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so viel Lücken auszufüllen, daß ich weder Anfang noch Ende in der Hauptsache recht abg sehen kann.

Penzel ist diese Woche in Kanter's Buchla den gezogen, um selbigem vorzustehen. Da ich von Natur mißtrauisch bin und der Schein gegen den Mann spricht, so ist mein Umgang mit ihm, troß aller meiner Neigung für seinen offenen, bis zur Unvorsichtigkeit aufrichtigen Character, immer sehr wachsam und behutsam gewesen, um so mehr, da er die Schlüssel feiner Selbsterkenntniß jedem überreicht und einhåndigt. Aus der Vertraulichkeit, in der ich gegen ihn bisher gestanden, kann ich Ihnen nicht anders als versichern, daß er ein Mann von einer eben so großen und seltenen Anlage des Kopfs als des Herzens ist, dem Schicksal und Hauskreuz, das er mir in Ansehung seiner beiden Eltern anvertraut hat, eine Erfahrung und Klugheis erworben haben, die seiner schüchternen Mine und sorglosen Unvorsichtigkeit im Umgange går. nicht anzusehen sind. Es giebt Leute, die ih ren Verstand bloß für die Gesellschaft und zum Reden brauchen; andere, die ihn mehr zu ihs ren Handlungen anwenden, und albern im Reden, aber nicht in Erkenntniß sind. Den Einfluß des Glücks in seine Gemüthsart gesteht Penzel selbst, und auch in diesem Stücke sym. pathisiren wir mit einander. Es ist mir lieb,

ihn bey Kanter in einer neuen Lage zu sehen; die Zeit wird mehr lehren. Mit Vorlesungen wäre es weiter nicht recht gegangen, da die erste Neugierde erkaltet ist, und er sich manche heimliche Feinde zugezogen. Besonders ist Kant immer wider ihn gewesen, und hält ihn für einen niederträchtigen Menschen, weil er fei nen Soldatenstand so ruhig bisher ertragen. Stark ist sein vertrauter Gönner, den er im Herzen nicht schäßt und zum Theil übersicht.

Prof. Kreuzfeld überbrachte mir den 16ten Sept. sein Diplom als Nachfolger des sel. Lindner. Er scheint zu seiner neuen Sphäre geboren und gemacht zu seyn. Bisher hat er mich fast tåglich besucht, und das Englische, worin ich ihm die Anfangsgründe beygebracht, war der medius terminus unserer Bekannt schaft, die mir viel Zufriedenheit gemacht hat, weil ich ohne Umgang nicht leben kann.

Der dritte meiner Freunde ist mir untrea geworden, und wird vermuthlich zur Ostermesse mit einer Uebersehung von Arthur Young's poli tischer Arithmetik erscheinen, die er auf Green's Empfehlung übernommen. Bey unferem genauesten Umgange überfiel mich öfters ein Schauer über die große Aehnlichkeit mit sei nem Oheim. Ich denke noch die Crisis abzu warten, da ich schon eine an ihm erlebt, und Die gegenwärtige theils eine Folge davon, theils

seiner Bedürfnisse ist. Er wollte an dem Preis se über die: Urkräfte der Seele Antheil neh. men, und glaubte die ganze Arbeit bereits im Kopfe fertig zu haben, und stellte es sich ziem lich leicht vor, seine Gedanken aufs Papier, zu bringen. Meine Leichtgläubigkeit und Neu. gierde bewog mich, ihn dazu aufzumuntern, weil es mir gar nicht möglich war, seine Ideen. auszuholen. Diese Grille unterbrach unsere welsche Uebung im Ariost, die wir mit viel Eifer und Geschmack getrieben hatten. Er gab immer vor, an seiner Abhandlung zu arbeiten, und immer Hoffnung, nächstens damit zu En. de zu seyn. Er wurde darüber krank an Kör per, Gemüth und Kopf. Ich zog mir diesen Umstand sehr zu Herzen, besuchte ihn uner. múdet, ihn aufzumuntern, aufzurichten, zu warnen; und da er mir seine Papiere anver traut hatte, die mir. beym ersten Anblick viel versprachen, und worin der leichte Schwung feiner Schreibart mich bey den ersten Zügen selbst bezaubert hatte; so fand ich doch, nach näherer Untersuchung, nichts oder wenig das hinter, und daß alles falsche und unzeitige Wehen der Autorschaft gewesen waren, vor. denen sich keine Frucht, geschweige Reife der. felben, absehen ließe. Da er ein Augenzeuge meiner eigenen Autorkrämpfe gewesen war und ich eben so viel Aufmerksamkeit auf meine

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eigenen Phänomene als seine Eindrücke und stummen Urtheile darüber angewandt hatte da ich mein Jdeal nach Wunsch erreichte, und er meine Warnung an sich erfüllt sah, so ließ ich dem Spiel der Leidenschaften bey ihm und mir die Zügel. Er hat sich bey der Uebers feßung zum Schatten abmacerirt. Ich habe ihm Winke gegeben, alle Hülfsmittel ver« schafft; aber Leidenschaften, die er selbst nicht kennt, geben ihm eine solche Ueberspannung und unvermeidliche Erschlaffung, wovon er nicht Herr ist. Penzel, der mit ihm in einem Hause wohnt, und durch den ich ihm eine griechische Grammatik, die er meinem Kinde geliehen, kürzlich zurückgeben ließ, hat mir ges sagt, daß er beym Empfange derselben Thrås nen vergossen. So viel von der kleinen Welt, in der ich lebe, und von dem Guten und Ues beln derselben.

Nun, liebster Gevatter und Freund, ich bin wirklich ein wenig verlegen, was ich meis nem lieben kleinen Pathen für ein Andenken schaffen oder stiften soll. Gott that alles fein zu seiner Zeit, und muß uns die Worte selbst in den Mund legen, die er zu erfüllen Luft und Kraft überflüssig hat. Mein kleiner lies ber Bückeburger und meine kleine liebe Wandsə beckerin werden mir daher immer im Sinn und Gemüth schweben, so oft ich Gott um

seinen Segen für meine leiblichen drey Kinder anrufe.

Seitdem ich selbst Kinder habe, stehe ich keinem Gevatter mehr, und habe keinen mei. ner hiesigen Bekannten oder Freunde dazu ge braucht, sondern diese Stelle selbst mit mei. nen Hausgenossen vertreten. Ein Wink von Ihnen hatte mich auf Claudius aufmerksam gemacht, daß ich Gelegenheit suchte, seine mir durch Sie bekannt gewordene Zuneigung zu ers wiedern. Weil er mit einer Gleichgültigkeit und Zurückhaltung sich einließ, und ich das Räthselhafte seines Charakters durch einen Sturmlauf näher aufzuschließen im Schilde führte, so fanden sich hier individuelle Bezie hungen, die anderswo nicht so passend waren.

Ungeachtet in keinem andern Lande eine Gewissensehe, oder wie man meinen Fuß zu leben nennen will, so gefeßmåßig als in Preussen ist, so scheint doch wirklich felbige ge wißen Leuten anstößiger zu seyn als Hurereý und Ehebruch, weil Mode, Sünden über Ge seße und Gewissen sind. Ungeachtet meiner großen Zufriedenheit, in der ich lebe, und die das ganze Glück meines Lebens ausmacht, fühle ich diese Seite des bürgerlichen Uebelstandes lebhafter als irgend einer jener weisen Leute. Eben das Bauermädchen, dessen voll. blütige, blühende Gesundheit und eben so vierHamann's Schriften. V. Zh. 13

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