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Philo und Cerinth berichtigt werden sollen. Sowie er dem 2óyos des ersteren als dem Verstande Gottes seinen 2óyos als das Wort Gottes entgegenstellte, so lehrte er auch dem Cerinth gegenüber, der das mosaische Gesetz auch für die Christen für verbindlich hielt, daß die wahre Liebe uns erst durch Christum zu Theil geworden sei! Aehnlich verfuhr der spätere Redactor des Evangeliums, indem er zwar den Paraklet des Gnostikers Valentinus, der gegen die Mitte des zweiten Jahrhunderts lebte, im Allgemeinen annahm, aber z. B. der irrthümlichen Vorstellung desselben von einem übers innlichen Leibe Christi einen Beweis des wirklichen Todes Jesu in c. 19, 34 f. entgegenzusezen suchte.

111.

Daß vorstehende Rede wirklich von Johannes dem Täufer herstammt, beweist nicht allein der Ausdruck (in v. 29) xaçã zaion, dem das hebräische samach simchah, wie in Jon. 4, 6., zum Grunde liegt, sondern auch das Wort guara roũ Iroũ, eine Uebersetzung des hebr. imroth jehovah (Ps. 12, 7.), wofür sonst d λóyos toũ Dεou gesetzt wird, wie in 1 Joh. 2, 14. 3war hatte dieser Johannes anfänglich große Zweifel an der Messianität Jesu, wie wir aus dem Urmatthäus (Abschnitt II, 30) wissen; allein er scheint durch die treffende Antwort Jesu (Matth. 11, 4-46) anderen Sinnes geworden zu sein und ihn nun wirklich für ́den Messias (8 xqirós nach v. 28) gehalten zu haben, ohne freilich den geistigen Begriff dieser Würde, wie ihn Jesus felber hatte, zu fassen! Dies Zugeständniß war aber erst möglich, seitdem er im Gefängniß war und an seiner eignen ferneren ›Wirksamkeit verzweifelte, wie ja überhaupt Jesus nach der deutlichen Notiz bei Marcus 1, 14 erst dann auftrat, als jener verhaftet war. Deshalb ist auch die gerade entgegengesetzte Bemerkung des Pfeudojohannes in unserm Kapitel (v. 24) ein Product der späteren Tradition, die den letzten Aufenthalt des Täufers am Jordan, Aenon in Samaria (wohin er sich, wie es scheint, zurückgezogen hatte), irrthümlich auch als den Ort betrachtete, an dem er diesen Ausspruch über Christum gethan haben sollte. So

fehr aber im Allgemeinen das vorliegende Urtheil des Johannes

seinen messianischen Ansichten angemessen ist, vermöge deren er Jefum auch den Sohn Gottes nannte und von demselben Zorn Gottes (oorn zoo Grov) redete, von dem er zu Anfange seiner Thätigkeit nach Matth. 3, 7 gesprochen hatte, so läßt sich doch nicht leugnen, daß der Apostel Johannes diese Rede einigermaßen nach seinen eignen Ansichten modificirt hat, wenn wir z. B. feine Epistel (1 Joh. 5, 9 ff.) aufmerksam damit vergleichen; woraus sich zugleich das wichtige Resultat ergiebt, daß wir wol auch die Reden des Herrn nicht überall ganz buchstäblich, sondern zuweilen nur nach der eigenthümlichen Auffassung dieses Apostels vor uns haben. Uebrigens kann es uns nicht Wunder nehmen, daß die Schüler des Täufers troß dieses günstigen Ausspruchs ihres Meisters über Jesum dennoch ihre separate Stellung als Secte beibehalten haben, da dieser nicht die jüdisch - messianischen Hoffnungen erfüllte, die sie von ihm gehegt hatten, und es ist nun wieder eine falsche Tradition, daß Andreas und Johannes (nach Joh. 1, 37 ff.) förmliche Schüler des Täufers gewesen und auf seine Weisung zu Jesu übergetreten seien; eine Fiction, die aus der Ueberschäzung des vorliegenden Ausspruchs offenbar entstanden ist!

