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wenn es mir vorkommt, daß Sie Ihren Freun. den sowohl als Feinden zu viel Ehre erweisen, und dadurch gegen sich selbst ungerecht werden. Selbsterkenntniß und Selbstliebe ist das wahre Maß unserer Menschenkenntniß und Menschen. Liebe. Aber Gott ist größer denn unser Herz, und erkennt alle Dinge, auch die Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen.

Was Sie in Tauben-Einfalt gethan, fey, immer Schlangenlist für ihren Samen wir sind Gott ein guter Geruch Christi; ein Geruch des Todes zum Tode, und ein Geruch des Lebens zum Leben. Er ist nicht ungerecht, daß er vergesse unseres Werks und Arbeit der Liebe für seinen Namen, und den Dienst der Heiligen. Dieser sichere und feste Anker unserer Seele geht hinein in das Inwendige des Vorhangs.

Ihr Wink vom Inhalte des Fingerzeis ges ist genug für mich, um alles anzuwenden, daß ich ein Exemplar auftreibe. Bücherglück hat mir selten gefehlt.

Meinem Gevatter Herder habe ich, unter vielen, auch die Empfehlung Ihrer ersten Aus torschaft zu verdanken. Die beiden ersten Theis le Ihrer Aussichten las ich gleich bey der ersten Erscheinung. Die neueste Ausgabe und der dritte Theil ist mir nie meines Wiffens vor An

gen gekommen, und ich warte gern das Ende des Werks ab, weil ich gern das Ganze über sehen mag. So ein großer Bücherwurm ich auch bin, so hängt doch meine Lesesucht von Umständen ab, und seit langer Zeit genieße ich / einen Schriftsteller bloß, so lange ich das Buch in der Hand habe. Sobald ich es zumache, fließt alles in meiner Seele zusammen, als wenn mein Gedächtniß Löschpapier wåre. Ungeachtet ich von Jugend auf nicht habe Wörter behal ten können, so habe ich mich doch ziemlich spåt auf todte Sprachen gelegt, und ließ mich dún. ken, den Jordan mit meinem Munde auš¡u fchöpfen. Ein Collectaneen Mann bin ich auch nicht. Ich liebe mir die Titel von Büchern, die ich gelesen habe, oder noch zu lesen wún sche, aufzuschreiben, und mehrentheils auf vers lornen Blättern. Was Montagne als ein vir beatae memoriae von sich selbst sagt, ist in meinen Augen kein Widerspruch, sondern bey. nahe mein eigener Fall. Ihre Volkslieder habe ich auch gelesen, auch manche Ihrer ver mischten Aufsåge. Ihr Hirtenbrief an Freunde, nebst Pfenningers Apologie hat mir innig gefallen, und ersterer ganz. Von Ihren Predigten noch keine Sylbe, so lúftern ich selbst durch die Recensionen Ihrer Wider. facher darnach geworden bin. Ich wartę bloß auf das Ende über meinen Leib - Propheten

Fonas. Weder Ihr Drama noch die Paro die desselben habe ich zu sehen bekommen kön nen, ungeachtet ich jedermann seit einem Vier teljahre und länger darum gegeilt habe.

Wenn Sie mich also, liebster Lavater, mit einer Autorgabe erfreuen wollen, so sey es nichts Großes, nichts Edles, nichts Gesuchtes, nichts Kostbares, damit Sie weder meine Eifersucht als Schriftsteller, noch meine Unvermögenheit, erkenntlich zu seyn, oder, deutscher zu reden, meinen Bettlerstolz beunruhigen. Ich freue

mich auf den leßten Theil Ihrer Physiogno-
mik. Jeder Band ist ein Fest für mich gewe,
sen, und der 14te Julius 1776 einer der merk.
würdigsten meines Lebens, weil ich mich den
Tag vorher für einen verlornen Menschen
hielt, der keines gesunden Begriffes mehr få-
hig wäre
ein Wurm und kein Mensch.
Stilling's Jugend habe ich zum zweitens
male gelesen, mit mehr Rührung als das ers
ste mal; ich sehe aber, daß es wenigen schmeckt;
zum Glück sind diese wenigen meine Allerlieb
ften hier; für mich ist er ein Ecce homo! Die
Welt mag sich ärgern und bersten und
plagen! Bey aller Ihrer Angst seyen Sie ges
trost, liebster Lavater! Wie der ehrliche Mohr
Ebedmelech unter den alten kumpen wühlte,
håtte ich meine Hausbibel zerreißen mögen.
um Ihnen ein Seil des Troßtes zuzuwerfen, «.

1

Gott, der einen Backenzahn in jenem Esels. kinnbacken spaltete, daß Wasser herausging für den Durst feines Verlobten, wird alle unsere Bedürfnisse (Genef. XXI. 19.) und Lüsternheit (2, Sam, XXIII, 15.) stillen.

Grüßen Sie Ihre liebe, würdige Frau und Kinder. Mehr Diät in der Arbeit, mehr Um gang mit Fressern und Weinsäufern

und

noch ein Kuß auf Mund und Stirn von Jh. rem Freund und Bruder

J. G. Hamann.

Ein für allemal keine Gefeße für un seren Briefwechsel Jeder nach seines Herzens Lust, und à la fortune du pot.

Von Herder.

Weimar den 1. April 1778.

Endlich, liebster Freund und Gevatter, komme ich dazu, Ihnen zu melden, daß meine Frau den 12ten Febr. mit einem dritten Jungen gefund, bald, glücklich und faft ohne Schmerzen, mein Haus erfreut und unsere Familie vermehrt hat. Der Junge ist mir ähnlich und größer, als die zwey andern; ein wahrer Riese an Gestalt, Kraft und Willen; Wilhelm Ludwig Ernst genannt. Ich weiß, lieber H., Sie schließen auch diesen dritten in Ihre Liebe und in Ihr häusliches Gebet ein, und wünschen, daß es ihm und uns wohlgehen möge auf

- Erden. Wir thuns für Sie und die Ihren auch oft und =redlich deßgleichen.

Verzeihen Sie, daß ich Ihnen eine so frohe Nache #richt so spåt melde. Ich flog in den ersten Augenblicken, Stunden und Tagen so oft zu Ihnen; aber eingeklemmt. in das einsame Wirrwarr und geistliche Sisyphus - Handwerk, in dem ich hier lebe, ermattet man an Allem und. nimmt zulegt an sich selbst nicht mehr Theil. Ich habe den Winter einsamer gelebt, als je in meinem Leben ... Doch genug dessen; Klaglieder zu schreiben, ist noch zự früh.

Wie stehts mit Ihnen, lieber Freund, und den Ihren? Haben Sie sich eingerichtet oder so eingeschustert in Ihrem königlichen Palast? Sobald ich Ubends mit meis nem verbundenen Haus: Vater - Kopf each Ihrer Façon umhergehe, sind Sie vor mir mit Ihren Kleinen. Sie meinen sind wohl, und beide sonderbare Jungen, jeder auf seine Weise, die der Mutter sehr zu schaffen machen, die es aber als treue Eva trågt.

Ich habe diesen Winter eine neue Ausgabe unseres alten Gesangbuches corrigirt, d, i. Druck- und Schreibfehler geändert, und eine Vorrede vorsehen müssen wie gewöhnlich. Dieß und die Bußzettel, zwey in einem Jahre, sind bisher in loco meine einzige Auterschaft gewesen. Jest liegt ein Rescript zum Entwurf eines Schule lehrer-Seminarii schon ein Vierteljahr in meinem Folio-Cas lender, aber noch res intacta, bis ich mich ermanne, in

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