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bus, eines Bruders des Herrn, modificirt werden, und die eigen thümlichen Mittheilungen des Lucas sind dann nur glaubwürdig, wenn sie mit den Berichten des petrinischen Dolmetschers und Evangelisten Marcus übereinstimmen.

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21.

Es ist nicht wahr, daß der Diener des Hauptmanns ein Gichtbrüchiger gewesen ist; vielmehr scheinen die großen Qualen auf nervöse Krämpfe hinzudeuten, die im Allgemeinen durch den Ausdruck Paralytikus" richtig bezeichnet werden. Lucas geht bei dieser Bezeichnung seinen eignen Weg, den ihm die spätere Tradition vorzeichnete, auf dem wir ihm aber nicht nachfolgen können, zumal da er die aus dem ungewöhnlichen Zutrauen des heidnischen Mannes gezogene Nuganwendung für die wunderfüchtigen Juden bei Matth. 8, 11-12 weggelassen und später in eine andere Verbindung gebracht hat, gleichsam als wenn diese Drohung hier zu hart gewesen wäre! Die analoge Erzählung im 4ten Evangelium 4, 46 ff. von einem am Nervenfieber Leidenden, die durch eine tendenziöse Tradition eine andere Gestalt gewonnen hat, giebt uns aber in v. 48 ein Supplement zu der Rede Jesu, das wir sehr schätzen müssen und das uns den Beweis giebt, wie sehr Jesus das Verlangen seines Volkes nach Zeichen und Wundern d. h. nach übernatürlichen Thaten und Ereignissen getadelt hat!! Vergl. hier das gewichtvolle Wort Jesu (bei Marcus 13, 22) über die Thaten der falschen Propheten und meine Kritik des N. T. S. 210 ff. - Das Klagen der Verdammten ist eigentlich ein Zähneknirschen, hebr. cherok haschinnajim, wie in Hiob 16, 9.

22.

Die interessante Notiz, daß hier ein Schriftkundiger hat Jesu nachfolgen wollen, hat Lucas verwischt, indem er den Sprecher nicht näher bezeichnet. Dagegen hat er bei dem zweiten Vorfall einen Zusatz gemacht: „Gehe hin und verkündige das Reich Gottes," der aber aus dem dritten Vorfall entlehnt ist, dessen er in c. 9, 62 erwähnt und den wir später (IV, 7) mittheilen werden.

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Es bezeichnet sehr den eigentlichen Werth des Lucasevange= liums, daß sein Verfasser die vorliegende Mission der Apostel nach Matthäus nicht auf die Zwölfe, sondern auf die ihm eigenthümlichen 70 Jünger bezog, mährend er sich bei der nähern Instruction der Zwölfe in c. 9, 1 ff. nach Marcus 6, 7 ff. ge= richtet hat!! Die förmliche Einsetzung der 70 Jünger sollte es gleichsam rechtfertigen, daß auch Paulus als Apostel angesehen fein wollte. - „Wendet euch zuvörderst an die verlornen Schafe aus dem Hause Israel," Hier haben wir das Wort uālλov durch „zuvörderst" übertragen, weil im hebräischen Originale wahrscheinlich das Wort rischonah („zuerst“) gestanden hat, wie in Marcus 7, 27 und in der Rede des Paulus in der Apostelg. 13, 46, wo beide Male nowτov gesetzt ist, das aber der judaisirende Pfeudomatthäus an unsrer Stelle durch μãllov (vielmehr) übersetzte und in dem spätern Zusage von c. 15, 24 ganz beseitigte! Es kann uns nicht wundern, daß Lucas diese Aussprüche Jesu gar nicht aufgenommen hat. Daß der 1ste Evangelist in c. 10, 10 die Worte nicht zwei Röcke, keine Schuhe, keine Stecken" theils aus Lucas 10, 4., theils aus Marcus 6, 8-9 entlehnt hat, geht schon daraus hervor, daß die Sentenz: „Der Arbeiter ist seiner Nahrung werth" mit der Partikel rág (denn) beginnt, sich also unmittelbar an das Verbot, kein Geld und keine Vorräthe mitzunehmen, anschließt. Die gedachte Sentenz hat übrigens Lucas - vielleicht durch Verwechselung von michjah mit michir - verändert in: „Der Arbeiter ist seines Lohnes werth," und merkwürdiger Weise hat der unbekannte Verfasser von 1 Tim. 5, 18 diese Stelle des Lucas wörtlich citirt, indem er dadurch zugleich die späte Entstehung seines Briefes nach der Abfaffung des Lucasevangeliums, mithin nach dem Tode des Paulus, also auch die Unächtheit dieses, wenngleich sehr schäßenswerthen Briefes zu erkennen giebt!→ Bei den Worten „Tretet heraus auf ihre Straßen 2c." haben wir uns nach Lucas gerichtet, da der 1ste Evangelist hier dem Marcus 6, 11 nachfolgt. Jedoch stand im Hebräischen wahr

