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Zweiter Theil.

Die wissenschaftlichen Erläuterungen.

1.

Die ursprünglich hebräisch geschriebene Redesammlung des Apostels Matthäus ist schon frühzeitig verloren gegangen und konnte nur, wie hier geschehen ist, aus ihren Bestandtheilen im ersten und dritten Evangelium zusammengesetzt werden, deren Verfasser sie ihrer geschichtlichen Darstellung, ein jeder nach seiner Weise, einverleibt haben. Lucas hat sie offenbar zuerst ins Griechische übertragen, bald nach der Zerstörung Jerusalems im ̈ Jahre 70 nach Chr. Geb.; der erste Evangelist, der erst gegen die Mitte des zweiten Jahrhunderts lebte, folgt ihm an vielen Stellen buchstäblich nach, bewahrt aber seine Unabhängigkeit durch eigne Einsicht in das hebräische Original, was nicht genug geschätzt werden kann! Hierdurch erledigt sich zugleich das Bedenken, das Herr Professor Weiße in der Protestantischen Kirchenzeitung gegen das in Rede stehende Verhältniß beider Evangelisten geäußert hat. Man vergleiche auch hierbei meine Kritik des Neuen Testaments, besonders § 1 und § 7.

2.

Dieser Ausspruch Jesu, welcher nicht ihn selbst, sondern den Täufer Johannes betrifft, beruft sich auf eine Stelle des Pseudojesaias c. 40, 3., welche die Evangelisten nach der ungenauen alexandrinischen Uebersetzung citirt haben; deshalb mußten

wir auf den hebräischen Grundtext zurückgehen und denselben treu wiedergeben, da sich Jesus ohne Zweifel desselben bei seinen Unterweisungen bedient hat. — Johannes hat unfehlbar in Galiläa am jenseitigen Ufer des Jordan bei Bethabara getauft, das in Joh. 1, 28 - nach den bessern Handschriften merkwür diger Weise mit Bethanien verwechselt wird. Hier war die Wüste im Stamme Ruben, von der in 5 Mos. 4, 43 und auch wol bei Marc. 1, 45 die Rede ist. Das inédɛışev bei Lucas ὑπέδειξεν 3, 7., das auch der erste Evangelist hat, ist die Ueberseßung des hebräischen horah oder hereah (zeigen, lehren), gewinnt aber hier die Bedeutung von jichel (hoffen lassen, Hoffnung machen) in Psalm 119, 49. Der dorń (Zorn) bei beiden Evangelisten liegt das hebräische saam zu Grunde, das aber nicht bloß „Zorn," sondern auch „Strafgericht Gottes" heißt, wie in Jes. 10, 5. 25. — Das hebräische hoïl (sich worin gefallen) hat Lucas in c. 3, 8 nach seiner ersten Bedeutung durch g§yode (anfangen), der erste Evangelist aber richtiger durch döğŋte wiedergegeben! Das лvεõμa åɣiov, das sich bei beiden findet, ist das hebräische ruach kodesch d. h. ein Geist der Heiligkeit, griechisch: πvevμa ůɣiwovrns (Röm. 1, 4), den aber die Alexandriner in Pf. 51, 13; Jef. 63, 10-11 durch тò πvεuμa tò åɣióv cov (mit dem Artikel) übersetzt haben, ähnlich wie im alexandrinischen Buche der Weisheit c. 9, 17 (rò åɣióv oov nveõμa), weil hier vom göttlichen Geiste und seiner Wirksamkeit die Rede ist, wie bei Marcus 13, 11; Luc. 12, 12 und noch deutlicher beim Pseudomatth. 10, 20, obgleich sich dieser in c. 28, 19 bereits von der kirchlichen Satzung seiner Zeit leiten läßt! Vergl. Nr. 62. Daß xui лvol (und mit Feuer) ein Zusat des Lucas ist, wodurch er seiner Tradition von den Feuerzungen in Apostelg. 2, 3 Rechnung tragen will und worin ihm der erste Evangelist gläubig nachgefolgt ist, beweist nicht allein Marcus 1, 8., sondern auch Petrus selbst in der Apostelg. 11, 16!!

