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nicht weniger als 29 auf deutschem Kolonialgebiet. Im ganzen verfündigen jetzt Barmer Sendboten unter 10 verschiedenen Völkern das Evangelium; unter 5 auf der östlichen Halbkugel: Bastards (Mischbevölkerung des Kap- und z. T. des Namalandes), Nama, Ovaherero, Bergdamra (in Deutsch-Südwestafrika) und Ovambo; unter 5 auf der westlichen Halbkugel: den Niassern, Batakern auf Sumatra, Dajakken auf Borneo, den Chinesen und den Papuas auf Neu Guinea. Ein weites, ausgedehntes und vielseitiges Gebiet! Auch zwei ganz neue Zweige der Missionsarbeit sind in den letzten 10 Jahren in Angriff genommen: die ärztliche Mission und die Arbeit an den Frauen und Mädchen durch Aussendung selbständiger weiblicher Missionsarbeiter. Unter den oben angegebenen europäischen 105 Arbeitskräften befinden sich 2 Aerzte und 7 Missionsschwestern. Beide Arbeiten, mit denen die Rhein. Mission bis jetzt durchaus gute Erfahrungen gemacht hat, sollen in den nächsten Jahren noch weiter ausgedehnt werden. Aber auch abgesehen von diesen neuen Missionsgebieten und diesen neuen Arbeitszweigen ist der Rheinischen Mission auch auf fast allen ihren alten Missionsfeldern in gegenwärtiger Zeit mehr denn je durch ungeahnte göttliche Thüröffnungen, durch Neugestaltung der politischen und sozialen Verhältnisse u. s. w. eine ganze Fülle neuer Aufgaben gestellt, so daß ein kurzer Ueberblick über den augenblicklichen Stand auch für weitere Kreise, außerhalb der speziellen Barmer Freunde, Interesse haben dürfte. Zuerst das

afrikanische Misßonsgebiet,

und hier zunächst

das Kapland: 10 Stationen mit 13 519 Christen.*) Sämtliche Stationen liegen in der westlichen Hälfte der Kolonie. (Vergl. Grundemann, Atlas Nr. 10.) Es ist noch gar nicht so lange her, daß man im Schoß der Barmer Missionsleitung ernstlich die Frage erwog, ob es nicht an der Zeit sei, die Arbeit im Kapland ganz an die dortige niederländische reformierte Kirche abzugeben. Maßgebend dafür war nicht die Erwartung einer finanziellen Erleichterung der heimatlichen Missionskasse. Eine solche würde nicht stattgefunden haben, denn die

*) Nebenbei bemerkt, schon 1891 gab der Regierungszenfus 14 000 rheinische Missions christen an, während der Jahresbericht Ende 1890 11440 Gemeindeglieder zählte; ein neuer Belag, daß die evangelische Missions statistik eher zu niedrige, als zu hohe Zahlen aufweist; bei der römischen Statistik ist's bekanntlich umgelehrt.