Der Gewinn endlich, den wir noch besonders aus dieser Rede ziehen können, besteht darin, daß wir in v. 28 - wider Erwarten die ursprünglichen Worte erfahren, in denen der Täufer feine Stellung mit Jesu verglichen hat, nämlich: „Ich bin nicht Christus, sondern nur vor ihm hergesandt“ (ἀπεσταλμένος εἰμὶ ἔμπροσθεν ἐκείνου), moraits erft fpater bie myfteriöfe. Sentent, erwadfen ift: „ἔμπροσθέν μου γέγονεν, ὅτι πρῶτός μου ἦνα (c. 1, 15. 80)!!

112.

Daß die Unterredung Jesu mit Nicodemus nicht auf histo= rischer Wahrheit beruht, sondern eine Nachbildung des Gesprächs ist, das jener mit dem heilsbegierigen Reichen bei Marcus 10, 17-27 geführt hat, haben wir schon in unsrer. Kritik S. 221 ff. ausführlich nachgewiesen. Wir setzen aber noch hinzu, daß deswegen nicht alle darin vorkommenden Aussprüche des Herrn

als unächt zu betrachten sind, daß vielmehr die von uns überseßten von ihm herrühren, obgleich sie freilich einer späteren Zeit und Veranlassung ihre Entstehung verdanken und auch an mehrere Personen gerichtet sind, wie der Plural in v. 11-12 deutlich zu erkennen giebt; ein Umstand, den der Evangelist consequenter Weise durch den Plural oldauer in v. 2 zu verdecken suchte!! Dagegen sind v. 2-4 als nachgemachte Einleitung zu v. 5-8., sowie v. 9-10 als fingirte Einleitung zu v. 11-12 zu betrachten, und außerdem ist das Geborensein aus dem Wasser (udatos) in v. 5 unfehlbar aus der Epistel des Johannes (1 Joh. 5, 7) entlehnt, wo das Zeugniß der johanneischen Taufe und das innre Zeugniß des Geistes zusammengestellt ist. Auch ist kluger Weise in v. 7 eine Rückbeziehung auf v. 3 genommen, anstatt, wie es sich gebührte, auf das nächst liegende revvη&ñvai ex aveúμaros in v. 5 zurückzuweisen, um nämlich jenen zweideutigen Ausdruck vwder als ächt zu documentiren. Ferner unterliegt es wol keinem Zweifel, daß v. 13-15 fremde Zusäße sind, die sich schon dadurch kennzeichnen, daß Jesus sich in beiden Aussprüchen den „Menschensohn“ nennt, obgleich er in dem Folgenden von sich als dem Sohne Gottes redet. Hierzu kommt aber hauptsächlich, daß die erste Sentenz in v. 13 durch das Perfectum avaßeßyxev („er ist aufgefahren“) und durch seine ganze Fassung sich als ein dogmatisirendes Räthselwort einer späteren Zeit darstellt, wodurch der Himmelfahrt, die laut c. 20, 17 f. nur unsichtbar vorgeht, gerade so wie in c. 6, 62 Rechnung getragen werden soll. Die zweite Sentenz in v. 14 f. deutet auf die Kreuzigung des Herrn hin, ist also schon deshalb nach dem wirklichen Erfolg gebildet, insofern Jesus nach Marcus (c. 9, 31; 10, 34) wohl seinen Tod, aber nicht die Art seines Todes vorhergesagt hat und die Ermahnung zum Kreuztragen nach Erläuterung 25 anders zu verstehen ist. Was endlich die fernere Belehrung Jesu in v. 16 ff. betrifft, so läßt sich zwar an ihrer Aechtheit nicht zweifeln, aber es hat die größte Wahrscheinlichkeit für sich, daß das Wort uovoyerns („geliebter“) in v. 16 und 18 nicht aus dem Munde Jesu gekommen, sondern vielmehr vom Redactor des Evangeliums aus dem ganz ähnlich

lautenden Ausspruche seines Apostels in Joh. 4, 9 an diese Stelle übertragen ist; ein Verfahren, das dieser Evangelist auch in Beziehung auf Johannes selbst beobachtet, indem er diesen bescheidenen Jünger sich selbst einen Liebling Jesu nennen läßt!! Vergl. meine Kritik S. 278 ff.

