ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Schwarzgelb, es ist die Farbe der alten Kaiser, sie hat seit Jahrhunderten vor den Heerhausen der Deutschen geweht, bei Pavia und vor Leipzig, am Rhein und an der Donau, vor Straßburg und vor Ofen, und überall haben die Deutschen sie mit ihrem Blute getränkt und sie als das Sinnbild ihrer Ehre gehütet. Wer hütet sie sonst? Wer will das Reich mit dem schwarzgelben Banner aufrechthalten und festkitten an das der Brüder, die es mitbegründet und miterhalten haben? Wer anders als die Deutschen? Nur auf dem Boden eines Staates kann ein Volk heute blühen und Macht gewinnen. Die Nation ohne Staat ist ein Kulturbegriff, aber keine politische Macht; national ist das Schaffen im Staate zum Wohle der Nation, aber nicht das Träumen von einer Zukunft, die man selbst nicht schaffen will. Also eine deutsche Partei in Oester= reich und für Oesterreich, die nicht nur regierungsfähig wäre, sondern sich auch eifrigst bemühen würde, regierungskundig zu werden! Mit ihr wäre die deutsche Dienstsprache und noch manches Andere zu erreichen, was Herr von Körber als Recht des Staates anerkannt wissen will, mit oder ohne Parlament, mit oder ohne den böhmischen Landtag!

*

Rußland: Der Tibetvertrag. Die Mandschureifrage.
Afghanistan. Die türkischen Meerengen.

Vor einem Monat wurde die Welt mit der Nachricht überrascht, zwischen Rußland und China sei ein Vertrag abgeschlossen worden, nach dem Tibet an die Russen abgetreten" jei und diese dafür der gegen= wärtigen chinesischen Dynastie den unverleßlichen Bestand des eigentlichen. China, der sogenannten achtzehn Provinzen, garantirt hätten.

[ocr errors]

Ueber diesen angeblichen oder wirklichen Vertrag hat man vielerorts recht ungereimtes Gerede zu hören bekommen. Immer tehrte in den Zeitungskommentaren der Gedanke wieder, „daß die russische Machtsphäre nunmehr das britische Indien auch von Norden her umklammere“, und dergleichen mehr. Faktisch würde die Erwerbung Tibets für die Russen, was ihre militärische Stellung Indien gegenüber betrifft, ungefähr ebenso viel bedeuten, wie die Annexion von Spißbergen oder die Flaggenhissung am Südpol. Erstens kann eine russische Armee überhaupt nicht nach Tibet hineinkommen, und zweitens könnte sie, auch wenn sie hineinfäme, von dort aus nicht nach Indien marschieren.

Vor Allem bedarf der Ausdruck „Tibet" erst einer genaueren Bestimmung. Nach der Karte handelt es sich um ein Gebiet von beinahe 134 Mill. qkm, d. h. etwa dem vierfachen Areal Deutschlands, das zwischen zwei der mächtigsten Gebirgssysteme der Erde, dem Kuenlun und dem Himalaya, in einer Ausdehnung von 1600-1700 km von Ost nach West und von etwa 1000 km von Nord nach Süd sich erstreckt. Von diesem Preußische Jahrbücher. Bd. CX. Hest 2.

24

kolossalen Areal kommt faktisch nur ein sehr geringer Theil in Betracht, nämlich nichts außer den Längsthälern des oberen Indussystems und des Brahmaputra (Sanpo), die sich am Nordabhang des Himalaya in einer durchschnittlichen Erhebung von 3000-4500 m hinziehen, und außerdem noch den Thalgebieten im Oberlaufe der Flüsse Mekong und Jangthekiang. Diese verhältnißmätig schmale Zone im Süden und Südosten ist derjenige Theil Tibets, der allein als bevölkert betrachtet werden kann. Wieviel Menschen dort aber wirklich wohnen, entzieht sich jeder Kenntniß; die Schäßungen schwanken zwischen 111⁄2 und 6 Millionen. Wahrscheinlich liegt die erste Zahl näher am Richtigen als die zweite. Der ganze Rest von Tibet, mehr als 3/4 des Landes, ist unbewohnt oder so gut wie unbewohnt, und zwar in erster Linie wegen der abnormen Erhebung des Erdbodens über das Meeresniveau. Tibet ist der mächtigste Hochlandsblock der Erde; auf einen Raum von der doppelten Größe Deutschlands liegen nur wenige Gebiete etwas niedriger als der Gipfel des Montblanc, und die durchschnittliche Erhebung schwankt um 5000 m. Auf dieses an sich schon so kolossal emporgehobene Plateau finden sich dann noch zahl= reiche, überwiegend von Est nach West streichende Längsketten mit Paßübergängen, die an 6000 m Höhe heranreichen, aufgeseßt.

