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labialis, sowie das unter solchen Umständen specifisch wirksame Chinin spricht. Ein weiterer Anhaltspunkt für diese Ansicht ist die Pneumonia intermittens, in welcher die Eruption des Lippenherpes nach meiner Erfahrung einen unzweifelhaften und baldigen Uebergang der Krankheit in Genesung zu prognosticiren gestattet. Kurz, ich betrachte diese meistentheils fieberlosen Gastro-Intestinalkatarrhe, welche eine nach längerem Fasten stattgehabte Ueberladung des Magens plötzlich und in stürmischer Weise in's Leben ruft, so zwar, dass die initiale Heftigkeit der Erscheinungen zu der rapiden und vollständigen Wiederherstellung des Kranken in gar keinem Verhältnisse steht, als ein Heilbestreben der Natur, eine durch die Fastenkost bedingte flüchtige und partielle Hyperämie der Magen- und Darmschleimhaut kritisch auszugleichen 1).

Ausser der heissen Jahreszeit und wenn die längeren Fasten oder die regelmässigen wöchentlichen Fastentage (Mittwoch und Freitag) nicht im Spiele sind, besteht die Nahrung der Städter hauptsächlich aus Fleisch, frischen und gesalzenen Fischen, besonders Sardellen, Eiern, Milch, Gemüsen, Käse, Früchten und Brot, während die Land- und ärmere Küstenbevölkerung den Gebrauch der einen oder anderen der genannten stickstoffhaltigen Substanzen sich kaum an Sonn- und Festtagen erlaubt, mit Ausnahme des Genusses von kleineren und wohlfeilen Fischarten Seitens der Küstenbewohner. Gewöhnlich begnügt sich der Dorfbewohner, an dem runden, ungefähr 30 cm hohen Familientische (gogoas) sitzend, mit Hülsenfrüchten, Wurzelgemüsen, Käse, Oliven, Zwiebeln, Knoblauch und Brot, dahingegen bei seinen Feldarbeiten oder überhaupt ausserhalb des Hauses sogar mit letzterem und etwas von der eben angeführten Zukost aus dem Pflanzenreiche. Die Griechen sind, abgesehen vom Brot 2), im Essen und Trinken im letzteren insofern als es sich um Wein handelt im Allgemeinen sehr mässig, doch ist das in Ansehung des Kaffee- und Wassertrinkens nicht der Fall. Bei dieser Sachlage sollte man meinen, dass das geringe Quantum plastischer Nährstoffe, dessen sich die Land- und Küstenbevölkerung bei ihren anstrengenden Berufsarbeiten bedient, zu einem, dem relativen Körpergewicht entsprechenden Stoffwechsel und somit zu einer genügenden Ernährung nicht ausreiche. Und doch fände eine solche theoretisch gewiss berechtigte Voraussetzung in der Wirklichkeit keinen Anhaltspunkt, denn die Leistungsfähigkeit des griechischen Land- und Seemannes in Bezug auf körperliche Arbeit schliesst entschieden die Annahme aus, dass die Qualität seiner Nahrung dem Bedürfnisse des Stoffwechsels nicht genüge. Diese Paradoxologie hört auf, eine solche zu sein, wenn man die Möglichkeit zu

1) Diese Anschauungsweise stützt sich auf einige Sectionsbefunde bei Soldaten, welche während der Fastenzeit im Militärspitale von Nauplia an Verwundungen eines jähen Todes starben. Diese Leute, welche die Fasten nicht gebrochen hatten, hatten vorher weder am Magen noch an den Eingeweiden gelitten.

2) Ich halte die Griechen für noch stärkere Brotesser als die Franzosen.

