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Gelbmittel und ihre Verwendung.

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`vorübergehend unterstüßt. Von diesen 8 bilden sich 2 zu Handwerkern aus, der eine hat im Mai seine Lehrzeit als Sattler und Tapezier vollendet und strebt nun auf seiner Wanderschaft Kischinem zu erreichen, um dort durch sein Handwerk mit zu arbeiten an der dortigen judenchristlichen Bewegung. Der andere hat das gleiche Ziel nach Vollendung seiner Lehrzeit als Buchbinder. So sucht unsre Mission, wie schon früher, so auch künftig so weit es ihr bei ihren geringen Mitteln möglich ist, die Mission in Kischinew zu unterstüßen, nicht bloß mit Gaben, sondern befonders durch Heranbildung von judenchristlichen Handwerkern und zu anderen Berufsarten, auch Landwirtschaft. Zwei wurden getauft, einer ein Kürschner, der nun in Stuttgart seine Soldatenzeit abdient, und ein zweiter, der gleich 4 anderen von unserem Proselytenasyl in Groß-Ingersheim aus in ein ev. luth. Predigerseminar Amerikas gesandt wurde, um nach Vollendung der Ausbildung unter unsern deutschen Glaubensgenossen das Evangelium zu verkündigen.

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Außerdem unterstüßten wir den Centralverein, den Kolporteur Levi, welcher unter den Juden Württembergs arbeitet, und anderes mehr, wie es die Rechnung erweisen wird. Die gesamten Ausgaben betragen 3475 M 86, die Gesamteinnahmen 3235 M 33, so daß ein Abmangel von 240 M. 53 S in unserer Kasse ist. Die Einnahmen bestehen aus Missionsgaben im Betrag von 2808 M 71 und 333 M. 12 Zins aus unsrer Israelsstiftung, 80 M. Zins aus der Lutherstiftung und 13 M 50 Zins aus der Konkordienjubelstiftung. Allen Gebern, Sammlern und Sammlerinnen herzlicher Dank, auch für die Gaben an Kleidern, Wäsche und andere Geschenke an die Proselyten, welche wir auszurüsten haben. Wir bitten auch künftig um thätige Mithilfe.

Nach diesem Berichte redete Missionar Gottheil aus Stuttgart über die Tageslosung Pf. 45, 3. und ermahnte, doch ja nicht laß zu werden in dem Bemühen, auch den Juden den

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Weiterer Verlauf der Stuttgarter Feier.

Schönsten unter den Menschenkindern, den Herrn Jesum Christum, zu bringen.

Pfarrer Schlaich aus Degerloch will im Anschluß an die Losung den Missionsarbeitern Mut machen, und mit Scriver in den Becher voll bittrer Tropfen Zucker werfen. Denn die Arbeit an den Juden ist nicht hoffnungslos, sondern hoffnungsvoll.

Ihm folgte ein Arbeiter auf einem anderen Judenmissionsgebiet, dem gesegnetsten unserer Tage, Missionar Aragawi aus Abessinien, wo er, ein früherer Schüler vom Schreiber dieses, unter den Falaschas, wie dort die Juden heißen, seit 12 Jahren arbeitet. Beinahe 1000 Proselyten hat der Herr in jenem Lande, dessen König Johannes jezt keinen europäischen Missionar mehr in sein Land hereinläßt, zu Christo bekehrt, und ergreifend ists, wie sie auch bei Verfolgungen treu bleiben.

Diese Mitteilungen ergänzte Missionar Flad aus Kornthal, deffen eigentliches Arbeitsfeld eben dieses Abessinien ist. Er ermahnte besonders noch, die Zeit zur Mission unter den Juden zu benüßen, da man nicht wisse, wie lange diese noch dauere. Laßt uns wirken, so lange es Tag ist.

