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Mehr auf ein Wachsthum des Volkswohlstandes um 22,8 pCt. schließen, so würde sich dieser Schluß als fehlerhaft erweisen, sobald wir berücksichtigen, daß es nicht durch eine entsprechende Vermehrung des Konsums der besteuerten Gegenstände entstanden ist, wie der Bericht des Finanzministers behauptet, sondern aus der Erhöhung der Besteuerung dieser Dinge in sehr viel höherem Maße als um jene 22,8 pCt. Die Accise auf Zucker ist um 106 pCt., die auf Streichhölzchen um 100 pCt., die auf Erzeugnisse der Naphthaproduktion um 50 pCt. gestiegen; ebenso sind auch die Tabaksteuer, die Stempelsteuer, die Gewerbesteuer, die Steuer auf Handelspatente gestiegen. Berücksichtigt man den ungeheuren Geldzufluß aus dem Auslande während dieser 13 Jahre, der doch zum größten Theil - wenigstens durchgangsweise als Arbeitslohn, Gewinn 2. in die Hände der Konsumenten gelangt ist, so erscheint diese im Verhältniß zur Belastungshöhe geringe Einnahmesteigerung als ein wahrhaft erschreckendes Symptom!*)

Wenden wir uns nunmehr einigen Spezialgebieten zu, auf denen der Rechenschaftsbericht des Finanzministers eine besondere Zunahme der Produktion resp. des Konsums feststellen zu können glaubt, sowie der Kritik Butmis.

Der Bericht des Finanzministers behauptet, daß während der Jahre 1892-1900 die Produktion an Baumwollenwaaren in Rußland um 50 Prozent und der Verbrauch von Baumwolle auf den Kopf der Bevölkerung um 18 Prozent, von 4,52 auf 5,32 Pfund gewachsen sei. Bereits diese Ziffern müssen, sobald sie gegen einander gehalten werden, einigermaßen befremden. Die Produktion soll um 50, der Konsum um 18 Prozent gewachsen sein die 32 Prozent geblieben, um welche jene dieser vorangeeilt sein sollen? Eine so große Rolle, daß man die Differenz allein durch die steigende Antheilnahme der inner-russischen Fabrikation an der Deckung des Bedarfs und durch die Verringerung der Einfuhr erflären könnte, hat diese lettere im Jahre 1892 schon lange nicht

wo sind

*) Butmi, der hier prinzipiell auf dem richtigen Wege ist, hat in der Ausrechnung allerdings ein sehr kräftiges Versehen gemacht, indem er sich bei der Subtraktion: 914 Mill. 498 Mill. um ganze hundert Millionen irrt, und 516 statt 416 Mill. schreibt. Auf diese Weise gelangt er zu dem Ergebniß, daß zwischen 1902 und 1889 nur ein Unterschied des Steuerertrages von 5,3 pCt. zu Gunsten des ersteren Jahres vorhanden sei. Wäre dem so, dann könnte man freilich nicht mehr von einem drohenden oder fortschreitenden Ruin Rußlands sprechen, sondern dann wäre der bereits hereingebrochene Ruin eine Thatsache. Das Beste ist aber, daß man im russischen Finanzministerium diesen Fehler nicht einmal gemerkt hat!

mehr gespielt, und eine Ausfuhr baumwollener Produkte aus Rußland findet nur in unbedeutendem Maße nach Persien und in einer überhaupt kaum nennenswerthen Menge nach China und der Türkei statt. Wo also sollen die Bestände der angeblich um 50 Prozent vermehrten Produktion geblieben sein?

Butmi stellt nunmehr zunächst fest, daß in den Jahren 1892 und 1899 sowohl die Menge der aus dem Auslande eingeführten als auch von den russischen Fabriken aus Turkestan bezogenen Rohbaumwolle annähernd die gleiche geblieben ist, nämlich in runden. Zahlen 1013 resp. 33, Millionen Pud, zusammen also in beiden Jahren gegen 14 Millionen Pud. Der ganze Unterschied in der Schlußsumme zu Gunsten des Jahres 1899 beträgt 50 000 Pud oder 0,4 Prozent. Die Bevölkerung vermehrte sich rechnungsmäßig von 121 auf 133 Millionen. Daraus würde nicht eine Steigerung, sondern eine Verringerung des Konjums von Baumwolle pro Kopf von 4,6 auf 4,2 Pfund, d. h. um 9 Prozent folgen an Stelle der vom Finanzminister herausgerechneten 18 Prozent. Nun hat allerdings der Bericht des Finanzministers nicht das Jahr 1899, sondern vielmehr das Jahr 1900 als Schlußpunkt gewählt, und in diesem Jahre war allerdings die Baumwollenernte in Turkestan so groß wie noch nie, so daß 6 Millionen Pud auf den russischen Markt gelangten und die Gesammtsumme der aus Turkestan und über See eingeführten Baumwolle etwas über 15 Millionen Pud betrug. Dieses Jahr 1900 fann aber fein Mensch, der mit der Entwickelung der wirthschaftlichen Verhältnisse Rußlands in den lezten Jahren auch nur halbwegs vertraut ist, in der Weise, wie es in dem Bericht des Finanzministers geschieht, verwerthen, weil bekanntlich damals schon die Anhäufung großer unverkäuflicher Massen baumwollener Garne und Gewebe in den Lagern der Fabriken begann, jene Anhäufung, die heute noch, namentlich in Bezug auf alle diejenigen Qualitäten fortdauert, die bisher von der breiten Masse der Bevölkerung gekauft worden waren und die dazu geführt hat, daß gegenwärtig, wie ich mich selbst durch persönliche Erkundigungen an unterrichteter Stelle zu überzeugen Gelegenheit hatte, dazu geführt hat, daß für den Massenkonsum Qualitäten hergestellt werden müssen, die überhaupt nicht mehr die Bezeichnung „Stoff" verdienen. Es sind schleierdünne mit Appretur vollgekleisterte Gewebe, die kaum mehr das Genähtwerden vertragen und nach dem ersten Regenguß den Leuten wie lappiger Flor um die Glieder hängen. Hier also, wo doch die

