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durch Verwendung besserer Ackergeräthe, durch Düngung und ähnliche Kulturmittel. Nach dieser Richtung hin hat die Verwaltung der anatolischen Bahn durchaus erkannt, worauf es ankommt. Sie hat den Posten eines jogenannten Kulturinspektors geschaffen, dessen Aufgabe es ist, den Bauern bei der Verbesserung ihrer landwirthschaftlichen Produktion zur Hand zu gehen. Der gegenwärtige Kulturinspektor hat nach dieser Richtung hin sehr schöne Erfolge erzielt. Insbesondere sind in den lezten Jahren 600 eiserne Pflüge an die Bauern im Bahngebiet verkauft worden. Der anatolische Bauernpflug, der sogenannte Saban, besteht im Wesentlichen aus einem gekrümmten Holz mit eisenbeschlagener, bisweilen auch blos im Feuer gehärteter Epiße, und einer Vorrichtung zum Anspannen der Zugthiere. Auch die größten und stärksten Sabans stehen aber weit hinter der Leistung eines leichten europäischen Eisenpfluges zurück. Kulturinspektor Scheiblich hatte die Freundlichkeit, mich zu einigen Erkursionen aufs Land in die Umgegend von Estischehir mitzunehmen und mir den Landwirthschaftsbetrieb an verschiedenen praktischen Beispielen, sowohl auf einem größeren Gut. als auch in bäuerlichen Wirthschaften, zu zeigen. Dabei kam das Gespräch mit einem wohlhabenden türkischen Bauern auf die verschiedene Leistungsfähigkeit des deutschen Pfluges und seines Sabans. Der Mann machte sich anheischig, mit dem Saban ebenso tief zu pflügen wie mit dem neuen Geräth, ließ den größten und stärksten Saban, den Herr Scheiblich wie ich je gesehen hatten, hervorholen, dazu ein Paar Büffel, die doppelt so viel Kraft haben, als ein Ochsengespann, und nun gings los. Wirklich drang die breite eisenbeschlagene Spize des Saban bis zu sieben Zentimeter in das Erdreich ein und zog eine schöne breite Furche. Das war aber Ausnahmeleistung. Der gewöhnliche Saban geht nicht tiefer als 3-4 Zentimeter und schafft eine dünne, ungleichmäßige Furche. Der deutsche Eisenpflug, den die anatolische Kulturinspektion dem Bauern liefert, geht aber je nach der Kraft des Gespanns 13-15 Zentimeter tief und wirft überdies die aufgepflügten Schollen vollständig um, jodaß eine viel bessere Durchwitterung der Ackerkrume erfolgen kann, als bei der Arbeit der dreieckig zugespizten Schar des Saban, die den Erdboden einfach aufwühlt.

Der Ertrag von Feldern, die mit dem von der Bahnverwaltung eingeführten Pflug und mit dem Saban bearbeitet sind, ist ein außerordentlich verschiedener: die rationelle Pflügung leistet bis zum

Doppelten des sonstigen Resultats. Abgesehen davon ist es aber ein Haupterfolg der neuen Pflüge, der sich freilich erst voll äußern wird, wenn ihre Anwendung in noch viel ausgedehnterem Maße stattfinden wird als heute, daß sie die Gefahr der Mißernten bedeutend verringern. Bei der blos oberflächlichen Auffrazung des Bodens durch den Saban bleibt meist in geringer Tiefe das Erdreich hart und undurchlässig. Es kann, sobald der Regen fällt, lange nicht die ganze niedergehende Feuchtigkeit rasch in sich aufsaugen, und wenn Dürre eintritt, so verdunstet der geringe Vorrath in der dünn aufgelockerten Schicht in verderblich kurzer Frist. Dasselbe ist ja auch ein Hauptgrund der ruff is chen Mißernten, die viel weniger auf die Aenderung des Klimas in Folge der Entwaldung zurückgehen, als darauf, daß die immer schlechter werdende Felderbestellung die Widerstandsfähigkeit der Saaten gegen Trockenperioden, die sie früher ohne erhebliche Schädigung überstanden hatten, jezt in verderblichem Maße herabgejezt hat. Ich habe in meinen Auffäßen über die russische Wirthschaftskrisis Gelegenheit gehabt, darauf hinzuweisen, daß bei rationellem landwirthschaftlichen Betriebe auch während sogenannter Mißjahre im rufsischen Schwarzerdegebiet ganz leidliche Ernten erzielt werden, im Gegensatz zu den Bauernwirthschaften, über die dann der Ruin hereinbricht. Der einzige Grund dafür ist die bessere Feldbestellung, namentlich das tiefere Pflügen. Genau um dasselbe handelt es sich jezt in Anatolien, nur mit dem Unterschiede, daß, was für den russischen Bauern unmöglich ist, der Uebergang zu einer besseren Wirthschaftsmethode, durch die weitblickenden und geschichten Maßnahmen der anatolischen Bahnverwaltung, für den Türken zu gelingen beginnt.

