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das Schulwesen stand es schlecht: ganz Westpreußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen.

Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewiß in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Hausthiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen groben Tuch, welches im Winter den schmußigen gelbbraunen Körper oft nur zum Theil bedeckt; denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln 2c., deren in dieser Wildniß Niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zu Gute thun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungsmittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmußten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schuß getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden Anderen ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen Jahre lang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder Kraft gebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen. Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die

ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer gar nicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern; ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klöße zum Sigen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, Alles selbst gefertigt; eine große Wassertonne, zwei bis drei grobe Schüsseln und ein eiserner Grapen, dies ist der gesammte Hausrath; der elende Ofen ist von Luftziegeln zusammengeklebt. Die vom ewigen Kaminfeuer schwarz geräucherte Höhle wird meist nur durch eine zwei Quadratfuß große, halb mit Papier, halb mit undurchsichtigen handgroßen Glasscheibchen versicherte Oeffnung erhellt. Stirbt ein Familienmitglied, so bleibt die Leiche oft bis zur Verscharrung in der Wohnstube liegen; der Dampf des stets zum Trocknen gelegten Kiens, die Ausdünstung der schmutzigen Bewohner und des Viehstandes, der vielen sorglos vergossenen Feuchtigkeiten 2c., vereint mit der steten flammenden Hiße, machen den Aufenthalt in solcher Hütte für jeden Anderen völlig unerträglich.“

So und noch schlimmer sah es bei Schöns Amtsantritt in manchen Gegenden der Provinz aus; sehr viel besser war es wohl nur in besonders bevorzugten Bezirken, wie in den Weichselniederungen, wo guter Boden und das überwiegende Deutschthum der Bewohner zusammengewirkt hatten, um eine höhere Kultur zu schaffen. Und auch die Zustände in den kleineren Städten unterscheiden sich wenig von denen auf dem flachen Lande. Nur die größten, Danzig, Elbing, Thorn, ragten als Kulturinseln heraus. Schön meinte mit Recht, daß er die Provinz in dem Zustande be= fomme, in dem Lithauen vor Friedrich Wilhelm I. war.

Da galt es nun für den neuen Oberpräsidenten, energisch mit bessernder Hand einzugreifen. Wie schwer ihm seine Stellung Anfangs vorkam, zeigt folgende Stelle aus einem Briefe an seinen Freund, den Grafen Alexander zu Dohna-Schlobitten, vom 17. August 1816: „So wie in Allem, so auch in Landes-Sachen ist meine Lage hier sehr unangenehm. Der größte Theil der

Gutsbesizer ist bankerott, Polen ohne Gemeinsinn und voll vom plattesten Egoismus. Keine Spur einer Repräsentation, wobei man die Menschen etwas auftrißen könnte, ist da. Wo bleibt da Kultur, National-Erziehung, Streben nach dem höheren Leben! ich administrire bis jetzt hier nach Maulwurfs-Art, der Morgens und Mittags sein Stück wühlt, auf den Zufall, ob er ein Wurzelchen findet oder nicht." Aber bald kam er in seinem neuen Amte in eine sehr vielseitige und vieles Nüßliche bewirkende Thätigkeit hinein.

Einige Dinge waren es besonders, an die er von vornherein mit regem Eifer heranging. „Es kam darauf an", wie er selbst sich ausdrückt, „aus den ehemaligen Sklaven und Slaven Menschen und Deutsche zu machen." Dazu mußte das Volksschulwesen gehoben werden. Seine kräftigste Stüße fand Schön dabei in dem Regierungs- und Schulrath Jachmann, dem ehemaligen Direktor der in der Nähe von Danzig gelegenen Jenkauer Schulanstalt, der 1813, als diese Schule verfiel, Regierungsrath in Gumbinnen geworden war und von dort mit ihm 1816 nach Danzig ging. In kurzer Zeit wurden etwa 400 neue Volksschulen in der Provinz errichtet. Ohne die Staatskasse in Anspruch zu nehmen, allein durch die Heranziehung der Gemeinden und Gutsbesißer geschah dieses Werk. Schön selbst war unermüdlich in Anregungen, so manchen Gutsbesißer veranlaßte er zur Hergabe der Kosten. Im Allgemeinen kam man ihm auch entgegen: sobald die Sache an= geregt war, so sorgte die Kommune, das Dominium in der Regel selbst für die Vollführung." Am meisten Schwierigkeiten hatte er auf den Domänen zu begegnen, wo der falte Fiskus Dominus

Denn das Ministerium interessirte sich wenig für das Elementarschulwesen, und da hatte der Oberpräsident mit den Berliner Behörden manchen Strauß auszufämpfen. Interessant ist Schöns Aufzeichnung über ein Gespräch mit einem polnischen Edelmann, der sich bei ihm beschwerte, daß er zum Bau der Schule für seine Gutsleute beitragen solle. Auf dessen Hauptargument, daß er ein Edelmann sei, seßte Schön ihm auseinander, daß es gerade im Begriffe eines Edelmannes liege, dafür zu sorgen, daß die Leute auf seinem Gute nicht ohne Bildung aufwachsen, und daß ein Edelmann, der diese Pflicht nicht übe, tiefer als ein Bauer stehe. Er hatte die Genugthuung, daß der Beschwerdeführer nach einigen Minuten Stillschweigen mit den Worten: „Ich werde die Schule bauen" das Zimmer verließ. Es wären noch mehr Schulen.

eröffnet worden, wenn es nicht an Lehrern gefehlt hätte. Um diesem Mangel abzuhelfen, wurden die vorhandenen Seminare erweitert und ein neues begründet. Außerdem wurden mehrere neue Stadtschulen und auch ein Gymnasium in Konig geschaffen. Die Ausmittelung von Lehrern für diese Anstalt machte Schwierigkeiten. Die Bemühungen, nur Katholiken anzustellen, blieben vergeblich, da nicht genügend zu erlangen waren. Daher wurden auch einige Protestanten ernannt. Aber als nachträglich noch einige geeignete katholische Lehrer gefunden wurden, wurde das rückgängig gemacht. Mit Recht war Schön darüber entrüstet und trat bei dem Ministerium für die Interkonfessionalität des Gymnasiums ein. Doch hatte er damit keinen Erfolg.