lässt, dass letzteres, ausser von der Körpermasse des Individuums, auch von dem Grade der Anstrengung, dem es unterliegt, von dem der Wärmeerzeugung im Körper desselben und noch von einem vierten, in der Hygieine nicht ausdrücklich anerkannten Factor abhängt. Was den ersten Punkt, die Grösse des Körpergewichtes, anbetrifft, so leuchtet es ein, dass der durchschnittlich gracile, aber sehnige und von Natur kleinere Grieche eine geringere Zufuhr von Nahrungsmitteln und insonderheit von blutbildenden Stoffen zu seiner Ernährung bedarf, als der grössere, korpulentere und fettreichere Nordländer. Hierzu kommt, dass die überwiegende Mehrzahl des griechischen Volkes 1) in naturgemässen und den Stoffumsatz in eigenthümlicher Weise fördernden Verhältnissen lebt. Ich habe bei der Betrachtung der klimatischen und Bodenverhältnisse Griechenlands darauf hingewiesen, dass die Bewohner der Fieberund Malariagegenden ebenso geistig deprimirt und erschlafft, als körperlich verkommen sind. Anders steht es mit Jenen, welche in gut angebauten Thälern, auf langen, mehrere Stunden breiten, fruchtbaren und gesunden Ebenen oder auf solchem niedrigen, wellenförmigen Hügelland angesiedelt sind. Als physische Merkmale dieser Klasse von Ackerbauern oder Hirten springt vornehmlich wohlverstanden bei dem reinen griechischen Typus mit Ausschluss slavischer und albanesischer Mischlinge das harmonische Grössenverhältniss des Kopfes zu dem ganzen Leibe in die Augen. Jener wird mittelst des länglichen, aber muskulösen Halses auf dem, wenn auch nicht breiten, doch ziemlich gewölbten und meistens behaarten Brustkasten hoch und aufrecht getragen. Der Unterleib ist in der Regel nicht stark entwickelt. Die oberen Extremitäten sind von gewöhnlicher Länge, die unteren. verhältnissmässig etwas kürzer. Hand und Fuss sind klein mit ebensolchen Zehen und Fingern. In solchen Gegenden, besonders im Peloponnes, kennzeichnet sich die Bevölkerung durch scharfe Intelligenz, Lebhaftigkeit, Reizbarkeit und, wie überall auf dem Lande und in kleineren Städten, durch strenge Sittlichkeit. Von dieser Kategorie des Landvolks unterscheiden sich auf den ersten Blick die Bewohner höher gelegenen Gegenden, wie die der zahlreichen Aeste und Verzweigungen des Pindus, der Einsattlungen und Abhänge des Kyllene und seiner Ausläufer, und die der kleineren und grösseren Hochflächen durch das Ebenmaass in ihrer schlankeren und etwas höheren Gestalt, ihre nach oben breitere Brust und die längeren und überdies mit vollerer Muskulatur, namentlich am Unterschenkel, versehenen unteren Extremitäten. Doch erreicht letztere nur bei wenigen Individuen einen Umfang in der Wadengegend, wie man denselben fast durchgängig bei kräftigen Naturen des Nordens antrifft. Die Beobachtung, dass Klima und Bodenbeschaffenheit die körperliche und geistige Entwickelung des Menschen bedingen, bestätigt sich auch bei dieser Gebirgsbevölkerung. So hat die Er

1) Da hier eine Zahlenangabe nicht einmal auf annähernd genaue statistische Erhebungen basirt werden kann, so ziehe ich diesen, zwar unbestimmten, doch unzweifelhaft richtigeren Ausdruck vor.

scheinung des griechischen Gebirgsbewohners aus Lödoriki, Eparchie von Doris, in seiner Nationaltracht etwas an's Antike streifendes, mitunter imposantes selbst, wenn er mit seinem aus Ziegen haar verfertigten Mantel

Kappe, Capote auftritt. In seinem Auge, seinem Gange, seiner Haltung und in seinem Grusse drückt sich das Selbstbewusstsein aus, welchem die französische Bezeichnung „maintien grec" wahrscheinlich ihr Entstehen verdankt). Seine kraftvollen und dabei doch elastischen Bewegungen zeugen vom Vollgefühl seiner Kraft und seines Wohlseins, so dass sie den Gedanken zu erwecken vermögen, als strotze der Organismus desselben von Proteïn, Wein, Gewürzen und anderen erhitzenden Dingen. Und doch ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass der auf unebenem und steinbesäetem Wege so leicht und sicher dahinschreitende Mensch seinen Mittagsimbiss eben eingenommen hat, der gemeiniglich in einem Stück Brot, etwas Ziegenkäse oder anstatt dessen in einer Zwiebel oder ein paar Oliven und in einem frischen Trunk Wasser besteht.

