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nicht in dem Maße zu gute, wie das z. B. in England der Fall ist. Wohl haben die alten Missionskreise in dem deutschen Kolonialerwerb eine Aufforderung erkannt, in den Schutzgebieten neue Missionen zu begründen, wo noch keine waren, und bestehende auszudehnen. Es sind seit 1886 7 neue evangelische Missionen in Afrika und der Südsee in Angriff genommen worden, und ein Teil der Steigung unsrer Missionsleistungen ist auf Rechnung der Anregung zu setzen, welche durch die Kolonialmissionen gegeben worden ist. Aber, soweit wenigstens unsre Kenntnis reicht, sind es wesentlich die alten Missionskreise, welche sich zu gesteigerten Leistungen haben anregen lassen, und die auch die neuen Missionen tragen. Wir haben allerdings vom Anfang der deutschen Kolonialära an uns nicht der Illusion hingegeben, daß mit ihr auch eine neue Missionsära beginnen werde, wie in der kolonialen Sturm- und Drangperiode manche schwärmten; denn wir sind mit den innern Motiven, welche Missionsliebe erzeugen, zu genau bekannt, als daß wir den kolonialen Faktor, für so bedeutungsvoll wir ihn auch halten, hätten überschätzen können. Koloniale Interessen vermögen immer nur da eine Missionsrichtung zu nehmen, wo religiöses Leben und Verständnis vorhanden ist. Unsre Erwartung war eine nüchterne; aber selbst sie hat sich noch als zu hoch gespannt erwiesen. Die Zahl der Kolonialfreunde, welche thatkräftige Missionsfreunde geworden sind, ist bis heute gering. Viele, ja die meisten Missionsfreunde find Kolonialfreunde geworden, aber leider kann man nicht das Umgekehrte sagen. Wohl hat man in den kolonialen Kreisen sich auch mit der Mission beschäftigt, aber was wir bekommen haben und noch bekommen, das ist wesentlich Kritik und Anklage, Anklage und Kritik, nicht reelle Hilfe. Nun hat ja auch Kritik einen Wert, wenn sie gerecht ist, von sachfundiger Seite kommt und auf religiösem Verständnis der Missionsaufgabe beruht, aber wie oft ist bei den Vorwürfen, die der evangelischen Mission gemacht worden sind, das Gegenteil der Fall gewesen! Wir wollen indes jetzt nicht an Urteile erinnern, die glänzende Beweise ablegen für die Unbekanntschaft der Kritiker sowohl mit dem ABC der Missionstheorie wie mit den landläufigsten missionsgeschichtlichen Thatsachen, sondern am liebsten einen Strich unter die Vergangenheit machen und bitten: nun laßt es doch einmal genug sein der unfruchtbaren Kritik; macht euch mit der evangelischen Mission, zunächst der deutschen, wirklich bekannt und sorgt für eine Kenntnis derselben auch in euren Kreisen; auf diesem Wege kommt's dann hoffentlich auch dazu, daß

ihr in den Beutel greift und die evangelische Mission durch Beiträge unterstützt, die sich können sehen lassen.

Um solche Kenntnisnahme zu erleichtern, wird dieser Jahrgang der „Allgemeinen Missions-Zeitschrift" neben anderem eine Serie über die deutschen Missionen aus der Feder kompetenter Männer bringen, in der Weise, daß jeder einzelnen Gesellschaft ein orientierender Artikel gewidmet wird. Nicht eine chronologische Geschichte ab ovo, die übrigens von den meisten deutschen Missionsgesellschaften diese Zeitschrift schon gebracht hat, sondern eine Zeichnung gleichsam aus der Vogelperspektive, wie es auf ihrem Arbeitsfeld Ende 1895 aussieht. Eine Allgemeine Missionszeitschrift wie diese, die sich zur Aufgabe gestellt hat, das ganze Gebiet der evangelischen Mission in der gesamten Welt zum Gegenstand ihrer Darstellung und Besprechung zu machen, kann natürlich nur proportionaliter die deutschen Missionen behandeln, und ein Ueberblick über die bisherigen 22 Jahrgänge stellt, glauben wir, der Redaktion das Zeugnis aus, daß sie sich bisher keiner parteilichen Bevorzugung der deutschen Missionen schuldig gemacht hat. Es giebt auch allgemeine Missionszeitschriften englischer Sprache, die nach der unsern und vermutlich durch sie angeregt entstanden sind, aber es ist keine unter ihnen, die sich einer ähnlichen proportionalen Behandlung der nichtenglischen Missionen befleißigt hätte wie wir der englischen und die mit solcher Unparteilichkeit die Solidarität der evangelischen Missionsinteressen aller Nationalitäten vertreten hätte, wie diese Zeitschrift es gethan. Das dürfen wir sagen ohne jede Ruhmredigkeit. Um so berechtigter glauben wir zu sein, jezt auch einmal im Zusammenhange den Anteil herauszustellen, welchen das evangelische Deutschland an dem Werke der Weltchristianisierung hat.

