von hocharistokratischen Familien, so der gens Fulvia, Veturia u. a. m. hinweisen. So nennt uns eine griechische Grabschrift als Proselytin eine gewisse Chrysis, eine lateinische eine gewisse Soteria, welche metuens (gottesfürchtige die stereotype auch biblische Bezeichnung der Proselyten) zubenannt wird. Eine andere Grabschrift legt einer Proselytin, Namens Veturia, Paulas Tochter, den Ehrennamen „Mutter der Synagogen des Campus und Volummus“ bei. Jm 70. Lebensjahre war sie Proselytin geworden, und es war ihr noch vergönnt, 16 Jahre als solche dem Gotte Israels zu dienen. Zu diesen Anhängern des Judentums gehörte auch die Kaiserin Poppäa, die Gemahlin Neros, welche Josephus Deoreßns (eine Gottesfürchtige) nennt; bei ihrem Tode wünschte sie, einbalsamiert und auf jüdische Weise bestattet zu werden, und so wurde denn auch zum Schrecken der Aristokratie in der Gruft der Julier ein jüdischer Sarg statt der üblichen Aschenurne aufgestellt.

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In alle Kreise der Gesellschaft, selbst bis in die Gemächer des kaiserlichen Palastes hinein, war also schon die Lehre des Judentums eingedrungen und ihre Wahrheit hatte zahlreiche Bekenner und Freunde gefunden ein ausgestreuter Same, dessen Frucht das Christentum zu ernten bestimmt war. Senecas Wort: victi victoribus leges dederunt (die Besiegten haben den Siegern Geseze gegeben), hatte seine Erfüllung schon jetzt gefunden; doch Jerusalems Fall sollte dieser Klage noch größeren Raum geben, welche ein späterer Dichter des 5. Jahrhunderts in die beredten Worte bringt.

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Aus Nordamerika.

Wäre doch nie Judäa von römischen Heeren gefallen,
Da es Pompejus bezwang, Titus gewaltig es schlug;
Weiter schleicht ja verpestend die ausgeschnittene Seuche,
Und das besiegete Volk drückt ja die Sieger so schwer.

Plauderei aus dem gelobten Lande der Neuzeit.
Von Emil Shueider.

Wer aus Büchern, Schriften und Berichten sich ein Bild der Vereinigten Staaten Amerikas im Geiste ausgestaltet und dann einmal selbst hinüber kommt, wird oft daselbst genau das Gegenteil von dem vorfinden, was er erwartet und gesucht, gefürchtet oder gehofft hatte. Es ist erklärlich, daß die um des Glaubens willen Verfolgten oder unter hartem Druck der Knechtschaft Schmachtenden das Land der Freiheit als ein neues Kanaan begrüßten. Wurde es doch Vielen in Wirklichkeit zum gelobten Lande, darinnen Milch und Honig fließt.

Andern freilich bereitete es bittere Enttäuschung. Die harte Arbeit war nicht nach ihrem Geschmack. Die frische, zuweilen rauhe Luft bot ihren Lieblingsneigungen tein Lebenselement: Sie verkümmerten und legten dem Boden zur Last was sie selbst verschuldet hatten.

Unter den eingewanderten Israeliten kann man drei Richtungen unterscheiden: Die Gläubigen, die Gleichgültigen und die Glaubenslosen.

Daß man die Indianer aller Schattierungen als Abkömmlinge der zehn Stämme betrachtet, ist nicht verwunderlich. Es gibt wohl kaum ein Volk der Erde, das nicht irgend ein Forscher schon in Verbindung mit den verlornen Stämmen gebracht hätte.

Solche Angaben haben keinen höhern Werth als das Buch Mormon, welches bekanntlich über alle solche Dinge berichtet, aber nicht mehr Anspruch auf Glaubwürdigkeit besigt als ein Roman; es hat mit einem solchen auch gleiche Entstehung. Die Indianer

Christentum und Judentum in unverantwortlicher Wechselwirkung. 223

des Nordwestens sind Malaien und Mongoloiden; im Osten finden sich Spuren frühester, wie es scheint, germanischer Einwanderung. Aber wo wären die Juden nicht vertreten? In Böhmen sind sie älter als die Slaven, denn schon mit den Markomannen machten sie Handelsgeschäfte.

Der puritanische Yankee hat viel vom Pharisäer. Ihm steht das alte Testament in vollständig gleichem Range mit dem neuen, jedem Wort legt er buchstäbliche Geltung bei, seinen Sonntag hat er ganz dem jüdischen Sabbat gleich gestellt, die Seventh Day Baptists und einige Adventisten und andere Secten wollen sogar von einer Verlegung des heiligen Tages nichts wissen und feiern mit den orthodoxen Juden den Sabbat in altgläubiger Strenge. Sie geben ein eigenes Blatt heraus Churchman, welches auch in andern Denominationen für die Feier des siebenteu Tages werben soll.

Bessere Aussicht auf Erfolg scheint jedoch die Bewegung unter den Juden zu haben, welche den jüdischen Sabbat auf den christlichen Sonntag verlegen will. Dafür wirkt namentlich Dr. Felix Adler in New York, der daselbst auch Handarbeitschulen eingerichtet hat. In den westlichen Städten vollzieht sich diese Umwandlung meist ganz von selbst.