Was schliesslich den Bewohner der Küstengebiete und Inseln anlangt, so gleicht derselbe bei seinem mehr dickknochigen Skelet und seinem etwas volleren Körper, welcher durch die, den unteren Theil desselben umhüllenden, unschönen Pumphosen noch massiger erscheint, eher einem behäbigen Victualienoder Kleinhändler - παντοπώλης oder vulgo μπακάλης - als dem kühnen Seemann, dessen männliche Willens- und Thatkraft sich tagtäglich in seinem gefahrvollen Berufe bewähren. Dieser Heroentypus des nassen Elements hat Mässigkeit und Keuschheit, Liebe zum Vaterlande und zum Erwerbe auf seine Fahne geschrieben und nährt sich, mit Ausnahme von Fischgenuss, wie die Bewohner des Binnenlandes, bei denen eine ausgiebige Aufnahme plastischer Nährstoffe, wie schon bemerkt, nicht stattfindet. Kurz, die Unterschiede in der Lebensweise sind bei den Individuen dieser drei Gruppen unerheblich, denn, abgesehen von wenigen grösseren Städten, sind die Extreme des grossen Reichthums und der grossen Armuth in den Provinzen selten, ebenso wie Ueppigkeit und Hunger 2). Bezüglich des Temperaments ist zu bemerken, dass das sanguinische bei den Bewohnern der Flächen, Ebenen u. s. w. vorherrschend ist, während dasselbe in der Gebirgsbevölkerung einen starken Zusatz vom cholerischen hat. Die Küstengegenden sind von sanguinischen, phlegmatischen und nervösen Individuen bevölkert. Die Geisteskräfte der zwei ersten Gruppen sind auf eine merkwürdige Weise der Speculation zugewendet, sowohl der reellen als idealen, die der dritten jedoch mehr der

1) Diese rauhe und unwirthliche Gebirgsgegend liefert die tüchtigsten Soldaten der diesseitigen Jägerbataillone. Das in der angrenzenden Parnasside gelegene Dörfchen Dremessa ist der Geburtsort mehrerer hervorragender Palikarenchefs des Freiheitskampfes, wie des Gura, des Panuria, der als Generäle verstorbenen Mamuri, Klimaka und Pappakosta.

2) In Griechenland darbt niemand, der arbeiten will, wie in Oberschlesien oder in den mittelschlesischen Bergwerks- und Weberdistricten. Typhusepidemien in Folge mangelhafter Ernährung und ungünstiger Wohnungsverhältnisse, wie sie im Frühjahr 1878 im Eulengebirge u. s, w. vorgekommen sind, habe ich hier nie beobachtet.

reellen. Ihre dahin zielenden, sich keine Abschweifung gestattenden Vorsätze werden von einer erstaunlichen Energie und Ausdauer getragen, welche sie seit Jahrhunderten in alle Theile der Welt mit sich nehmen. Das Talent der nüchternen, scharf objectivirenden Beobachtung und richtigen Auffassung der Handels-, Verkehrs- und Geldverhältnisse unterstützt sie bei allen ihren Unternehmungen, sie mögen ursprünglich als mittellose tsakonische oder argivische Auswanderer, oder als solche von Salona sich irgendwo im Inlande niederlassen, oder als reiche Wechsler und Grosshändler in London, Marseille, Triest, Constantinopel, Odessa und Alexandrien Börsen- oder andere Geschäfte machen. Obgleich ich das relative Kräftemaass der diese Kategorien bildenden Jünglinge und Männer ebenso wenig mit dem Dynamometer zu prüfen, als mit den entsprechenden Altersklassen von Nordeuropäern zu vergleichen vermochte, so halte ich dasselbe doch für kein bedeutend verschiedenes diesen letzteren gegenüber. Ich habe 18-20jährige Jünglinge bei Gelegenheit der im Jahre 1877 begangenen Feier der olympischen Spiele im hiesigen Stadium Beweise von Körperkraft und Geschmeidigkeit im Ringen, in der Handhabung des Wurfspiesses, im Wettlauf (doóuos) und Springen (ăλua) geben sehen, in welchen dieselben von Nordländern gleichen Alters im Ganzen schwerlich übertroffen worden wären. Unter diesen waren allerdings einige Söhne wohlhabender Familien der Hauptstadt, in denen ein animalisches Regime beobachtet wird, doch gehörte die grössere Zahl den Provinzen und zwar dem Landvolke an. Ich habe selbst junge, kandiotische Flüchtlinge mit Erfolg an diesen gymnastischen Uebungen sich betheiligen sehen, deren bescheidene Mittel ihnen gewiss nur selten einen grösseren Tafelluxus gestatten, als Brot, Ziegenkäse oder etwas von der oben angedeuteten, duftigen vegetabilischen Zukost. Ueber die Arbeitszeit des Ackerbauers oder des Handwerkers lässt sich nichts Bestimmtes angeben, da sie als ihre eigenen Herren dieselbe nach Gutdünken bemessen können. Dagegen stellt sich diejenige der Tagelöhner und Fabrikarbeiter die Zahl der letzteren ist beiläufig eine sehr geringe nach Abzug einer meistens zweistündigen Mittagspause auf zehn Stunden pro Tag. In Betreff des dazu erforderlichen Kräfteaufwandes meine ich, dass derselbe nahezu ein solcher sei, wie im mittleren Europa. Erwähnenswerth ist weiter hier, dass die Ration des griechischen Soldaten nach der bayrischen normirt ist, und somit seine Nahrung eine substantiellere ist, als im elterlichen Hause. Dessenungeachtet ist es ein vielfach von mir constatirtes Factum, dass seine Leistungsfähigkeit während seiner Dienstzeit eine durchschnittlich geringere ist, als vor und nach derselben. Dieser scheinbare Widerspruch erklärt sich daraus, dass Heimweh, Wechsel des Klima's und der Lebensweise, sowie besonders der anstrengende Nachtdienst als eben so viele schwächende Momente auf den Organismus einwirken, und somit dem Platzgreifen eines in Folge der täglichen Fleischkost nachhaltigeren Ernährungsprocesses hinderlich sind. Dennoch habe ich Ende der dreissiger Jahre solche erst unlängst eingestellte