Es ist eine Thatsache, die uns schmerzlich berührt, daß in der evangelischen Christenheit englischer Zunge die deutsche Missionsarbeit sehr wenig gekannt ist und noch weniger gewürdigt wird. Es geschieht sehr selten, daß die zahlreichen englischen Missionsorgane von der deutschen Mission Kunde bringen, und wenn sie es je und je thun, so sind ihre Berichte mangelhaft und oft fehlervoll. Wir lassen es dahin gestellt, ob allein mangelhafte Bekanntschaft mit der deutschen Sprache die Schuld trägt, oder ob es nationale Selbstgenügsamkeit ist, die sich für berechtigt hält, nichtenglische Missionsleistungen zu ignorieren. Jedenfalls dürfen wir in aller Bescheidenheit unsre Vettern in Großbritannien und Nordamerika daran erinnern, daß diesseits des Kanals und des Ozeans auch noch Leute wohnen und daß es wünschenswert ist, Notiz

zu nehmen von dem, was sie reden und thun. Unser Herrgott hat es so geordnet, daß die verschiedenen Nationen verschiedene Gaben bekommen haben, damit sie einander ergänzen und von einander lernen, und wenn unsre englischen Vettern und Glaubensgenossen sich erst die Mühe nehmen werden, deutsche Missionsarbeit etwas gründlicher kennen zu lernen, als sie bisher gethan vielleicht finden sie, daß sie ebensoviel von uns lernen können, wie wir gerne von ihnen lernen. Und es wäre doch schön, wenn sie an die Stelle ihrer Abschließung von der nichtenglischen Welt eine lebendigere Gemeinschaftspflege mit ihr seßten. Die Mission, an der wir alle arbeiten, ist doch ein gemeinsames Werk; wir müssen uns gewöhnen, fie als ein Ganzes zu betrachten, Leid und Freude mit einander zu teilen und für ihre Interessen solidarisch einzutreten. Und dazu ist unerläßlich, daß eine Nation und eine Kirchenabteilung von der Missionsarbeit der anderen Kenntnis nimmt.

Aber es geschieht nur nebenbei im Blick auf die englisch redende Welt, daß wir uns anschicken, eine Serie über die deutschen Missionen zu veröffentlichen. Unseren eigenen deutschen Landsleuten thut eine genauere Kenntnis von dem not, was das evangelische Deutschland für die Mission leistet. Wir brauchen uns wohl nicht gegen den Mißverstand zu wahren, als ob wir mit unseren Leistungen groß thun wollten, aber angesichts der vielen auf Unkenntnis beruhenden Vorwürfe gegen die deutsche evangelische Christenheit, namentlich daß sie bezüglich der Besetzung der Schußgebiete ihre Missionspflicht versäume und von den Katholiken sich überholen lasse,*) ist es eine apologetische Pflicht, an die missionarische Gesamtleistung des evangelischen Deutschtums zu erinnern. Gelegentlich der Kolonialausstellung, die in diesem Jahre in Berlin stattfinden wird, soll auch eine Missionsausstellung veranstaltet werden, die erste auf deutschem Boden, und vermutlich giebt dieselbe Veranlassung zu öffentlichen Aussprachen über die Mission. Bei der Unkenntnis, die in den die Presse beherrschenden Kreisen über die Mission vorhanden ist, fürchten wir nun fast, daß das nicht ohne Irrtümer abgeht. Es können nämlich in dieser durch ihren kolonialen Charakter beschränkten Ausstellung nur diejenigen deutschen Missionsgesellschaften vertreten sein, welche in deutschen Schutzgebieten thätig sind, und auch diese Gesellschaften nur mit dem Bruchteil ihrer Arbeit, der auf die deutschen Kolonien entfällt. *) Vergl. diese Zeitschr. 1892, 441: Zur Missionsfrage in unseren Schußgebieten.

