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Gedankenleben und in ihrer Organisation, wenn diese Katholizität nicht auch in die Erscheinung tritt. Diesen Missionsgedanken hat die Kirche oder die Jüngerschaft Jesu auszuführen, nicht, weil ihre Glieder irgend einem Volke angehören, sondern weil sie Kirchenglieder sind. Zu der Aufgabe bringen sie, wie andere natürliche Gaben, auch ihre nationalen herzu, indem sie dieselben heiligen lassen. Aber insbesondere die nationale Begabung wird nur in dem Geiste selbstverleugnender Liebe verwandt werden dürfen, wenn nicht das Werk seinen internationalen Charakter verlieren und wenn bei demselben nicht nationale Vorteile und Vorurteile Trübungen herbeiführen sollen. Die Kirche darf nicht davon abgehen, daß sie in ihrem Thun nur dadurch sich bestimmen lassen muß, daß sie aufs beste, schnellste und lauterste ihres Herrn Befehl ausrichte: Macht alle Völker zu meinen Jüngern!

III.

Als deutsche Protestanten am Anfang des 18. Jahrhunderts an der Mission sich zu beteiligen begannen, nahmen sie keinen Anstoß daran, in dem Gebiet und zum Teil im Dienst fremder Nationen die Arbeit zu thun. Die Dänen waren damals noch nicht so losgelöst von Deutschland wie heute, sie waren aber doch schon national getrennt. Die Brüdergemeine, selbst national gemischt, ging ruhig in dänische und holländische Kolonien, obwohl ihr Leiter, Graf Zinzendorf, ein Deutscher war. Die dänisch-hallischen Missionare, alle, wenn ich nicht irre, bis auf einen, deutsche Männer, wurden „königlich dänische Missionarii" und hatten am Ende des Jahrhunderts kein Bedenken, sich von englischen Christen im Missionsdienst verwenden zu lassen. Zu der Zeit schickten sich auch die Engländer an, Mission zu treiben, und auch bei ihnen ist das nationale Element nicht bemerkbar. In Ostindien wurde damals der Grund zum britisch-indischen Reich gelegt, aber die Missionsgedanken, auch bei Carey zuerst, gingen nicht dahin, sondern in die neu entdeckte Südseewelt, welche noch viel später von einem englischen Missionsschriftsteller für das ideale Missionsfeld erklärt wurde, weil dort kein nationales Interesse die Lauterkeit der Missionsgesinnung trübe. Auch in den bei der Gründung der Londoner Gesellschaft gehaltenen Predigten wird die nationale Seite nicht betont, es sei denn, daß die Verpflichtung Englands zur Mission betont wurde. Als wenige Jahre später die englisch-kirchliche Mission gegründet ward, nahm sie ohne Bedenken Deutsche als Missionare an, wie diese sich nicht weigerten, im Verband einer englischen Missionsgesellschaft zu dienen. Die Deutschen mußten sich irgendwo anschließen, wenn sie überhaupt missionieren wollten. Wenn später deutsche Missionsgesellschaften gegründet und selbständige deutsche Missionsarbeiten begonnen wurden, so hatte das nichts mit einer Erstarkung des deutschen Rationalgefühls zu thun, sondern tam nur durch die Erstarkung des Missionsfinnes und die Eröffnung von Missionsgebieten. Der Missionssinn in Deutschland wurde stark, eigene Gesellschaften tragen zu können, und verschlossene Länder öffneten sich, z. B. Ostindien. Die erste dieser deutschen Gesellschaften hatte.

