Fähigkeit stehen, darüber müssen spätere Untersuchungen Aufschluss geben. Der Begründer der Bevölkerungs-Statistik, Johann Peter Süssmilch 11), unterscheidet die Ursachen ehelicher Unfruchtbarkeit in zwei grosse Gruppen; die erste», sagt er, enthält diejenigen (Ursachen), die nicht in des Menschen Vermögen stehen und die zugleich allgemein sind. Die andere Klasse fasset die Ursachen in sich, welche von der Menschen Willkür und lasterhaften Unordnung und Ausschweifung herrühren.» In Betreff dieser letzteren Klasse, lässt Süssmilch zunächst auf umständliche Auseinandersetzung der die Fruchtbarkeit vermindernden Folgen der Ausschweifung sich ein. Ich glaube ganz bestimmt, dass Excesse in der Liebe entschieden auf Verminderung der Fortpflanzungs-Fähigkeit hinwirken. Wir wollen in diesem Falle die Angaben von A. J. B. Parent-Duchatelet 12), der die Fruchtbarkeit prostituirter Frauenspersonen genauer zu studiren Gelegenheit nahm, vergleichen. Nach seinen Beobachtungen werden im Laufe eines Jahres von tausend Prostituirten kaum sechs entbunden; während nach den neuesten Angaben von Moritz Block 13) in Paris durchschnittlich jährlich auf hundert Einwohner 3,51 Geburten kommen. Parent-Duchatelet wandte sich an Frau Legrand, die zu seiner Zeit Vorsteherin oder Haupt-Hebeamme der Pariser Maternité war, und bat um genauere Auskunft über die Gebär-Verhältnisse der Prostituirten; sie antwortete ihm, dass die Kinder der Freuden - Mädchen selten leben, häufig todt zur Welt kommen, und den Entbindungen constant schwere Zufälle folgen. Es traten damals in die Maternité jährlich nicht mehr als vier bis sechs Prostituirte. Furcht und Sorgen betrachtet Süssmileh als Hemmnisse der Fruchtbarkeit. Und Quetelet 14) rechnet zu den Einflüssen, welche auf Verminderung der Fruchtbarkeit hinwirken, die Vorsicht; er sagt unter Anderem: «Durch Vorsicht kann auch die Fruchtbarkeit der Ehen vermindert werden, da der Mensch weniger Kinder zu erzeugen sucht, wenn er fürchten muss, dass seine Familie, falls sie zu zahlreich würde, eines Tages Mangel leiden oder auch nur in die Nothwendigkeit versetzt werde, Entbehrungen sich auflegen und auf einen gewissen Wohlstand, an den sie gewöhnt ist, verzichten zu müssen. Nun, so sehr ich überzeugt bin, dass Quetelet's Dafürhalten nicht gerade ein unbegründetes ist; und so sehr es wünschenswerth wäre, die Fruchtbarkeit unter die Herrschaft des Willens zu setzen; so wenig ist es möglich, gerade im Bereiche der Fortpflanzungs-Thätigkeit jene Vorsicht walten zu lassen. -- haben mir an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten Ehemänner gestanden, dass sie, weil sie Vermehrung ihrer Familie nicht wünschen könnten, die äusserste Vorsicht in Anwendung brächten: aber ich hatte Gelegenheit, zu bemerken, dass trotz alledem ́ die Anzahl ihrer Kinder nicht in langsamster Weise sich steigerte. Dort, wo die Donnerstimme der Natur befiehlt, ist menschliche Vorsicht nur ein eitler Wahn: der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach! Wie viel Ehen werden jährlich geschlossen, und wie lange dauern sie im Durchschnitte? Nach den Berechnungen von Wappäus 15), welche auf eine ganze Reihe europäischer Staaten sich beziehen, kommen auf eine Million Einwohner überhaupt 348,817 Verheirathete und 651,183 Unverheirathete; und zwar vertheilen sich die Verheiratheten procentweise nach den verschiedenen Ländern, wie folgt: Und es ergaben sich auf zehntausend Erwachsene (d. i. Menschen, die das achtzehnte Lebensjahr zurück gelegt haben) Verheirathete: in Frankreich 6230, in Spanien 5768, im Kirchenstaate 5610, in Sachsen 5595, im ehemaligen Sardinien 5520, in England 5331, Dänemark 5328, Preussen, Hannover 5251, Schweden 5214, Norwegen 5154, Würtemberg 5104, in den Niederlanden 4893, in Belgien 4882, Schottland 4611 und in Bayern 4582. - Christoph Bernoulli 16) berechnet auf tausend Lebende zwischen dem sechszehnten und dem fünfundzwanzigsten Jahre 74,2 Verheirathete männlichen, 84,6 weiblichen Geschlechtes, zusammen 158,, Verheirathete; 2,4 Verwittwete männlichen, 4, weiblichen Geschlechtes, zusammen 7,2 Ver wittwete; 124, Unverheirathete männlichen, 134, weiblichen Geschlechtes, zusammen 258,, Unverheirathete. 1 Nach den Angaben von G. Fr. Kolb ) hatten England und Wales Einwohner: im Jahre 1801 zu 8,331,434 und 541,546; im Jahre 1831 zu 13,091,005 und 806,182; im Jahre 1851 zu 16,910,947 und 1,011,821. Indem ich dies vorausschicke, wende ich mich zu dem Berichte von G. R. Porter 18), wonach die Zahl der geschlossenen Ehen mit den Jahren also sich verhielt: Im Jahre 1700 hatte, wie neuerdings Block 19) mittheilt, Frankreich 19,669,320 Bewohner; die Zählung von 1856 hat 36,039,364 Seelen ergeben, die von 1821 an 30,461,875, die von 1836 an 33,540,910. Nun wurden Ehen geschlossen jährlich im Durchschnitte: in den Jahren 1821 bis 1825 an 241,347, zwischen 1836 und 1840 an 272,552, im Jahre 1856 aber 287,029, im Jahre 1858 endlich 307,056. Während in der Zeit von 1841 bis 1845 jährlich im Durchschnitte 282,733 Heirathen Statt fanden, wurden zwischen 1846 bis 1850 jährlich im Mittel nur 277,941 Ehen vollzogen. Die Theuerung von 1847 und die Gewerblosigkeit von 1848 bis 1850 haben gewiss die geringe Zahl der Heirathen in der Periode 1846 bis 1850 zu verantworten; ohne die Revolution hätte sich höchst wahrscheinlich eine stetige Zunahme gezeigt», bemerkt Block. Zwischen ledigen Personen werden in Frankreich etwa dreiundachtzig Procente der Ehen geschlossen; zwischen ledigen Männern und Wittwen einiges mehr als drei und ein halb Procente, zwischen Wittwern und Wittwen etwas weniger, zwischen Wittwern und ledigen Frauenspersonen aber gegen zelin Procente. Nach den neuesten Berichten von A. Legoyt 20) stieg in Frankreich während des Jahres 1859 die Zahl der abgeschlossenenen Heirathen auf 298,417; und in der Periode zwischen 1851 und 1859 kommt eine Heirath: im Jahre 1851 auf 124 Einwohner, 1852 auf 127, 1853 auf 128, 1854 auf 133, 1855 auf 127, 1856 auf 125, 1857 auf 122, 1858 auf 118, 1859 auf 122. Im Jahre 1859 wurden Ehen geschlossen: zwischen Ledigen 83, Procente, zwischen ledigen Männern und Wittwen 3,50, zwischen Wittwern und ledigen Frauenspersonen 9,22, und zwischen Wittwern und Wittwen 9,55 Procente. Derselbe Statistiker theilt die Ergebnisse der unter der Leitung von Pietro Maestri vorgenommenen Volks-Zählung im Königreiche Italien mit. Indem wir davon das die Stadt Turin Betreffende in das Auge fassen, finden wir, dass daselbst im Jahre 1862 an 204,715 Menschen wohnten, und die Bewohner in den Jahren 1858 und 1862 nach dem Stande der Verheirathung und der Ehelosigkeit in folgender Weise sich vertheilten : Für die Reiche und Länder der österreichischen Monarchie stellen Einwohner Zahl und Vertheilung der Menschen nach dem ledigen, verheiratheten und verwittweten Stande nach den Forschungen und Angaben von A. Ficker 21) folgender Massen sich heraus: |