Was in der geplanten Ausstellung zur Anschauung gebracht wird, ist also nur ein sehr kleiner Bruchteil der evangelischen deutschen Missionsarbeit und zwar ein Bruchteil, der noch von sehr jungem Datum ist und der Natur der Sache nach noch nicht viel Erfolg repräsentieren kann. Wie nun vor einiger Zeit seitens einer kolonialen Autorität die kleine norddeutsche Missionsgesellschaft (Bremen) für die gesamte deutsche Mission gehalten und auf diese naive Verwechselung eine Anklage wider die deutsche evangelische Christenheit gegründet worden ist, daß sie so wenig für die Mission leiste, so besorgen wir, daß gelegentlich der beabsichtigten Ausstellung ähnliche Konfusionen sich wiederholen werden. Und dem möchten wir gern vorbeugen. Darum beginnen wir schon jezt mit einer Artikelreihe über unsere vaterländische evangelische Missionsarbeit, die längst mit stattlichen Scharen von deutschen Sendboten in allen Erdteilen auf dem Plane stand, ehe an eine deutsche Kolonialpolitik gedacht wurde, während es bis dahin eine eigentliche deutsche Mission der Katholiken nicht gab. Die Verpflichtungen, welche die deutsche evangelische Mission gegen ihre alten, gesegneten und fast überall Ausdehnung der Arbeit fordernden Missionsgebiete hatte, gestatteten ihr natürlich nicht, ihre ganze Kraft auf die jungen deutschen Kolonien zu werfen; sie that, was sie konnte, um auch diese zu besetzen, aber zur Zeit repräsentiert ihre Arbeit in den deutschen Kolonien nur den jüngsten und kleinsten Teil ihrer Missionsthätigkeit. Den Lesern dieser Zeitschrift sagen wir ja damit nichts neues; aber wir erinnern daran, damit sie jede Gelegenheit benutzen, die öffentliche Meinung aufzuklären und vor Mißverständnissen zu bewahren.

Allerdings wird ja heute in der Presse der Mission mehr gedacht als früher, nur geschieht es leider selten auf Grund wirklicher Sachkenntnis. Nicht einmal die deutschen Missionen erfreuen sich in der deutschen Presse, wenn ihrer überhaupt gedacht wird, einer sachkundigen Behandlung. Versuchen wir es, zunächst über sie, die uns ja am nächsten liegen, unsere Volks- und Glaubensgenossen zu unterrichten, um durch Missionskenntnis Missionsinteresse und thätige Missionsliebe zu erwecken, damit die deutsche Missionsarbeit wachse und zunehme. Und zu diesem Zweck überantworten wir die Artikelserie über die deutschen Missionen unseren Freunden, damit sie helfen, daß sie unter die Leute tomme.

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Der gegenwärtige

Stand der Rheinischen Mission.

Bon P. Ed. Kriele in Barmen.

Vielleicht giebt es keine andere deutsche Missionsgesellschaft, die innerhalb des letzten Jahrzehntes nach jeder Seite hin ein so schnelles Wachstum gehabt hat, als die Rheinische. Man vergleiche nur die Zahlen der Jahresberichte 1884 und 1894 miteinander:

Hauptstationen

Europäische Missionsarbeiter

Gemeindeglieder

Eingeborene befoldete Mitarbeiter.

Ordinierte Eingeborne

Missionszöglinge (im Missionshaus)

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An Zahl der Heidenchristen es sind nur die wirklich getauften aufgeführt, die ca. 8000 Katechumenen sind nicht mitgezählt steht damit jezt unter den deutschen Missionen die Rheinische an zweiter, an Zahl der Missionare an dritter Stelle. Die Zahl der Missionszöglinge, die hier in der Heimat zum Dienst unter den Heiden vorbereitet werden, soll mindestens bis auf 60 gebracht werden. Seit Jahr und Tag hätte gut die doppelte Anzahl ausgesandt werden können, ja von Rechts wegen müssen, als zur Aussendung bereit standen. Es ist ja bedauerlich, daß oft wichtige Posten haben unbesetzt bleiben müssen; aber es sind die gesteigerten Anforderungen, die an die Heimatliche Missionsleitung gestellt werden, auch ein Zeichen, daß Gottes Segen das Werk draußen in einem Maße gefördert hat, wie die Väter es sich schwerlich haben träumen lassen; und das muß uns mit dankbarer und herzlicher Freude erfüllen. Zwei ganz neue Arbeitsfelder hat Gott innerhalb des letzten Jahrzents der Rhein. Mission zugewiesen: Kaiser - Wilhelms - Land und Ovambo-Land, nördlich von Deutsch-Südwestafrika. *) Von den 105 Missionaren arbeiten gegenwärtig

*) Die beiden Barmer Ovambostationen liegen, das sei gleich hier be= merkt, bereits innerhalb der portugiesischen Interessensphäre; nur die Stationen der Finnen liegen auf deutschem Gebiet. Der neue, übrigens vorzügliche, auch den detaillierteren Ansprüchen der einzelnen besonders deutschen Missionsgesellschaften gerecht werdende Missionsatlas von Grundemann verlegt auch jene irrtümlich auf deutsches Gebiet. Weiter sei bemerkt, daß man sprachlich korrekt eigentlich Ambo-Land sagen müßte, wie man Herero-Land sagt; Ovambo ist wie vaherero Bezeichnung des Volkes. Diese Unkorrektheit hat sich nun aber einmal eingebürgert.

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