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Literatur.

Zwei Frauenbücher.

Die Emanzipationsbewegung der Frauen unserer Zeit hat zwei Seiten. Einerseits handelt es sich um die öffentlich-rechtliche Stellung der Frauen. Was in der Hinsicht geredet, geschrieben und gefordert wird, ist allgemein bekannt. Die Frauenrechtlerinnen verstehen sich auf den nöthigen agitatorischen Lärm. Die andere Seite der Frauenbewegung wird viel weniger beachtet, obgleich sie von ungleich größerer Bedeutsamkeit ist. Es handelt sich nämlich um die psychologischen Folgen der Frauenemanzipation, um eine etwaige Umbildung und Entwicklung der Frauenseele. Wenn die Frau nach Auflösung der ursprünglichen Hauswirthschaft, deren Leiterin sie gewesen ist, in Folge der technischen und industriellen Entwicklung aus dem Hause auf den Markt des öffentlichen Lebens gedrängt, wenn sie wirthschaftlich selbständig wird, dann muß das auch von gewissen Folgen für ihre individuelle Charakterbildung begleitet sein. Ich bin weit entfernt von der Ansicht, daß die ökonomische Grundlage es ist, wodurch die Prozesse Des geistigen Lebens bedingt und bestimmt werden. Wohl aber glaube ich, daß materielle und ideelle Vorgänge in der Welt durch ein geheimnißvolles Gesetz gegenseitiger Bedingtheit sich im Parallelismus entwickeln. Die aus der Veränderung der Wirthschaftsordnung zu erklärende Frauenbewegung, die sich auf die öffentlich-rechtliche Stellung der Frau bezieht, hat ihr psychologisches Seitenstück in der Emanzipation der Frauenseele. Diese Emanzipation muß schließlich auch eine veränderte Stellung der Frau als spezifisch weiblichen Wesens zum Manne zur Folge haben. Die Psychologie des Geschlechtsverhältnisses kommt in Frage. Und hierin liegt eigentlich das viel zu wenig beachtete Hauptstück der „Frauenfrage“, die an dieser Stelle und legten Endes in ganz anderem Sinne eine „Männerfrage" wird, als man es gelegentlich schon mit ein bischen Scherz und Spott bemerkt hat.

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Es sind zwei von Frauen geschriebene Romane, die mir zu diesen einleitenden Bemerkungen Anlaß geben. Und ich will diese Romane hier zur Anzeige bringen. nicht, weil sie als große Kunstwerke unsere Literatur bereicherten sondern weil es sich in ihnen um die Emanzipation der Frauenseele handelt und weil sie als Zeichen der Zeit beachtenswerth sind. In den Dilettanten des Lasters" (Verlag von Hermann Seemann Nachf. in Leipzig) führt C. Eyjell-Kilburger (Frau Viktor Blüthgen) ein paar Mädchen vor, die mit Ernst und Liebe und nicht ohne Erfolg durch fleißige Arbeit sich eine selbständige soziale Stellung in der Gesellschaft errungen haben. Wirthschaftlich sind sie frei wie nur ein Mann frei sein kann. Aber wie ist es mit ihrem spezifischen Frauenschicksale bestellt? Wie stehen sie als Weib zum Manne? „Wenn man diese Mädchen untereinander sprechen hörte, mußte man glauben, daß sie in alle Tiefen der Sünde und der Leidenschaften untergetaucht seien, während in Wirklichkeit

ihr angestrengtes Berufsleben ihnen nicht die Zeit für Abschweifungen ließ. Bei den meisten waren durch die Ueberanstrengung des Körpers von Jugend auf die Sinne gar nicht recht zu Worte gekommen, nur die Phantasie spielte, sie rächte sich für die Kasteiung des Körpers, indem sie mit doppelt leuchtenden Farben malte." Diese Mädchen alsv, sozial frei und sexuell unfrei, sind Halbnaturen, Zwittergeschöpfe. Eine von ihnen, eine ziemlich berühmte Klaviervirtuosin, wagt es, aus reinster und leidenschaftlichster Liebe sich einem Manne hinzugeben, der auch sie liebt, ohne daß eine Heirath aus bestimmten äußeren Umständen möglich wäre. Cie erfährt, daß sie nicht die erste ist, die von jener genialen Persönlichkeit geliebt wird und auch kaum die legte bleiben dürfte. Da flieht sie vor dem Geliebten und sinkt in die Verborgenheit. Sie scheiterte nicht etwa an der Schlechtigkeit" des Mannes. Sicherlich will die Verfasserin auch nicht die männliche Untreue als Regel hinstellen und zum Prinzip erheben. Der Fall ist gar nicht moralischer, sondern psychologischer Natur. Er soll bedeuten: Für den Mann ist die Liebe eine rein persönliche Angelegenheit, die er nicht als das Hauptstück seines Lebens werthet; den Sinn und Werth dieses Lebens sieht er vielmehr in seiner Arbeit für die Welt. Dem Weibe dagegen erscheint die Liebe noch immer als der Jubegriff und der Sinn des Lebens; die Liebe ist das Leben. Welcher tiefere Sinn wohnt dann aber der freigesezten Frauenarbeit inne, wenn sie das Frauenleben nicht wirklich auszufüllen vermag? Der Zwitterzustand der sozial frei gewordenen und sexuell noch gebundenen Frau ist tragisches Frauenschicksal in unserer noch unfertigen Uebergangszeit.