Die einzigen Zugänge zu dem bewohnten Theil Tibets führen denn auch nicht von Norden her über das Hochland, sondern von Süden aus der Tiefebene von Hindostan, über verschiedene Himalayapässe, sowie von Osten und Nordosten her, aus dem inneren China, hinein. Von Westen kommt man noch durch das obere Industhal von Kaschmir hinein; dieses aber ist selbst nichts Anderes als die westliche Fortseßung des tibetanischen Hochlandes nördlich der Hauptkette des Himalaya und bildet einen britischen Schußstaat. Wie in aller Welt sollte also eine russische Armee es anfangen, selbst nur nach Tibet hineinzukommen und die Hauptstadt Lhasa, von wo aus verschiedene Wege über die Himalayakette nach Indien führen, zu bejezzen? Der Reijende Sven Hedin, der im Jahre 1896, während des Hochsommers, also in der günstigsten Jahreszeit, es unternommen hat, von Kaschgar und Chotan im chinesischen Ostturkestan aus, bis wohin die Russen ja leicht von ihrer mittelasiatischen Operationsbasis aus gelangen könnten, den Kuenlun zu überschreiten und die Hochebenen des inneren Tibet zu betreten, erzählt in höchst anschaulicher Weise, welch immenjen Schwierigkeiten schon seine verhältnißmäßig kleine und gut ausgerüstete Karawane begegnete. Die Wirkungen des Höhenklimas äußerten sich bei den meisten seiner Leute in langwierigen und schweren gesundheitlichen Störungen; sein chinesischer Dolmetscher und Reisebegleiter wurde überhaupt marschunfähig und mußte zurückgeschickt werden. Die Ernährung der Reit- und Tragethiere der Karawane stellte wegen des fast absoluten Futtermangels in den vegetationsarmen Hochthälern eine unlösbare Aufgabe; die meisten Pferde und Esel gingen im Laufe des zweimonatlichen Marsches zu Grunde. Es kann daher als eine absolute Unmöglichkeit bezeichnet werden, daß selbst

eine noch so reich ausgerüstete Truppenabtheilung, wenn sie die Zahl eines sogenannten Jagdkommandos erheblich übersteigt, auf dem Wege von Russisch-Turkestan her nach Lhasa oder Schigatse in das tibetanisch-indische Grenzgebiet gelangt.

Da es nun doch nicht wohl anzunehmen ist, daß die Russen die Absicht hätten, ihre etwaigen Bejazungstruppen auf dem Wege über Kalkutta und die Himalayapässe nach Tibet zu schicken, so bliebe nur die Verbindungslinie zwischen Lhasa und dem inneren China übrig, die durch die Thäler des Hoangho und Weiho über den See Kukunor und die Zaidam genannten Sumpfebenen des nordöstlichen Tibet in einer Länge von rund 3000 km existirt. Diese Route kommt für eine Armee aber auch nicht in Betracht, da sie jenseits der Grenzen des eigentlichen China selbst für Gebirgsartillerie und jeden noch so sparjam bemessenen Train unbrauchbar ist und überdies dazu mindestens auf der Hälfte der ganzen Strecke keine Ernährung der etwa marschirenden Truppe aus dem Lande selbst möglich ist. Falls also die Sache mit dem Tibetvertrag ihre Richtigkeit haben sollte, und falls Rußland überhaupt die Absicht hegt, seinem zukünftigen Vertreter in Lhasa Militär beizugeben, so könnten es doch nicht mehr als höchstens einige Schwadronen Kosaken sein.

