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Herder ehren, der in seinen Werken zur Religion und Theologie (Th. 12 S. 15 ff.) eine Geistesschärfe auch auf diesem Gebiete an den Tag gelegt hat, die unsre ganze Bewunderung in Anspruch nimmt. Er hat, wie die Einleitung näher nachweisen wird, in der spätern Periode seines Lebens nicht bloß die Originalität und Priorität des Marcusevangeliums richtig erkannt, sondern überhaupt in die dunkle Evangelienfrage tiefe Blicke gethan und demnach eine Symphonie der Evangelien in Aussicht gestellt!

Möchte es mir gelungen sein, in meiner kritischen Bearbeitung des N. T. und im vorliegenden Werke den wohlgemeinten Intentionen dieses großen Geistes, die er selbst nicht mehr verwirklichen konnte, zu entsprechen; dann wäre gegründete Hoffnung vorhanden, daß sich die unseligen Disharmonien unsrer evangelischen Kirche in eine heilbringende Harmonie auflösen, ja daß die gründliche Verstimmung und tiefe Abneigung der beiden Schwesterkirchen gegen einander aufhöre, die nur dazu gedient hat, die reichen Segnungen des Evangeliums zu verkürzen und selbst die herrlichen Gauen unsers deutschen Vaterlandes in politischer Hinsicht zu zerspalten! Die durch die rastlos thätigen Professoren Rothe und Schenkel glücklich ins Leben gerufene Kirchenverfassung in Baden nebst der Ernennung eines selbstständigen Oberschulraths daselbst, welcher sich der geschickten Leitung des einsichtsvollen Dr. Knies erfreut; ferner der liberale kirchliche Geist in Coburg-Gotha, der durch die gelehrten und höchst verdienstvollen Geistlichen Dr. Carl Schwarz und Gustav Schweizer begründet ist, sowie die Einrichtung von Communalschulen in Gotha, Lübeck, Mainz 2c. auf der einen und die ehrenwerthen Bestrebungen des Erjefuiten Passaglia in Italien nebst der theilweisen Schilderhebung der Gewissensfreiheit in Destreich und Baiern auf der andern Seite gleichen der Abendröthe, die nach langem Unwetter einen schöneren Tag verkündigt, oder den sanften Melodien, die nach dem Aufhören der

feurigsten und gewaltigsten Töne ein zufriedenstellendes Finale verheißen!

Auch gehört hierher die Herausgabe des „Lebens Jesu“ von Ernst Renan, einem Mitgliede des Instituts von Frankreich, das mit Recht in kurzer Zeit soviel Aufsehen gemacht und das lebhafte Interesse aller derer erweckt hat, welche noch Herz und Sinn für die Religion Jesu in einer angemessenen Gestalt besißen und diese reiche Quelle der Erhebung und des Trostes sich und ihren Kindern nicht entreißen lassen möchten. Der würdige Verfasser dieses lehrreichen Buches, der an der Spiße einer wissenschaftlichen Expedition in den Jahren 1860 und 1861 nicht allein das alte Phönizien, sondern auch Palästina nach allen Richtungen durchreist ist, bestätigt durch seine sinnvollen, mit historischer Forschung engverknüpften Anschauungen des h. Landes im Ganzen und Großen alles dasjenige, was ich um dieselbe Zeit aus den ältesten Kirchenvätern und der H. Schrift selbst hergeleitet habe, und verdient, auch wegen der so freimüthigen Darlegung seiner Resultate, den Dank aller wahren Freunde der Religion, obgleich es ihm noch nicht gelungen ist, alle Parthien des Lebens Jesu in ihrer geschichtlichen Reinheit zu erfassen und sowohl den intellectuellen als moralischen Charakter des Heilandes in seiner vollen Schönheit zu begreifen! Allein er wird dies vielleicht nachholen, wenn er erst dazu gekommen ist, auch die kritischen Forschungen des Unterzeichneten und die gegenwärtige Symphonie der Evangelien kennen zu lernen.

