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burg noch heute verkündet, „daß es außer dem physischen Leben und Erwerben und Wissen und Herrschen und Glänzen noch etwas Höheres giebt."

In Danzig selbst, der Hauptstadt seines Wirkungskreises, lebte sich Schön mit der Zeit ein. Mit den materiellen Verhältnissen hatte er freilich sehr zu kämpfen. Was er von der Theuerung ge= fürchtet hatte, war nicht übertrieben: er meinte Anfangs seinen Bankerott vor Augen zu sehen. Aber die Danziger schienen ihm bald besser als ihr Ruf. Wenn er auch noch, bevor er nach Danzig ging, in dem ihn charakterisirenden Optimismus meinte: „der Geist in Danzig ist gut, sehr gut“, so schrieb er doch am 28. Juli 1816 nach der Uebersiedelung an Dohna: „Die alte Danziger Mattigkeit, verwebt mit französischer Hinterlist, macht mir hier das Leben nicht angenehm. Wäre tabula rasa, wie ich in Lithauen fand, so läßt sich aus der Kindlichkeit manches entwickeln, wo aber das Innere schon verdreht und dazu matt ist, da wird Zeit nöthig sein, um eine andere Natur zu schaffen." Aber schon wenige Tage später, am 4. August, war er ganz anderer Meinung. Am 3. August, dem Geburtstage des Königs, waren nämlich, ohne daß die Polizei einen Druck ausgeübt hatte, alle Häuser erleuchtet. Das bestimmt ihn zu der Ansicht, daß es ein Leichtes wäre, die Danziger zu den eifrigsten Preußen zu machen, wenn man nur das Ding anfangen dürfte, wie man wollte und wie es seyn sollte.“ Ebenso schreibt er am 26. November desselben Jahres an Stägemann: „Die Danziger sind in guter Richtung, wenn die Ministerien nur nicht zu viel verderben.“ Ganz besonderen Anspruch auf die Dankbarkeit der Danziger erwarb er sich namentlich durch zwei Dinge.

Das eine war die Ablösung der gewaltigen Kriegsschuld von über 12 Millionen Thalern.

Das zweite Eintreten Schöns für Danzig steht im Zusammenhang mit einer großen Handelskrise. Der Getreidehandel, der Hauptzweig des Danziger Handels überhaupt, lag in Folge schlechter Ernten und anderer Gründe seit 1816 sehr darnieder; daher stockte auch der Handel auf den übrigen Gebieten, namentlich der mit Holz und Asche. 1818 fallirte eins der größten Danziger Häuser Christian Theodor von Franzius, dasselbe, dessen Chef Napoleon 1807 als der reichste Mann Danzigs bezeichnet worden war. In den nächsten Jahren gestalteten sich die kommerziellen Verhältnisse noch schlechter. Nach einem kurzen Aufschnellen der Getreidepreise

im Sommer 1821 trat plößlich im September ein gewaltiger Preissturz ein. Die Folge davon war, daß eine Anzahl angesehener Firmen ihre Zahlungen einstellen mußte und der größte Theil der Danziger Börse ins Wanken gerieth. Im Zusammenhange damit wurde auch ein großer Theil der unteren Volksschichten, die als Schiffs- und Speicherarbeiter dienten, brotlos. Da griff Schön ein. Er stellte bei dem Ministerium den Antrag, durch Bürgschaft oder Vorschüsse von staatlicher Seite dem allgemeinen Zusammenbruch zu wehren. Dieses Vorgehen ist heute von ganz besonderem Interesse, wo die Krise in der jungen Danziger Industrie und die ihr gewährte Staatshilfe in der Stadt selbst die Gemüther sehr erregt, aber auch die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich gezogen hat. Ein Präzedenz zu den heutigen Ereignissen bilden nun bereits die Vorgänge von 1821. Schöns Antrag wurde genehmigt. Der Finanzminister und Präsident der Seehandlung Rother kam nach Danzig, um den bankerotten Häusern zu einem Vergleich mit ihren Gläubigern zu verhelfen. Gegen Verpfändung von Grundstücken erhielten sie bedeutende Summen, mit deren Hilfe sie Akkorde zu Stande brachten. Auch andere Häuser, die noch nicht gänzlich insolvent geworden waren, wurden auf diese Weise gehalten. Für diese rechtzeitige Hilfe wurde Schön ein lebhafter Dank durch die alten kaufmännischen Firmen zu Theil.

Allmählich fühlte Schön sich in Danzig immer wohler. Er fand einen anregenden Kreis, aus dem namentlich der schon genannte Schulrath Jachmann, der Gymnasialdirektor Meinicke und der Konsistorialrath Gernhard hervorzuheben sind. Besonders angenehm empfand er das Zusammenleben mit den gebildeten Kaufleuten. Er stellte sich auf den richtigen Standpunkt, daß in einer Handelsstadt alles Geschäft ist, und daß man den Kaufmann im Geschäft von dem Kaufmann nach beendetem Geschäft scheiden muß. Bereitwillig erkannte er die von Alters her in Danzig herrschende große Wohlthätigkeit an, wie sie durch die umfangreichen Stiftungen bewiesen wurde. Er stellte dem Danziger Kaufmann das günstigste Zeugniß aus und wendete sich gegen den französischen General Rapp, der geschrieben hatte, er habe Baschkiren, Türken, Kalmucken und Araber kennen gelernt, aber ein undankbareres Volk als die Danziger habe er nicht gefunden. Nun, Rapp war wohl nicht der geeignete Mann, um die Dankbarkeit der Danziger zu beurtheilen, denn er hatte nicht den geringsten Anspruch auf sie, da er während seines Gouvernements andauernd die Stadt aufs Graujamste be