fapländischen Gemeinden erhalten nicht nur vollkommen sich selbst, sondern liefern auch aus den Erträgen der sogenannten Jnstitute, d. h. aus den mit einem Teil der Missionsstationen (besonders Wupperthal und Saron) verbundenen Besitzungen und Industrien beträchtliche Ueberschüsse ab. Aber man war der Meinung, daß die Arbeit der Rheinischen Mission im wesentlichen daselbst beendet sei, wie denn auch jahrelang die Berichte keine Nachrichten mehr von dort brachten, nur der Jahresbericht jedes Jahr einmal die Erinnerung an die dortige Arbeit auffrischte. Doch der Gedanke, die Arbeit abzugeben, ist jetzt endgiltig abgethan. Und zwar darum, weil nicht nur bei den eigentümlichen politischen und sozialen Verhältnissen der Kapkolonie (vergl. den Artikel von Buchner in dieser Zeitschrift, 1894, . 1 ff., 52 ff., besonders S. 6 ff.) die rheinischen Missionsgemeinden zu Gemeinden zweiten Grades und ihre Missionare zu Pastoren zweiten Grades degradiert worden wären, sondern weil die Rhein. Mission mit ihrer Arbeit noch lange nicht am Ende ist; das hat die Visitationsreise des Inspektor Dr. Schreiber (im Jahre 1894) zum klaren Bewußtsein gebracht. Missionsdirektor Buchner hat in dem angeführten Artikel gewiß zur Ueberraschung mancher zahlenmäßig dargethan, wie viel eigentliche Missionsarbeit noch im Kapland zu thun ift. Gilt das auch hauptsächlich von dem östlichen Teil desselben, so wohnen doch auch im westlichen Teil, in dem die Barmer Missionsstationen liegen, noch zahlreiche Heiden, die gewonnen werden können. Das zeigen auch die Jahresberichte. In den letzten Jahren haben auf den kapländischen Stationen fast ebenso viel Heidentaufen stattgefunden, als im Nama- und Hereroland zusammen. Es ist darum mit Freuden. zu begrüßen, daß die Arbeit jetzt mit neuer Energie fortgeführt wird. In den letzten zwei bis drei Jahren sind vier neue Arbeitskräfte dorthin abgegangen, zwei als Gemeindeschwestern ausgesandte Diakonissen nicht mitgerechnet. Und eben jezt bahnt sich eine weitere Ausdehnung der Arbeit an, es soll sogar eine ganz neue Station angelegt werden.

Unlängst hat nämlich von seiner Station Carnarvon aus der Missionar Stremme eine Reise bis an die Grenze der Kolonie, d. h. den Oranje- oder Großfluß gemacht (cirka 200 km), um einige dorthin verzogene Christen seiner Gemeinde aufzusuchen, die seit Jahren nicht mehr Gottes Wort gehört hatten. Rührend war die Freude der Leute, es mochten an 20 sein — daß ihnen wieder einmal ein Gottesdienst gehalten und das Abendmahl gespendet wurde. Da war besonders eine alte Frau, die nicht nur den Namen, sondern auch etwas von der Art der alten Hanna hatte, und der es entschieden zu verdanken war, daß wenigstens eine ganze Reihe Frauen troß der jahrelangen Trennung

von der Mission dem Worte Gottes treu geblieben waren. Wie erstaunte aber erst der Missionar, als zu dem Sonntagsgottesdienst, der unter einem großen Baum abgehalten wurde, nicht nur die kleine Christengemeinde erschien, sondern auch eine große Schar von über 250 Heiden aus allerlei Boll: Kaffern, Betschuanen, Nama, Buschmänner, Bastards; zum Teil waren sie von jenseits des Großflusses gekommen. Es war, als wenn die Nachricht, ein „leeraar" ist da, die Leute elektrisiert hätte, und allen lag die wehmütige Frage auf den Lippen: wann bekommen wir denn endlich auch einen Prediger? Eine Kommission begab sich an Drt und Stelle, und die Sache ist jezt so weit gediehen, daß ein Plaß bereits ins Auge gefaßt ist, und zwar koegas (nicht weit vom füdlichen Ufer des Oranje), wo eine Station über kurz oder lang angelegt werden soll. Die dortigen Asbestosminen haben einen starken Zusammenfluß von Menschen der verschiedensten Nationalitäten, die aber alle holländisch verstehen, bewirkt. So fehlt es also selbst im Kapland, diesem ältesten Gebiet der Barmer Mission, nicht an immer neuen Aufgaben; auch von anderen Stationen werden neue Filialgründungen gemeldet; in zwei Gemeinden -Stellenbosch und Carnarvon ist eine Diakonissenthätigkeit in Angriff genommen, auch den rheinischen Missionschriften in der Kapstadt sucht man neuerdings mehr denn je seelsorgerlich nachzugehen.

