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Hoffnungsblumen auf dem Grabe Israels.

was finden wir nun am Ziel? Ein weites Grab, das nationale Begeisterung im falschem Eifer selbst sich grub. Wir stehen wohl befremdet still: Soll diese Klage - und wäre es auch die des Mitleids der lezte Gruß sein, den wir mit einer Zeit großer Verblendung und doch auch großer Ideen scheidend wechseln? Nun, sei's auch ein Grab, in welches viel nationaler Schmerz mit eingesenkt ward: dennoch hat Paulus uns die frischen Blumen einer frohen Hoffnung auf dies Grab gepflanzt! Und im Hinblick auf diese Hoffnungsblumen, die uns verheißen, daß das Grab der Herrlichkeit Israels nicht auf ewig verschloffen sein soll, schauen wir in jenen Kämpfen, den Thatbeweisen bewundernswerter Energie eines leider nur verirrten Volksgeistes, auch die Gewähr eines einstigen reineren Widererwachens jener großen geistigen Gaben und Kräfte.

Jähresfest der Freunde und früheren Mitglieder der Instituta. 27

Die erste Jahresversammlung des Vereins von Freunden und früheren Mitgliedern der Instituta Judaica.

Von Dr. H. Lhokky.

Es ist nun ein Jahr, seitdem am 1. Advent 1883 der Verein von Freunden und früheren Mitgliedern der Instituta Judaica gegründet wurde. Weit über 100 Mitglieder, die über alle Welt, zum Teil bis über die Grenzen des Weltpostvereins hinaus, zerstreut sind, haben sich ihm angeschlossen und durch das Lesen unserer Schriften Teil genommen an den Gedanken und Hoffnungen, die uns im Hinblick auf das Heil Israels bewegen. Wir wissen die Arbeit getragen von dem Gebet vieler Freunde des Reiches Gottes und nehmen die allerorten erwachende Teilnahme in der Christenheit als ein Zeichen der Zeit, daß unser Gott Gedanken des Friedens über Israel hat.

Um uns unter einander zu befestigen in der Hoffnung auf Israels Belehrung und ihm gegenüber frei unsern christlichen Glauben zu bekennen, haben wir den Verein gegründet, und unsere erste Jahresversammlung in Halle a. S. auf dem geweihten Boden des alten Institutum Judaicum sollte wechselseitiger Ansprache und Anregung dienen.

Es war Dienstag den 4. November abends 8 Uhr, als wir uns zu vorläufiger Begrüßung im großen Saale des Restaurant Rosenthal zusammenfanden. Nach dem Gesang eines Liedes begrüßte unser Präses, Herr von Gerlach, alle Versammelten mit einem herzlichen Willkommen, sprach über Grund und Aufgabe des Vereins und forderte zu Mitteilungen über die uns am Herzen liegende Sache des Reiches Gottes auf.

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Ansprache des Prof. Delizsch am Vorabend.

Hierauf ergriff Herr Geheimer Kirchenrat Prof. Dr. Delizsch das Wort: er sei seit dem vorläufigen Schluß der zehnjährigen Sizungen der Bibelrevisions-Commission nicht mehr in Halle gewesen, und doch könne er sagen: Hier in Halle liegen die Wurzeln meiner Kraft. Er sei nie in die Franceschen Stiftungen eingetreten ohne das Gefühl, da von einer Zeugenwolke umfangen zu werden. Während jener zehn Jahre habe ihm im Vordergrunde. dieser Zeugenwolke gestanden August Hermann France, deffen Observationes Biblicae 1695 ein grundleglicher Anfang einer Revision der Lutherbibel waren. Diesmal aber sei es eine andere Gestalt, die ihm in den Vordergrund trete: Johann Heinrich Callenberg. Zwar sei dieser keine Größe in den Augen der Welt, aber groß vor Gott, denn er habe alle seine Arbeit in den Dienst des Reiches Gottes gestellt, und er sei es gewesen, welcher France's Wirken auf dem Gebiete der Mission durch das seinige wesentlich ergänzt habe. Ja er sei gewissermaßen eine epochemachende Größe, denn wie es Luthers Verdienst sei, uns Sinn und Geist von Röm. Kap. 1-8 voll und ganz erschlossen zu haben in der Lehre von der Rechtfertigung allein aus dem Glauben, so gebühre Callenberg der Dank dafür, daß er Kap. 9-11 mit den der Kirche Israel gegenüber obliegenden Pflichten in Erinnerung und zu besserem Verständnis gebracht habe.

Wie klein war sein Anfang! Damit daß er für „Licht zur Abendzeit“ seines alten Lehrers Joh. Müller einen Verleger suchte und, da er keinen fand, diese Schrift selbst drucken ließ, sei im J. 1723 der Grund gelegt worden zu jenem Institutum Judaicum zu Halle, welches sich die Aufgabe stellte, durch Schriften den Juden Christum zu erweisen. Wenn aber die gegenwärtigen Instituta andererseits es sich zur Aufgabe gemacht, wahrheitsgemäße Kenntnis des Judentums unter den Christen zu verbreiten, so sei Callenberg auch hierin uns vorangegangen; denn auch sein Streben sei darauf gerichtet gewesen, durch Vorlesungen auf die stu dierende Jugend zu wirken, um sie in Sprech- und Denkweise der Juden einzuführen, indem auch er davon ausging, daß man

Doppelzwed der Instituta.

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das Judentum studieren müsse, um auf die Juden einwirken zu fönnen. Damals sei Studium lediglich Mittel zum Zweck ge= wesen, während uns auch das Studium insofern als nebengeordneter Zweck gelte, als wir nicht allein Liebe zu Jesus dem Messias unter den Juden, sondern auch Liebe zu den Juden statt des Hasses und der Teilnahmlosigkeit unter den Christen zu wecken bezwecken. Der Jude als Jude sei unfähig, darin daß wir mit dem Zeugnis von Christe auf ihn eindringen eine Bethätigung der Liebe zu erkennen, aber darin, daß wir in anderem als antisemitischem Geiste seine Literatur studieren, darin eine Bethätigung wahrer Liebe zu erkennen werde er nicht umhin können. Dafür liegen auch schon Beweise vor Eine religiöse Annäherung sei unverkennbar. Es zeige sich mannigfach, daß entgegengebrachte Liebe nicht ohne Erwiderung bleibe in dem Herzen des Volkes unserer Liebe. Wir sind Gottes Mitarbeiter, sage Paulus, und auch wir seien es, obgleich arme Epigonen. Die Weltgeschichte sei ein Ineinander göttlichen Plans und menschlicher Freiheit. Gott könne seinen Tempel nicht ausbauen, ohne daß Menschen sich ihm dazu hergeben als lebendige Steine. Der Wagen Gottes, auf welchem daherfahrend er die Welt durchwaltet, sei ein Organismus ineinandergreifender Leben. Das Wirken Gottes auf seine Creaturen sei kein magisches. Sein Volk, sagt David in Ps. 110, ist Freiwilligkeiten d. i. ganz und gar Freiwilligkeit. Fahren wir denn fort, uns zu Werkzeugen der Friedensgedanken Gottes zu be-geben. Unser Wille coincidirt mit dem Willen Gottes und deshalb muß und wird es uns gelingen. Die Mitteilungen unseres Missionars werden zeigen, daß es gewissermaßen auch schon gelungen sei, eine kleine Annäherung zwischen Synagoge und Kirche Herbeizuführen.

Hierauf nahm Herr Missionar Faber aus Leipzig das Wort und äußerte sich ungefähr wie folgt: Wir dürfen in Leipzig vielfach tiefe Blicke thun in einzelne suchende Menschenseelen, aber auch die Beobachtung einer großen Bewegung im heutigen Judentume drängt sich uns auf. „Reformation" das ist das Zauber

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Ansprache des Missionars Faber am Vorabend.

wort, das seit 100 Jahren und darüber durch das jüdische Volk hindurchklingt. Mit welchem Jubel sei einst Mendelssohn, als man ihn zu würdigen begann, begrüßt worden. Wie freute man sich der durch die Finsternis des Talmudismus hindurchbrechenden Bildung, wie ist er gefeiert worden als Befreier Jsraels! Aber auf die Dauer konnte der Mondscheinglanz seiner Reformation nicht befriedigen, die Herzen sehnten sich nach der Sonne ewiger Wahrheit. Darum bereitet sich jetzt eine Bewegung vor, welche allem Anschein nach jene Reformation überholen will. Zwar hat es nie an einzelnen Mahnstimmen und verborgenen Impulsen gefehlt, aber erst jezt seien sie erstarkt und könnten sich nun der Öffentlichkeit nicht mehr entziehen. Unsere Aufgabe besteht nun darin, mit einzugreifen, um dahin zu wirken, daß die nach Besserem und Höherem sich Sehnenden in Israel alle zu dem großen Reformator hingeführt werden, der aller rechten Reformation legtes Ziel ist, und dem alles Widerwärtige schließlich willig oder widerwillig sich unterwerfen muß.

Redner hielt hierauf kurze Umschau unter den verschiedenen Bestrebungen, die man von Leipzig aus mit liebender Teilnahme verfolge. Er wies besonders auf drei neuere Zeitschriften hin: eine derselben von dem Vorsitzenden des Mendelssohnvereins Dr. Adolf Brüll in Frankfurt a. M. redigiert sei von dem Grundgedanken beseelt, daß das Judentum den gesetzlichen Standpunkt verlassen und auf den prophetischen treten müsse, wobei nicht verfannt wird, daß Jesus eine hierin voranleuchtende, weltgeschichtliche Größe sei. Die andere, redigiert von Oscar Waldeck, möchte gern ein Sprechsaal für Juden und Christen über die brennenden religiösen Fragen sein und habe schon den Beweis gegeben, daß sie auch entschieden christliche Zeugnisse willig aufnimmt. Eine dritte im Entstehen begriffene habe einen Mann zum Herausgeber, welcher entschieden bekenne, daß man angesichts der kulturgeschichtlichen Wirkungen des Christentums blind sein müsse, um in Jesu nicht den Messias zu erkennen. Übrigens gehe er von der vielleicht übertriebenen Ansicht aus, daß in dem jezigen Ju

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