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handeln sie um ihre Weiber, und bezahlen einen Theil des Preises für sie, wenn die Mädchen noch sehr jung sind. Die Vielweiberei darf ohne Beschränkung geübt werden; Jeder kann so viel Weiber nehmen, als er zu kaufen und zu ernähren im Stande ist. Die meisten Patagonier indessen begnügen sich mit einer Frau. Wittwen und Waisen sind sich selbst überlassen; es kann sie bekommen, wer nur will; die Uebrigen sind genöthigt, den Kauf abzuwarten, der oftmals wider ihre Neigung erfolgt; oder sie werden fortgeschleppt und zum Gehorsam gezwungen. Die Hochzeiten vollzieht man ohne sonderliche Ceremonie; das Mädchen wird ganz einfach dem Manne übergeben; findet man es am Morgen nach der Brautnacht beim Bräutigam im Bette, so wird die Ehe als geschlossen betrachtet. Der englische Reisende redet von ehelicher Treue der patagonischen Weiber und Männer; Scheidungen kommen äusserst selten vor. Wenn der Gatte seine Frau auf Ehebruch ertappt, wendet er seinen Zorn weniger gegen sie, als vielmehr gegen den Ehebrecher; der muss seine Schuld entweder mit Geld oder dgl. austilgen, oder aber er wird zweck-entsprechend durchgeprügelt. Die Kinder-Erziehung soll bei den Patagoniern schlecht sein, indem sie ihren Kleinen allen Willen thun, ihren Wünschen, Launen, Begierden in jeder Weise nachgeben.

Der Admiral Don A. de Cordova 5) beobachtete, als er zu Anfang dieses Jahrhundertes Patagonien kennen lernte, merkwürdiger Weise ein Ueberwiegen der männlichen Bevölkerung; in den ihm bekannt gewordenen Familien rechnete er immer wenigstens drei männliche Individuen auf ein weibliches. Es ist dies eine Sache, welche ungemein der Correctur bedarf; und wir wünschten, die künftigen Reisenden möchten diesen Punkt in das Auge fassen, um endlich in das Klare zu kommen, ob es auch grössere Ausnahmen von dem statistischen Gesetze des Ueberwiegens der weiblichen Bevölkerung gebe. Cordova bemerkt, dass, obgleich die Patagonier ihre Weiber sehr gering schätzen und mit Eifersucht keine Plage sich machten, die Frauen denn doch die von den Matrosen seiner Expedition ihnen dargebrachten Beweise der Aufmerksamkeit ziemlich kalt entgegen nahmen. Einzelne interessante Bemerkungen über die Patagonier findet man auch bei John Byron 6), in einem im zweiten Drittheile des vorigen Jahrhundertes an den Dr. Maty gerichteten Briefe), bei de Pauw) und bei mehreren der früher angeführten Erd-Umsegler. Die in dem Buche eines ungenannten englischen Verfassers) enthaltenen Angaben über die Ehe-Verhält

nisse etc. der Indianer von Patagonien kommen mit denen Falconer's fast so überein, dass ich glaube, sie seien aus seinem Buche gestohlen.

Wissenschaftliche Belege und Anmerkungen.

1) Mantegazza, P., Sulla America Meridionale lettere mediche. Bd. I. pag. 327.; 39. u. fg.; 124.

2) Burmeister, H., Reise durch die La Plata-Staaten, mit besonderer Rücksicht auf die physische Beschaffenheit und den Culturzustand der Argentinischen Republik. Ausgeführt in den Jahren 1857, 1858, 1859 und 1860. Halle. 1861. in 8°. Bd. I. pag. 197. u. fg.; 201. u. fg.

3) Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. N. F. Bd. IV. [1858.] pag. 131. u. fg.

4) Beschreibung von Patagonien und den angrenzenden Theilen von Südamerika aus dem Englischen des Herrn Thomas Falkner. Nebst einer neuen Karte der südlichen Theile von Amerika. Gotha. 1775. in 8°. pag. 154. u. fg.

5) de Cordova, A., Reise nach der Magellansstrasse, nebst einem Berichte über die Sitten und Gebräuche der Einwohner und die Naturerzeugnisse von Patagonien. Weimar. 1820. in 8o. pag. 140.

6) Byron, J., The narrative ... Containing an account of the great distresses suffered by himself and his companions on the coast of Patagonia, from the year 1740, till the arrival in England, 1746. 2. Aufl. London. 1768. in 8o.

7) Lettre au Docteur Maty, Secretaire de la Société Royale des Londres, sur les Géants Patagons. Bruxelles. 1767. in 12o. 8) de Pauw, Recherches philosophiques sur les Amériquains, ou mémoires intéressants, pour servir à l'histoire de l'espèce humaine. Berlin. 1768-69. in 8o. Bd. I. pag. 281. u. fg.

9) Description des Terres Magellaniques et des pays adjacens. Trad. de l'Angl. par M. B**. Geneve & Paris. 1787. in 8. Bd. II. pag, 102. u. fg.

NATUR- & GESUNDHEITS-LEHRE DER EHE.

EINLEITENDE WORTE.

Die Geschichte ist der Spiegel der menschlichen Thorheiten, Vergehen, Verbrechen und Ausartungen: sie weiset uns deutlich nach die Thatsachen, welche, den Wegweisern gleich, auf der fast unübersehbaren Ebene unseres Entwickelungs-Territorium's ihren Platz behaupten und die Strassen unseres Elends, unserer Schmach, selten unseres Ruhmes, auch dem minder Erleuchteten zeigen. Aber, den Urgrund der Thatsachen zu erkennen, dies kann nimmer in der Möglichkeit der Geschichte stehen; und die Geschichts-Philosophen, weil sie diese Wahrheit nicht begreifen, fallen aus den Wolken ihrer phantastischen, natur-unkundigen Ueberschwenglichkeit, sich selbst und der Sache Schaden zufügend.

An der Naturwissenschaft ist es, den Schlüssel zur Erkenntniss der Grundursache historischer Fakta zu liefern, die Besonderheiten des Menschen und seine gesammten Beziehungen zur Aussenwelt zu erforschen, und so das Band nachzuweisen, welches die MenschenNatur mit den Begebenheiten der Menschen-, Völker- und StaatenGeschichte organisch verknüpft. Ohne die Naturwissenschaft wird die Geschichte der Ehe eine schöne Sammlung von Denkmälern freilich mehr des Unsinnes und der Narrheit, als der Vernunft und Weisheit sein, zu tausend und aber tausend falschen Schlüssen, falschen Begriffen, verkehrten und gemeinschädlichen Folgerungen Anlass geben: durch den Einfluss der Naturkunde aber und der auf

E. Reich, Eheliches Leben.

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ihrem Boden gewachsenen physiologischen und socialen Anthropologie ein unerschöpflicher Born wissenschaftlicher Wahrheit werden, das gediegenste Material zum Aufbaue eines Tempels der Erkenntniss abgeben.

Indem wir einerseits durch die Naturkunde mit dem wahren Wesen des Menschen und der Erhaltung seiner Art bekannt gemacht werden, und andererseits die Geschichte uns schauen lässt der Thorheit unendliche Wirrsale: ziehen wir eine Resultante von Regeln und Sätzen, deren Befolgung den Anforderungen der Natur uns gerecht werden, zugleich die Fehler verflossener Zeiten uns vermeiden. lässt; ich meine, wir kommen durch die Geschichte und die Naturzu einer Gesundheits-Lehre der Ehe.

Ueber die Ursache der Erhaltung der Art auf dem Wege der Fortpflanzung individueller Organismen hat man sehr vielen Täuschungen und Träumen sich hingegeben, durch viele nichts-sagende Phrasen sich irre leiten lassen. Weil man nichts wusste, suchte man seine Unwissenheit mit einem Schilde zu bedecken, und erfand zu diesem Behufe die auf unzähligen Trugschlüssen und Falschdeutungen ruhende, halb wahnwitzige Lehre von der Zweckmässigkeit.

Der ewige Kreislauf das eigentliche Wesen der Welt -, dies ist der Urgrund der Fortpflanzung, ist die Ursache, warum die Art durch eine gewisse Reihe von Jahrtausenden besteht und alsdann untergeht, und in den Trümmern ihren Individuen das Materiale zum Aufbau neuer Arten, neuer Formen abgibt. Im ewigen Kreislaufe, oder Stoffwechsel im Grossen und Kleinen, liegen jene unabänderlichen, Gesetze geheissenen Normen, deren Manifestationen als Entstehung, Jugend, Culmination, Alter und Auflösung der Arten, Geschlechter und Individuen dem aufmerksamen Beobachter täglich tausendfältig begegnen. Der ewige Kreislauf ist der letzte Grund der Ehe.

Die Lehre von der Fortpflanzung ist ihrer Wesenheit nach zunächst eine naturwissenschaftliche und alsdann eine staats-hygieinische; und die Sätze der Theologen und ihrer Consorten, in Bezug auf den fraglichen Gegenstand, müssen schon von vorne herein falsch sein, weil sie auf Unkenntniss der Natur, Ammen-Mährchen, philosophische Trugschlüsse, falsche Sittenlehre und die der PfaffenKaste eigene Herrschsucht sich stützen. Wir haben nicht versäumt, die Belege hierfür im geschichtlichen Hauptstücke gerade nicht in zu geringer Zahl zu liefern, und bestrebten uns, überall zur Genüge nachzuweisen, dass dem Natur-Unkundigen in staats-bygieinischen

und moralischen, auf die Fortpflanzung bezüglichen Sachen nimmermehr die Urtheils-Befähigung vindicirt, eine entscheidende Stimme gestattet werden kann.

Unter der Voraussetzung, dass nur Competente fernerhin im Rathe der öffentlichen Wohlfahrt Sitz und Stimme behaupten, wird das anbrechende Zeitalter die Bedingungen herstellen, welche die Normalität des Fortpflanzungs-Lebens erheischt, und so der Ehe die Rückkehr zu ihrer ursprünglichen Reinheit in jeder Weise versichern.

BESONDERE BETRACHTUNGEN.

Das Geschäft der Erzeugung gleichartiger Individuen setzt bei allen warmblutigen Thieren die geschlechtliche Zusammenwirkung des Mannes und des Weibes auf dem Wege der inneren Begattung voraus ein Erforderniss, welches zu mehr umfänglicher Beziehung der beiden Geschlechter leitet und, je nach der Entwickelungs-Stufe der Thier-Art, ein mehr oder minder langes Zusammenbleiben der Zeugenden herbeiführt. Das durch gegenseitige Anziehung sowohl, als auch und zwar in noch höherem Grade Idurch die dem männlichen Theile zumeist ganz obliegende Sorge für Mutter und Nachkömmlinge bedingte, Zusammensein der zeugenden Individuen macht das Wesen des ehelichen Lebens aus; und man darf nicht übersehen, dass gerade diese Wahrheit von den vernünftigen Gesetzgebern aller Zeiten auf das Tiefste erkannt, theilweise sehr wohl gewürdiget und praktisch verwerthet worden ist: die Gesetzgeber und Religions-Stifter haben, indem sie aus der vorübergehenden Ehe eine bleibende machten, mit richtigem Instinkte auf die Ordnung des Gesittungs-Lebens hingewirkt, dem Manne Haus und Familie, dem Weibe und der Familie den Beschützer und Ernährer gesichert, und damit den Grund zur Entwickelung des Geistes gelegt, der doch nur auf dem Boden geordneter Verhältnisse erwächst.

Wenn zum Behufe der Besorgung des Fortpflanzungs-Geschäftes die vorübergehende Ehe durchaus genüget; so ist sie dem Wesen des Gesittungs-Lebens durchaus entgegen; denn die Civilisation fordert

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