Wir überschreiten den Oranjefluß und kommen damit nach DeutschSüdwest-Afrika, dem Nama- und Hereroland. Namaland: 9 Stationen mit 5414, Hereroland: 10 Stationen mit 3252 Christen, das englische Walfischbai ist mitgezählt. In diesem weit ausgedehnten Gebiet, in dem die Mission 1892 bezm. 1894 ihr 50jähriges Jubiläum feiern konnte, ist ja ganz besonders von den mannigfaltigsten neuen Aufgaben zu reden, welche die politische Neugestaltung des Landes mit sich bringt. Was die bekannten politischen Ereignisse der letzten Jahre betrifft, so muß vor allem eines mit herzlichem Dank gegen Gott betont werden. Wenn wir nach Anweisung unseres Luther in der vierten Bitte auch um Friede“ und „gut Regiment" bitten, so ist diese Bitte jeßt erhört worden. Der Landeshauptmann, Major Leutwein, ist nicht nur ein schneidiger Offizier, sondern, und das ist uns als Missionsleuten das wichtigste, ein Mann, der weit über den Durchschnitt hinaus ein warmes Herz und eine lebendige Teilnahme für die Mission hat. Und wenn die starke militärische Besatzung des Landes im ganzen über 600 Mann; fast jede Missionsstation ist Garnison auch manche Mißstände im Gefolge haben und viele Soldaten (aber auch hier fehlt es nicht an manchen löblichen Ausnahmen) ihrem Christennamen keine sonderliche Ehre machen. und dadurch den jungen Christen manche Versuchungen bereiten mögen, so soll das doch nicht die Anerkennung beeinträchtigen, daß von seiten

des Oberkommandos jederzeit etwaigen Beschwerden der Missionare willig Gehör geschenkt und Abhilfe getroffen wird, soweit das überhaupt möglich ist. Jezt ist die Landeshauptmannschaft von dem Militärkommando getrennt; aber auch der Major Müller, der das letztere übernommen hat, bezeigt der Mission ein durchaus wohlwollendes Entgegenkommen. Wer da weiß, wie die weitaus meisten Reisenden, Kolonialleute 2c. zum Werke der Mission stehen, der begreift, daß wir das alles als ein besonders freundliches Geschenk Gottes ansehen. Und dieses neue Regime hat nun auch endlich dem armen, unglücklichen Lande den so heiß ersehnten Frieden gebracht. Wenn auch während der ganzen 14 jährigen Kriegswirren die Mission im allgemeinen nicht nur keinen Stillstand gehabt, sondern sogar Fortschritte gemacht hat, so hat es doch auch nicht an empfindlichen Störungen und Schädigungen gefehlt; mehrere Stationen haben aufgehoben werden müssen, so außer Windhoek Gibeon und noch vor wenigen Jahren Hoachanas, ganz abgesehen von dem demoralisierenden Einfluß der fortwährenden Kriegereien; große Strecken des Landes waren vollkommen zu einer Einöde geworden. Auf seiner Visitationsreise ist z. B. Jnspektor Schreiber von Berseba bis Hoachanas einmal sieben Tage lang gefahren, ohne auch nur einem einzigen Eingeborenen zu begegnen; die ganze Strecke glich einer völlig menschenleeren Wüste. Die einzigen Leute, die er antraf, waren preußische Soldaten, die einquartiert waren in der ehemaligen Kirche von Gibeon! Auch ein Zeichen der Das ist nun seit dem letzten Jahre ganz anders geworden. Nicht nur, daß Major Leutwein mit größeren Machtmitteln, als seinen Vorgängern zu Gebote standen, dem Hendrik Witbooi zu Leibe ging; das Geheimnis seines Erfolges lag darin, daß er Hendrik gegenüber die richtige Politik verfolgte.

Zeit!

