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des Gemüths zu sich selbst“ zu einem glücklichen Ende zu führen!

Sowie man in besser unterrichteten Kreisen der Ueberzeugung ist, daß eine Realbildung zu einer gründlichen Ausbildung des Geistes nicht genügt, und deshalb mit erneutem Eifer zu dem Studium der alten Classiker zurückkehrt: so wird man auch die jest so beliebten und aus einer falschen Toleranz gegen Nichtchristen entstandenen Wege einer abstracten Vernunftreligion verlaffen und sich dem Christenthum von Neuem wieder zuwenden müssen, vorausgesetzt, daß dies in seiner wahren und lautern Gestalt ans Licht gezogen und dadurch zugleich das richtige Verhältniß desselben zu den übrigen Bildungselementen hergestellt wird.

Ich kann die Billigkeit und das Zeitgemäße dieser Forderung nicht besser motiviren, als wenn ich am Schlusse noch die Ansicht eines jungen, hoffnungsvollen Gelehrten aus Halle a. d. Saale, des Herrn Dr. Wilhelm Bauer, hierher seße, die er mir, bei freundlicher Ueberreichung seines gediegenen philosophischen Erstlingswerkes, *) über meine religiösen Bestrebungen mitgetheilt hat: „Es kann in der That kaum ein verdienstlicheres Streben für den Gelehrten geben, als in solcher Weise gleichzeitig der Theologie den wahren Anspruch auf den Namen einer Wiffenschaft zu erkämpfen und den Geist des deutschen Volks, das sich unter dem Drucke des Pietismus vielfach und mit Recht von der Kirche abgewendet hat, wieder mit ihr auszuföhnen!" Und an einer andern Stelle seines schätzbaren Briefes sagt er: Es ist merkwürdig, wie schwer oft gerade das Nüglichste und Beste in der literarischen Welt sich Bahn bricht, während der Büchermarkt jährlich, ja fast täglich mit einer Masse des unnüßesten und verderblichsten Zeuges überschwemmt wird. Freilich vermag die Dauer des Erfolges für die Langsamkeit desselben und die Anerkennung einzelner bedeutender Männer für die augenblickliche Wirkung zu entschädigen.“ -Ueber das „Leben Jesu" von Ernst Renan ist das Nöthige in der Vorrede gesagt.

*) Geschichte der Philosophie für gebildete Leser, zugleich als Einleitung in das Studium der Philosophie. Halle 1863 bei Schwetschke.

Freytag, Symphonie d. Evang.

II.

Die Aussprüche Jesu nach Matthaus.

(Siehe die Erläuterung 1.)

1.

(Pseudomatthäus c. 3, 1–3. 7—12; Luc. 3, 4. 7—9. 16—17.)

Während Johannes der Täufer in der Einsamkeit predigte, war der Hauptinhalt seiner Rede: „Thut Buße, denn das Himmelreich hat sich genaht!" Er ist es nämlich, auf den die Worte des Propheten Jesaias Anwendung finden:,,Eine Stimme ruft: Bahnet in der Wüste den Weg des Höchsten, ebnet in der Steppe eine Straße für unsern Gott!" — Als er einst viele von den Pharifäern und Sadducäern zu seiner Taufe kommen fah, sprach er zu ihnen: „Ihr Otterngezücht, wer hat euch denn Hoffnung dazu gemacht, der künftigen Strafe zu entrinnen? Bringet nur Früchte, die der Buße angemessen sind, und denket nicht mit Selbstgefälligkeit: Wir haben Abraham zum Ahnen. Denn ich versichere euch, daß Gott dem Abraham aus diesen Steinen hier Nachkommen erwecken kann! Auch liegt bereits die Art an der Wurzel der Bäume, damit jeder von ihnen, der keine gute Frucht trägt, abgehauen und ins Feuer geworfen werde. Ich selbst taufe euch mit Wasser; der aber nach mir kommt, ist viel bedeutender als ich, sodaß ich nicht würdig bin, seine Schuhriemen aufzulösen; er wird einen Geist der Heiligkeit über euch ausgießen. Die Wurfschaufel in der Hand wird er seine Tenne reinigen, um sodann den Waizen sicher in seinen Speicher zu

bringen, aber die Spreu mit unauslöschlichem Feuer zu verbrennen!" (Man siehe hier die Erläuterung 2.)

2.

(Pseudomatth. 4, 1-11; Luc. 4, 1—13.)

Nachdem ich von Johannes im Jordan getauft war, wurde ich von einem innern Drange in die Einsamkeit geführt, wo ich verschiedene Versuchungen zu bestehen hatte. So trat Einer mit den Worten zu mir heran: „Bist du Gottes Sohn, so befiehl

doch, daß diese Steine sich in Brodt verwandeln!" Ich antwortete ihm: Es stehet geschrieben: „Nicht von Brodt allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Erzeugniß, das aus der Schöpferkraft Gottes hervorgeht." Ein anderes Mal versett mich jemand im Geiste nach der heiligen Stadt und stellt mich auf die Zinne des Tempels, indem er nämlich zu mir spricht: „Bist du Gottes Sohn, so laß dich von jener Höhe dort herab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln wird er gebieten, dich auf ihren Händen zu tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest!" Ich entgegnete ihm: Es steht aber auch ge= schrieben: „Du sollst Gott nicht versuchen!" Ein drittes Mal begleitet mich ein Unbekannter auf einen sehr hohen Berg, zeigt mir dort alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und spricht zu mir: „Dies alles will ich dir verschaffen, wenn du in meine Pläne willigst!" Worauf ich ihm jedoch erwiederte: „Hebe dich weg von mir, Feindseliger! Denn es steht geschrieben: Du sollst Gott fürchten und ihm allein dienen!" Hiermit hatten die Versuchungen ein Ende. (Vergl. Erläuterung 3.)