Ich schließe dieses Vorwort mit dem Herzenswunsche : Möchten doch die Glaubensgenossen des Herrn Renan sich vor engherzigen Urtheilen über ihn sorgfältig hüten und seinen génialen Leistungen Rechnung tragen, zu Nuß und Frommen der so wünschenswerthen Glaubenseinheit oder doch des confessionellen Friedens! Möchten es ferner die Orthodoxen unsrer Kirche bald einsehen, daß eine genaue Werthschätzung der h. Schrift nach ihren verschiedenen Bestandtheilen vor allen Dingen Noth thut

und allein den Frieden in der Kirche herzustellen vermag; daß es insbesondere ein fruchtloses und sogar gefahrbringendes Unternehmen sei, die Männer der „zweiten apostolischen Generation" - von denen Ernst Renan spricht auch fernerhin zu den einzigen Vorbildern der gesunden Lehre zu machen und dadurch die ursprünglichen Apostel nicht minder als die ehrwürdigen Brüder des Herrn - mit ihren erhabenen Geistesproducten in den Hintergrund zu drängen! Möchten es endlich die Dissidenten von beiden Seiten, die wegen ihrer Entschiedenheit und Opferfreudigkeit alle Hochachtung verdienen, sowie die strengphilosophisch Gebildeten der Jetztzeit begreifen, daß ihre Trennung, beziehungsweise Zurückgezogenheit von der christlichen Kirche nur als ein Uebergangsstadium zu betrachten ist; daß in der reinhistorischen Gestalt des Christenthums *) ein vielfach übersehener, aber köstlicher Juwel liegt, der durch die einseitig speculative Befriedigung des religiösen Bedürfnisses, durch die Reflexion über die äußere Natur oder gar durch unzeitige Digressionen auf das politische Gebiet niemals ersetzt werden wird; daß das richtig verstandene Evangelium des großen Menschensohns uns vielmehr die verborgenen Schatzkammern des Geistes aufschließt und ein dauerhaftes Band ist, das die Herzen der Einzelnen sowohl wie ganzer Nationen zur schönsten Eintracht führen kann!

Berlin, am 13. August 1863.

Der Verfasser.

*) Zur praktischen Erläuterung des hier Gesagten mache ich auf eine Gastpredigt: „Der fromme Dulder“ aufmerksam, die ich, nach meiner freiwilligen Dienstniederlegung, im Jahre 1860 zu Potsdam über Marc. 8, 31-9, 1 gehalten habe und an der man im Allgemeinen sehen kann, wie die bessere Ansicht vom Christenthum auf der Kanzel zur Geltung zu bringen ist. Jedoch muß hier stets die Beschaffenheit der Zuhörer das Verfahren regeln; man vergl. die schon vorher angeführte Stelle Marc. 4, 24-25., die bisher nicht nach Verdienst beachtet ist!

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Um das Verständniß der vorliegenden Schrift zu erleichtern, können wir nichts Besseres thun, als wenn wir zunächst die classischen Worte des Herrn Professors Weiße hierher seßen, die seiner in der Vorrede genannten Recension entnommen sind: '„Von Jahr zu Jahr, nicht geräuschvoll in der Weise eines Seften- und Coterientreibens, sondern ganz im Stillen, von den verschiedensten Ausgangs- und Anknüpfpunkten aus, ganz nur durch die innere Ueberzeugungskraft bestimmt, welche bei ruhiger Hingebung an sie auf jedes empfängliche Gemüth die Sache übt, mehrt sich jezt die Schaar der Zeugen für diejenige Ansicht von der Entstehungsweise und dem schriftstellerischen Charakter unsrer Evangelien, von welcher Ref. zu hoffen wagt, daß sie in nun nicht mehr allzuferner Zeit allgemein als diejenige erkannt werden wird, welche sowohl den einfachen historischen Wahrheitssinn als auch das richtig verstandene Interesse des Glaubens für sich hat, nicht eines an unhaltbaren Voraussetzungen festhaltenden Buchstabenglaubens, sondern eines freien und edlen, auf den Inhalt, auf die Sache gerichteten Glaubens! Mehr und mehr richtet man, durch die verschiedenartigsten Mo

Freytag, Symphonie d. Evang.

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