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Magyaren, Tschechen und Polen in der Verfassungsära gemacht haben, ist nun zum Stillstand gekommen. Die nationalen Reibungen heben die Wirkungen der durch eine freiheitliche Gesezgebung gewährleisteten Eigenbewegung völlig auf. Keines dieser Völker kann es zur Hegemonie bringen. keines wird sich von dem andern auf die Dauer ausbeuten lassen; zum Fortschritt brauchen sie Frieden und Ruhe, zur Hebung ihres Wohlstandes gemeinsame Einrichtungen, zur Erkämpfung ihres Antheils im schwierigen Wettbewerbe aller Rassen und Zonen die Anspannung ihrer gesammten Kräfte.

Diese Ueberzeugung findet sich nicht nur in Regierungsfreijen, sie findet ohne Zweifel Bekenner bei allen Nationen, aber doch nur unter jener geringen Zahl Einzelstehender, die sich aus der Haß- und Neidatmosphäre des Tages zurückgezogen haben. Ihre Anhänger bilden keine Partei, sie sizen auch nicht in den Reichs- und Landtagen, in den Rathskammern und Gemeindestuben, denn die vielberufene breite Masse der Bevölkerungen hat ihnen nicht folgen können, sie glaubt noch immer an die Vortheile des Kriegszustandes und hofft auf Siege, die niemals eintreten

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Wenn der österreichische und der ungarische Ministerpräsident sich bei den endlosen Ausgleichsverhandlungen gegenübersißen, werden sie sich vielleicht heimlich zugestehen, daß sich aller Zwiespalt so leicht lösen ließe, wenn man in den Parlamenten die einsichtigsten Männer der beiden Reichshälften hinter sich hätte, wenn nicht Eitelkeit und sinnlose Gewinnsucht ins Spiel fäme und wenn nicht jener Gevatter Schneider und Handschuhmacher" das große Wort führen würde, der in seiner Bornirtheit sich für so gescheidt hält, daß er seinen Konkurrenten jeder Zeit ungestraft übertölpeln könne. Und wenn Herr von Körber mit Dichterworten an die Parteien appellirt und ihnen das Bild des Prometheus vor Augen stellt, der in seinem Schmerze nach der Mutter heil'ger Macht“ ruft, jo weiß er sehr genau, daß er damit kein tschechisches und kein alldeutsches Herz rührt und daß er kaum der moderne Herakles sein wird, der die Ketten des an den Felsen des Nationalitätenhaders geschmiedeten Staates brechen kann.

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Aber er muß eine heroische Haltung annehmen, da sein Ministerium neuerdings einen Schritt unternommen hat, um die Sprachenfrage in Böhmen und Mähren, hinter welche die Tschechen alle anderen, auch die staatsrechtliche, zurückgestellt haben, zur Lösung zu bringen. Vor der Ueberschäzung dieses Schrittes muß allerdings sofort ernstlichst gewarnt werden. Er würde gänzlich werthlos sein und nur die Bedeutung eines alten Hausmittels für die eigene Existenzfristung haben, wenn er vereinzelt bliebe und nicht als Ausgangspunkt für eine Politik langer Fahrt" ge= dacht wäre. Denn daß weder eine Verordnung erlassen, noch ein Gesezentwurf dem Hause vorgelegt, sondern den Klubobmännern Grundzüge" zur Begutachtung vorgelegt werden, die nach ihrer Annahme den Inhalt der zu verfassenden Geseßentwürfe bilden würden, darin kann doch un