3.

(Pseudomatth. 5, 3-12; Luc. 6, 20-23.)

Wohl denen, die wahre Demuth im Herzen tragen, denn ihnen wird das Himmelreich zu Theil! Wohl denen, die aufrichtige Reue besigen, denn sie werden getröstet werden! Heil den frommen Duldern, denn sie werden ein ruhiges und glückliches Leben führen! Heil allen denjenigen, die mit einem heißen Verlangen nach Religion erfüllt sind, denn sie werden dauernde Befriedigung erlangen!

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden wiederum große Theilnahme finden! Selig sind, die Lauterkeit des Herzens haben, denn sie werden Gott am nächsten stehen! Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden seine Kinder heißen!

Heil denen, die um ihrer Gerechtigkeit willen leiden müssen, denn das Himmelreich erwartet sie! Ja wenn man euch meinetwegen schmähen, verfolgen und ohne Grund allerlei Böses von euch reden sollte, blickt dann fröhlich und getrost auf den reichen

Lohn im Himmel hin; denn ebenso hat man die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind! (Vergl. Erläuterung 4.)

4.

(Pseudomatth. 5, 13-16; Luc.

14, 34-35; 11, 33.)

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz unbrauchbar geworden ist, wodurch soll es wieder salzig werden? Es taugt zu nichts weiter, als daß es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten werde! (Bergl. Erläuterung 5.)

Ihr seid das Licht der Welt. Es darf eine Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht in den Hintergrund treten. Auch zündet man keine Leuchte an, um sie unter den Scheffel zu setzen, sondern auf den Leuchter; dann scheint fie allen, die im Hause sind. Ebenso muß auch euer Licht vor den Menschen leuchten, damit fie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen!

5.

(Pseudomatth. 5, 17-20; Luc. 16, 17.)

Glaubt nicht, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzuheben; ich kam nur, sie zu vollenden! Wahrlich, ich sage euch: Eher kann Himmel und Erde vergehen, als daß ein Buchstabe darin nach seinem bessern Sinn unerfüllt bliebe. Wer nun Eins dieser kleinsten Gebote für ungültig erklärt und Andere darnach lehrt, wird sehr geringe Geltung im Himmelreich haben; wer sie aber tiefer und geistiger auffaßt und seine Unter- weisungen darnach einrichtet, wird von großer Bedeutung darin sem. Darum versichere ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht bei weitem übertrifft, merdet ihr nicht ins Himmelreich kommen! (Vergl. Erläuterung 6.)

"

6.

(Pseudomatth. 5, 21-26; Luc. 12, 58-59.)

1

Ihr habt gehört, daß den Vorfahren befohlen ist: „Du follst nicht tödten; wer aber einen Todtschlag begeht, soll dem Gericht überliefert werden!" Ich hingegen sage euch, schon wer ohne Urfach auf seinen Nächsten zornig wird, sollte dem Ge

richt anheimfallen; wer ihn ferner einen Narren schilt, sollte dem hohen Rath verfallen; ja wer ihn einen Bösewicht neunt, müßte die Strafe des Verbrechers leiden. (Bergt. Erläuterung 7.)

Wenn du ferner deine Opfergabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Nächster etwas wider dich habe, so laß deine Gabe vor dem Altar und gehe hin, dich erst mit deis nem Bruder zu versöhnen; alsdann komm und opfere deine Gabe.

Vertrage dich auch mit deinem Widersacher bei Zeiten, so lange du mit ihm noch unterweges bist, auf daß dich derselbe nicht dem Richter überliefere und du in den Kerker geworfen werdest. Ich versichere dir, du wirst nicht wieder herauskommen, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.

7.

(Pseudomatth. 5, 27-32; Luc. 16, 18.)

Ihr habt gehört, daß geboten ist: „Du sollst nicht ehebrechen!" Ich aber sage euch: Wer ein Weib mit Begierde anblickt, hat schon in seinem Herzen die Ehe mit ihr gebrochen. Wenn nun dein rechtes Auge dich verführt, so reiß es gleichsam aus und wirf es von dir; denn es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verloren gehe, als daß dein ganzes Wesen der Verdammniß anheimfalle. Auch wenn dich deine rechte Hand verlockt, so haue sie, so zu sagen, ab und wirf sie von dir; denn es ist dir zuträglicher, eins deiner Glieder zu verlieren, als mit der ganzen Persönlichkeit in die ewige Pein zu kommen.

Nicht minder ist verordnet: „Wer sein Weib entläßt, gebe ihr einen Scheidebrief." Ich sage euch dagegen, wer seine Gattin entläßt, führt eigentlich ihre eheliche Untreue herbei, sowie der im Grunde die Ehe bricht, welcher eine Geschiedene heirathet! (Vergl. Erläuterung 8.)

8.

(Pseudomatth. 5, 33-37.)

Ihr wißt ferner, daß den Vorfahren befohlen ist: „Du sollst nicht meineidig sein, auch dem Herrn deine Gelübde halten." Ich aber sage euch, daß man eigentlich gar nicht schwören soll, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron; noch bei der Erde,

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