Schließlich müssen wir über die Entgegenstellung der irdischen und himmlischen Dinge beim Unterricht die Bemerkung machen, daß Jesus hier unter den irdischen die Lehre von der Wiedergeburt oder von der Besserung des Menschen (v. 5-8), unter den himmlischen dagegen die Belehrung über die Liebe Gottes und über seine eigne göttliche Sendung (v. 16 ff.) versteht, daß er beides für nöthig hält, aber der bestimmten Meinung ist, daß der moralische dem dogmatischen Unterricht vorangehen müsse! Es liegt für uns darin die dringende Mahnung, die iníyaa über die Enovgávia nicht zu versäumen, die religiöse Anthropologie als die Grundlage des christlichen Unterrichts zu betrachten und selbst nach richtiger Auffassung des Glaubens immer wieder in Lehre und im eignen Leben auf Gesinnung und Werke zurückzukommen!

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113.

Aus dieser lehrreichen Erzählung hat zwar der Apostel Johannes wol nur die Aussprüche Jesu in Joh. 4, 14 und c. 7, 37-38 in seinem schriftlichen Nachlaß aufbewahrt; allein wir glaubten unverständlich zu werden, wenn wir diese Aussprüche, losgerissen von der betreffenden Geschichte, mittheilten und haben zugleich die Ueberzeugung, daß die lettere auf einem mündlichen Vortrag des Johannes beruht, wenn auch die Tradition die 50 oder 60 Jahre, die nach dem Vortrage des Apostels darüber verflossen waren, dazu benutte, eine wunderhafte Verwandlung des Wassers in Wein daraus zu machen! Wer von der sittlichen Würde Jesu und von der Pietät gegen seine Mutter überzeugt ist, wird sich mit mir freuen, eine solche Auffassung gewonnen zu haben, die uns auch recht deutlich lehrt, wie abhold Jesus dem Wunderhaften gewesen ist und wie sehr er bei der Freude den Ernst des Lebens und den Gedanken an die Zukunft bewahrt hat! Außerdem, was ich in meiner Kritik S. 215 ff.

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darüber gesagt habe, bemerke ich hier noch, daß die bedeutungsvolle Antwort, die Jesus den Gästen ertheilt, dem Johannes so denkwürdig war, daß er ihren Inhalt später in seiner Offenbarung (c. 21, 6; 22, 1) zur Anwendung bringt und an der ersten Stelle sogar das Wort dwgɛúv („umsonst,“ eigentlich „als Geschenk“. nach dem hebräischen Adverbium chinnam) beibehält, das gewiß auch ursprünglich in Joh. 4, 14 gestanden hat, das aber der Evangelist dazu benutte, um die „Gabe Gottes" (rhy dwoεàν Toυ Jεov) (τὴν δωρεὰν τοῦ θεοῦ) in v. 10 daraus zu machen, die dem hebr. Substantiv chen entspricht!! Die Stellen der h. Schrift, auf welche Jesus bei seinen Aussprüchen hindeutet, sind Jef. 55, 1; 58, 11; Zach. 14, 8.

114.

2η Siefer Stelle glaubten wir bίε 23orte ἐν πνεύματι καὶ aλndeig nach ihrem wahren Sinn übertragen zu müssen. Denn ersteres ist im Hebräischen ruach, das auch die „Gesinnung“ bedentet; lezteres ist gleich dem hebr. emeth d. h. Redlichkeit. Beide zusammen drücken eine redliche Gesinnung oder die Lauterkeit des Geistes aus! Den Ausspruch selbst hat Jesus nicht in Samaria, sondern wahrscheinlich bei Besichtigung des Tempels in Marc. 13, 2 ff. gethan. Man sieht übrigens aus dem vorigen und aus diesem Abschnitt, wie Pseudojohannes die verschiedensten Sentenzen Jesu zur Hülfe nehmen mußte, um das Gespräch mit der Samariterin zu Stande zu bringen!

115.

Ich sende euch also." Da im Hebräischen das Präteritum sehr häufig für das Präsens steht, so können wir bei dem antorala mit gutem Grunde auch das letztere annehmen. Daß diese Rede Jesu ächt sei, beweist schon die ähnliche Stelle beim Urmatthäus in Matth. 9, 37 f..(vergl. Abschnitt. II, 26); es ist eine eindringliche Aufforderung, nun sein Werk muthig fortzusetzen.

116.

Gleichwie der Vater die erstorbene Natur erweckt und belebt." Zieht man in Erwägung, daß im vorigen

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