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In St. Louis predigte Rabbi Dr. Sonnenschein für Pastor Dr. Eberhard, der auf einer Reise nach Europa begriffen war, am Sonntag (ich glaube es war am 14. Januar 1885) in der Heil. Geist-Kirche, Ecke der 8. und Walnußstraße. Er nahm seinen Text aus Jeremias und den Briefen Jacobi und schloß mit dem Vaterunser. Die Gemeinde war sehr zufrieden. Die „Westtiche Post", das von Carl Schurz begründete, jetzt von Dr. Prälorius geleitete größte deutsche Blatt berichtete darüber. Von anderer Seite aber erhob sich ein gewaltiger Sturm. Allerdings schien es bedenklich, einem ungetauften Juden die christliche Predigt und den Altardienst anzuvertrauen. War er Ehrist, warum dann ohne Taufe? War er Jude, wie konnte er Christum predigen? Höhnt man doch ohnedies, daß bei getauften Juden oft von der

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Aus Missouri und den Südstaaten.

Taufe sehr wenig, vom Juden sehr viel zu merken sei, auch nachdem fie, wie so viele unter ihnen, evangelische Prediger geworden waren.

Bei nationaler Veranlassung, der Feier des 4. Juli, der Todesfeier für Lincoln, Garfield und Grant ist es ja nicht mehr als billig, daß alle Bürger der Vereinigten Staaten, ohne Unterschied des Bekenntnisses, sich beteiligen. Ich selbst war bei solcher Gelegenheit in Roonville der deutsche Festordner. Aber bei der völligen Trennung von Staat und Kirche ist ein um so festeres Zusammenhalten der Glaubensverwandten geboten. Die große Missouri-Synode, die unter der vortrefflichen Leitung des Professor D. Ferdinand Walther in St. Louis sich über alle Staaten ausgedehnt, das große Concordia - Seminar und viele andere Bildungsanstalten gebaut hat und gegenwärtig an Zahl wie an Einfluß wohl die mächtigste lutherische Kirchenkörperschaft der Vereinigten Staaten ist, verdankt gerade ihrem starren Beharren einen großen Teil ihres Erfolgs.

In Missouri haben die Deutschen großen politischen Einfluß. Der freisinnige Prediger Friedrich Münch war ein Hauptführer im Kampfe gegen die Sklaverei. Die Deutschen westlich vom Mississippi sind meistens Republikaner. Die Juden, welche meist deutsch sprechen, sind zum großen Teil Demokraten. Ein jüdischer Doctor, jezt amerikamüde, nach Europa zurückgekehrt, erklärte mir diese auffallende Erscheinung so, daß die unterdrückte Rasse in dem Westen sich nicht habe aufraffen können zum Kampfe gegen jede Unterdrückung, sondern eine boshafte Freude darin fände, noch niedriger stehende unter sich zu wissen.

Thatsache ist, daß in den südlichen ehemaligen Sklavenstaaten vielfach jüdische Händler an die Stellen der alten Sklavenbarone getreten sind. Das Geschäft, das sie sonst mit den reichsten Grundbesizern machten, machen sie jeßt, nach deren fast völliger Verarmung, mit den Negern. Sie geben ihnen Vorschüsse auf künftige Baumwollenernten, so daß, wenn diese eintreten, bei der Abrechnung kaum ein buntes Halstuch für die Hausfrau übrig bleibt und wieder geborgt werden muß.

Eine Fabel von Israel Pick.

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In dem kleinen Städtchen La Grange am Mississippi, in welchem ich wohnte, war der Bürgermeister ein deutscher Jude. Schon sein Vater war Major gewesen, dann aber bei der Wahl von einem deutschen Christen geschlagen worden. Vor zwei Jahren wurde nun sein Sohn mit kleiner Mehrheit gewählt. Die Stadtverwaltung war allerdings nicht sehr groß, aber immerhin die Wahl bezeichnend für die Stimmung der Bevölkerung. In fast allen Orten, in welchen ich längere Zeit gewohnt, bekleideten Deutsche hohe Ehrenämter.

Unter den deutschen Predigern der Kongregationalisten sind verhältnismäßig ihrer viel jüdische Konvertiten. Ebenso unter den Presbyterianern. In neuerer Zeit haben auch die strengen Lutheraner einige Proselyten gemacht.

Der Sohn des Königs Keokuk wurde in unserer Kirche zum Prediger ordiniert. Sein Volk ist bekehrt und civilisiert. Seinem Vater wird in der nach ihm benannten Stadt Keotut in Jowa ein Denkmal errichtet. Manche dieser civilisierten Indianer tragen allerdings einen so ausgesprochenen jüdischen Typus, daß man die Zurückführung ihrer Abstammung auf die verlornen zehn Stämme wohl erklärlich finden kann.

Mitteilungen von Joseph Pick.

I.

Eine Fabel Jothams des Zweiten*).

In einem reichen Weidelande weideten einst zwei Hirten, Abraham und Lot, ihre unübersehbaren Herden. Manchmal ereignete sich, daß ein Schaf oder eine Ziege von der Wut befallen wurde, dann war es die Weise der Hirten, das wutige Stück schnell auszusondern und in die Wildnis hinauszutreiben, wo dann

*) Der sich so nennt ist der verstorbene Israel Pick, der Onkel des Straßburger Missionars, jener hochbegabte tiefangelegte Proselyt, von welchem Nr. 2. unserer Instituts-Schriften handelt.

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