gleich in Südrußland eine eigene Arbeit begonnen, wie auch unter den heute noch von Deutschen bearbeiteten Missionsfeldern ihr westafrikanisches das älteste ist. Diese Selbständigkeit hat keinen nationalen Grund, da ja die Baseler Missionsgesellschaft nur a parte potiori deutsch genannt werden kann. Sie war und ist international. Auch bei den anderen Missionsgesellschaften wird sich schwerlich ein anderes Motiv als das, einen neuen Missionsherd zu gründen, nachweisen lassen. Bei einer derselben, der Leipziger, war allerdings der erste Anstoß ein Mißfallen an der Mitarbeit mit den Engländern, aber nicht aus nationalen, sondern aus dogmatischen Gründen. Man nahm Anstoß an der anglikanischen Ordination. Die Gesellschaft selbst war so wenig national, daß sie anstrebte und meines Wissens noch festhält die Mission der lutherischen Kirche aller Nationen zu sein. Grauls Gedanke wenigstens war dies, und der Gedanke ist sehr schön. Daß das allmählich erwachende nationale Gefühl das treibende Rad der deutschen Missionsgeschichte gewesen, ist unhistorisch. Nur der praktische Gesichtspunkt, daß eine Organisation im eigenen Lande das Missionswerk mehr fördern werde, war maßgebend, und der war berechtigt.

Deutsche Männer vor 1884 haben nicht für nötig gehalten, die Nationalität in der Mission zu betonen. Das ist erst aufgekommen, seit wir Kolonien haben. Leute, welche sagten, das Missionsgeld werde dem Vaterlande entzogen, wurden über Nacht Missionsfreunde. Man hörte sie erklären, daß sie sich ebenso sehr für die Mission als für die Kolonisation interessieren, wobei die Voraussetzung war, daß in Zukunft deutsches Geld und Leben nur in deutschen Gebieten verwendet würde. Die Instruktion für die Judenmission: Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch! gilt auch für die Heidenmission; von diesen neuen Freunden wird aber die Regel aufgestellt: Gebt das Evangelium nur da, wo ihr Nußen davon habt.*) Auch bei manchen kirchlich gesinnten Männern ist die Selbstlosigkeit ihres Missionsinteresses nicht zweifellos, da es sich erst zeigte, als die Mission in der Politik eine Rolle zu spielen begann. Man wird doch gut thun, die Beweggründe dieser neuen Freunde nicht Einfluß gewinnen zu lassen. Das Werk wird doch nach dem Willen des Auftraggebers nur dann richtig betrieben, wenn keine Nebenabsichten das Urteil trüben. Die Frage Was wird uns dafür?" ziemt sich nicht für Missionsarbeiter. Auch das Missionsauge muß einfältig sein, wenn der ganze Leib licht bleiben soll.

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Nun ist es allerdings natürlich, daß deutsche Missionsliebe, seit wir selbst Heidenländer haben, sich auch diesen vornehmlich zuwende. Niemand bestreitet, daß unsere Schutzgebiete ein uns an

*) Vergl. den Artikel in dieser Nummer: „Ein kolonial-politisches Programm". D. H.

gewiesenes Missionsfeld sind. Allein wir dürfen dabei nicht vergessen, daß in der Instruktion steht alle Völker“, und daß wir deutschen Protestanten an dieser gemeinsamen Aufgabe der Kirche nach Verhältnis unserer Zahl und unserer gepriesenen Befähigung teilnehmen müssen. In Zahlen ausgedrückt und auf einen Regeldetrisah gebracht, würde dieser lauten: 155 Millionen Evangelische sollen 1006 Millionen Nichtchristen missionieren, wieviel müssen die 32 Millionen deutscher Evangelischen übernehmen? Antwort: 200 Millionen! Wenn wir unsere Pflicht thun und nicht anderen Völkern unsere Arbeit aufhalsen wollen, so sind die sieben bis acht Millionen Heiden in unseren Schutzgebieten knapp der 25. Teil von dem, was uns zukommt. In jedem Fall wird nur ein minimaler Teil der deutschen Missionsthätigkeit in dem Sinne national sein, daß sie unter deutscher Herrschaft geübt werden kann. Meistens werden wir unter freien Völkern oder in den Kolonien anderer christlicher Völker missionieren müssen, wenn unser Volk die Ehrenstelle, die ihm Zahl, Macht und Begabung unter den christlichen Völkern anweisen, ausfüllen will.