scheinlich bachem („vor euch“), was Lucas ungenau durch iμïv (euch) übertrug.

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24.

Wie es sich mit der Composition des jeßigen Matthäusevangeliums verhält, ersehen wir daraus, daß der ganze Abschnitt in Matth. 10, 17-22 einer viel spätern Zeit angehört, indem in c. 24, 9. 13 einzelne Sentenzen wiederholt werden, und daß die ganze Darstellung dem Marcus 13, 9-13 nachgebildet ist, weswegen wir sie hier ganz übergehen und v. 16 mit v. 23 verknüpfen mußten. — „Der Leib und Seele den Qualen überliefern kann." So haben wir nach Lucas übersetzt, der das Wort àñoléσai (verderben) nicht von Gott gebrauchen wollte und es daher zweckmäßig umschrieben hat. ,,Ohne den Willen eures Vaters." So mußten wir das ävev tov nargòç du☎v übersetzen, da gewiß das hebr. bileade zum Grunde liegt, das z. B. in 1 Mos. 41, 44 obige Bedeutung hat. Lucas, dem diese Behauptung einer speciellen Vorsehung nicht behagen mochte, substituirt dafür, daß die Sperlinge von Gott nicht vergessen würden! Ihr seid mehr werth als viele Sperlinge." Hier stand im Hebräischen wol niwchar, wie in Jerem. 8, 3; sonst wäre im Griechischen wol ein anderes Wort gesezt worden, als diagéger, das beide Evangelisten haben. ,,Wer sich zu mir vor den Menschen bekennt." Das duoλoyɛiv èv ¿uot ist die Uebersetzung des hebr. hodah li, das zunächst „bekennen" heißt, aber auch die allgemeine Bedeutung des Anerkennens" und ,,Lobens" gewinnt, nach Psalm 54, 8. (6); 106, 47; 122, 4. — „Den werde ich auch im Himmel verleugnen." Es ist sehr bemerkenswerth, daß Lucas das Bekennen und Verleugnen nicht vor Gott selbst, sondern vor den Engeln Gottes stattfinden läßt, gleichsam als wenn reinere Begriffe von Gott, dem Allgegenwärtigen, es ihm nicht gestatteten, von seiner zukünftigen Gegenwart und Nähe zu reden; ein Umstand, der uns nachdenkender machen und mit dem speculativen Begriff vom höchsten Wesen mehr befreunden sollte. Wir haben in der zweiten Hälfte des Ausspruchs dieser Ansicht Rechnung getragen und bemerken

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noch, daß Lucas auch in c. 15, 7. 10 ein ähnliches Verfahren beobachtet.

25.

„Einen heißen Kampf."

So mußten wir übersetzen, da jedenfalls hier die beiden hebräischen Worte cherew und chorew mit einander verwechselt sind, insofern sie dieselben Confonanten haben und bekanntlich die Vokale nicht geschrieben wurden. Pseudomatthäus las nun cherew und setzte daher das griechische Wort μáxaiga (Schwert) an die Stelle, statt chorew zu lesen, das, Hiße“ oder „Kampf“ bezeichnet, weshalb die Alexandriner in 1 Mof. 31, 40 und Hiob 30, 30 dies Wort durch zaupa wiedergeben, sowie sie auch das Zeitwort charew (im Niphal) in 2 Kön. 3, 23 durch máɣeoda (kämpfen) übertragen haben. Einen Beweis für die Richtigkeit unsrer Auslegung giebt Lucas in c. 12, 51., indem er das Wort chorew durch diaμegionuos (Entzweiung, Kampf) ausdrückt und, gleichsam zur Erläuterung, in v. 49 von einem Feuer spricht, das Jesus habe auf der Erde anzünden wollen! Es ist aber wahrlich nicht gleichgültig, ob an dieser Stelle von einem Schwerte oder von einem heißen Kampf die Rede ist, da dieser wie es auch die Meinung Jesu gewesen ist als ein geistiger aufgefaßt werden kann, das Schwert aber geradezu eine kriegerische und gewaltsame Entscheidung bezeichnet und die Geschichte lehrt, daß man leider diesen Sinn nur zu willfährig in die Worte Christi gelegt hat. „Meine Ankunft wird entzweien." Da Lucas im objectiven Sinne sagt: „sie werden entzweit sein", so glaubte ich hier dieser milden Auffassung durch meine Uebersetzung Rechnung tragen zu müssen, die dem Sinn des Hebräischen nicht widerstreitet. ,,Wer seine Aeltern mehr liebt als mich." Das vлè qué ist die Uebersetzung des hebr. ala oder mimmenni. Merkwürdiger Weise hat Lucas in c. 14, 26 an Stelle dieses milden Ausspruchs, wonach die Angehörigen nur vor Christo nicht bevorzugt werden sollen, ein Hassen (moɛiv) derselben gesezt, das nach hebräischem Idiom wenigstens ein Zurücksezen bezeichnen soll. „Wer nicht seine Bürde auf sich nimmt" 2c. Wir haben hier statt des Kreuzes die Bürde Freytag, Symphonie d. Evang.

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gesetzt, weil wir der bestimmten Ueberzeugung find, daß der Urmatthäus hier das letztere Wort (hebr. mot, motah) gebraucht hat, das aber, weil es in seiner ersten Bedeutung nicht das Joch selbst, sondern nur das frumme Holz um den Nacken des Thieres bedeutet, sehr gut durch oravoós (gleichsam „Kreuzholz") ausgedrückt werden konnte; vergl. 3 Mos. 26, 13., wo die Alexandriner tòv deœμòv tov Svyov vμæv gesetzt haben. Bestätigt wird unsre Annahme durch eine ähnliche Stelle in Matth. 11, 29., in der Jesus die Seinigen auffordert, „sein Joch auf sich zu nehmen", wo also ohne Zweifel das Wort Joch (hebr. ol) selbst gestanden hat; vergl. Jef. 9, 3; Klagl. 3, 27. Das áxokovdev entspricht hier dem hebr. radaph in seiner tropischen Bedeutung „nachstreben, nacheifern"; vergl. Erläuterung 68. ,,Wer sein irdisches Leben zu erhalten sucht." So mußten wir übersehen, weil dem Worte „Finden“ unfehlbar das hebräische maza zum Grunde liegt, das aber auch „erhalten“ bedeutet; demgemäß hat auch Lucas Syreiv und Swoyoveiv und Marcus in c. 8, 35 noch deutlicher owsew gefeßt. Der judaisirende Verfasser des ersten Evangeliums konnte aber nicht umhin, selbst später in c. 16, 25., wo er diesen herrlichen Ausspruch nach Marcus wiederholt, das Wort ɛvoloxew (finden) zu gebrauchen!!

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Todte Herzen werden erweckt.“ Daß hier die Geistigtodten gemeint sind, beweisen nicht nur die sonstigen Aussprüche Jesu, die von Matth. 8, 22 und vornehmlich von Johannes in c. 5, 19. 21. 24-26 (vergl. Abschnitt V, 5) aufbewahrt sind, sondern auch die ganz analoge, von Lucas (c. 4, 18) citirte Stelle in Jef. 61, 1., wo die Evangelisirung der Armen mit der Heilung der Herzverwundeten ebenso verbunden ist, wie die Erweckung der Todten mit der Evangelisirung der Armen an unsrer Stelle, obgleich Lucas diese nahe Verbindung durch die Partikel,,und" sowie die der Blinden mit den Lahmen, der Aussäßigen mit den Tauben verwischt hat, wie man aus c. 7, 22 deutlich ersehen kann! Ja dieser Evangelist geht so weit, daß er bei sonst vollständiger Citation der prophe

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