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eitdem der Begründer unserer Bewegung, Henry Olcott, bei uns in

Berlin seinen Besuch im letzten Sommer ankündigte, stand bei allen, die dies hörten, ohne irgend welche Ueberlegung die Thatsache fest, daß ich nach Indien gehen würde. Viele Rechtfertigungsgründe boten sich nachträglich dafür dar und nicht der unwichtigste unter diesen ist der, daß ich einer vollständigen Ausspannung aus meiner heimischen Thätigkeit unbedingt bedurfte, und daß ich solche Ausspannung in Europa, im Bereiche des europäischen Postverkehrs, unmöglich finden konnte. Aber wenn es überhaupt noch eines Beweises bedürfte dafür, daß Verstandesgründe immer nur nachträglich das, was geschehen muß und soll, rechtfertigen, daß aber die Triebkraft und der „Wille" bei jeder solcher reifenden Notwendigkeit viel tiefer, innerlicher liegt als jegliche Berechnung des Menschenverstandes, dann kann hierfür diese Thatsache dienen. Von sehr vielen verschiedenen Seiten bin ich gefragt worden, warum ich fortginge und warum gerade nach Indien; und ebenso viele verschiedene Gründe, je nach dem Geschmacke und dem Vorstellungsvermögen der Frager, habe ich, antwortend, angegeben Gründe, deren Stichhaltigkeit mir selber durchaus nicht einleuchten. Jede Zerstreuung ist mir widerwärtig, Sammlung das allein erwünschte. Daß aber, wer nach dem Geistigen strebt, dies außen in der weiten, weiten Welt zu suchen hätte, wenn er es nicht in sich selber findet, das ist ein kindlicher Irrtum, dem ein Theosoph wohl nicht leicht unterliegen kann. Bin ich nun freilich auch schon viel gereist und sind mir insbesondere die Tropen Afrikas als von meinem längeren Aufenthalt in Aequatorial-Afrika her in der angenehmsten Erinnerung, so habe ich doch nie in meinem Leben eine Reise oder irgend ein sonstiges Unternehmen mit einem so starken, überwältigenden Gefühl von Unlust angetreten wie eben diese Reise nach dem Morgenlande. Und doch wußte

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ich bei allen Hindernissen, die sich vor mir auftürmten, und die mir als Entschuldigung, daheim zu bleiben, längst hinreichen konnten, ganz bestimmt: Du mußt hinreisen und Du wirst hinreisen!

Warum? Nun, das werden wir sicherer nachher sagen können als schon jetzt. Wozu auch solche Neugierde!

Aber manche unserer Leser, die erfahren haben, daß ich diese Reise nach dem Osten unternommen habe, möchten vielleicht einiges Nähere darüber hören, wie sich diese Indienfahrt in ihrer wirklichen Ausführung gestaltet. Reisebeschreibungen sind nun freilich in meinen Augen noch langweiliger als Romane und Novellen; und es sind schon soviel Indien. reisen gerade kürzlich in deutschen Tagesblättern beschrieben worden, daß es völlig unnötig erscheint, noch weiter von eigenen großartigen Sinnes und Gemütseindrücken durch stark verblaßte Schilderung in Schrift und Druck schwächliche und deshalb unbefriedigende Widerspiegelung zu geben. Aber wie nun einmal die Menschennatur ist, so nehmen doch viele ein besonderes Interesse an dem Individuellen, was stets solchen Eindrücken und Erlebnissen anhaftet; und mancher möchte auch vielleicht gern wissen, wie er selbst es anzufangen hätte, wenn auch er einmal eine ähnliche Reise unternehmen wollte.

Daß hierzu geschichtliche und kulturelle, wirtschaftliche und politische, philosophische und okkultistische Vorstudien nötig sind, wird jeder sich nach seinem eigenen Geschmack und Interesse sagen. Von der materiellen Aus. rüstung ist das fast allein Wichtige ein Kreditbrief einer englischen Bank, wie etwa der Hongkong and Shanghai Banking Corporation, der jedem gegen Hinterlegung des Betrages ohne weitere Kostenrechnung (Kommission oder Provision) gewährt wird. Deutschland liegt zu sehr außerhalb des Weltwirtschaftsbetriebes, als daß deutsche Banken solche Vorteile bieten könnten.