Ja wohl, könnte man sagen, aber eins nach dem andern. Zuerst missionieren wir unsere eigenen Gebiete, und dann machen wir uns an die übrigen uns zufallenden 200 Millionen. Das dieser Argumentation zu Grunde liegende Prinzip würde sein: eine Kolonialmacht hat zuerst ihr eigenes Gebiet zu missionieren und darf sich erst danach anderen Heiden zuwenden. Merensky nennt es eine schwere Unterlassungssünde“, wenn heute noch Deutsche außerhalb ihrer Schutzgebiete Missionen beginnen würden, und ladet Breklum und Hermannsburg ein, auch in denselben Arbeit zu suchen. Nach diesem Prinzip würden wir, wenn wir erst 1884 begonnen hätten, die gesamte deutsche Missionskraft auf unsere Kolonien verwandt haben. Ich will jetzt nicht zeigen, wie dann unser evangelisches Missionswesen weder daheim noch draußen die Bedeutung erlangt hätte, die es hat. Aber gesetzt, wir hätten dann ebenso viel Missionare im Felde stehen, so würde jeder einen Kreis von 13 bis 14000 Heiden zu evangelisieren haben. Die Engländer, die allein in Ostindien mehr Heiden haben, als auf ihre Rate kommen würden, hätten, wenn alle ihre 13-1400 Missionare dort vereinigt wären, für jeden einen Wirkungskreis von fast 215000. Welch intensives Wirken würde das geben! In der That hat man zuweilen den Eindruck, als ob die Missionstruppen etwas zu sehr zerstreut wären, als ob geistreiche, feuerfangende Männer gut thäten, einen schönen Gedanken auch

einmal zu unterdrücken, damit nicht zu viel verzettelt werde. Aber das Prinzip, daß jede Nation sich auf ihr Gebiet zu beschränken habe, ist doch zu sehr im Widerspruch mit offenen Weisungen, die Gott unserer Zeit gegeben hat. Mit Recht hat man unsere Zeit die Zeit der Weltmission genannt. Ueberall hat Gott die Thiiren geöffnet, und es ist nicht sein Wille, daß sie unbenutt bleiben sollen. Wir erkennen in dem scheinbaren Wirrwarr der Bewegungen des Missionsheeres die waltende Hand Gottes, der überall hin, wo den christlichen Völkern der Zugang geöffnet ist, auch seine Heilsboten geleitet hat. Die erhebende Weite des Missionsgedankens schrumpft kläglich zusammen, wenn wir ihn auf unsere kleinen Kolonien einengen.

Daß ein Land deutsch ist, entscheidet mit, aber entscheidet nicht allein bei der Frage, wo deutsche Missionsfreunde arbeiten sollen. Die älteren Arbeiten konnten gar nicht davon sich bestimmen lassen, da es kein deutsches Heidenland gab. Aber mit dem Jahre 1884 könnte doch die Verpflichtung gekommen sein, jezt die nichtdeutschen Gebiete aufzugeben oder doch zu beschränken, und in der That sind solche Forderungen laut geworden. Wenn man mit Merensky es für schwere Siinde hält, etwas Neues außerhalb deutschen Besitzes zu unternehmen, so verurteilt man auch die alten Missionen zu langsamem Tode. Denn was heißt in einer Mission neues? Auch das Bild, das Grundemann gebraucht, würde, wenn man Ernst damit macht, das gleiche Resultat haben. Er vergleicht die deutsche Missionsgemeinde vor 1884 mit einem unverheirateten Mann, der mit seinem Vermögen fremde Kinder erzieht; das sind die deutschen Missionsgemeinden in China, Sumatra und anderen Orts. 1884 heiratet der Mann und bekommt eigene Kinder, das sind unsere Kolonien. Natürlich giebt er es jetzt auf, fremde Kinder zu erziehen; er macht sich möglichst bald von ihnen los und nimmt sich der eigenen an. Denn wer seine eigenen Hausgenossen nicht versorgt, ist ärger denn ein Heide. Das Gleichnis hinft nicht auf einem Bein, sondern auf beiden. Welcher Missionar, welche Gesellschaft würde zugeben, daß die von ihnen gesammelten Missionsgemeinden fremde Kinder seien! Unter den Missionaren wird mehr als einer sein, der dem Paulus nachsprechen kann: Ob ihr gleich zehntausend Zuchtmeister in Christo hättet, so habt ihr doch nicht viele Väter. Denn ich habe euch gezeuget in Christo durch das Evangelium. Und wohl auch das andere wunderschöne Missionswort: Wir sind mütterlich gewesen gegen euch! Es wäre ein Verlassen der alten Missionen so grausam, wie wenn eine Mutter ihre