Eine ganz andere Frage ist es natürlich, ob die Erwerbung Tibets für Rußland nicht nach einer ganz anderen Seite hin als der militärischen von wichtigen Folgen begleitet sein kann. Unzweifelhaft! Bekanntlich ist Tibet China gegenüber nicht eigentliches Reichsterritorium, sondern ein Vasallenstaat mit ziemlich lockerer Abhängigkeit. Die chinesische Regierung hat zwar zwei Residenten in Lhaja, deren jedem ein besonderer Einflußbezirk zugewiesen ist; aber im llebrigen hat sie auf die inneren Verhältnisse und die Verwaltung des Landes nur einen sehr geringen Einfluß. Chinesische Pässe werden z. B. von den tibetanischen Behörden nicht respektirt, sondern es bedarf, um im Lande reisen zu können, für Ausländer einer besonderen Erlaubniß der tibetanischen Regierung. Von militärischen Machtmitteln Chinas in Tibet, Garnisonen, Befestigungen und dergleichen, ist nicht zu reden; die Mittel, mit denen es sein Prestige als Oberlehnsmacht in Lhaja aufrecht erhält, sind nicht militärischer, sondern moralischer und finanzieller Natur. Eine Abtretung" Tibets an Rußland würde also nichts weiter bedeuten, als die Cession dieser lockeren Hoheitsrechte.

Trotzdem wird man annehmen dürfen, daß die Erwerbung der Lehnshoheit über Tibet für Rußland einen merklichen politischen Gewinn bedeuten würde, und zwar insofern, als der Zar hierdurch in die Stelle der offiziellen Schußmacht des Buddhismus einrückte. Tibet ist ein geistliches Staatswesen; der achte Theil seiner Bevölkerung soll aus buddhistischen Klerikern, den sogenannten Lamas, bestehen. Nach offizieller Anschauung regiert eine stets von Neuem wiedergeboren werdende Jukarnation Buddhas jelber, der sogenannte Dalai Lama, das Land. Thatsächlich hat dieser Lama allerdings wenig zu sagen. Er ist meistens ein Knabe, der (aus begreiflichen Gründen)

selten das 18. Lebensjahr, die Grenze der Volljährigkeit, überschreiten soll und bis zu diesem Termin führt das Kollegium der Groß-Lamas, im Einverständniß mit den beiden chinesischen Kommissaren, die Regentschaft. Diese buddhistische Hierarchie ist es aber, auf deren Haltung es für jede Macht, die in Tibet Einfluß ausüben will, in erster Linie ankommt, und diese Leute sind ebenso unwissend wie dem Gelde zugänglich. Sie auf einem solchen Wege zu gewinnen, würde für Rußland wenig Schwierigkeiten haben. Rußland könnte sich damit begnügen, die chinesische politische Vertretung in Lhasa durch die seinige zu ersehen, und es wird den Werth seiner neuen Position darin suchen, daß es den Einfluß der tibetanischen Hierarchie auf die buddhistischen Elemente in der Bevölkerung Ostasiens China, Korea, Japan zu seinen Gunsten spielen läßt. Unter Umständen könnte das eine Sache von nicht geringer Wichtigkeit werden, namentlich in China und Korea. Das Verhältniß zur Zentrale der buddhistischen Orthodorie ist aber besonders von Bedeutung für die russischen Absichten auf die Mongolei. Dort residirt der zweite lebendige Gott", ein geringeres Seitenstück zum Dalai Lama von Lhaja, und auch unter den eigentlichen Mongolen ist der Einfluß der Lamas in hohem Grade maßgebend. Das Protektorat über den tibetanischen Lamaïsmus würde also für Rußland auch bedeuten, daß es in der Mongolei nach Belieben schalten kann, ohne Schwierigkeiten von Seiten der eingeborenen Bevölkerung zu begegnen. Im chinesischen Ost-Turkestan soll nach Allem, was darüber verlautet, der russische Generalkonsul von Kaschgar ohnehin bereits der eigentliche Herr sein, auf dessen Wunsch und Willen ebenso viel, wenn nicht mehr, ankommt, als auf die Befehle der chinesischen Regierung. In Verbindung mit dieser faktisch vorhandenen Stellung in Turkestan und der Okkupation der Mandschurei würde also der Tibetvertrag nichts weniger bedeuten, als die Angliederung des gesammten inneren Asiens bis an die große Mauer und der Oberlauf des Jangtzekiang an Rußland.