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Wie ist eine Schlichtung dieses Konfliktes im Sinne vorgeschrittensten Frauenrechts" denkbar?

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Darauf giebt die auch durch sozialwissenschaftliche Arbeiten bekannt gewordene Adele Gerhard in ihrem Roman Pilgerfahrt“ (Verlag von Gebr. Paetel in Berlin; 4 Mk.) eine ebenso bemerkenswerthe wie radikale Antwort. Die erfolgreiche Schriftstellerin Magdalena Witt verlobt sich mit dem Ingenieur Rumann, in dem sie den ihrer entwickelten Persönlichkeit ebenbürtigen Lebensgefährten gefunden zu haben glaubt. Sie löst unter allererschwerendsten Umständen, auf deren Darlegung ich hier nicht eingehe dieses Verlöbniß, weil sie sich in dem Charakter Rumanus getäuscht hat. Er sollte ihr Gefährte sein: sie entdeckt aber seine Herrenund Herrschernatur. Und doch war ihr, als jei etwas Elementares, Machtvolles, etwas wie ein starkes, wildes Thier in das Zimmer hineingedrungen etwas, das sich nicht übersehen ließ — etwas, von dem ein Strom ungebändigter Leidenschaftlichkeit ausging — troß der Haltung des Gentleman, der vornehm gelassenen Art! Das war Alles erzwungen, erfämpft und dahinter lauerte etwas Anderes niedergezähmt aber bereit, jeden Augenblick hervorzubrechen." Sie scheidet also von Rumann, um schließlich einen anderen Mann, den Arzt Hartung, zu heirathen. Also wird seines Wejens Art charakterisirt: Und wie sie in sein schönes, liebe

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volles Gesicht blickte, stieg ein reines und beglückendes Bild vor ihr auf: ein kleines Kinderantlig durfte sie schauen, und es trug seine regelmäßigen Züge, hatte seinen Ausdruck ruhiger Güte." Das also ist das lehte Ideal der emanzipirten, voll entwickelten weiblichen Persönlichkeit: der feminine. Mann und ein Menschengeschlecht, dessen Antlitz weibliche Züge trägt.

Man kann sich diesem „Ideal" gegenüber, wenn man es jo fraß hingestellt sieht, mit Hohn und Spott abfinden wollen. Und der Fall hat doch seine sehr bedenkliche Seite. Ich werfe nämlich die Frage auf: Finden sich nicht wirklich schon in der Totalität unseres ganzen modernen Lebens weibliche Züge? Wenn im politischen Leben an Stelle der nationalen und rein politischen Fragen die sozialen in den Vordergrund getreten sind, wenn in der Geschichtswissenschaft Kriegs- und Staatengeschichte „unmodern" geworden und durch sozialpsychologische Auffassungen verdrängt ist, wenn die Philosophie der Naturwissenschaft den Play geräumt hat, wenn in der Kunst der rezeptive Naturalismus an Stelle des von innen aus sich heraus zeugungsfähigen Idealismus getreten ist - sind das nicht alles Zeichen dafür, daß in der Seele der Zeit eine Abkehr vom Männlichen zum Weiblichen stattgefunden hat? Und noch eins: Man vergleiche einmal die Köpfe eines Schiller und Hegel mit denen Gerhart Hauptmanns oder Virchows - sind nicht an Stelle der männlichen Züge weibliche auch im Männerantlig getreten? Endlich noch ein Einzelfall er klingt fast wie ein Scherz und ist doch nicht ohne jede Bedeutung: Bezeichnet man nicht ganz allgemein und unwillkürlich sogar eine bestimmte und bekannte politische Gruppe regelmäßig, wenn auch ein bischen spöttisch, mit dem Beiwort weiblich" und ist es nicht charakteristisch, daß dieser weibliche" Freisinn, die Freisinnige Vereinigung" in gewissem Sinne es wirklich für sich in Anspruch nehmen darf, gewissermaßen die Vertretung der Moderne" in der Politik zu sein, wenn man den Begriff „die Moderne" aus der Kunst in die Politik übertragen darf? Ich begnüge mich damit, diese Fragen aufzuwerfen und sie dem Nachdenken. des Lesers zu überliefern. Max Lorenz.

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Das Waltharilied, ein Heldenjang aus dem 10. Jahrhundert, im Versmaße der Urschrift überseht und erläutert von Hermann Althof. Größere Ausgabe mit authentischen Abbildungen. VI und 226 . gr. 80. Dieterich'scher Verlag (Theodor Weicher) in Leipzig. Preis brosch. 4,50 Mart, geb. 5,50 Mark.