Kinder verläßt, und so thöricht, wie wenn man die Hoffnung, welche in den Kindern für die Zukunft des Hauses liegt, preisgeben wollte.

Zwei deutsche Missionen haben deutsche Missionsgebiete gesucht; als sie angefangen zu arbeiten, wurden diese Gebiete englisch. Ein anderes Gebiet mit einer alten deutschen Arbeit sollte aufgegeben werden. Wird damit das Werk für die deutschen Missionare ein anderes? Wenn z. B. vom Kilimandscharo ein Funke über die englische Grenze fällt und da zündet, sollen die Leipziger sagen, das geht uns nichts an, es ist englisch und es wäre Sünde, neues in fremdem Gebiet zu beginnen? Die evangelischen Franzosen sind durch den Gang ihrer Baßutomission auf eine Erweiterung derselben geführt. Sie glauben, daß Gottes Hand sie gegen ihren Willen an den Sambesi zu einem Volke geführt habe, dem sie aus ihrer alten Arbeit gleich die Bibel in seiner Sprache bringen konnten. Haben sie darin recht, war es dann eine schwere Sünde, neues zu beginnen, statt in dem kolossalen französischen Kolonialreich sich eine Arbeit zu suchen? Wenn die Rheinische Mission ihre Arbeit in der gesegneten Batamission ausdehnt, die Goßnersche die ihre unter den Kols, die Baseler nach dem benachbarten jest geöffneten Asante geht - thun sie unrecht? Man darf der deutschen Art zutrauen, daß sie nicht so kleinlich denken wird, die Reichsgottespolitik nur vom Gesichtspunkt unserer Kolonien aus zu bemessen.

Bei der Frage, wo Deutsche am besten Mission treiben, darf nur der Gesichtspunkt entscheidend sein, wo sie am meisten helfen den Befehl ihres Herrn zu erfüllen. Alle anderen Rücksichten, auch nationale, sind von untergeordneter Bedeutung. Bei der Entscheidung sind wir freilich im Dunkeln und werden mehr bestimmt, als daß wir selbst bestimmen. Wir sehen jedoch nach den Fingerzeigen Gottes. Da ist uns eine Weisung in der Thatsache gegeben, daß deutsche Missionen schon vor 1884 Arbeitsstätten fanden, und ihre Kraft zum Teil festgelegt ist. Einer dieser Fingerzeige ist auch, daß unser Vaterland als herrschende Macht mit den Heiden in Berührung gekommen ist, aber doch nur einer. Schon längst vor der Kolonialära führten von Deutschland in die Heidenwelt Wege. Unsere koloniale Beziehung zu den Heiden ist im Vergleich zu unserer gesamten Anteilnahme an dem Weltverkehr nur eine geringe. In der englischen Stadt Lagos wohnen mehr Deutsche, als in der ganzen Kolonie Togo, wenn man die Missionare nicht mitrechnet. In allen unseren deutschen Kolonien,

Miff. Ztschr. 1896.

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