In der Abendversammlung gab nach Gesang, Gebet und Lesung von Psalm 27 durch Pfarrer Völter, Miss. Gottheil einzelne Züge aus der Arbeit an Israel von dem ersten Juden an, den er vor vielen Jahren in W. taufen durfte dies im Anschluß an Matth. 16, 26. Bruder Hauser, bisher in englisch reformirtem Judenmissionsdienst zu Hamburg, nun aber bereit, dem Herrn unter unsern deutschen luth. Glaubensgenossen in Amerika zu dienen, teilte eine Reihe Erfahrungen aus seiner Wirksamkeit mit, und Pfarrer Völter machte den Schluß, indem er an Beispielen unsrer Württ. Judenmission zeigte, wie der Herr noch heute das gläubige Harren Pf. 27, 14 erfülle, so daß noch viele sehen das Gute im Lande der Lebendigen.

Der HErr helfe nun in Gnaden weiter!

Gegen und für Rabinowitsch.

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Russischer Wortwechsel über die südrussische Christentums-Bewegung.

Aus dem Noworossijsski Telegraph. (Neurussischen Telegraph) Nr. 3138 vom 22. August 1885.

über die Secte Neuisrael.

Wie heute allgemein bekannt ist, hat der Advokat Joseph Rabinowitsch in Kischinew eine jüdische Sekte gegründet, die Christus als Messias anerkennt und die Principien des Talmud verwirft. Ebenso ist bekannt, daß die Zahl der Anhänger Rabinowitsch', welche sich anfangs auf seine Familie und sein Geschlecht beschränkte, gegenwärtig sich auf einige Tausend beläuft, und daß für ihre Zwecke mit Erlaubnis der Regierung ein eignes Bethaus, ein sogenannter „Tempel Neuisraels“, erbaut wurde. Ein derartiges Ereignis, daß ein Jude in Folge unbefangenen Studiums der heiligen Schrift gegen die talmudischen Principien Protest erhebt, den von seinen Vorfahren verworfenen Christus als Messias anerkennt, eben dadurch sich von der Blutschuld, die jene auf sich geladen, reinigt und endlich eben dieses öffentlich bekennt, indem er durch die Kraft seines Wortes seine Stammesgenossen hinreißt und eine selbständige Sekte in's Leben ruft - ein solches Ereignis konnte nicht umhin das allgemeine Interesse in Anspruch zu nehmen. „In der Presse treffen wir leider sagt Th. P. in den Zeitgenössischen Nachrichten“ keine Darstellungen, welche beweisen, daß die betreffenden Verfasser über die dogmatischen Gründe der neuen Sefte genügend unterrichtet sind; umgekehrt begnügen sie sich größtenteils mit allgemeinen Phrasen und ver= raten eine ganz oberflächliche Kenntnis der neuen Sekte. Zur letteren Kategorie gehört auch eine Notiz des Pater Runowski, welche unter dem Titel: „Soll man sich über die Entstehung der neuisraelitischen Sette des Neuen Testamentes freuen?" in Nr. 16

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Orthodoxer Angriff gegen Nabinowitsch.