3.

Die Geschichte von der Versuchung kann nur Jesus seinen Jüngern selbst erzählt haben; darum lassen wir ihn in der

ersten Person redend auftreten. Außer dem, was ich über die pragmatische Erklärung dieser Geschichte in meiner Kritik (§§ 25-26) gesagt habe, bemerke ich nur noch, daß die Pharisäer auch später es versuchten, Jesum zur Herabsetzung der Ehe und sogar zur Entschuldigung des Ehebruchs zu bewegen, wie das Marcus 10, 2 (nach ihm Pseudomatth. 19, 3) und Johannes (c. 8, 6) selbst berichtet haben. Dem áváɣew ἀνάγειν bei Lucas 4, 5 liegt wahrscheinlich das hebräische lawah (begleiten), dagegen dem ɣew bei Lucas 4, 9 das hebräische hinniach oder heewir (verseßen) zum Grunde, das in der Offenbarung des Johannes c. 21, 10 noch richtiger durch aлoyégen übersetzt ist! Der erste Evangelist hat es vorgezogen, in beiden Fällen (c. 4, 5. 8) das Wort agaλaußáve zu gebrauchen.

4.

-

Diese herrliche Rede ist allerdings - ganz oder theilweise auf einem Berge gehalten worden und zwar Behufs einer feierlichen Einsetzung der zwölf Apostel, wie aus einer Vergleichung des Marcus 3, 13 ff. mit Lucas 6, 12. 20 deutlich hervorgeht. Dagegen hat Letterer in v. 24-26 ein wiederholtes Wehe über die Reichen 2c. damit verbunden, das dem Weherufe über die Pharisäer in c. 11, 43 ff. (Pseudomatth. 23, 13 ff.) nachgebildet ist und wozu vielleicht der Ausspruch des Jacobus 5, 1 ff.; 4, 9., der aber milder gefaßt ist, den Stoff hergegeben hat. Ebenso verwechselte er die лwɣoì τ nvɛúμanı oder die schephale rúach, welche die Alexandriner z. B. in Sprüch. 29, 23 durch ranewóyown (demüthig) übersetzen, mit den Armen im eigentlichen Sinne des Worts, ohne Jac. 4, 10 zu kennen oder zu beachten! - Das μaxágio, das hier Jesus ausschließlich gebraucht hat, ist die Uebersetzung des hebr. aschre, wie in Pf. 1, 2; 2, 12. Die noasis oder anawim sind im weitern Sinne des Worts die frommen und sanftmüthigen Dulder, wie in Pf. 37, 11., wo auch vom Besitz des Landes die Rede ist, was ein ruhiges und glückliches Leben bezeichnet. Die δικαιοovvŋ in v. 6 (mit dem Artikel) bedeutet, gleich dem hebräischen zedakah, auch „Heil, Rettung, Religion," wie in Jes. 51, 6. 8., wo es mit jeschuah (owrýgiov) abwechselt.

5.

Es ist sehr bezeichnend für die Composition des dritten Evangeliums, daß Lucas, sein Verfasser, bei diesem Ausspruch in c. 14, 34 f. den Urmatthäus (Matth. 5, 13) und den Marcus (9, 50) mit einander combinirt hat, indem er aus jenem -vornehmlich das „Unbrauchbar werden“ (μwgavdĥ) und aus diesem das „Würzen“ (άotvIýoerai) entlehnte, an dessen Stelle bei Matthäus a odńσera gesetzt ist. Indessen hat Lucas diesem Ausspruche eine Stelle angewiesen, aus der die hohe Wichtigkeit der Eintracht und brüderlichen Gemeinschaft erhellt, die offenbar durch das „Salz“ bezeichnet werden soll. Vergl. Erläuterung 67 und 95.