Anfang Oktober brach ich von Berlin auf. Ich nahm meinen Weg durch den Harz, durch Hessen, Bayern und Salzburg nach Triest, um einigen meiner nächsten Freunde noch zum Abschiede die Hand schütteln zu können. Und sonderbar war mir, daß ich von ganz verschiedenen Seiten beim Abschiede hören mußte: Sie werden nicht sobald zurückkehren, wie es jetzt geplant ist!" Meine Rückfahrtskarte ist auf sieben Monate be rechnet, aber freilich scheint es schon jetzt, daß sich jene Vermutung bewahrheiten könnte, wenn auch nicht gerade in der Weise, wie es meine scherzhafte Antwort verspottete, ob man etwa glaube, daß ich mich als Ziegenhirte in den Hochthälern des Himalaya verdingen würde". Doch es giebt hier geistig wertvollere Aufgaben zu lösen.

Im Harze hatte ich die Freude, daß Professor Deussen mir die Gunst erwies, mir dorthin nachzureisen und die letzten Tage dort mit mir zu verleben. Seine persönlichen Anweisungen und Empfehlungen sind be. sonders wertvoll in diesem Lande, wo er bei allen geistig gebildeten Indiern den wärmsten Eindruck hinterlassen hat und wo seiner stets mit Enthusias. mus gedacht wird. Ich brach mit ihm zusammen südwärts auf, doch

trennten sich unsere Wege an der nächsten Eisenbahnstation. Er mußte zu seinem Lehrberuf für das Wintersemester nach dem Norden (Kiel) zurückkehren; mich führte mein Karma dem ewigen Sommer dieses alten Wunderlandes zu.

Mich begünstigte das Reiseglück mit warmem Sonnenschein und freund. lichen Gesichtern, schon bei meiner ganzen Hinausreise über die Hochebene Münchens, die oberbayerischen Seen und die österreichische Alpenkette. Eine besondere Ueberraschung aber war mir vorbehalten, indem der Dampfer des österreichischen Lloyd, auf dem ich meine Passage genommen hatte, vor seiner Ausreise zunächst nach Venedig hinüberfuhr. So hatte ich Gelegenheit, nach 27 Jahren wieder einmal die alte Dogenstadt zu sehen, in der ich als junger Student eine Woche verlebte, die mir stets wie ein Märchen aus „Tausend und einer Nacht" im Gedächtnis geblieben. ist. Und wie in eine ferne Traumwelt versetzt, genoß ich auch jetzt wieder den Abend dort; mit einigen Reisegefährten mischte ich mich in das bunte Treiben des lebhaften und lebensluftigen Volkes. Wie einst gewährte mir das Volkskonzert auf dem Markusplate unter klarem Sternenhimmel wieder den Eindruck eines riesengroßen Konzertsaales ohne alle Schattenseiten, die ein solcher als geschlossener Raum unvermeidlich hat; und auf unserer nächtlichen Heimfahrt, den Canale grande entlang bis zu dem Quay, wo unser Dampfer lag, konnten wir uns kaum trennen von den überall sich darbietenden Szenen. Scharen von Böten gruppierten sich um die vor den Palästen und Hôtels Konzerte improvisierenden Gondeln. Meistens waren diese mit einem halben Dutzend verschiedener Instrumente und einem gemischten Chor ausgerüstet; einige aber waren von Solosängern, Tenor oder Bariton, geleitet; und an rauschendem Beifall der Menge fehlte es besonders diesen Sängern niemals. Einzigartig war dabei, daß die Straße, auf der dies stattfand, ein breiter, stiller Wasserkanal war, in den alle Nebenstraßen auch nur als Kanäle münden. Viele Fenster der alten Marmorpaläste waren mit Zuhörern besetzt und die Räume meist erleuchtet. Die Gondeln des Publikums im Kanal waren vielfach mit Papierlaternen geschmückt, die in buntem Farbenspiel lautlos durcheinandertanzten. Vor unserer Abreise am andern Nachmittage, dem 23. Oktober, wurde dem Bürgermeister und den Honoratioren der Stadt am Bord unseres Dampfers, der sich unweit vor die Piazetta legte, ein feierlicher Empfang mit Festessen bereitet. Dazu läuteten die Glocken der Stadt. Es war dies nämlich der erste Dampfer des österreichischen Lloyd, der Venedig anlief, da fernerhin diese Linie die regelmäßige Vermittelung des direkten Frachtverkehrs von Venedig nach Indien übernommen hat.