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möglich das Wesen eines Regierungsprogrammes liegen. Die Bestimmungen der „Grundzüge“ enthalten nichts Neues, sie entfernen sich nur in wenigen Punkten von den Vorschlägen, die schon wiederholt bei VerständigungsKonferenzen, zuleht vor zwei Jahren, gemacht wurden. Neu ist die Ersehung des Ausdruckes „Staatssprache“, für den Graf Stürgkh schon einmal Vermittlungssprache" empfohlen hatte, durch Dienstsprache" und die Aufzählung jener Kategorien des Staatsdienstes, bei denen der Gebrauch der deutschen Sprache ausschließlich gestattet sein soll. Dazu gehört für Böhmen und Mähren der Verkehr mit den militärischen Behörden und mit den Behörden anderer Länder, die Korrespondenz mit den Zentralstellen, mit Kassen, in staatspolizeilichen Angelegenheiten, im Postund Telegraphenwesen. Bei der Schaffung der drei Sprachgebiete in Böhmen, eines einsprachig böhmischen, eines einsprachig deutschen und eines zweisprachigen, wird die Einsprachigkeit nur dann angenommen, wenn weniger als 20 Prozent der ansässigen" Bevölkerung die zweite Sprache als ihre Umgangssprache erklären. Dies ist eine Berücksichtigung der von den Deutschböhmen verfochtenen Ansicht, daß die sogenannte fluftuirende Arbeiterbevölkerung in den Industriebezirken in die Berechnung nicht einbezogen werden dürfe, weil sich sonst fortwährend Veränderungen ergeben, denen die Verwaltungs-Organisation nicht immer angepaßt werden kann. Der Staat hat allen Grund, den gleichen Standpunkt einzunehmen, denn er kann nicht die Besehung der Gerichte und politischen Behörden nach jedem Streik oder nach Einstellung oder Beschränkung der Erzeugung in einigen Fabriken erneuen und umstürzen.

Es wäre auch ziemlich gleichgiltig, ob die Regierung dieje oder eine etwas anders geartete Vorlage gemacht hat; in gar keinem Falle, und wenn sie die erleuchtetsten Gesetzgeber aller Länder zu Rathe gezogen und die raffinirtesten Verwaltungstünstler zum Wettbewerbe eingeladen hätte, würde ein System erfunden worden sein, das beide streitenden Parteien. befriedigen könnte. Im Wege der Verhandlung und friedlicher Uebereinstimmung ist kein Sprachengesetz zu erreichen. Weder die Deutschen noch die Tschechen haben bis jezt den Weg des Kompromisses betreten, jede Partei rechnet noch immer darauf, die andere unterzufriegen". Darauf wird sich aber keine österreichische Regierung einlassen können, denn sie bejizt kein Mittel, einem der beiden Volksstämme das llebergewicht dauernd zu sichern. Es giebt, wie schon wiederholt bemerkt wurde, nur einen einzigen vernünftigen Gesichtspunkt für die Verwendung der Sprachen, nämlich das Bedürfniß; er wird und muß zur Anerkennung kommen, sobald man auf beiden Seiten aufgehört haben wird, den Gebrauch der Sprache des Nachbarvolkes als Symptom mangelnder oder abnehmender nationaler Gesinnung, ja als eine Gefahr für den sogenannten Besitzstand der eigenen Nation zu betrachten. Wie vieler Sprachen haben sich die Deutschen im Laufe der Jahrhunderte schon bedient, auch an ihren Grenzen und in Gebieten mit gemischter Bevölkerung, und doch ist das Volk stetig

gewachsen. Aus Deutsch-Tirolern sind noch keine Italiener geworden, obwohl sie zu Tausenden der italienischen Sprache mächtig sind, es werden auch wenige Beispiele von Tschechisirung deutscher, d. h. nicht bloß deutsch sprechender, sondern stammdeutscher Familien aufzuweisen sein, während der Zufluß slavischer Elemente in das deutsche Volk noch niemals ganz aufgehört hat.

Ruhigere Zeiten werden erst den Beweis für die Nothwendigkeit geschlossener Sprachgebiete im Sinne der gegenwärtigen Anschauungen erbringen müssen, es ist nicht ansgemacht, daß man zu allen Zeiten die Anstellung eines zweisprachigen Beamten in einer einsprachigen Gegend als Bedrohung auffassen und in jedem Tschechen, der in einer deutschen Stadt wohnt, einen Agitator für das böhmische Staatsrecht sehen wird. Jezt allerdings, wo der Verkehr der beiden Volksstämme über die dringendsten geschäftlichen Verhandlungen nicht hinanreicht und sich namentlich die Tschechen, wo sie nicht ganz isolirt sind, in den albernsten Herausforderungen und Aeußerungen einer läppischen nationalen Eitelkeit gefallen, konnte die Regierung nur darauf bedacht sein, die Zusammenstöße zu verringern und dem Muthwillen Schranken zu sehen, und mußte sich für die geseßliche Feststellung getrennter Sprachgebiete entscheiden. Worauf man gespannt sein muß, das ist der Weg, den die Regierung nach diesem ersten Schritte einschlagen wird, und ob sie ihre Absichten nur ganz akademisch zur Disfussion stellen oder auch wirklich durchführen will!

Herr von Körber hat ja wohl selbst nachdrücklich betont, die Regierung jei darauf vorbereitet gewesen, daß die Tschechen ihre Vorschläge in Bauch und Bogen verwerfen, sie habe den Beifall der Streitenden nicht erwartet und werde durch den Widerspruch der Streitenden nicht erschreckt. Zu dieser Erklärung hat dann freilich die Aufforderung schlecht gepaßt: „Gehen sie auf die Sache ein und das Uebrige wird sich finden!" Die Streitenden werden nämlich auf die Sache nicht eingehen, weil sie dies als Parteien mit festgenagelten Programmen gar nicht thun dürfen, und es wird sich nichts finden als neuer Hader, zeitraubender Spektakel, unfruchtbare Deklamation und Demonstration. Tavon haben wir aber doch schon allzu reichlich genossen und damit „tommt man auch nicht vorwärts", was der Ministerpräsident, der seit Neuestem außer dem Ministerium des Innern auch das der Justiz verwaltet, so sehr zu wünschen vorgiebt. Zunächst muß die Regierung selbst vorwärts fommen, sie muß regieren und nicht nur konstitutionell jein wollen. Wir wissen ja bereits, wie der Konstitutionalismus in Desterreich von den Völkern mißbraucht und entwürdigt wird. Die Handhabung der konstitutionellen Formen ist ganz werthlos, wenn damit nichts erreicht wird. Will aber Herr von Körber etwas Anderes erreichen, als alle seine Vorgänger, nämlich die Staatsmaschine soweit im Gange erhalten, damit sich ihre mangelhafte Konstruktion nicht allzu auffällig bemerkbar mache? Seine Versicherungen, daß er die Sprachenfrage nicht mehr von der Tagesordnung des Abgeordnetenhauses abseßen wolle,

sind vielleicht ebenso wenig ernst zu nehmen, als die Drohung der Aufhebung der Zollunion mit Ungarn, die Herrn von Szell kaum große Bejorgnisse eingeflößt haben dürfte.

Wie der Abgeordnete Dr. Lecher in dem neuen, groß angelegten Wiener Blatte „Die Zeit“ überzeugend nachgewiesen hat, besteht für die österreichische Regierung durchaus kein Zwang, sich mit den Tarifverein= barungen, die einen Theil des Zoll- und Handelsbündnisses mit Ungarn ausmachen, besonders zu beeilen; der sogenannte autonome Zolltarif darf gar nicht fertiggestellt werden, so lange das Deutsche Reich mit seinen Positionen nicht im Reinen ist. Die von den Tschechen in Aussicht gestellte Obstruktion bei Gelegenheit der Ausgleichsverhandlungen ist daher für das Ministerium Körber vorläufig ziemlich ungefährlich. Nur die Hinausschiebung der Budgetdebatte durch Dringlichkeitsanträge könnte eine bedenkliche Erschütterung seiner Position zur Folge haben. Man glaubt aber nicht, daß die Tschechen sich durch schroffes Auftreten, durch Störung der Erledigung von Staatsnothwendigkeiten" an höchster Stelle mißliebig machen wollen. Auf ihr Zeter und Mordio giebt man so wenig, als auf die sinnlosen Demonstrationen der ungarischen Unabhängigkeitspartei, die im Zeitalter des Sports zu den politischen Abarten unschädlicher Kraftvergeudung gezählt werden dürfen.