Wenn man die in Deutschland landläufigen Urteile über diesen merkwürdigen Mann hörte, hatte man manchmal den Eindruck, den Shakespeare den einen Bürger an der Leiche Cäsars aussprechen ließ: „Wenn man die Sache recht erwägt, ist dem Manne großes Unrecht geschehen“. Schon 1894 erschien im Globus ein Artikel, den sein Verfasser, Rektor Kleinschmidt in Görlig, gut hätte überschreiben können: „Zur Ehrenrettung Hendrik Witboois". (Vergl. diese Zeitschrift 1894, S. 526.) Der Major Leutwein hat ihn nun eben nicht als „ehrlosen Räuberhauptmann“, sondern als einen „ehrlichen Feind der deutschen Regierung" bekämpft und dadurch erreicht, daß derselbe fich, nachdem am 27. August 1894 seine Feste, die Naawkloof erstürmt war, am 14. September bedingungslos den Deutschen ergab und einen ehrlichen Frieden schloß. Hendrik selbst soll später erklärt haben, hätte er nur geahnt,

daß die Deutschen ihn so behandeln würden, dann hätte er sich schon längst unterworfen; er hat bis dahin eben mit dem Mut der Verzweiflung um seinen Kopf gekämpft. Jeßt sißt er nun ruhig wieder in Gibeon, und wir haben allen Grund anzunehmen, daß der Major sich nicht in ihm getäuscht hat, wenn er hofft, daß Witboois unleugbarer Einfluß, den er auf das ganze Namaland hat, unter den veränderten Verhältnissen den Deutschen nur von Borteil sein kann. Der Major Leutwein hält große Stücke auf Witbooi. Nur ein kleiner, schöner Zug: das Harmonium, das den Witbooi auf seinen Kriegszügen begleitete, war total zerschossen; da bat der Major den früheren Missionar des Bitbooi Dlpp, er möchte unter der Hand einige Gaben sammeln, um ihm ein neues Harmonium zu schenken ; jedoch bäten er, der Major, und sein Dffizierkorps sich aus, die Hälfte der Kosten zu tragen. Keiner ist über die Bendung der ganzen Sache erfreuter, als eben der Missionar Dipp, dessen hoffnungsvoller Zögling Witbooi gewesen ist, und der einst einen Traktat über ihn schrieb, betitelt: „Ein braver Namab." *)

Es ist unstreitig, daß mit alledem für die Nama- und Hereromission eine neue Zeit angebrochen ist. Es werden jetzt allenthalben im Lande die Grenzen der einzelnen Stämme zu einander wie zu dem deutschen Kronlande festgelegt. Natürlich fühlen die Eingeborenen die dadurch ihnen aufgelegte Beschränkung, und es kommt hier und da zu glücklicherweise nur leichten Reibereien. Doch muß auch hier gesagt werden, daß die deutsche Regierung im großen und ganzen mit schonender Rücksicht verfährt und besonders den Vorstellungen der Missionare, die selbstredend in dieser kritischen Zeit es für ihre Pflicht halten, für die Eingeborenen mannhaft einzutreten, gern Gehör schenkt. Andrerseits ist aber diese Neuordnung für die Mission in mehr als einer Beziehung förderlich; schon das ist ein Vorteil, daß wie im Namaland die Autorität des Hendrik Witbooi, so im Hereroland die des Samuel Maharero, dessen Oberhoheit auch die beiden Häuptlinge von Omaruru und Otjodzondjupa, Manasse und Kambazembi, anerkannt haben, sich immer mehr durchsetzt. Daß nur je ein Oberhäuptling vorhanden ist, anstatt der vielen kleineren und größeren Häuptlinge, die mehr oder weniger selbständig neben einander standen, kann die friedliche Weiterentwickelung nur fördern. Auch wird der Mission eine größere Bewegungsfreiheit bei der Anlage neuer Stationen und Filiale gegeben, wenn sie nicht mehr in demselben Maße wie bisher von der Willkür der einzelnen Häuptlinge abhängig ist. Ja, selbst die größere

*) Uebrigens ist nach den leßten Nachrichten der jeßt vielleicht 60jährige Witbooi frank; es sieht fast aus, als wenn in der Ruhe die Folgen seines langjährigen unruhigen Treibens und der damit verbundenen Strapazen nachlämen.

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