Es kommt also in der Hauptsache darauf an, den Leuten bessere Ackergeräthe zu geben, als den vorweltlichen Saban. Bis ein Pflug fonstruirt war, der den Bodenverhältnissen und der durchschnittlichen Leistungskraft des Zugviches entsprach, bedurfte es verschiedener Experimente. Aber das gegenwärtig erreichte Resultat ist denn auch thatsächlich ein sehr befriedigendes. Die Bahnverwaltung läßt die Pflüge durchweg leichte aber kräftige Eisenkonstruktion -- von einer jüddeutschen Fabrit herstellen und liefert sie den Bauern nicht nur zum Selbstkostenpreise, sondern transportirt sie ihnen auch auf der Bahn unentgeltlich bis an den Ort der Abnahme und erleichtert ihnen die Abzahlung des Betrages durch die Erlaubniß ratenweiser

Tilgung. Die in den lezten Jahren abgesetzten 600 Pflüge entsprechen etwa einer Fläche von 10 000 Hektaren, die zur Zeit mit tiefer greifender Kultur à la franca" bearbeitet werden.

Eine Hauptkalamität, unter der die primitive orientalische Landwirthschaft zu leiden hat, ist der Mangel an Saatgut in Jahren der Mißernte. Ausgesprochener Mißwachs zieht, falls keine rationelle Hilfeleistung von außen eingreift, regelmäßig noch ein zweites unbefriedigendes Jahr, selbst bei den günstigsten Witterungsverhältnissen, nach sich, weil die Leute nicht genügend storn geerntet haben, um sich bis zur nächsten Ernte zu ernähren und dazu noch das Saatgut übrig zu behalten. In der Noth essen sie auf, was sie zur Ausjaat verwenden sollten. In solch einer Lage war Anatolien in der Bestellkampagne 1899 1900. Hätte die Bahngesellschaft nicht mit reichlichen Vorschüssen besten Saatguts eingegriffen, so wäre auch noch das nächste Jahr weit schlimmer ausgefallen, als es in Folge dieses Beistandes geschah. Bei dieser Gelegenheit hat man übrigens ebenso wie beim Verkauf der Pflüge gute Erfahrungen mit der Ehrlichkeit der türkischen Bauern gemacht. Die Leute waren keine schnellen aber vollkommen zuverlässige Zahler; sie kamen öfters und erflärten rund heraus, sie hätten zwar geglaubt, um die und die Zeit das Ganze entrichten zu können oder doch mehr, als sie jezt gerade mitbrächten, und wenn man darauf bestände, das Geld zum Termin zu haben, so seien sie auch bereit, ihr Vieh zu verkaufen aber dann würden sie in der Bestellung ihres Ackers doch wieder beeinträchtigt sein. Natürlich erhielten sie eine weitere Frist. Diese rationelle Politik der Bahngesellschaft verdient um so höhere Anerkennung, als ja für die Interessenten der anatolischen Bahn (mit Ausnahme des Stückes Spannung zwischen dem etwaigen Minderertrag der Nonialinie und der unteren Garantiegrenze von 7000 Francs) eine sichere Verzinsung des aufgewandten stapitals auch ohnedies gegeben ist. Die türkische Regierung hat den Bruttoertrag auf 15 000 resp. 10 300 und 14 500 Francs pro Kilometer aufzufüllen, gleichviel wie hoch die eignen Einnahmen der Bahnlinie sind. Selbst unter Anrechnung des von der Gesellschaft zu tragenden Defizits auf der Konialinie, insofern diese bisher noch keine 7000 Francs pro stilometer eingebracht hat, haben die Aktien der anatolischen Bahn (mit Ausnahme der beiden Jahre 1891 und 1899, in denen nur eine 42prozentige Verzinjung erzielt wurde) regelmäßig 5 Prozent gezahlt.