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So lange Dr. Rezek das Amt eines tschechischen Landsmann-Ministers bekleidet, kann das Ministerium Körber als feststehend gelten. Im Falle seines Ausscheidens wird dessen Veranlassung für die Neubildung der Regierung von Einfluß sein. Würde sich nämlich der wegen seines Freimuthes sehr angesehene tschechische Politiker genöthigt sehen, dem Monarchen die Erklärung abzugeben, daß er mit dem Vorgehen seiner Landsleute nicht mehr einverstanden sei und aus diesem Grunde ihre Ansichten im Ministerrathe nicht mehr vertreten könne, so würde Körber nichts zu besorgen, die Tschechen aber würden in nächster Zukunft keine Berücksichtigung zu er= warten haben. Sie hüten sich daher, einen zu starken Druck auf ihren Vertreter im Rathe der Krone auszuüben und überlassen ihm lieber die Auswahl der Kompensationen, die sich gerade einheimsen lassen. Der Rücktritt des Justizministers v. Spens-Booden, der vielleicht sehr ungerechterweise bei den Tscheschen verschwärzt war, und die Beförderung des Erzherzogs Ferdinand Karl, eines Bruders des Thronfolgers, zum Brigadefommandanten in Prag dürften zu diesen gerechnet werden. können. Die Tschechen fühlen sich gekränkt, wenn die weitläufigen Räume des Hradschin unbewohnt bleiben, und sind sehr geneigt, in einem darin wohnenden Erzherzog den Repräsentanten des böhmischen, d. h. bei ihnen. soviel als tschechischen Königs, zu erblicken.

Angesichts dieser Ereignisse ist der Ausbruch einer heftigen Krise in unserem Staatsleben augenblicklich kaum zu befürchten. Der Verlauf der eben im Zuge begriffenen Landtagswahlen ist außerdem so wenig stürmisch, die Leidenschaftlichkeit der nationalen Bewegung bei den Deutschen,

die ihnen immer schlecht bekommt, so sichtlich im Ablaufen begriffen, daß auch verderbenbringende Zwischenfälle von Körber nicht befürchtet werden. müssen. Die unzweideutigen Aeußerungen der reichsdeutschen deutschen" auf dem Südmarlfeste in Bozen und bei anderen Gelegen= heiten der leßten Monate, daß sie mit ihrer Reichsregierung in der Ablehnung jeder Einmischung in die Entwicklung der inneren Verhältnisse Desterreichs übereinstimmen und daß die Deutsch - Desterreicher ihre Kraft und ihren Werth als deutsche Stammesgenossen gerade dadurch bethätigen müssen, daß sie ihr Staatswesen gesund und leistungsfähig erhalten, diese durch das unausstehliche und schamlose Gewinsel und Gebettel der österreichischen Pangermanen herausgeforderten Absagen sind nicht ohne Wirkung geblieben. Man wird nun wohl auf jener Seite etwas vorsichtiger sein und Alles vermeiden, was diesseits die unsinnigsten Vorstellungen von der Expansionsfähigkeit des Deutschen Reiches erweckt und Stimmungen be= fördert, die den Deutschen in Desterreich die Thatkraft rauben und der Festigung des Bündnisses der beiden Kaiserreiche, auf dem die Macht der Nation beruht, nicht förderlich sind.

Wer im deutschnationalen Interesse in Lesterreich wirken will. der muß den Glauben an den Bestand des Staates der Habsburger und an seine Bedeutung für die Weltstellung der Deutschen unter den österreichischen Stammesbrüdern stüßen und erheben, der muß dagegen ankämpfen, daß man hierzulande die Hände in den Schooß legt, an dem Ausbau des Staates nicht mit ganzem Herzen und mit dem Bewußtsein mitwirkt, dabei eine nationale Pflicht zu erfüllen, der muß sein Chr verschließen, wenn man ihn durch übertriebene Schilderungen eines gottlob noch nicht hereingebrochenen nationalen Elends täuschen will, der muß davor warnen, daß man mit Utopien spielt und das Volk durch Vertröstungen davon abhält, sich mit ganzer Kraft für das St einzujeßen, mit dem es erwachsen ist und das seine gesammte Ark braucht und verwerthet.

Man erörtert, wie schon so oft, auch eines Zusammenschlusses aller ni Desterreich zu einer mächtigen freisinns Partei, von deren Erganisation fein eby folgschaften der Herren Lueger, Schön despoten auszuschließen wären. Ihr 3 wenn zur Grundbedingung nichts And Erflärung, daß der Ausbau und die S jchen Monarchie als eines mit dem bündeten, aber selbständigen Reiches de punkt zu bilden habe. Was uns tre Gesinnung der uns Nächststehenden, liebtes Versteckenspielen mit dem nationale Erlösung" übergeleitet w

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