Klar erkannte er auch schon die Gefahr, die in diesen Gegenden aus der Vereinigung von Katholizismus und Polonismus drohte. So trat er mit großem Nachdruck auch dem Minister Altenstein gegenüber für die Ernennung „eines deutschen Mannes, dessen Treue erprobt ist“, zum Kulmer Bischof ein. Er trat dem Streben der polnisch-katholischen Geistlichkeit, die Verbreitung der deutschen Sprache durch die Schule zu hindern, energisch entgegen. Dabei jorgte er dafür, daß in seiner Provinz Konflikte mit dem Klerus nicht eintraten. Er fühlte sich als der Vertreter der preußischen Staatsidee, der die katholische Kirche sich anzubequemen hatte. Er vertrat das Prinzip des allgemeinen Landrechts, „von keiner Kirche Notiz zu nehmen, sondern nur die Kirchengemeiaschaft, wie sie im Staate vorhanden ist, als Gesellschaft anzuerkennen." Der Staat dürfe die Kirche nie benutzen, um etwas zu erlangen, und ihr dafür Konzessionen machen. Sein Ideal in der Kirchenpolitik war Friedrich der Große, „der zuweilen hart und streng mit der katholischen Kirchengesellschaft verfuhr“, unter dem es aber keine Differenz mit ihr gab.

Zu dem Kreise der Bemühungen Schöns für die Hebung der Bildung gehört auch die Gründung der Friedensgesellschaft. Beim Friedensfest im Jahre 1815 hatte er, einer Anregung Jachmanns folgend, in Gumbinnen eine Versammlung einberufen, in der eine Gesellschaft gestiftet wurde, die es sich zur Aufgabe fezte, besonders befähigte Jünglinge in ihrer Ausbildung in Wissenschaft und Kunst zu unterstützen. Am 3. August des nächsten Jahres, dem Geburtstage des Königs, wurde eine gleiche Gesellschaft auch in Danzig gestiftet, die ebenfalls den Namen Friedensgesellschaft erhielt. Ihr traten gleich viele Mitglieder bei, so daß sie bald zahlreicher als Preußische Jahrbücher. Bd. CIX. Heft 1.

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die Gumbinner Schwester war. Schön legte Werth darauf, daß sie sich aus der Provinz selbst erhalte, und wies daher ein Geschenk Stägemanns für ihre Zwecke dankend zurück. Als Schön später nach Königsberg kam, gründete er auch dort eine Friedensgesellschaft. Alle drei bestehen noch heute und haben dadurch, daß sie unbemittelte, gut beanlagte junge Leute unterstüßten, viel Segen gewirkt.

Ein zweiter Punkt, auf den Schön großes Gewicht legte, war die Herstellung von Chausseen. Er hielt Verkehrsstraßen für ein wichtiges Kulturmittel, zumal in einem Lande wie Westpreußen, das dünn bevölkert und in dem daher die Annäherung der Menschen aneinander schwierig war. Es kam damals nach Danzig aus England die Nachricht von der Erfindung des Schotten Mac Adam, die einen großen Fortschritt im Straßenbau bezeichnete und bis heute nach ihm benannt ist. Das englische Parlament und die nordamerikanische Regierung hatten die Macadamifirung als die beste Art des Straßenbaues bezeichnet. Schön ließ in der Nähe von Danzig eine Probe damit machen und verlangte vom Ministerium die Mittel, um eine Meile Kunststraße nach dieser Methode zu bauen. Allein ihm wurden die Mittel versagt, weil die Berliner Sachverständigen von Mac Adam noch nichts gehört hatten oder nichts von ihm hielten. Erst persönliches Eingreifen des Königs ermöglichte Schön den Probebau einer halben Meile. Als dieser sich bewährte, übergab der König ihm auch den Chausseebau auf der großen Straße nach Berlin. So stellte er in wenigen Jahren eine Strecke von 24 Meilen her, während das Ministerium die übrigen 17 Meilen nach althergebrachter Art baute. Seine Anlage fostete nur 16 000 Thaler die Meile, während der von den Berliner Behörden geleitete Bau 24 000 Thaler für die gleiche Strecke erforderte. Auch hierbei verstand Schön es, alle brauchbaren Kräfte heranzuziehen und die finanziellen Mittel der Kommunen flüssig zu machen. Die Landbewohner fingen an, sich für Chausseen zu interessiren, und es wurde zur Ehrensache in der Provinz, zum Chausseebau geholfen zu haben.

Eine weitere wichtige Angelegenheit war die Entschädigung der Provinzbewohner für die in den Kriegen erlittenen Schäden. Zu diesem Zweck waren Gelder im Betrage von 3 780 000 Thalern angewiesen worden, um deren richtige Vertheilung es sich handelte. Hauptsächlich sollte die Summe den Landleuten, den Köllmern und Rittergutsbesißern, zu Gute kommen. Aber auch die Domänen

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