Ueberfüllung der Lager und die Unverkäuflichkeit der Bestände jedermann in Rußland bekannt ist, also doch wohl auch dem Finanzministerium bekannt sein sollte, von Steigerung des Konsums zu sprechen, ist einfach handgreifliche Lächerlichkeit.

Indeß das russische Finanzministerium, zum Mindesten die Federn, die für dasselbe arbeiten, bringen auch noch ganz andere Dinge fertig. So giebt z. B. die Denkschrift des Herrn von Witte zum Budget für 1900 an, daß der Werth aller Erzeugnisse der russischen Tertilindustrie von 1877 bis 1897 von 298 auf 946 Millionen Rubel gestiegen sei. Bei der Tertilindustrie entfällt in Rußland bei Weitem der Löwenantheil auf die Baumwolle. Hier eristirt nun eine äußerst merkwürdige Berechnung in dem auf Grund offiziellen" Materials im Finanzministerium unter der Redaktion eines Herrn Blau zusammengestellten Handbuch des Departements für Handel und Manufakturen (1896). Dieses Handbuch schätzte den Werth aller russischen Baumwollenfabrikate auf 531 Millionen Rubel. Diese Ziffer ist schlechthin erstaunlich, wenn man bedenkt, daß im Jahre 1896 im Ganzen an überseeischer und turkestanischer Baumwolle 1314 Millionen Pud im Werthe von 124 Millionen Rubel nach Rußland gelangt sind.. Von diesen 1314 Millionen Pud muß vorweg abgerechnet werden alles, was sich an unverwerthbaren Abfallstoffen ergiebt, was in Gestalt von Watte verbraucht wird, was auf die Herstellung gemischter Gewebe (Baumwolle mit Wolle, Baumwolle mit Seide), für die Fabrikation von Zwirn und dergleichen abgeht. Hinzugerechnet werden muß die Einfuhr gesponnenen Garns. Alsdann ergiebt sich nach Scharapow (Seite 74), daß der Werth der in Rußland hergestellten Baumwollengewebe die Summe von 26611⁄2 Millionen Rubel, statt 531, gar nicht übersteigen kann. Der geradezu unglaubliche Fehler, den das Handbuch des Departements für Handel und Manufakturen bei seiner Werthberechnung begangen hat, besteht darin, daß es erstens den Werth der Rohbaumwolle, zweitens den der daraus hergestellten Gespinnste und drittens den der fertigen Stoffe — anstatt zu berücksichtigen, daß jede vorhergehende Ziffer ihrem vollen Betrage nach in der nächstfolgenden drinsteckt - einfach addirt hat, und das Resultat soll dann den Gesammtwerth der russischen Baumwoll-Tertilindustrie darstellen.

Am dunkelsten wird die Sache vollends da, wo im Vorwort zu einer späteren Publikation des Finanzministers: „Zusammenstellung von Daten über die russische Fabrikindustrie für das Jahr

"

1897" der im Jahr vorher gemachte Fehler zwar eingestanden, darauf aber das Streben der Fabrikanten den wahren Umfang ihrer Produkte zu verheimlichen“ als ausreichende Kompensation des untergelaufenen Versehens in der Berechnung hingestellt wird. In der an den Kaiser adressirten Denkschrift zum Budget für 1900 erscheint denn auch richtig wieder die auf Grund jener originellen Berechnungsmethode gefundene kolossale Summe für den Werth aller Produkte der russischen Textilindustrie. Und diesen selben groben Schwindel, um keinen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen, wagt es der russische Finanzminister in einem an die Person seines Kaisers adressirten offiziellen Schriftstück der ganzen Welt aufzutischen! Es ist bezeichnend für dasjenige Maß von Verständniß und Interesse, das bei uns wie anderswo in Europa für die russischen Dinge eristirt, wenn über ein derartiges Stück außerhalb Rußlands überhaupt noch nichts an die Oeffentlichkeit gedrungen ist abgesehen von der 1901 in Berlin erschienenen, aber bis jezt fast ganz unbeachtet gebliebenen, in russischer Sprache gedruckten Broschüre Scharapows.

Man wird Scharapow ohne Weiteres Recht geben, wenn er anläßlich dieser Erfahrung mit der Baumwollenindustrie auch zu den übrigen Daten, welche das immense Wachsthum der russischen Industrie, insbesondere des Werthes ihrer Produktion belegen sollen, bemerkt, daß alle diese Ziffern, weil überwiegend auf ganz unkontrolirbaren Wegen gewonnen, das allerhöchste Mißtrauen verdienen, und in keiner Weise geeignet sind, das zu beweisen, was sie beweisen sollen.

Thatsächlich gestiegen ist der Konsum von Zucker. Man muß aber auch hier Butmi Recht geben, wenn er dazu bemerkt, daß die Menge des Zuckers, die auf dem inner-russischen Markt erscheint, in erster Linie gar nicht von dem wirklichen Bedarf der Bevölkerung, sondern von den geschäftlichen Rücksichten des Syndikats der Zuckerfabrikanten abhängt, dank denen der russische Zucker in Rußland auf einer Preishöhe gehalten wird, die ihn dem russischen Bauer unzugänglich macht, dagegen nach England für einen Preis zur Ausfuhr gelangt, der niedrig genug ist, um noch mit unserem Zucker vortheilhafter Weise die englischen Schweine zu füttern.“ Der Konsum von Zucker beträgt gegenwärtig (1900) in Rußland auf den Kopf 10,6 Pfund; er hat im Jahre 1894 9,7 Pfund, 1889 7,16 Pfund betragen, d. h. er ist in der zweiten Periode um 21/2mal langsamer gewachsen als in der ersten, und

das Wachsthum betrug von 1894-1900 im Ganzen nur 0,9 Pfund. Das Finanzministerium hat allerdings vermittelst einer der ihm eigenen Methoden 2,92 Pfund herausgerechnet.

Gestiegen ist außer dem Konsum von Zucker auch der von Thee. Beides bedeutet aber auch noch aus einem besonderen Grunde nicht viel, und aus dem Mehrverbrauch dieser beiden Artikel auf allgemein verbesserte wirthschaftliche Verbältnisse schließen zu wollen, wäre für Rußland grundfalsch. Thee und Zucker, namentlich der lettere, sind dort selbst überhaupt keine Gegenstände des Massenkonsums, insofern der größte Theil der bäuerlichen Bevölkerung sich ihrer gar nicht oder doch nur in sehr geringem Maße bedient. Das geht schon aus dem sehr schwachen durchschnittlichen Zuckerkonsum Rußlands hervor. Er beträgt jährlich noch nicht 11 Pfund auf den Kopf, während der Franzose 30 Pfund, der Deutsche 31 Pfund, der Nordamerikaner 64 Pfund verzehrt. Da sich nun unter dem Einfluß der Schutzölle und der forcirten Industriezüchtung während des lezten Jahrzehnts eine merkliche Verschiebung in dem Verhältniß der städtischen und ländlichen Bevölkerung Rußlands vollzogen hat (wenngleich die ländliche immer noch kolossal überwiegt; die Schäßungen schwanken zwischen 75 und 85 Prozent), so ist es klar, daß an allen denjenigen Konsumartikeln, die in den Städten, wo Baarwirthschaft herrscht, verbraucht werden, irgend eine Steigerung des Konsums zu bemerken sein muß. Es handelt sich da also eher um bloße Verschiebung, als um eine wirkliche, absolute und relative Steigerung der Konsumtionskraft.

Entschieden ungünstig dagegen steht es mit der Entwicklung des Petroleumverbrauchs. Der Bericht des Finanzministers zum Budget von 1902 behauptet, derselbe hätte sich von 1892-1900 pro Kopf von 10,5 auf 13,4 Pfund, d. h. um 28 Prozent vermehrt. Butmi zitirt demgegenüber die „Statistik der mit Accise= und Stempelsteuer belegten Produkte für das Jahr 1899", herausgegeben von der Hauptverwaltung der indirekten Steuern u. f. w. Hiernach sind in Rußland verbraucht worden im Jahre

1893 38 Millionen Bud auf 123 Millionen Menschen,
1899 391/2

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Das macht im ersten Jahre 12,3, im leßteren 11,7 Pfund auf den Kopf, mithin ein Abnahme des Konjums um 4,9 Prozent anstatt der behaupteten Steigerung von 28 Prozent. Herr von Witte beruft sich demgegenüber in seiner famosen

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