Natürlich würde sich diese Veränderung auf der Landkarte um ein Vielfaches imposanter ausnehmen, als in der politischen Wirklichkeit, aber für bedeutungslos dürfte man sie darum doch nicht ansehen. Durch InnerAsien, durch das große Völkerthor der Djungarei, am Nordabhang des Nanschan Gebirges entlang, und durch die Thäler des Weiho und des Hwangho führt die fürzeste und für eine dereinstige Bahn bei Weitem bequemste Verbindungslinie zwischen Ostasien und Europa. Bei der Ausgestaltung unserer modernen Verkehrstechnik verwandelt sich der Raum - im Alterthum und Mittelalter das größte Hinderniß politischer Ausbreitung und Konsolidation jezt für den, der ihn beherrscht, aus einem Momente der Schwäche in eins der Stärke. Die sibirische und die Mandschureibahn bleiben für Rußland immer mit dem Fehler belastet, daß sie an ihrem Endpunkt dem Reiche zwar eine Position gegenüber dem stärksten Gegner in Ostasien, Japan und seinen Verbündeten, gewähren, aber ein Zugang zu dem eigentlich reichen und dichtbevölkerten Wirthschafts

zentrum Asiens, der großen chinesischen Ebene und dem Becken des Jangtsekiang. eröffnet sich von dort aus nicht. Auch die geplante Eisenbahn von Kiachta nach Peking durch die Mongolei würde dieses eigentliche Kerngebiet Ostasiens nur an seiner äußersten Peripherie treffen. Erst eine Eisenbahn durch Inner-Asien, welche die Stromthäler des Jli und Weiho eine Distanz von 2500 km oder die Länge der Bagdadbahn

mit= einander in Verbindung setzte, würde die Stellung Rußlands gegenüber China und den Mitbewerbern um den Einfluß dort zu einer überwältigenden machen. Das Weihothal bildet den Schlüssel zur Herrschaft über das gesammte innere und östliche Asien. Hier gabeln sich bei der ältesten chinesischen Hauptstadt Hsinganfu die beiden großen Straßen, auf denen man aus dem Inneren Chinas in die Stromlandschaften des unteren Hwangho und des Jangtsekiang hinabgelangt; nordöstlich dem Thal des Hwangho folgend nach Tientsin und Peking, südöstlich durch eine in das Gebirge von Schensi tief eingeschnittene Scharte nach Schaschi und Hankau am Jangtzekiang.

Aus dem Weihothal hat sich in ältester Vorzeit die chinesische Macht, an jenen großen natürlichen Verbindungslinien entlang abwärts steigend, allmählich über das ganze jezige China verbreitet. Wer dies Gebiet und seine Hauptstadt, den großen Straßenschlüssel Hsinganfu, besigt, der ist von Osten, von der Seeseite her, unangreifbar, wie das der Rückzug des chinesischen Hofes während der Epoche der letzten Wirren bis an diesen Plaß und die faltische Unmöglichkeit des Vormarsches der europäischen Truppen dorthin bewies; er kann aber seinerseits nach Belieben in jeder der beiden für die Herrschaft in China entscheidenden Richtungen vorstoßen! Thatsächlich zielen denn auch die letzten Absichten der russischen Politik auf keinen anderen Play als auf dieses Hsinganfu und auf das Weihothal. Unter diesem Gesichtspunkt müßte auch der Tibetvertrag betrachtet werden. Zwar führt die direkte Linie von Kuldscha am Ili nach Hsinganfu nicht durch Tibet, sondern nur nahe der äußersten Nordostgrenze dieses Landes entlang, aber für ihre Herstellung ist das Verhältniß zu den Eingeborenen, mögen es Tibetaner, Tanguten oder sonst Mongolen sein, von großer Bedeutung. Es ist ja auch noch nicht an dem, daß Rußland die große innerasiatische Bahn, auf deren zukünftige Trace seiner Zeit kein Geringerer hingewiesen hat, als Ferdinand von Richthofen, schon baute oder zu bauen im Begriff stände; daran aber, daß der Plan und die feste Absicht, bei der ersten sich bietenden Möglichkeit an die Verwirklichung dieser Rußland die Herrschaft über Asien verheißenden Idee heranzutreten, bestehen, giebt es gar keinen Zweifel. Bekanntlich ist zur Zeit die Bahn von Orenburg nach Taschkent im Bau. Diese oder die geplante Verbindungslinie von Taschkent nach Nordosten zur sibirischen Magistrale hin werden das Ansahstück für die innerasiatische Zentralbahn ins Weihothal bilden.

Ob freilich die Finanzlage Rußlands es je erlauben wird, diesen, man möchte sagen weltbewegenden Gedanken einmal zur Verwirklichung zu

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »