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Der Judenfrage einzige Lösung.

blendetes Volk unerhört bleiben? Das ist unmöglich. Weshalb hat Gott die Selbständigkeit dieses Volkes in so beispielloser Weise erhalten? Gewiß nicht bloß um ein Denkmal seiner Strafgerechtigkeit zu sein, sondern weil ihm noch eine Zukunft des Heils bevorsteht und es ihm noch als Werkzeug seines Heils dienen soll. Jezt sucht man sich dieses Volkes als eines Unsegens auf alle Weise zu erwehren. Wo soll das hinaus, wenn keine raditale Wandlung dieses socialen Mißverhältnisses eintritt! Es giebt schlechterdings keine Lösung dieses für die Socialpolitik allzuschweren Rätsels als die eine, daß Israel das Joch des fanftmütigen und von Herzen demütigen Heilands auf sich nehme und in Erfüllung des Gesetzes Christi mit den Völkern wetteifere. Es ist ein, Postulat der Geschichte, daß die Juden Christen werden. Es muß geschehen.

II.

Und es wird geschehen. Unser Beweisgrund dafür ist die in der Bibel schriftlich enthaltene Weißagung. Das wäre freilich ein Beweisgrund ohne Verlaß, wenn es sich so verhielte, wie Professor de Lagarde in seinem Entwurf eines Programms für die konservative Partei Preußens (1884) S. 28 sagt, daß das Schriftprinzip der Todespunkt des Protestantismus sei, was keinem Zweifel unterliege, nachdem die Bibel auf der ganzen Linie des Protestantismus als Bibel aufgegeben worden. Allerdings drängt die fortschreitende biblische Wissenschaft uns mehr und mehr die Beobachtung auf, daß die Bibel kein vom Himmel gefallenes sondern ein mit allen Affektionen des Menschlichen behaftetes Buch ist; aber dennoch ist es Gottes Wort, was den Wesensinhalt dieser mannigfach gebrechlichen Form bildet, wie Jesus Christus troß der Knechtsgestalt, an welcher so viele sich ärgerten, dennoch das fleischgewordene ewige Wort war. Was die h. Schrift, richtig verstanden, über Fortgang und Ausgang der Heilsgeschichte aussagt, das gilt nach wie vor dem protestantischen Christen, aber

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nicht allein ihm, sondern den Christen aller Confessionen als Got tes Wort.

Dahin gehört die im Alten Testament vielstimmig sich wiederholende Weißagung, welche im Neuen auf die dermalige Verblendung Israels bezogen wird, daß dieses Israel als Volk nicht auf immer verblendet und verstoßen bleiben, sondern durch eine große allgemeine Buße hindurch sich Gotte und seinem Christus zuwenden werde. Man kann diese Weißagungen freilich auch anders verstehen, als Paulus sie verstanden hat; man kann dem Apostel selbst, welcher im Römerbrief bezeugt, daß der Kreis der Heilsgeschichte sich nicht schließen wird, bis Gottes Erbarmen Israel aus seiner Blindheit herumgebracht hat, das Wort im Munde verdrehen. Man kann es und man wird es, wenn an die Stelle der alles hoffenden Liebe den Juden gegenüber verzweifelnde Antipathie getreten ist.

Wir begreifen diese verzweifelnde Antipathie, sie liegt uns selber nahe genug. Wenn die alten Propheten noch lebten, was würden diese an ihrem Volke zu strafen und zu beklagen haben! Noch abstoßender als die Mammonsknechtschaft und was damit zusammenhängt ist die Selbstbespiegelung und der Sündenerkenntnismangel, welche geradezu nationaljüdische Schattenseiten heißen dürfen. Fast möchte ich auch noch den Mangel an Wahrheitssinn hinzufügen, wofür die orthodoxe Verteidigung oder, wie eine Stimme der jüdischen Mittelpartei sich ausdrückt, die orthodoxe Verhimmelung des Schulchan aruch ein Beispiel bietet: statt das Ausgelebte willig preiszugeben, verleugnet und beschönigt man den particularistisch-exclusiven Geist des traditionellen Rechts in geschichts- und auslegungswidriger Weise. Und welche halbwisserische Arroganz, welcher hohle Dünkel macht sich in Sachen der Probebibel breit. In dem Rahmerschen Literatur-Blatt vom 16. Oft. d. J. moquiert sich ein Plocki-Flatow im Anschluß an die Schrift Schwalbs über die Übersetzung von sieben Stellen des A. T. und schließt folgendermaßen: „Das sind gemeinsame Leistungen einer großen Anzahl dieser Gelehrten, wie mag es nun

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Jüdische Unliebenswürdigkeit.

in den einzelnen Köpfen in Bezug auf unsere heilige Sprache erst aussehen .. Wann wird man endlich zu der Überzeugung gelangen, daß über Jüdisches nur Juden ein competentes Urteil abgeben können!" Also wäre für die Revision der Übersetzung des Alten Testaments eine aus Gelehrten jüdischer Confession bestehende Commission einzuberufen gewesen. Aber hat denn die neuere jüdische Literatur auch nur einen einzigen den gegenwärtigen Anforderungen der Wissenschaft genügenden Commentar über ein alttestamentliches Buch aufzuweisen? Wissenschaftliche hebräische Linguistik und methodische Schriftauslegung existieren zur Zeit nur als christliche, nicht als jüdische Leistungen. Geist und Wesen aber, Kern und Stern des Alten Testaments will aus dem Neuen Testament gelernt sein, was jüdischerseits um so williger geschehen sollte, da ja die Verf. der Schriften des Neuen Testaments allesamt Juden waren. Das aber ists, woran man sich ungern erinnern läßt, denn alle Annäherung an das Christentum brandmarkt man als Apostasie und jeden Erfolg der Bezeugung Christi als Seelenfängerei, in welchem Sinne Dr. A. Berliner vor den Instituta Judaica als einer drohenden Gefahr öffentlich gewarnt hat. Ja das Verhalten unserer jüdischen Brüder stellt die alles hoffende Liebe vielfach auf harte Proben. Daß sie das Christentum von sich abwehren, befremdet uns nicht, es ist, so zu sagen, eine Reflexbewegung des Selbsterhaltungstriebes, aber um so abstoßender wirkt der nur zu häufige Contrast jüdischer Handlungsweise mit dem, was nach christlicher oder, wie wir auch sagen dürfen, nach jetzt gültiger Sittlichkeit und Sitte als wohlanständig und edel und weise gilt.

Aber sollen wir allein die Liebenswürdigen lieben und nicht vielmehr nach Gottes Vorbild vorzugsweise die Liebebedürftigen ? Und ist es nicht wahrer Liebe Art, die Hoffnung auch da nicht aufzugeben, wo dem Anschein nach nichts zu hoffen ist? In dem vorliegenden Fall aber fiele Hoffnungslosigkeit mit Unglauben zusammen. Glaube ist Erfassen des Wesens hinter der Erscheinung, des Herzens Gottes hinter der Geberde; Bleiben am Wort, ohne

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durch Zweifel und Kleinmut sich abdrängen zu lassen; Festhalten an der Verheißung, troßdem daß die Gestalt der Gegenwart das Verzweifeln an ihrer Erfüllung nahe legt. Als Ezechiel vor das große Totenfeld gestellt ist und an ihn die Frage ergeht: Du Menschenkind, meinst du auch, daß diese Gebeine wieder lebendig werden? da antwortet er: HErr, HErr, Du weißt es. Und Er, der Allwaltende und Allwissende, eröffnet dann dem Seher, daß er diese Gebeine neu beleben und das wiedergebrachte Israel zu einem einigen Volke unter der Herrschaft und Hut seines Knechtes David machen will. Wollen wir an dieser Verheißung, weil sie uns unerfüllbar dünkt, deuteln und rütteln, so gilt uns was Jes. 45, 11 geschrieben steht: „So spricht der HErr, Israels Heiliger und dessen Bildner: Das Künftige fraget mich, meine Kinder, und meiner Hände Werk lasset mir befohlen sein!"

III.

göttlichen Heils- und Wenn wir die Wie

Es muß geschehen, wenn die Wahrheit ans Licht und zum Siege kommen soll, und es wird geschehen, denn die h. Schrift verbürgt es als ein wesentliches Stück des Weltplans. Und es kann auch geschehen. derbringung Israels aus dem Irrsal des Unglaubens glauben in blinder Hingabe an Gottes Wort, dann belohnt sich auch diese blinde Hingabe durch den glaubenstärkenden Blick auf mancherlei Vorzeichen und Vorspiele des Erhofften. Zwar hat die Predigt von Christus in den spätern Jahrhunderten keine solche Erfolge aufzuweisen wie die in der Apostelgeschichte erzählten zwei großen Nezzüge des Petrus, aber doch sind je und je Erstlinge aus der jüdischen Volksmasse heraus gewonnen worden, welche selber und in ihren Nachkommen der Kirche zum Segen geworden sind. Die Frage, ob die Übertritte im Laufe der Zeit progressiv zugenommen haben, ist wenigstens im Allgemeinen dahin zu beantworten, daß sie zugenommen haben seit der Reformation und dann weiter seit der Mendelssohn'schen Zeit, wo deutsche Bildung auf die Juden

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Umstimmung auf Seiten der Juden und Christen.

unwiderstehlich einzuwirken begann und manchem ein Licht über den inneren Zusammenhang der deutschen Bildung und des evangelischen Christentums aufging. Eine dritte Epoche dieser Art ist eingetreten seit infolge der Emancipation Macht und Einfluß der jüdischen Staatsangehörigen in verblüffender Weise gestiegen und dadurch die antisemitische Bewegung als Rückwirkung hervorgerufen worden ist. Nicht als ob die antisemitische Bewegung an sich die Juden dem Christentume näher gebracht hätte, sie hat, statt dem Judentume Abbruch zu thun, es vielmehr gestärkt wie der Kulturkampf die römische Kirche. Aber indem man jüdischerseits die Talmudliteratur gegen die Entstellungen und Lügen der Rohling und Justus verteidigt, ist es doch manchem wider Willen klar geworden, daß der Talmud und die daraus geschöpften Codificationen des jüdischen Rechtes allerlei unhumane und unmoralische Consequenzen des überspannten Nationalitätsprinzips enthalten, welche in schreiendem Widerspruche mit dem vom Christentum zum Durchbruch gebrachten Humanitätsprinzip stehen, und daß also das Christentum die gottgewollte Entschränkung und Vollendung der alttestamentlichen Offenbarungsreligion ist.

Ja es kann geschehen, denn die Weltgeschichte steht nicht still und der Gott der Prophetie, welcher auch der Weltgeschichtslenker ist, führt sie still und sachte, aber sicher nach dem verheißenen Ziele. Auch Wandelungen in der Gesinnung der Christgläubigen, welche ein anderes Verhalten gegen die Juden als das bisher übliche mit sich gebracht haben, lassen das was geschehen muß und wird als möglich erscheinen. In der Reformationszeit war der Gedanke, daß der christliche Glaube die Juden durch christliche Liebe überwinden müsse, einmal zu Worte gekommen, aber um bald wieder von maßlosem Eifer über die verteufelte Rasse überschrieen zu werden. Erst durch Vermittelung des sogenannten Pietismus gewann die Kirche das Bewußtsein ihrer Missionspflicht. Hier in Halle ist der heilige Boden, wo der deutschen evangelischen Kirche die Erkenntnis aufging, daß, wenn ihr Glaube lebendiger Glaube sei, von ihrem Leibe Ströme lebendigen Wassers

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