Jedem, der nach Indien reist, wird es, mit ganz feltenen Ausnahmen, auf eine Woche mehr oder weniger lange Dampfschiffahrt nicht ankommen; um so weniger, da zu solcher Reise stets der Herbst gewählt wird, wenn das Meer ruhig zu sein pflegt. Der Dampfer, der mich von Triest aus hierher brachte, der Marquis Bacquehem" des österreichischen Lloyd, 4400 Tons groß, ist die ganze Fahrt so ruhig dahingeglitten wie auf

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einem großen Flusse.

Eine angenehmere Erholung für Ruhebedürftige ist kaum zu ersinnen. Jedem daher, der in irgend wie ähnlicher Lage ist, wie ich, kann ich daher nur auf das eindringlichste anempfehlen, meinem Beispiele zu folgen und von den vielen hierherfahrenden Dampfschifflinien aller Völker die Frachtlinie des österreichischen Lloyd zu wählen.

Diese große Dampfschiffahrt-Gesellschaft hat auch allmonatlich eine schnellfahrende Linie von Triest nach Bombay, am dritten jedes Monats. Auch diese Passagierbeförderung habe ich sehr rühmen hören. Sie ist ebenso schnell, wie die mit den englischen Postdampfern der „P und O" Linie, d. h. Peninsulan (Spanien) and Oriental; doch wird sie auch wohl nicht viel billiger sein.

Anders die Frachtlinie des österreichischen Cloyd, mit der ich fuhr, und die Triest am 21. jedes Monats verläßt. Die Passage auf diesen Dampfern kostet weniger als die zweite Klasse auf den Schnelldampfern, bis Bombay etwa 500 Mark. Dabei sind aber die Salonpassagiere auf jenen großen Frachtdampfern gerade so bequem untergebracht und alle Einrichtungen ebenso angenehm und vorteilhaft wie die erste Klasse auf irgend einer andern Linie; ja, die Einzelkajüten sollen sogar nirgends anderwärts so luftig und geräumig sein, wie mir von alten Reisenden mit langjähriger Erfahrung auf den verschiedenen Linien versichert wurde. Unser Kapitän war ein alter, wetterharter, ruhiger und vertrauenerweckender Seemann und dem entsprechend waren auch die übrigen Offiziere und der Arzt, alles liebenswürdige und gefällige Italiener, die jedoch meistens auch deutsch und englisch sprechen. Ein besonderer Vorzug für Deutsche ist auf der Lloydlinie, daß von den Aufwärtern (Stewards) immer einige deutsch sprechen, was auf den Linien fremder Völker niemals zu erwarten ist.

Der hauptsächlichste Vorzug dieser Frachtlinie ist aber, daß man im Salon hier nur mit etwa 20 Passagieren und auf dem Dampfer überhaupt nur mit 35 oder 40 Passagieren zusammen ist, während auf dem gleichen Raume in den Schnelldampfern oft über 100 Fahrgäste aufeinander gedrängt sind. Wer die Vorteile der Individualisierung kennt, weiß dies zu würdigen; man hat weder nötig brutal aufzutreten noch auch „großes Tier" zu spielen, um mehr als Nummer Soundso zu sein. Die ge. ringere Zahl der Passagiere bringt indessen noch einen andern Vorteil mit sich, den keine andere Linie bietet, den aber der Tropenfahrer ganz be. sonders hoch zu schäßen weiß. Dies ist die Möglichkeit, daß alle gemeinsamen Mahlzeiten auf Deck unter dem Schutze dicker Sonnensegel in der frischen freien Luft eingenommen werden können. Von allen Annehmlichkeiten dieser ganz besonders günstigen dreiwöchigen Seereise mit ihren täglichen Seebädern und immer frischer Brise bei durchschnittlich 21° R. schien uns allen Passagieren dieses Speisen in der schönen warmen Seeluft eine der vorzüglichsten; und obwohl es Ende Oktober war, so konnten wir damit doch schon im Mittelmeer beginnen.

Und schließlich bietet die geringere Zahl der Passagiere auch noch einen letzten Vorteil, den man umsomehr würdigt, wenn man eben von

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