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Die Verewigung der Kluft.

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mich, ihm den Weg zu diesem Ziele zu zeigen. Das Leipziger Institutum hat also nicht das Verdienst, ihn für das Christentum gewonnen zu haben, sondern er, der nun Getaufte, hatte das Verdienst, unseren Freundekreis durch seinen Eintritt in lieblicher Weise zu erweitern.

Der Standpunkt des Dr. Berliner ist der jener falschen Friedensliebe, welche confessionellen Frieden um den Preis fauler Selbstseligkeit und verleugnerischer oder indifferentistischer Schweigsamkeit erkaufen will. Wozu, meint er, diese Befehdung des Judentums, seiner Religion, für die er als Märtyrer bluten könnte! Er sei Israelit und mich zähle er zu den Frommen der Weltvölker, welche auch Anteil haben an der jenseitigen Welt, nämlich nach einem Ausspruch des R. Josua, der im Talmud sehr isolert dasteht, aber heutzutage allerdings Glaube und Bekenntnis aller, auch der strengsten, Juden ist. Wir freuen uns dieser Annähe rung des Judentums an das Christentum, nach welcher der Heide selig werden kann, ohne das Joch des jüdischen Gesetzes auf sich zu nehmen. Aber soll es ewig so bleiben, daß der Jude kraft der Beschneidung in einem bevorzugenden Bundesverhältnis zu Gott zu stehen meint, von welchem alle Unbeschnittenen und als solche Unreine ausgeschlossen find? Soll es ewig so bleiben, daß zwischen Juden und Christen keine Tischgemeinschaft möglich ist, weil der Jude die Speisen des Christen als unreine betrachtet, vor denen ihn greuelt? Und, was die Hauptsache, soll es ewig so bleiben, daß der Jesus, den wir als den Erfüller des Gesetzes und der Prophetie verehren, den Juden als ein Irrlehrer und das Christentum also als Religion eines Pseudomessias gilt? Entweder ist Christus das Ende des Gesezes oder das Christentum, welches das jüdische Ceremonialgesetz für ausgelebt und abgethan erklärt, ist eine Apostaten-Religion. Dieses schaurige Entweder

Oder läßt sich nicht beseitigen, obwohl jüdische Toleranz es zu übertünchen sucht. Wir aber wären schlechte Freunde Jesu, wenn es uns nicht kränkte, daß man ihn verkennt, und wenn wir unseren jüdischen Brüdern denjenigen nicht näher zu bringen und

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Missionsansäße des Judentums.

werter zu machen suchten, den unsere Seele liebt und in dem aus Juda uns das Heil entsprossen. Ein Mann wie Dr. Berliner sollte sich in unsere Lage versezen, wie es der Gerechtigkeit und Billigkeit und zumal der Liebe Art ist. Wir christliche Gelehrte beschäftigen uns mit der alten und neuen jüdischen Literatur und lassen offene und verblümte jüdische Polemik gegen das Christentum auf uns wirken, ohne aus der Haut zu fahren, und die Synagoge sollte der Kirche die Zunge ausschneiden wollen, die diesen Jesus als den Christus Gottes bekennende und bei seinen Brüdern nach dem Fleisch um Liebe werbende Zunge?! Es liegt in dem Wesen des Christentums, daß es eine missionierende Religion ist. Wenn das Judentum es dahin brächte, daß der moderne Staat die Judenmission verböte, so wäre dies der Gipfel seiner Verjudung.

,,Sie kennen aus den Quellen selbst schreibt mir Dr. Berliner wie wenig das Judentum geneigt ist, Andere von ihrem angestammten Glauben abzulenken." Jm Widerspruch damit steht was mein geehrter Freund Prof. Kaufmann in seiner Streitschrift vom jüdischen Katechismus (Budapest 1884) sagt: „Auch wir hatten einstens Proselyten; ja man macht sich heute nicht mehr einer wissenschaftlichen Kezerei schuldig, wenn man behauptet, daß das Christentum in Rom niemals so rasche Eroberungen gemacht hätte, wenn nicht durch das Judentum in weiten Kreisen, in weiteren jedenfalls, als wir es heute ahnen oder gar beweisen können, der Boden wäre bereitet gewesen." Das ist vollkommen richtig. Der Römerbrief beweist es. Missioniert - fügt Prof. Kaufmann hinzu haben wir auch damals wohl nicht". Dieses „wohl“ limitiert mit Recht; Kuenen in seinen Vorlesungen über Volksreligion und Weltreligion (Excurs XII) findet es wenigstens höchst wahrscheinlich, daß Mt. 23, 15 auf einer thatsächlichen Grundlage beruhe; wir erinnern an die von Josephus erzählte Bekehrung des adiabenischen Herscherhauses zum Judentum. „Nachmals freilich jagt Prof. Kaufmann weiter uns die Lust zu allem, was Missionieren heißt, vergangen; man

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ist

Vollzug der Mission der Offenbarungsreligion.

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Aber

hat uns bescheiden gemacht, man hatte die Gewalt dazu.“ ist das ein sittlicher Entschuldigungsgrund? Wäre das Christentum in der Welt, wenn seine Verkündiger bis zu den iroskotischen Missionaren herab sich durch politische und physische Gewalt hätten mundtot machen lassen? Die Offenbarungsreligion hatte vom Anbeginn die Bestimmung einer missionierenden Religion, aber erst im Christentum, welches ihr die nationale Schranke, die pädagogischen Windeln abgestreift hat, ist diese Bestimmung zum Vollzuge gekommen und das Judentum, welches in diese Entwickelung nicht eingegangen, legt durch den Mangel des Missionsdranges gegen sich selbst Zeugnis ab. Die Aufforderung hodîu ba-ammim alilothav (verkündigt unter den Völkern seine Thaten!) zieht sich durch Propheten und Psalmen hindurch; auch die persönliche Entschließung dazu vernehmen wir öfter in den Davidischen Psalmen (18, 50. 57, 10), aber wie wenig es nach dem Geschmacke des jüdischen Particularismus war, den Heiden Buße zu predigen, zeigt der schmollende Jona. Der erste Missionar nach altjüdischer Anschauung war Abraham, denn wenn nach Gen. 12, 5 Abraham die Seelen mit sich führt, die sie erworben in Haran: so sagen von den Targumen an alle Ausleger wie Raschi, Abenezra, Kimchi und unter den Neueren z. B. J. S. Reggio, daß da die Heiden gemeint seien, welche Abraham und Sara zum wahren Gottesglauben bekehrt hatten. In dem Midrasch zur Genesis lesen wir Abschn. 39: R. Elazar Sohn Simra's sagt: Wenn alle Menschen sich zusammenthäten, um auch nur Eine Mücke zu schaffen, so könnten sie ihr doch keine Seele einsprengen, und du fagst: die Seelen, die sie gemacht hatten (asû) in Haran?! Aber das sind die Proselyten, die sie bekehrt. Warum aber, wenn es sich so verhält, heißt es: die sie gemacht hatten. Es heißt so, um dich zu lehren, daß, wenn einer den Fernstehenden (nochri) nahe bringt und bekehrt, so ist es, als ob er ihn geschaffen. Man sollte aber die er gemacht hatte" erwarten, wozu wird gesagt: „die sie gemacht hatten“. R. Huna sagt: Abraham belehrte die Männer und Sara bekehrte die

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Frauen.

Heilige Propaganda.

So hoch adeln die alten jüdischen Quellen das Misfionieren. Abraham ist der erste Missionar und Sara die erste Missionarin und Gewinnung einer Seele für den wahren Gottesglauben ist schöpferische Verseßung derselben in ein neues besseres Dasein.