6.

Das nλngwoai bei Matth. 5, 17 ist die Uebersetzung des Hebräischen mille, das sowohl „vollenden“ (1 König. 1, 14) wie „in Erfüllung bringen" (1 König. 2, 27) bedeutet und dessen sich Jesus absichtlich bedient hat, weil er das Gesetz vollenden und die Propheten in Erfüllung bringen wollte. Wir haben durch unsre Uebersetzung diesen Doppelsinn wiederzugeben gesucht, obgleich die erste Bedeutung prävalirend ist und die Aussprüche der Propheten ebenfalls von Jesus vollendet oder idealisirt worden sind! Bei den Worten: „Eher kann Himmel und Erde vergehen 2c." haben wir uns nach Lucas gerichtet, obgleich der Urmatthäus die Fassung gehabt haben mag: „So lange nicht (ehe nicht) Himmel und Erde vergeht, wird kein Buchstabe 2c." Der erste Evangelist übersetzte aber (zweimal in diesem Verse) das hebr. ad beli geradezu durch kws (bis), wie auch die Alexandriner in Pf. 72, 7 gethan haben. Ein ähnliches Verfahren hat er in c. 10, 23 beobachtet.

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7.

Daß das uwoé eine Uebersetzung des hebr. naval ist und eigentlich durch novηgé d. h. Bösewicht ausgedrückt werden mußte, haben wir in unsrer Kritik S. 4 Anm. weitläuftiger auseinander gesezt.

8.

Σας πρὸς τὸ ἐπιθυμῆσαι αὐτήν haben wir δurώ,,mit Be= gierde" übertragen, weil der Evangelist wahrscheinlich das Substantiv awah oder hawah mit den gleich lautenden Zeitwörtern verwechselt hat. Vergl. dagegen Jerem. 2, 24; Sprüch. 10, 3. — Daβ δίε 23orte παρεκτὸς λόγου πορνείας (,,obne δαβ eine un= treue vorliegt") ein Zusaß des Pseudomatthäus sind, zeigt nicht nur die parallele Stelle des Lucas, sondern auch Marcus in der ausführlichen Erzählung in c. 10, 2—12., welche den klaren Beweis giebt, daß Jesus hier nur ein ideales Bild von der Ehe aufstellen wollte, ohne auf die reale Wirklichkeit und eine dieser entsprechende Gesetzgebung Rücksicht zu nehmen. Vergl. meine Kritik S. 330 ff.

9.

Da Jesus bei der Citation des A. T. sich zugleich auf die Stellen in 3 Mos. 19, 12 und 5 Mos. 23, 21 bezieht, so sieht man, daß der Evangelist, um den Sinn allgemeiner auszudrücken, das nedarim des hebräischen Grundtextes durch öğxo (Schwüre) übersetzte, statt es durch ɛvyat (Gelübde) wiederzugeben. Dent ἐκ τοῦ πονηροῦ liegt δα3 hebr. Subftantiv ra oder raah (das Böse) zum Grunde, das die Alexandriner z. B. in Hiob 1, 1 durch лāv novηgòv лgāɣμɑ und in Hiob 20, 12 durch xaxía übertragen haben!

10.

Zu den Worten des Heilandes: Wer dir einen Streich auf die rechte Backe giebt zc." enthalten die Klagl. Jer. 3, 30 eine passende Analogie. -Da Lucas in c. 6, 29 das Verhältniß der Kleider umkehrt und vom Mantel zum Rock fortschreitet, so sieht man, wie er den Urmatthäus verbessern will, nach dem sich der erste Evangelist gerichtet hat. Insofern aber Jesus nicht die Meinung haben kann, daß jemand um des lieben Friedens halber sein Unter- und Oberkleid weggeben, also nackend erscheinen soll, so sieht man an dieser Stelle deutlich, daß diese und ähnliche Ermahnungen nur bildlich, nicht eigentlich gemeint

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