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des „Führer für die ländliche Geistlichkeit“ veröffentlicht wurde. In diesem Artikel wirft der Verfasser die Frage auf: „Welche Stellung könnte die neue Sekte zur griechisch-katholischen Kirche einnehmen, und welchen Einfluß könnte sie auf solche ausüben, welche zwar als Mitglieder der griechisch-katholischen Kirche gerechnet sein wollen, aber vom Wind der verschiedensten Meinungen und Lehren hin- und hergetrieben werden ?" Nach der Meinung des Verfassers gewinnt diese Frage um so mehr Bedeutung, als „manche Preßorgane ohne weiteres diese neuisraelitische Sekte als einen Schritt zur Annäherung an das Christentum - ansahen und sie als eine erfreuliche Erscheinung begrüßten. Aber was für Begriffe habt ihr denn vom Christentum ?" ruft Pater Runowski dabei aus. "Welche Bewandtnis es mit der Annäherung der neuisra= elitischen Sekte an das Christentum hat, ist schon daraus zu ersehen, daß sie zwar den Bruder Christus als Messias anerkennt, ihn jedoch für einen bloßen Menschen erklärt, gleich den alttestamentlichen Propheten (und vielleicht noch niedriger).” Diese Worte legen Zeugnis davon ab, daß der Pater Runowski mit Rabinowitsch' Lehre nur ganz oberflächlich bekannt ist, und daß ihm die von dem Begründer der Sekte in althebräischer Sprache abgefaßte und von dem berühmten Theologen Prof. Delitzsch ins Deutsche übersetzte Lehre des Rabinowitsch nicht zu Gesichte gekommen ist. Aus dieser Broschüre hätte Pater Runowski ersehen können, daß Rabinowitsch, indem er Jesus als Messias_anerfannte, ihn keineswegs mit den alttestamentlichen Propheten auf eine Stufe oder gar noch niedriger stellt, wie Pater Runowski auf's Geratewohl mutmaßt, sondern daß er Christus göttliche Würde zuschreibt, weil er ihn als höchsten Propheten und Hohepriester anerkennt und ihn, den der verblendete Stolz und Wahnsinn seiner Vorfahren getötet, für den „Retter des gesamten Neuisracl" erklärt. Ist dem aber so, so ist auch sein Raisonnement über die Gleichartigkeit des Verhältnisses, das zwischen den Anhängern des Islam, der negativen Kritik und der neuen Sekte einerseits und dem Christentum andrerseits besteht, ganz unbegründet. Obwohl

Publizistische Verteidigung des Angegriffenen.

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der Koran Christus als Propheten anerkennt, so weift er ihm doch im Vergleich mit Muhammed eine viel niedrigere Stellung zu, so daß das Bild des Letteren das Antlig Christi verdunkelt. Folglich steht die Sekte Neuisrael dem Christentum bedeutend näher als die Anbeter des Halbmondes. Die negative Kritik aber ist gerade dadurch negativ, daß sie mittelst gelehrter Kunstgriffe zur Negation dieser oder jener positiver Schriftwahrheiten gelangt ist. Wer steht nun dem Christentum näher: die negative Kritik, welche sich von dem allgemeinen Dogma des Christentums losgesagt hat und Jesus nur als Idealmenschen anerkennen will, oder die neuisraelitische Sekte, die nach jahrhundertelangem Frren und Zaudern zu der tiesinnerlichen, herzlichen Anerkennung Jesu als ihres Messias gelangt ist? Gewißlich die Lettere. Und trok Pater Runowski sehen wir in dieser Sekte einen wirklichen Schritt der Annäherung des Judentums an das Christentum, einen Schritt, der im Laufe der Zeit möglicherweise das gesamte Judentum mit dem Christentum vereinigen wird.

In eben dieser Notiz ereifert sich Pater Runowski in einer höchst unvernünftigen Weise, welche seine Ignoranz kennzeichnet. Er befürchtet nämlich, daß unsere Aristokraten der neuen Sekte gegenüber nicht gleichgültig bleiben möchten, und gibt dieser Besorgnis in einem brausenden Wortschwall über den Rationalismus und über unsere Aristokraten Ausdruck. Pater Runowski weiß nicht, daß die Sekte des Neuen Testaments ausschließlich „national“ ist, und daß Rabinowitsch mit unsern Aristokraten ebenso wenig zu thun hat, als der Verfasser des von uns analysierten Artikels mit der wichtigen und allgemein anerkannten Regel für Publizisten vertraut ist: „Wovon du nichts weißt, darüber schreibe nicht“.

Sollen wir uns also über die Entstehung der neuen Sekte freuen? Gewiß, wir wollen uns freuen. Denn es ist ein großer Schritt des Judentums gegen das Christentum hin nach jahrhundertelanger Irrfahrt, welche das Judentum, nicht ohne durch seine Produktivität seine Lebensfähigkeit zu bekunden, durchgemacht hat.

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