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Das scheinbar erstorbene und wiederaufgesproßte Weizenkorn. 41 sich über die Welt des Heidentums, des Judentums und des Islams ergießen müssen.

Auf unserer Leipziger Generalversammlung 1871 bezeichnete ich es als eine Hauptaufgabe der Judenmission, eine Anstalt nach dem Muster des Hallischen Institutum Judaicum wieder ins Leben zu rufen, ein Seminar zur Heranbildung künftiger Missionare und allgemeiner: zur Vorbildung künftiger Diener der Kirche für religiösen Verkehr mit den Juden; ich gründete auch ein solches Institutum Judaicum im Verein mit Dr. Ferdinand Weber und führte es nach seinem Tode fort. Die Vorlesungen über Talmud, Midrasch und Synagogalpoesie wurden von Wißbegierigen christlichen und jüdischen Bekenntnisses dankbar benußt, dennoch gab ich sie schließlich auf, weil es nicht gelingen wollte, den wissenschaftlichen Übungen die höhere Weihe praktischer Abzweckung zu geben. Aber was ich nur einseitig zu leisten vermochte, das sollte ich doch, ehe ich die Augen für das Diesseits schlösse, lieb= licher und reicher, als ich je zu hoffen gewagt, verwirklicht schauen

verwirklicht durch unsern lieben Wilhelm Faber, in dessen Herzen eine mächtige, gegen jede Antipathie gefeite Liebe Israels lohet, wie sie mir Lebenslang an teinem Menschen entgegengetreten ist. Ich darf das in seiner Gegenwart sagen, denn diese Liebe ist nicht sein Selbstwerk, sondern eine Gabe; nicht eine verdienstliche Selbsterregung, sondern eine Flamme des HErrn, welche seine Seele zu hüten hat wie eine Vestalin das heilige Feuer. Als er am 10. Juni 1880 in einer studentischen Missionsversammlung über Stephanus Schulz und dann über die um Edzardus und weiter um Callenberg gescharten lernbegierigen Kreise sprach, da riß die Liebesglut seiner Begeisterung die Versammelten dermaßen mit sich fort, daß diese Stunde zur pfingstlichen Wiedergeburtsstunde der Hallischen Stiftung wurde. Zu Callenbergs Zeit hatte das Institutum Judaicum hier in Halle seinen ausschließlichen Siz. Jezt sind Instituta Judaica, in welchen für die Juden gebetet und Verkehr in Liebe und Glauben mit ihnen bezweckt wird, schon über den Norden und Süden Deutschlands verbreitet

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Der Kirche noch unbezahlte Schuld.

und auch nach Skandinavien, Britannien und über den Ocean hinüber sind schon zündende Funken geflogen. Auch das ist ein Zeichen der Zeit, an welchem der Glaube an Israels Wiederbringung etwas zu sehen bekommt von den Wegen, welche sicher zu diesem Ziele führen.

Ja es tann geschehen, daß das Volk, welches jezt Jesus den Christ verschmäht, ein christgläubiges wird. Die Kirche hat ihm gegenüber noch lange nicht ihre Schuldigkeit gethan, so daß sich von erschöpften Mitteln reden ließe. Wenn das Christentum den Juden imponieren soll, so kann es nur dadurch geschehen, daß an seinen Bekennern in ihrem Thun und Leiden, Leben und Sterben ethische Wirkungen offenbar werden, welche die des Judentums überbieten, und das Wenigste in dieser Beziehung ist dies, daß es sich als die Religion der Liebe erweist, deren Bekenner auch sterbend noch nicht wie Sacharja Sohn Jojada's ihren Mördern zurufen: Der HErr sehe und ahnde es, sondern nach dem Vorbilde des Gekreuzigten wie Stephanus bitten: HErr, behalte ihnen diese Sünde nicht! Und soll das Zeugnis von Christo, mit welchem der christliche Glaube jüdischem Unglauben entgegentritt, einen Eindruck machen, so muß es die Art des Eifers an sich tragen, welche den Herrn in den Tagen seines Fleisches verzehrte, und die Art des Mitgefühls, welches ihm das Herz brach und Thränen erpreßte. Wenn das Zeugnis aus solcher geistlichen Innerlichkeit heraus ergeht, so wird dies manche Mängel desselben decken, wogegen keine Kunst der Rede und Beweisführung diese persönliche Macht des Eindruckes zu ersetzen vermag. Aber nichtsdestoweniger bleibt treufleißige Vorbereitung für sachkundiges beweiskräftiges Religionsgespräch mit Juden eine unerläßliche Aufgabe, selbstverständlich des Missionars, gewissermaßen aber jedes Christen, dem der Fortgang des Reiches Gottes am Herzen liegt, vorzugsweise des künftigen Predigers und Seelsorgers. Es gehört nicht bloß heiliger Liebeswille, sondern auch heißhungerige Lernbegierde dazu, um nach Paulus' Vorbild den Juden ein Jude werden d. h. sie durch Eingehen in ihre eigene Gedankenwelt ge

Thau aus der Morgenröte.

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winnen zu können. Und eine solche Schule heilsamen religiösen Verkehrs mit den Juden wollen die Instituta für ihre Mitglieder werden, nicht bloß heilsamen Wirkens auf Einzelne durch That und Wort, sondern auch heilsamen Wirkens auf die Gesamtheit durch schriftliche Bekämpfung dessen, was am Judentum ausgelebte Vergangenheit und ein mit der durch das Christentum geschaffenen neuen Welt collidierender Anachronismus ist, und durch schriftliche Verteidigung des Christentums mittelst Erweisung seines göttlichen Rechts aus der Schrift und aus der Geschichte und aus der inneren Erfahrung. Wenn die Instituta die Werkstätten einer solchen Literatur werden und damit eine Schuld entrichten, mit welcher die Kirche bis heute im Rückstand ist, dann kann es geschehen, daß die im jüdischen Volke bereits angehobene liebende Zukehr zu dem Herrn Jesus als dem edelsten seiner Söhne immer weitere Dimensionen annimmt.

Wie wir am Schlusse von Jes. 53 lesen, führt der himmlische Kriegsfürst seine Sache zum Siege hinaus nicht ohne ein mit ihm kämpfendes und an seiner Siegesbeute teilhabendes Heer. Sein Kampf gilt vielen widerstrebenden Mächten, die Mitglieder der Instituta find zu ihm stoßende frische Truppen, welche zum Kampfe gegen eine dieser Mächte sich ihm zu Diensten stellen. Was wir seit 1880 erlebt haben, ist eine Erfüllung dessen, was David in Ps. 110 sagt, indem er dem Davididen der Zukunft, der sein Sohn und zugleich sein Herr ist, huldigt: Deine Kinder werden dir geboren wie Thau aus der Morgenröte. Ein neuer Morgen ist angebrochen, der eine neue Missionszeit in seinem Schoße trägt. O Du, der von Golgotha zu Scheblimini aufgestiegen, wappne die junge Mannschaft, Dir folgend den heiligen Krieg zu führen! Und immer reichlicher und unversiegbar rinne dieser Thau aus der Morgenröte hernieder, bis nach dem Worte der Weißagung die Einöde Israels liliengleich erblühet und der Schmuck Carmels und Sarons ihr zurückgegeben wird!

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Die Mitglieder der Instituta kommen und gehen; der Bestand ist in unaufhörlichem Wechsel begriffen. Der Verein aber,

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welcher heute auf das erste Jahr seines Bestehens zurückblickt, ist berufen, inmitten dieses Wechsels die Stetigkeit gedeihlichen Fortbestandes zu sichern. Zwar ist laut der Statuten nächster Zweck des Vereins, die durch die Instituta gepflegte Teilnahme für das Heil Israels bei seinen Mitgliedern wachzuerhalten. Aber wuchert in diesem Vereine der von den Instituta ausgeströmte Segen fort, dann strömt er auch als erhaltende Kraft in sie zurück. Ja, liebe Brüder, lasset Blüte und Wachstum der Instituta euerem Wachen und Beten befohlen sein! Die Instituta find wie Baumschulen und ihr, die Freunde und früheren Mitglieder, sollt außerhalb stehenden oder hinausverpflanzten fruchttragenden Bäumen gleichen, welche diese jungen Pflanzungen wie ein schirmender und schmückender Wall umgeben. Oder in anderem Bilde: Die Instituta sind wie grüne Inseln, umgebt ihr sie wie ein Gürtel lebendiger Wasser! Es ist ein hohes Ideal, welches Instituta und Verein realisiren wollen. Es wird ausdauernder Geistesarbeit bedürfen, damit es nicht zur Fllusion werde. Der Zeitgeist ist gegen uns, aber der Geist der Propheten und Apostel ist mit uns. Es gibt schlechterdings keine andere Lösung der Judenfrage, als daß die jüdische Nationalität von dem christlichen Geist überwunden und durchdrungen werde. Der Schlüssel des heiligen Landes, hat Josef Rabinowitsch gesagt, liegt in der Hand unsres Bruders Jesus. Mit gleichem Rechte sagen wir, daß der Schlüssel der Judenfrage in Seiner Hand liege, ihre Lösung ist dadurch bedingt, daß Er, nachdem er ein Licht der Heiden geworden ist, sich auch an Israel als Mittler eines neuen Bundes erweise. Das muß geschehen, wenn Friede auf Erden werden soll, und es wird geschehen, so wahr Jesus Christ der geweißagte Friedensfürst ist, und es kann geschehen, wenn die Christenheit sich noch allgemeiner als bisher mit Beschämung darauf besinnt, welch eine vergeßliche und säumige Schuldnerin den Juden gegenüber sie bisher gewesen.

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Der wahre Dichter ist ein Seher. Hören wir schließlich die das Gesagte besiegelnden Worte, welche der Barde unsrer Saat auf Hoffnung, Julius Sturm, im Geist vernommen hat. Mit uns in fragender Sehnsucht nach Israels Heil an den Heiland sich wendend empfing er von Ihm die Antwort:

Ich hab in meinem Garten

Viel Blumen blühn,

Und ihrer treu zu warten

Ist mein Bemühn.

Sie blühen mir zur Wonne

An Düften reich;

Ich selbst bin ihre Sonne

Und Thau zugleich.

Es freun sich ihrer Lose
Glöcklein und Stern,

Und nur die Saronsrose

Hält sich mir fern.

Die herrlich einst vor allen

Geduftet hat,

Ist welk und ihr entfallen

Ist Blatt um Blatt.

Sie steht im Wüstensande

Verwelkt allein;

Gern meinem guten Lande

Pflanzt' ich sie ein.

Sie aber wehrt im Zorne,

Bethört von Wahn,

Mich ab mit scharfem Dorne,

Will ich ihr nahn.

Doch wird die Stunde kommen,

Wo sie ergiebt

Sich mir und, sich zum Frommen,
Den Gärtner liebt.

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