18-19jährige (und folglich im Wachsthum begriffene) junge Bursche Tage und mitunter eine ganze Woche hindurch bei der schon angedeuteten mageren und dürftigen Verköstigung, ohne Beeinträchtigung ihrer Leistungsfähigkeit, sich solchen Entbehrungen und Strapazen unterziehen sehen, wie es keiner ihrer Kameraden von den Bayrischen Freiwilligen ungestraft zu thun vermochte. Diese wie jene kamen im Peloponnes bei einer mobilen Truppencolonne zur Verwendung, welche Angesichts der dortigen precären Situation Vorsichts halber gegen eventuelle Aufstandsausbrüche dahin commandirt war und bei der ich zeitweilig den Sanitätsdienst versah. Die Deutschen, einige 20 Mann an der Zahl, erkrankten sämmtlich während der ersten 3-4 Wochen und mussten nach und nach an die Spitäler von Tripolitza und Nauplia abgegeben werden bis auf einen Trompeter, welcher zwar an häufigen Intermittensrecidiven litt, wogegen er von Zeit zu Zeit Chinin nahm, aber doch auf seinem Posten verblieb. Der Mann hat in Folge dessen nach der Rückkehr in unsere Garnisonsstadt Argos monatelang gekränkelt, später habe ich ihn aus dem Gesichte verloren. Einen weiteren Beweis von schwer zu erklärender Arbeitsfähigkeit liefern noch die griechischen Pferde- oder Maulthierbesitzer, welche diese Thiere gewerbsmässig zum Transport von Menschen, Waaren und Producten herleihen. Ein solcher legt den Tag über, immer hinter denselben hergehend und sie durch Zurufe ermunternd, 10-14 Stunden zurück, erträgt dabei ebensowohl eine Sommerhitze von 20-26° R., wie er in der rauhen Jahreszeit auf steinigen und unwegsamen Gebirgspfaden dem Winde und Wetter trotzt. Bei einem Fehltritt seines Thieres ist dasselbe in Gefahr, je nach der Localität, in's Meer oder in einen Abgrund zu stürzen. Seine Nahrung auf so anstrengende Touren ist die schon wiederholt angedeutete, und seinen Durst löscht er mit dem meist kalten und klaren Wasser der hier und da am Wege liegenden Quellen oder Brunnen. Der einzige Luxusartikel, den er sich gelegentlich in einem Dorfe oder in einer einsam gelegenen Herberge (Chan) erlaubt, sind eine oder ein paar Tassen schwarzer Kaffee.

Auf die Frage, wie die auffallende Thatsache der gewiss bedeutenden Leistungsfähigkeit der griechischen Landbevölkerung u. s. w. mit dem, nach den Ergebnissen der neueren physiologischen Forschungen über Stoffwechsel und Ernährung ungenügenden Quantum von plastischen Nährstoffen, welche sie zu sich nimmt, in Einklang zu bringen ist?" glaube ich antworten zu müssen, dass die Erklärung für dieselbe hauptsächlich in dem starken Brotgenusse, und in zweiter Linie in dem reichlichen Wasser- und Kaffeetrinken zu suchen sei. Vom Brote ist es bekannt, dass dasselbe unter den stärkemehlhaltigen Speisen die leicht verdaulichste und nahrhafteste ist. Obwohl man annehmen darf, dass der Nährwerth desselben grösstentheils in seinem Amylumgehalt besteht, so wird es doch um so nahrhafter sein, je mehr Kleber und andere stickstoffhaltige Nährstoffe in ihm enthalten sind. Es ist durch Analysen festgestellt, dass das Verhältniss der Proteïnstoffe zum Stärkemehl

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