Von den Dichtungen unseres Alterthums, die mittelhochdeutschen eingeschlossen, ist nach R. Kögels Urtheil der Waltharius die einzige, die heute noch wirklich populär ist. Tausende erfreuen sich daran, denen selbst Werke wie das Nibelungenlied kein aufrichtiges Interesse abgewinnen. fönnen. So ist es denn erklärlich, daß zahlreiche Ueberjeßer (wie G. Schwab, K. Simrock, V. v. Scheffel) sich die Aufgabe gestellt haben, weiteren Kreisen das Verständniß der herrlichen Dichtung zu eröffnen. Ueber die an eine

Waltharius-Uebersetzung zu stellenden Ansprüche urtheilt W. Golther in der Deutschen Literaturzeitung, 1902, Nr. 22: „Je mehr die Erkenntniß durchdringt, daß das Lied in Form und Inhalt Ekkehards Eigenthum ist, desto mehr muß die Uebersetzung der Vorlage folgen. Althofs Uebertragung (Sammlung Göschen“ Nr. 46, 2. Aufl. 1900) taugt am besten, dem Laien eine Vorstellung von Waltharius zu geben.

Während die genannte Ausgabe der Althofschen Verdeutschung besonders den Zwecken der Schule dienen will, ist die neue, größere Bearbeitung dazu bestimmt, eine eingehendere Kenntniß des Liedes und der Sage von Walther und Hildegunde zu vermitteln. Nachdem der Verfasser zunächst die deutsche Volkspoesie im frühen Mittelalter und das Verhältniß der Geistlichkeit zu derselben einer Betrachtung unterzogen hat, führt er uns nach der Wiege des Walthariliedes, der ehrwürdigen Abtei St. Gallen, und schildert deren Bedeutung für die Literatur. Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Person des Dichters, sowie mit der literarischen und ästhetischen Bedeutung seines Wertes. S. 61-109 enthalten Geralds Widmung und die hexametrische Ueberschung des Walthariliedes in zwölf Abenteuern, der ausführliche Erläuterungen folgen, die besonders über die bei der Lektüre des Epos in Frage kommenden deutschen Alterthümer mannigfacher Art belehren. Sodann wird die weitere Verbreitung und Bearbeitung der Walthersage behandelt und das Verhältniß Ekkehards zu seiner Vorlage erörtert, worauf dem Leser in Wort und Bild der Schauplay der Kämpfe Walthers im Wasgenwalde vor Augen geführt wird. Inhalt und Ausstattung machen das Buch besonders als Geschenk für Freunde der deutschen Literatur und als Prämie für reifere Schüler geeignet.

Theater-Korrespondenz.

Deutsches Theater: Monna Vanna, Schauspiel in drei Aufzügen von Maurice Maeterlinck. Teutsch von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Kleines Theater (Schall und Rauch): Rausch. Tragikomödie in vier Akten (acht Szenen) von August Strindberg. Deutsch von Emil Schering.

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Lessing Theater: Kaltwasser. Lustspiel in drei Aufzügen von Ludwig Fulda.

Maurice Maeterlincks neue Dichtung hat mich in einen tiefen Zwiespalt gestürzt. Es hat natürlich wenig zu bedeuten, daß die Tageskritik ohne Skrupel das Werk als ein Meisterwerk gepriesen und nebenbei mit journalistischer Firigkeit kreuzfidel festgestellt hat, daß mit Maeterlinck eine Wandlung zu einer freundlicheren Weltauffassung" vor sich gegangen sei. Ich sehe die journalistischen Biedermänner ordentlich vor mir, wie sie dem Herrn Maeterlinck zu seinem neuen Optimismus gratulirend die Hand schütteln, als ob es mit dem Cptimismus oder Pessimismus nur so eine Kleinigkeit wäre. Was weiß der moderne Zeitungsschreiber von philo sophischen Problemen oder gar von dem inneren Erleben philosophischer Probleme! Was kommt es darauf an, daß eigentlich die ganze Welt verwandelt ist, wenn in einem dichterischen Meisterwerk das doch, wie jedes Kunstwerk, ein Abbild der Welt sein und eine Deutung des Weltsinnes geben muß der Optimismus an Stelle des früher vom Dichter zum Ausdruck gebrachten Pessimismus getreten ist! Und wenn die Herren Journalisten schon wirklich von der Bedeutung des spezifisch philosophischen Problems keine Ahnung haben, als „Kritiker" sollten sie doch wenigstens wissen, daß ein solches Dichtwerk, wie dieses Maeterlincks, das einen tragischen Fall mit glücklichem Ausgang zur Behandlung bringt, die ganze bisherige Aesthetik des Tragischen über den Haufen wirft. Man fann wirklich erbittert werden über diese skrupellosen Hurrahkritiker des Optimismus, denen allerdings der Entschuldigungsgrund zur Seite steht, daß sie zu dem Zweck in Sold genommen sind, den Abonnenten beim Morgenkaffee in angenehme Tagesstimmung zu versehen und daß eben darum der Optimismus des Zeitungsschreibers gar keine Frage der Weltanschauung, sondern ein Betriebsmittel des Gewerbes ist.

Preußische Jahrbücher. Bd. CX. Heft 2.

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