Die türkische Regierungsgarantie für das Net der anatolischen

Bahn ist in der Art sicher gestellt, daß die Regierung die Zehnten der Regierungsbezirke (Sandschaks) Ismid, Ertogrul, Kju tahia, Angora, Trapezunt und Güm ü s ch - C h a né der Verwaltung der dette publique überwiesen hat, welche sie direkt einzieht und aus den Eingängen alljährlich soviel an die Gesellschaft abführt, wie auf Grund der Garantieübernahme an sie auszuzahlen ist. Alle Zehnten, welche die Regierung zur Sicherstellung des der anatolischen Bahn garantirten Bruttoeinkommens verpfändet hat und etwa noch verpfänden sollte, bilden ein Ganzes und haften solidarisch für die Erfüllung der einzelnen Garantieverpflichtungen der Regierung.

Von den genannten sechs Sandschaks werden die vier ersten von der Bahn selbst durchzogen. Hier ist es möglich, auf Grund der vorhandenen statistischen Daten über die Eingänge der Zehnten seit Begründung der Administration der dette publique ein gewisses Bild von den direkten wirthschaftlichen Folgen des Bahnbaues, speziell für den Eingang des Zehnten zu gewinnen. Ich bemerke noch, daß der sogenannte Zehnt in Wirklichkeit nicht den zehnten sondern den achten Theil der Ernte repräsentirt und in natura von den Bauern und sonstigen Grundbesißern eingehoben wird. Die Methode der Einziehung ist in den einzelnen Theilen des Reiches verschieden; die Regel bildet die Verpachtung des Zehnts gegen eine in die Regierungskaffe zu zahlende Pauschalabfindungsjumme an finanzielle Unternehmer, die ihrerseits das Recht haben, Militär und Polizei zur Eintreibung der Steuer zu requiriren. Das System der Steuerverpachtung hat sich also auf diesem Boden von der Römerzeit an bis jetzt erhalten und führt heute noch zu ganz denselben Uebelständen wie damals, insofern es auf keine Weise zu verhindern ist, daß die Steuerpächter in der Regel viel mehr nehmen, als ihnen rechtlicher und billiger Weise zukommt. Die Folge dieser beständigen Plünderungen, denen namentlich der Bauer unterliegt, ist natürlich unter Anderem die, daß die Leute entmuthigt werden, ihre Wirthschaft, selbst wo sie es könnten, zu vergrößern und zu verbessern. Bestände in Anatolien eine geeignetere Steuerverwaltung, so würde die Ausdehnung des Ackerbaues in Folge der Durchlegung des Eisenbahnneges eine noch viel stärkere sein, als es jetzt der Fall ist.

Es betrugen in den vier erstgenannten Verwaltungsbezirken, denen die Garantieleistung für die Stammlinie KonstantinopelAngora auferlegt ist (die Sandschaks von Trapezunt und Gümüsch

Chané haben für die Strecke Eskischehir Konia aufzukommen), die
Zehnteinnahmen zusammen genommen folgende Summen:

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Hielte man nur die Jahre 1889 (Beginn der Administration
der dette publique) und 1901 gegeneinander, so ergäbe sich also im
Bereiche der vier hauptsächlichsten von der Nordlinie der anatolischen
Lahn durchzogenen Sandschaks eine Steigerung des Steuerertrages
um beinahe 78 Prozent. Da es aber sein Mißliches hat, Vergleiche
dieser Art, bei denen es sich um Größen handelt, die von Jahr zu
Jahr auf natürlichem Wege großen Schwankungen ausgesezt sind,
auf der Basis zweier einzelner Jahre vorzunehmen, so wird es rath-
sam sein, besser Durchschnittsziffern aus zwei verschiedenen Gruppen
von Ernte- und Finanzjahren zu ermitteln. Am 31. Dezember 1892
wurde die Angoralinie der anatolischen Bahn eröffnet; nehmen wir
an, daß sich nach zwei bis drei Jahren in jedem Falle bei guter wie
bei schlechter Ernte die ersten Wirkungen des Bahnbaues auf die Ge-
treideproduktion eingestellt haben, und trennen demnach die ganze
Jahresreihe 1889-1901 in zwei Gruppen von je sechs Jahren, so
ergeben sich an Steuereingängen:

Im Jahresdurchschnitt von 1889-1895: ca. 154 000 Ltq.
1895-1901: ca. 193 000 Ltq.

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Diese beiden Zahlen sind durch die verhältnißmäßig lange Reihe
von Komponenten, aus denen jede von ihnen gewonnen ist, beweis-
kräftig genug, um die bedeutende Steigerung der Zehnteinnahmen

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