Das Judentum hat also keine Ursache über Mission als Mission sich zu ereifern; nur wenn sein Eifer sich gegen die Mission als christliche richtet, ist er als Abwehr relativ berechtigt. Proselytenmachen (gajjer) ist an sich nichts Schimpfliches und, wenn man der Wahrheit Proselyten gewinnt, sogar etwas Preiswürdiges. Der Talmud enthält eingehende Regelungen des Proselytenwesens, insbesondere der Taufe (tebîla), welche die Aufnahme ins Judentum vollendet. Diese Partien des Talmuds gehören zu dem Mustergültigsten seines Inhalts: der Übertritt wird verworfen, wenn er nicht aus reinsten Motiven geschieht, und wird erschwert, nicht erleichtert. Aber daß man sich doch auch freute, wenn Heiden kamen und das Judentum annehmen wollten, zeigen drei Geschichten von Hillel und eine von Mar Samuel, welche übertretenwollende, die von Anderen zurückgestoßen waren, durch Sanftmut und Weisheit gewannen. Mit Recht mußte es ja als ein gutes Werk gelten, einen Heiden von den toten Gößen zu dem lebendigen Gott zu bekehren! Wenn es also eine berechtigte jüdische Mission gab, warum soll denn die christliche Mission unberechtigt sein? Wenn Jesus der Christus ist, auf den der Alte Bund abzielte, so ist es ja doch ein gutes Werk, den Juden zu überzeugen, daß dieser Jesus nicht gehaßt oder ignoriert, sondern geliebt und geehrt zu werden verdient als Israels und der Welt Erlöser! Und wenn Dr. Berliner die Instituta Pflegestätten der Mission nennt, der christlichen nämlich, welche die Juden für diesen größten und edelsten und heiligsten aller Söhne Israels zu gewinnen sucht, wie sollten wir deß uns schämen und etwa gar uns entschuldigen, als ob die Instituta das nicht wären !

Dennoch giebt es eine nur einseitige Vorstellung von den Instituta Judaica, wenn man sie als Missionsvereine definiert.

Doppelter Zwed ber Instituta.

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Unsere Instituta senden nicht Missionare aus, wie Callenberg als Begründer und Vorstand des Hallischen Institutum that; sie wollen Anregung und Unterweisung zum Einwirken auf die Juden geben und, so Gott will, den Missionsvereinen kundige Arbeiter stellen, die, wenn auch nur zeitweise, das Missionspredigtamt übernehmen. Es ist deshalb verwirrend, daß Dr. Berliner die Art und Weise des Verkehrs Fabers innerhalb der Leipziger Judenschaft auf Rechnung des Leipziger Institutum schreibt. Faber ist Missionar des lutherischen Centralvereins, die Instituta aber sind außer organischer Verbindung mit diesem stehende freie studentische Vereinigungen. Das Institutum in Leipzig hat keine Verantwortlichkeit für Fabers Wirken als Missionar, aber wir können versichern, daß er sich nirgends aufdringt und daß die Liebe, die er dem Volke entgegenbringt, das er unaussprechlich liebt, bis jetzt auch überall Gegenliebe geweckt hat.

Allerdings hat die studentische Vereinigung, welche in Leipzig am 18. Juni 1880 zu Stande kam, sich aus dem studentischen Missionsverein abgezweigt und zunächst den Namen eines studentischen Judenmissionskränzchens oder Judenmissionskreises geführt, aber der Zweck war von Anfang der zwiefache, Verständnis des Judentums und Teilnahme an der Mission unter Israel, mit Einem Worte so sich zwiefach bethätigende Liebe zu Israel zu fördern. Oder nach anderer Fassung: diese Vereinigung sollte ihre Mitglieder in den Stand sehen, den ihnen auf dem Lebensweg begegnenden Kindern Israels ein warmes Herz und Verständnis für ihr tiefes Weh entgegenbringen zu können und, soweit es, was größtenteils der Fall, Theologen sind, sich dazu zu rüsten, einst in den Gemeinden die so vielfach fehlende oder doch erkaltete Liebe zu Israel anzufachen, und so in der eigenen Gemeinde den für die direkte Mission an Israel durch Missionare nötigen Halt mit Gottes Hülfe schaffen zu helfen. Die Benennung Institutum Judaicum wurde schließlich als dem doppelseitigen Zwecke der Vereinigung entsprechenderer bevorzugt. Und der doppelte Zweck wurde weiterhin auch so formuliert, daß die Instituta wahrheits

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