handelt hatte, wenn er auch selbst behauptet, sich mit den Danzigern sehr gut gestellt zu haben. Schön scheint darüber nicht genügend unterrichtet gewesen zu sein, sonst würde er wohl nicht so ernsthaft gegen Rapp polemisirt haben. Mit ihm aber standen die Bewohner der Provinzialhauptstadt in einem ausgezeichneten Verhältniß, und sie hatten auch Grund dazu, denn der Oberpräsident nahm sich ihrer, wo er nur konnte, an. Zäh waren sie freilich von jeher, das meint auch Stägemann, aber Schön ist gut mit ihnen ausgekommen. Denn er erkannte, was nöthig war: „Geld braucht man hier nicht, um das Gute zu fördern und das Franzosenthum zu tödten und das natürliche Geleise zu Tage zu fördern, aber Konsequenz." Diese Konsequenz in richtigen Maßregeln und wohlwollender, gerechter Behandlung hat er durchgeführt und dadurch bei den Danzigern für Preußen große moralische Eroberungen gemacht.

Schule des Lustspiels.

Von

Walter Harlan.

III.

Das dramatische Kampfspiel.

Als es zum ersten Male einem Dichter einfiel, zwei Einzelspieler auf der Bühne etwas aufführen zu lassen, mußte sich sofort herausstellen, daß nun einzigmenschlicherweise der Eine etwas wollen würde, was dem Andern wider den Strich ginge, und daß wohl hierdurch ein rechtes Vergnügen entstehen könnte. Das war die Geburt des Dramas.

Gewiß ist das europäische Bühnenspiel historisch auf eben der Szene erstanden, wo vorher der lyrische Chor der Böcke allein geherrscht hatte, und auch unsere heutige Theaterdichtung kann und will das liebe Wort und also die Lyrik nicht im Mindesten loswerden, im Wesen des gebotenen Genusses aber war das Trama von seiner ersten Stunde an den gymnastischen Kampfspielen in Olympia ähnlicher, als einem Chorgesang, ein Kampfspiel seelischer Mächte ist es, und in der ewigen Festfreude des Menschengeschlechts an jederart Kämpfen sehe ich das psychologische Urbild unseres Vergnügens am Drama. Denn wesentlich erwartet werden von ihm die Gefühlselemente der Spannung, Lust und Erregung, die durch nichts so kräftig erzeugt werden fönnen, als durch das Miterlebniß eines Kampfes, sei es einer zwischen wüthenden Hähnen oder Diskuswerfern, oder Preisdichtern, oder Gladiatoren, oder Rittern im Turnier, oder zwischen dem starken Stier und dem gewandten Torrero, oder sei es der Kampf der Stimmen (concertatio) in einem Chor, oder sei es der seelische Kampf eines Menschen mit einer außermenschlichen Kraft, oder zweier Menschen um irgend eine Macht, oder sei es endlich der Kampf zweier Triebe in einer Seele. Wäre das Drama eine

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wesentlich „redende Kunst“, so hätte niemals eine Pantomime entstehen können.

Jedes Bühnenspiel ist nothwendig ein Krieg, das heißt eine durch die Einheit einer Machtfrage verbundene Gruppe von Kämpfen, und zwar ein Krieg seelischer Mächte.

Dieser Krieg wird entweder zwischen mehreren Menschen ausgekämpft, oder die Mächte im Innern einer einzelnen Seele kämpfen gegeneinander oder was die Regel ist — äußere und innere Konflikte wirken zusammen. Der mit dem Artnamen Lustspiel versprochene Genuß ist erstens der einer dreistundenlangen Gespanntheit, und zwar einer lustigen, d. h. einer solchen, die mehr getrost als bange ist, zweitens verspricht das Lustspiel, daß durch die allmähliche Entscheidung der Machtfrage irgendein hinsichtlich des Weltlaufs gehegter Herzenswunsch des Zuschauers über Erwarten gründlich befriedigt werden soll, - das ist Lust, und endlich drittens verheißt es den Genuß an der Aufregung, der physiologischen Kohlensäure im Weine des Gefühls.

Die Motive.

Die nothwendigen Gegner in jedem dramatischen (Außen- oder Innen-) Kampfe sind zwei (oder mehr) Motive, deren Befriedigungen sich gegenseitig ausschließen. Beim Außenkampfe werden. aus den beiden kämpfenden Motiven zwei kämpfende Willen, — beim Innenkampfe gedeiht nur eins von den beiden kämpfenden Motiven zum Willen, denn Niemand kann gleichzeitig zweierlei Unvereinbares wollen, auch der größte Narr nicht, nur die Motive kämpfen den Innenkampf in der Menschenseele.

Ein Motiv ist ein durch eine Vorstellung erweckter Trieb. Deshalb gehört es zu meiner Selbstklärung über die Lustspielkunst, daß ich einen Ueberblick auch über die in der Menschenseele lebenden Triebe gewinne. Der Mensch, also auch der Mensch auf der Bühne, hat vier Sorten von Trieben, die zwar durch keine scharfen Grenzen von einander geschieden sind, dennoch aber und zwar ihrer Herkunft nach — als vier große Gruppen gedacht werden können. Der große artistische Werth solcher Uebersicht über das menschliche Triebleben wird sich im Folgenden mehrfach zeigen.

Bei unserer Seele melden erstens und vielleicht am energischsten die Sinne ihre Wünsche an, so entstehen sinnliche Triebe (zur

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